Ich bin Tess - Lottie Moggach

  • Kurzbeschreibung (gem. Amazon)
    Würdest du dein Leben aufgeben, um das eines anderen zu übernehmen?
    Leila hat Tess nie zuvor getroffen.
    Doch sie weiß mehr über sie als irgendjemand sonst.
    Tess hat Leila nie zuvor getroffen.
    Doch wenn sie unbemerkt aus der Welt scheiden will,
    muss sie Leila ihr Leben anvertrauen.
    Zu Beginn ist es leicht für Leila, sich online als Tess auszugeben. Niemand durchschaut ihr Spiel.
    Doch wie lange lässt sich eine solche Lüge aufrechterhalten?
    Okay, nehmen wir uns einmal dieses hypothetische Dilemma vor: Eine Frau leidet an einer Krankheit, die an und für sich nicht lebensbedrohlich ist, aber ihre Lebensqualität stark einschränkt und auch nicht heilbar ist. Nach reiflicher Überlegung kommt sie zu dem Schluss, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Aber sie weiß, dass sie damit ihrer Familie und ihren Freunden großen Kummer bereiten würde und handelt daher nicht. Dennoch wünscht sie sich verzweifelt den Tod und an dieser Einstellung ändert sich auch über die Jahre nichts. Irgendwann kommt sie zu dir und sagt, ihr sei ein Weg eingefallen, wie sie ihren Plan in die Tat umsetzen kann, ohne ihre Familie und ihre Freunde unglücklich zu machen, aber dafür brauche sie deine Hilfe. Was würdest du tun? Würdest du ihr helfen?


    über die Autorin (aus dem Klappentext)
    Lottie Moggach ist freiberufliche Journalistin, liebt ihre Heimatstadt London und hat ein Faible für das 18. Jahrhundert. In ihrer Freizeit spaziert sie am liebsten mit ihrem Sohn durch die Straßen der britischen Hauptstadt und träumt davon, in einem der gregorianischen Häuser zu wohnen. Dei Idee zu ihrem ersten Roman Ich bin Tess kam ihr vor einigen Jahren, als sie viel zu viel Zeit mit Facebook verbrachte.


    meine Meinung
    Tess und Leila sind sich nie begegnet und doch kennt Leila Tess besser als irgendjemand sonst. Das ist auch gut so, denn schließlich soll sie sich als Tess ausgeben und dazu muss sie alles wissen. Doch begreift Leila wirklich, auf was sie sich da einlässt?


    "Ich bin Tess" ist das Debüt von Lottie Moggach und hat bei mir eingeschlagen wie eine Bombe. Die Geschichte ist anders, die Beweggründe der Figuren sind so kritisch zu sehen wie die Figuren selbst und die Autorin hat mich gekonnt in ein Netz aus Fragen und Grübeleien eingewebt.


    Zur Geschichte möchte ich gar nicht mehr Worte verlieren, da der Reiz des Buches darin liegt, dass man als Leser vollkommen unvoreingenommen ran geht. Ich selbst musste beim Lesen schnell meine Erwartungen korrgieren, denn dieses Buch ist weder locker-leicht noch gestaltet sich die Story so, wie ich es vom Klappentext her erwartet hätte.


    Erzählt wird das Ganze von Leila aus der Ich-Perspektive. Sie ist mir die gesamte Zeit über weder sympathisch geworden, noch konnte ich für sie Mitgefühl aufbringen. Ihr kalter und sehr sachlicher Erzählstil lassen solche Gefühle auch nur schwerlich aufkommen. Leila gibt wenig von sich selbst preis und so erfährt man erst sehr spät, warum sie das tut, was sie tut. Vieles verliert sich in Andeutungen, denn Leila selbst hält sich beim Erzählen an der kurzen Leine und hasst Ausschweifungen. Zudem ist sie arrogant, selbstgefällig und hält sich für allwissend. Zu sehen, wie ihr Selbstbild mit der Realität kollidiert, entlockte mir doch mal ein schadenfrohes Auflachen.


    Obwohl mir die Hauptfigur unsympathisch war, hat mich genau das am Lesen gehalten. Ich wollte einfach wissen, warum Leila das alles tut, was es mit Tess und ihren Plänen auf sich hat und wie die beiden überhaupt zueinander gefunden haben. So ist es auch nicht verwunderlich, dass ich das Werk an einem Tag komplett gelesen habe.


