'Die geschützten Männer' - Seiten 139 - 212

  • Nun sind wir da angekommen, wohin die Handlung bisher schon hingedeutet hat:
    Die an der Macht befindlichen Frauen, die nebenbei mit der Aufrechterhaltung eines Mindestmaßes an Wirtschaft kämpfen, sinnen nach Methoden der Reproduktion ohne den Geschlechtsakt und in nächsten Konsequenz ganz ohne die Notwendigkeit auch indirekter männlicher Beteiligung. Stien forscht an der Technik des Clonens...Zur Entstehungszeit des Buches lag das wohl noch in weiter Ferne. Vorerst wird aber noch indirekt der Mann(auch Martinelli) gebraucht, und sei es als Spender.


    Ich empfinde den doch eher einem Bericht ähnelnden Stil des Romans als sehr passend zur um sich greifenden Unpersönlichkeit und Nüchternheit, zu der die neue Gesellschaft greift.


    Immerhin, es regt sich Widerstand, insgeheim im Untergrund, so wie in jeder Diktatur.


    Und Anita verlässt Martinelli nun endgültig. Es war zu erwarten, auch dass sie angibt, es zu tun, um ihn zu schützen. Vielleicht ist das auch so. Trotzdem traurig für ihn.


    Ich möchte den Sohn nicht vergessen. Er taucht immer wieder an den Rändern der Geschichte auf, unauffällig. Dabei wird das, was hier entsteht, seine Zukunft sein.

  • Zitat

    Original von Zuckelliese
    Im 10. Kapitel war der Besuch beiH.H. Die Beschreibung dieser Dame war einfach köstlich. Dominante Frauen in der Führungsebene sind wahrscheinlich ebenso furchtbar, wie beim anderen Geschlecht.


    Das mag sein.


    Ich habe mit diesem Helsingforth-Handlungsstrang so meine Schwierigkeiten. Ich finde die Figur der H.H. maßlos überzogen, sowohl in Aussehen und als auch praktischem und verbalem Handeln. Diese walkürenhafte Machtfrau ist fast schon wieder ein Klischee. Ich persönlich finde, dass sie besser die mysteriöse, unberührbare Herrin im Hintergrund und in der Unsichtbarkeit geblieben wäre.

  • Zitat

    Original von Clare


    Das mag sein.


    Ich habe mit diesem Helsingforth-Handlungsstrang so meine Schwierigkeiten. Ich finde die Figur der H.H. maßlos überzogen, sowohl in Aussehen und als auch praktischem und verbalem Handeln. Diese walkürenhafte Machtfrau ist fast schon wieder ein Klischee. Ich persönlich finde, dass sie besser die mysteriöse, unberührbare Herrin im Hintergrund und in der Unsichtbarkeit geblieben wäre.


    Ja, Helsingforthe wirkt wie eine schlechte Karrikatur :rolleyes


    Interessant, was Merle da an medizinischem Wissen drauf hat. Das erste Retortenbaby gab es 1978, auch das Klonen steckte noch in den Kinderschuhen.
    Und wie er sich die politischen Entwicklungen in den USA vorstellt, an denen er kein gutes Haar läßt, finde ich sehr spannend. Das Zusammenrücken Europas, das Aufeinanderzugehen Japans und Chinas - er gewinnt dem ganzen also auch etwas Positives ab, nur nicht in den USA. Hier scheinen nur Irre an der Macht zu sein, egal welchen Geschlechts.
    Aber es formt sich ja ein Widerstand, mal sehen, wohin das noch führt.


    Wobei mir Burage etwas auf den Geist geht, dieses Gespräch zwischen ihr und Ralph :pille :rolleyes Das war mir zuviel Rumgezicke ihrerseits. Mit Ralph kann ich allerdings auch nicht viel anfangen. Sympathisch ist er mir nicht.