    Das Ende lässt mich baff und erschüttert zurück. Das erlebe ich selten bei einem Debüt. Dass Lottie Moggach es geschafft hat bis zum Schluss das große Geheimnis zu wahren, dafür gebührt ihr meine Anerkennung.


    Fazit: ein grandioses Debüt, welches nicht zur lockeren Unterhaltung geeignet ist. Wer gern mal nachdenklich beim Lesen ist, kann ohne Bedenken zugreifen.

  • Zur Handlung möchte ich mich gar nicht weiter äußern, denn da muss sich jeder sein eigenes Urteil bilden.
    Es ist auf jeden Fall keine leichte Lektüre, es liest sich mitunter etwas stockend und auch der langweilige Aspekt ist vorhanden, schmunzeln konnte ich zu keiner Zeit.
    Aber ich denke auch, das liegt ganz einfach an diesem ernsten Thema das sich die Autorin ausgesucht hat und da liegt sie vollkommen in der Zeit, so abwegig ist das alles nicht, das gab es sicher auch schon mal, aber in einem Buch, meine ich, ist mir das bisher noch nicht begegnet.
    Ich fand es sehr realistisch.
    Auch wenn mir Leila in 3/4 des Buches nun wirklich nicht menschlich vorkam, so änderte sich das doch auf den letzten Seiten.
    Sie wurde mir nicht unbedingt sympathisch, aber sie fing an die Welt zu betrachten, wie sie es noch nie zuvor getan hatte. Kurzum sie fing an zu leben.
    Leider konnte bei mir kein Kopfkino ablaufen, aber ich habe verstanden, worauf die Autorin hinauswollte.
    Und das sie sowas als Debüt rausbringt, finde ich sehr mutig.
    Ich denke auch die Meinungen zu diesem Buch werden weit auseinander driften, da es wirklich schwierig ist, es zu lesen.
    Die unterschwellige Spannung in dem Buch war die ganze Zeit vorhanden, auch wenn man sie nicht immer spüren konnte, das mag vielleicht auch am Schreibstil der Autorin liegen.
    Ich musste auf jeden Fall wissen wie es ausging.
    Vorhersehbar war es zu keiner Zeit und am Ende hat mich die Autor verblüfft und nachdenklich zurückgelassen.
    Das Ende hat mir persönlich jetzt nicht wirklich zugesagt, aber da hat jeder Leser ja so seine eigene Ansicht.
    Jetzt im Nachhinein, finde ich dieses Buch als ein gutes Debüt, aber ich bin nicht reslos begeistert, was am trockenen Schreibstil liegen mag.
    Es ist eine Ich-Erzählung aus der Sicht von Leila.

  • Mein Eindruck:
    “Ich bin Tess” ist ein ungewöhnliches Buch, sicher kein Wohlfühlbuch, dafür mit verstörender Wirkung. Das liegt in erster Linie nicht an der Handlung über Sterbehilfe und Täuschung sowie Abhängigkeiten sondern an der emotionslosen Erzählperspektive.


    Mit der kontaktarmen Leila hat die britische Autorin Lottie Moggach eine der bizarrsten Ich-Erzählerinnen der Literatur geschaffen. Ich halte die Figur dennoch nicht für gelungen. Lange versucht man hinter die Persönlichkeit von Leila zu kommen. Mir gelang das erst spät und nur teilweise Der Autorin war es anscheinend wichtig, das man auf gewisse Aspekte der Handlung von selber kommt und verrät lange nichts.
    Ich bin mir nicht sicher, ob das der Richtige Weg war. Das ist mehr ein Ansatz für Thriller, und “Ich bin Tess” funktioniert so nicht, obwohl der Einsatz von Spannungsmomenten ansonsten gelingt.


    Manchmal war es mir zu detailliert, was wiederum natürlich erzählperspektivisch bedingt ist. Daher sind bei den vielen Details, die Nebensächlichen mehr im Vordergrund. Was wirklich wichtig ist, erkennt Leila offenbar nicht immer.


    Ich befürchte, viele Leser werden den Roman schon bis zur Hälfte abbrechen, das ist schade, da es in zweiten Hälfte facettenreicher wird.


    Es bleibt aber das Problem, dass über lange Passagen die sachliche und rationale Berichtsweise keine große Lesefreude zulässt.


    Lottie Moggach hat mit ihrem Debütroman einiges gewagt. Ich schätze Autoren, die Risiken eingehen. Daher bin ich auch gespannt, was Lotti Moggach wohl als nächstes schreiben wird.

  • "Ich bin Tess" war für mich eine absolute Überraschung. Das Buch ist komplett anders, als ich es nach der Aufmachung des Covers und des Klappentextes erwartet hätte.
    Obwohl mir die Ich-Perspektive nicht besonders liegt und die Erzählerin Leila wirklich sehr speziell und trocken berichtet gefällt mir der Stil sehr gut.
    Trotzdem kann ich gut nachvollziehen das sich einige von dieser kühlen Erzählweise gestört fühlen. Ich versteh ja selbst nicht so genau was ich daran eigentlich gut finde. :rolleyes


    Über die Handlung will ich gar nicht sprechen, ich denke die Geschichte wirkt am besten wenn man wenig bis gar nichts darüber weiss.
    "Ich bin Tess" glänzt für mich vor allem mit interessanten, ungewöhnlichen Charakteren. Keiner davon ist wirklich liebenswert oder die Kategorie "Da kann ich mich so richtig hineinversetzen", aber jede Figur ist auf ihre Weise faszinierend.
    Das Thema Sterbehilfe und die philosophischen Ansätze lassen den Leser nachdenklich zurück.
    Die Erzählweise hat mich sehr in die Irre geführt, die Geschichte ist schwer durchschaubar und bleibt bis zum Ende spannend.


    Leichte Kost ist das Buch eher nicht und ich würde es in meinem Bekanntenkreis nicht uneingeschränkt weiterempfehlen, höchstens an diejenigen die sich gerne mit unkonventionellem Erzählstil die Zeit vertreiben.
    Das Buch in einer Leserunde zu genießen hat es mir eindeutig leichter gemacht, die Denkansätze der anderen Teilnehmer mir an manchen Stellen auf die Sprünge geholfen haben.
    Daher vielen Dank für diese Leserunde an die anderen Teilnehmer sowie an Büchereule und den Verlag.


    Von mir gibt es für "Ich bin Tess" 7 Punkte.

    "Bücher haben eine Seele. Keiner muss die Seele eines Buches suchen. Die Seele des Buches findet den Leser. Das tut sie immer!" - Die wundersame Geschichte der Faye Archer

  • Leila lebt sehr zurückgezogen und hat nach dem Tod ihrer Mutter kaum noch Kontakt zu anderen Menschen. Ihren Job als Software-Testerin erledigt zu von zu Hause und kommuniziert mit ihrem Arbeitgeber nur per E-Mail.
    Sie spielt Online-Spiele und engagiert sich sehr in einem philosophischen Forum, in dem nur auserwählte Mitglieder mitmachen dürfen. Eines Tages bietet ihr Adrian, der Admin des Forums einen ungewöhnlichen Job an. Sie soll online die Rolle von Tess weiterspielen, einer Frau, die sich umbringen will.
    Vor Tess "Auschecken" erfährt Leila einiges über Tess' Leben, skyped mit ihr und liest bergeweise alte E-Mails, damit sie Tess zukünftig glaubwürdig spielen kann.


    So weit fand ich die Story-Idee sehr interessant und spannend, leider empfand ich die Umsetzung im Buch nicht so. Leila erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht, und sie erzählt etwas wirr, mit nicht gekennzeichneten Zeitsprügen und sie erzählt sehr nüchtern und mit seltsamen Prioritäten. Leila bleibt durch das gesamte Buch hinweg sehr seltsam und fremd. Auch über Tess und Adrian erfährt man wenig oder unwichtige Details, so bleiben auch ihre Beweggründe nicht nachvollziehbar.


    Die Auflösung des Ganzen fand ich unbefriedigend, einfach weil quasi alles offen blieb und die Story so gut 300 Seiten im Kreis geeiert ist ohne irgendwas zu klären.


    Die erste Hälfte fand ich ziemlich langweilig und wenn ich das Buch nicht in einer Leserunde gelesen hätte, hätte ich es mit Sicherheit abgebrochen.