  • Zitat

    Original von Rosha



    Ich glaube, der Autor hatte etwas zu viel Angst vorm Feminismus. Das Bild, das er zeichnet, ist meiner Meinung nach zu krass. Mir kommt es so vor, als spräche er der Frau grundsätzlich jede Sexualität, bzw. die Lust daran ab. Das Frauenbild, das er entwirft, lässt glauben, dass die Frauen froh sind, endlich von der "Last des Beischlafs" befreit zu sein. (Ob er da von seiner Ehe ausgehend extrapoliert hat? :grin)


    Ich denke, spätestens das siebte Kapitel zeigt, dass es wohl vordergründig einen anderen Grund für diesen kruden Rollentausch gibt (auch wenn ich Roshas Hypothese nicht ganz in Abrede stellen will ;-)). Das ganze ist zwar alles andere als glaubwürdig, aber ich glaube das nimmt Merle bewusst in Kauf, um sein Gedankenexperiment durchzuziehen. Indem er negativ darstellt, wie die umgekehrte Geschlechterrolle als davon Betroffener auf ihn wirkt, macht er sich ja eher zum Anwalt der Gleichberechtigung.


    Aber ich glaube, das Geschlechterthema ist nicht das einzige Element, worum es dem Autor geht. Ein genauso wichtiges ist für mich die politische Komponente. Indem er schildert, wie einfach es ist , in einer autokratischen Gesellschaft wider der Vernunft und wider der Natur Meinungen und Dogmen zu installieren und wie wichtig es ist, mit mutiger Entschlossenheit der Vernunft Geltung zu verschaffen, bezieht er auch klar politisch Stellung.


    Ich kann das Buch nicht unabhängig davon lesen, in welchem Kontext ich es erstmalig gelesen habe. Gerade diese politische Aussage war etwas ganz Unerhörtes in der damaligen DDR und um so überraschender war es, dass man dieses Buch damals ganz offiziell erwerben konnte (aber Merle-Bücher waren auch sogenannte Bückware ;-)). Darüber hinaus natürlich die für DDR-Verhältnisse teilweise recht freizügig geschilderten Gedanken über Sexualität - Beides waren ein Grund für die Beliebtheit.


    Aus heutiger Sicht wirken gerade die Gedanken zur Sexualität auch auf mich sehr antiquiert und man merkt ihnen an, dass sie aus einem vergangen Jahrhundert stammen. Aber wie ich schon in meinem Kommentar zum ersten Abschnitt erwähnte, sollte man davon beim Lesen abstrahieren, denn wir können Merles Werk nur als das bewerten, was es ist. Eine Bestandsaufnahme von existierenden Ansichten darüber in der Perspektive von vor 40 Jahren.


    Ich bin noch äußerst interessiert, aber ich muss gestehen, dass es für mich heute völlig anders rüberkommt als damals.

  • Zitat

    Original von Clare
    Ich habe mit diesem Helsingforth-Handlungsstrang so meine Schwierigkeiten. Ich finde die Figur der H.H. maßlos überzogen, sowohl in Aussehen und als auch praktischem und verbalem Handeln. Diese walkürenhafte Machtfrau ist fast schon wieder ein Klischee. Ich persönlich finde, dass sie besser die mysteriöse, unberührbare Herrin im Hintergrund und in der Unsichtbarkeit geblieben wäre.


    Das ging mir genauso. Und dann auch noch diese Sado-Maso-Liebe. Furchtbar. Da wird ein Klischee mit dem anderen erschlagen. :-(

  • Zitat

    Original von Rosha


    Das ging mir genauso. Und dann auch noch diese Sado-Maso-Liebe. Furchtbar. Da wird ein Klischee mit dem anderen erschlagen. :-(


    Fand ich auch. Diese Figur wurde irgendwie "geopfert", anders kann ich es gerade nicht ausdrücken. Das lief in die falsche Richtung, mMn.

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Interessant, was Merle da an medizinischem Wissen drauf hat. Das erste Retortenbaby gab es 1978, auch das Klonen steckte noch in den Kinderschuhen.


    Das hat mich auch beeindruckt. Die Idee mit dem Klonen muss damals wirklich eindrucksvoll gewesen sein.


    Zitat

    Original von JaneDoe
    Und wie er sich die politischen Entwicklungen in den USA vorstellt, an denen er kein gutes Haar läßt, finde ich sehr spannend. Das Zusammenrücken Europas, das Aufeinanderzugehen Japans und Chinas - er gewinnt dem ganzen also auch etwas Positives ab, nur nicht in den USA. Hier scheinen nur Irre an der Macht zu sein, egal welchen Geschlechts.
    Aber es formt sich ja ein Widerstand, mal sehen, wohin das noch führt.