    Von mir bekommt das Buch 4 enttäuschte Punkte für verschwendete Lesezeit.

  • Ich hab das Buch im Rahmen der Leserunde gelesen.


    Der Anfang gefiel mir gut, es beginnt spannend und viele Fragen stellten sich mir. Wer war Tess, wer war Leila? Worum ging es hier eigentlich? Tess will sterben und Leila soll ihre virtuelle Existenz übernehmen.


    Die Erzählung springt immer wieder in die Jetzt-Zeit, in der sich Leila in Spanien befindet. Die Hintergründe bleiben lange verborgen, erst nach und nach lüftet sich das Geheimnis.


    Die Figuren blieben mir fast alle fremd und ihre Verhaltensweisen nicht nachvollziehbar. Dazu der fast emotionslose Berichtsstil sowie lange Beschreibungen machten das Lesen etwas zäh. Doch im letzten Drittel nimmt die Geschichte an Fahrt auf und am Ende war ich überrascht, wie sich alles auflöste und klappte das Buch zufrieden, aber nachdenklich zu.


    Interessante Story, doch man braucht meiner Meinung nach Durchhaltevermögen, um den Mittelteil zu überstehen. So viele Fragen sind offen. Zudem mein Problem, dass mir die Figuren fremd blieben. Doch im Nachhinein muss ich schon sagen, dass es lesenswert war.


    8 Punkte von mir

  • Leila ist Anfang Zwanzig und hat Tessa noch nie in ihrem Leben getroffen. Aber trotzdem ist Leila sofort bereit als diese Hilfe bei einer nicht ganz alltäglichen Sache benötigt ihr zu helfen.
    Zu Beginn hat Leila noch alles im Griff und wirklich niemand kommt ihr auf die Schliche und Tess kann genau das tun was sie schon lange tun wollte.
    Doch je länger Leila sich als Tess ausgibt, desto öfter stellt sie sich die Frage, wie lange man so eine Lüge wohl aufrechterhalten kann.
    Aber dann passiert etwas und Leila erhält ihre Antwort auf eine andere Art wie sie es sich wohl gewünscht hat.


    Dies ist der Debütroman der Autorin Lottie Moggach.
    Für mich persönlich war es während der gesamten Dauer wo ich den Roman gelesen habe ein hin und her gerissen sein ob mir das Buch gefällt oder eben gar nicht.
    Schon als ich mit dem Lesen begonnen habe, bin ich sehr schwer in die ganze Handlung hineingekommen und ich habe mich sehr schwer getan alle Fakten in eine Reihe zu bringen.
    Der Erzählstil war wirklich gut und an ihm ist es nicht gelesen, dass ich keinen richtigen Zugang zur Geschichte gefunden habe.
    Vielleicht wäre es ratsam gewesen, wenn schon im Klappentext erwähnt worden wäre, dass das Ganze von der Psychologischen Seite erzählt wird bzw. von dort seinen Ursprung nimmt. Denn wenn ich dies gewusst hätte, dann hätte ich wohl nicht zu diesem Buch gegriffen.
    Trotz allem waren wirklich alle Figuren die im Laufe des Romans aufgetaucht sind bzw. die wie Leila durchgehen im Roman ihren Platz hatten, alle so detailliert beschrieben, dass man sich diese beim Lesen sehr gut vorstellen konnte.
    Ebenso detailreich waren auch alle Handlungsorte beschrieben, man konnte sich alles gut vor dem inneren Auge entstehen lassen egal ob es irgendwo in London war oder wo anders.
    Der Spannungsbogen war auch fast bis zum Schluss erhalten und dies hat dem Roman auch sehr gut getan.
    Alles in allem war das Buch gut, aber eben leider nichts für mich.

  • Meiner persönlichen Meinung nach wollte Lottie Moggach mit „Ich bin Tess“ keinen Internet Roman schreiben. Mir scheint das Buch ist aus der Hauptfigur heraus entstanden und diese junge Frau setzt in ihrer Schrägheit und tragischen Komik Maßstäbe. Denn mit anderen zu kommunizieren findet für Leila hauptsächlich vor dem Computer statt, ansonsten meidet sie Menschen. Leila versteht alles wörtlich, ist Empathie befreit, kennt keine Konventionen, verhält sich bisweilen unhöflich und wirkt ruppig im Umgang. Ihre Direktheit paart sich mit der Naivität einer emotional Unreifen, die im starken Kontrast zu ihrer Intelligenz steht.