    Ach ja, und welches Land war nochmal das Gute, ach was sag ich, das Beste!? ;-) Frankreich? Mal kurz überlegen, wo kommt der Autor her... :grin


    Zitat

    Original von JaneDoe
    Wobei mir Burage etwas auf den Geist geht, dieses Gespräch zwischen ihr und Ralph :pille :rolleyes Das war mir zuviel Rumgezicke ihrerseits. Mit Ralph kann ich allerdings auch nicht viel anfangen. Sympathisch ist er mir nicht.


    Ralph ist ein Idiot. Mit ihm werde ich auch nicht warm. Das ist wohl auch mit ein entscheidender Punkt, warum ich das Buch immer noch nicht fertig gelesen habe. Mich interessiert der Prota nicht und die Schreibweise ist laaaangweilig. Liest sich wie das Quartalsblatt zur politischen Bildung der Bundesregierung. So spritzig wie abgestandenes Bier. Ich werde wohl keinen weiteren Merle mehr lesen.


    Die Spermaentnahme war ja auch sowas von daneben! Wieso braucht es dazu eine Assistentin? Kann Ralph sich nicht alleine einen von der Palme wedeln?

  • Zitat

    Original von Rosha
    Ralph ist ein Idiot.


    Damit ist eigentlich schon alles gesagt :lache


    Zitat

    Original von Rosha
    Die Spermaentnahme war ja auch sowas von daneben! Wieso braucht es dazu eine Assistentin? Kann Ralph sich nicht alleine einen von der Palme wedeln?


    Ja, fand ich auch furchtbar. Aber wahrscheinlich git es keinen Playboy und keine Pornoheftchen mehr und ohne kann er nicht :chen

  • Zitat

    Original von arter
    Aber ich glaube, das Geschlechterthema ist nicht das einzige Element, worum es dem Autor geht. Ein genauso wichtiges ist für mich die politische Komponente. Indem er schildert, wie einfach es ist , in einer autokratischen Gesellschaft wider der Vernunft und wider der Natur Meinungen und Dogmen zu installieren und wie wichtig es ist, mit mutiger Entschlossenheit der Vernunft Geltung zu verschaffen, bezieht er auch klar politisch Stellung.


    Das Geschlechterthema IST ein politisches Thema!


    Natürlich ist es wichtig, immer wieder auf die Gefährlichkeit diktatorischer Strukturen hinzuweisen und zu betonen, wie wichtig Zivilcourage und die Benutzung des eigenen Gehirns ist.
    Die mutige Entschlossenheit geht jedenfalls nicht von Ralph aus. Ich wiederhole mich gerne. Er ist ein Idiot. :grin Da gefällt mir Stien viel besser. Oder Dave. Ich glaube, der kapiert schon mehr als sein Vater.


    Die Figur, die mir am besten gefällt, ist Joan Pierce. :-]

  • Zitat

    Original von JaneDoe


    Ja, fand ich auch furchtbar. Aber wahrscheinlich git es keinen Playboy und keine Pornoheftchen mehr und ohne kann er nicht :chen


    Hm :gruebel
    Ich habe es beim Lesen immer eher als eine Art Verhöhnung gesehen. Sie schicken ihm diese ehemalige Liebesdienerin, die ihm "hilft", aber durch den offiziellen Charakter dieser Angelegenheit wird er eigentlich erniedrigt, und das noch unter dem Mäntelchen des ihm-leichter-machen. Außerdem kontrolliert die Dame, dass auch alles seinen Gang geht und er auch wirklich liefert.

  • Zitat

    Original von Clare


    Hm :gruebel
    Ich habe es beim Lesen immer eher als eine Art Verhöhnung gesehen. Sie schicken ihm diese ehemalige Liebesdienerin, die ihm "hilft", aber durch den offiziellen Charakter dieser Angelegenheit wird er eigentlich erniedrigt, und das noch unter dem Mäntelchen des ihm-leichter-machen. Außerdem kontrolliert die Dame, dass auch alles seinen Gang geht und er auch wirklich liefert.


    Deine Interpretation klingt wirklich sehr schlüssig, Clare. Die Entmachtung des Phallokraten durch die Reduzierung auf den rein biologischen Wert des Samenspenders. Dass der Einsatz der "Assistentin" der Bedford-"Logik" widerspricht (schließlich muss sich ja eine Frau zu sexuellen Diensten herablassen), ist vermutlich nur ein weiteres Symbol, die Widersinnigkeit dieser Diktatur aufzuzeigen. *schüttel* Bin ich froh, dass diese Welt zwischen zwei Buchdeckeln bleibt! :yikes