    Leila verdient ihr Geld mit ihrer Detailversessenheit, indem sie Softwarefehler findet und sagt was sie denkt, auch in den unpassendsten Situationen. Schließlich kennt sie nur schwarz und weiß. Ganz oder gar nicht. Was sich in endlosen World of Warcraft Spielen widerspiegelt. Das Alleinsein macht Leila wenig aus, ihre Scheuklappenmentalität ist denkwürdig. Zudem ernährt sie sich miserabel, ist übergewichtig und Bekleidungsfragen hält sie für deutlich überbewertet. Keine Protagonistin von der Stange, also. Ihre Verkopftheit, die soziale Interaktion führt manchmal zu peinlichen Situationen. Oft trifft sie irrationale Entscheidungen aufgrund zwischenmenschlicher Missverständnisse. Dabei hat sie einen so klaren Verstand, der auf Logik und Sachbezogenheit aufbaut.


    Gerne möchte Leila ihr rationale Seite und ihr Wissen mit Gleichgesinnten teilen und so sucht sie sich nach dem dahinscheiden der Mutter ein Internetforum auf, dessen User sich philosophischer Fragen verschrieben haben. Hier findet Leila zum ersten Mal in ihrer Außenwelt Anerkennung. Sie tritt sogar mit dem ominösen Gründer der Gruppe in direkten Kontakt. Von Angesicht zu Angesicht stellt ihr Adrian die seltsame Frage, ob sie bereit wäre einer sterbewilligen Frau ein verlängertes Leben im Internet zu schenken, damit Freunde und Verwandte von ihrem Ableben unbehelligt bleiben. Wozu Ihnen Kummer machen?


    Geschmeichelt von Adrians warmen Worten stimmt Leila dem Ansinnen zu. Sofort beginnt die Tu- und Denkmaschine mit der Arbeit. Ohne Tess zu kennen, forscht sie deren soziales Umfeld aus. Tess ist in vielem das genaue Gegenteil von Leila. Schön, beliebt und erfolgreich. Die Männer lieben Tess. Doch kapitulieren sie vor der bipolaren Störung, die Tess beseelt. Sie will unbedingt sterben. Leila nennt den Todeszeitpunkt ganz in ihrer rationale Denktradition: „Das Auschecken“ und ein Spiel der Identitäten im Internet beginnt, in der Leila ihre seelische Leere mit dem Leben einer ihr im Grunde Fremden aufzufüllen beginnt: Tess, die bald darauf verschwindet. Aber ist Tess auch wirklich tot?


    Mit „Ich bin Tess“ hat Lottie Moggach ein außergewöhnliches Romandebut vorgelegt. Dabei geht sie mit der „Ich“-Erzählerin Leila ein enorm hohes Risiko ein. Denn Leila ist anders, fast scheint es, sie befände sich mit ihrer beziehungskillenden Ader auf dem falschen Planeten. Leilas Eigenwilligkeit spiegelt sich natürlich auch im Erzählstil wieder, der auf Emotionen lange Zeit verzichtet und etwas sprunghaft daher kommt. Dafür ist er eben authentisch.


    Hätte der Verlag gut daran getan, den Leser mit einem psychologischen Etikett für die Protagonistin vorzuwarnen? Vielleicht. So werden viele Uneingeweihte anfänglich durch den Roman stolpern, um die üblichen Fixpunkte eines Romans wiederzufinden. Also Gefühle und Spannung. Den zweiten Punkt liefert das Buch im Übermaß. Gefühle gibt es in der Schlussphase. Die Szene, als Leila versucht einen im Grunde unbekannten Mann mit rationalen Argumenten versucht an sich zu binden und eine peinliche Abfuhr erlebt hat mich wirklich berührt. Da habe ich die ganze Tragik Leilas begriffen, sie gefühlt, miterlebt und erlitten.


    Insgesamt konnte mich das Buch überzeugen. Ich habe selten in Romanform eine so genaue Charakterstudie über Menschen, wie Leila gelesen. Ihre Entwicklung, dieser Sog, den die Internetaktivitäten auf den weiblichen Computer Nerd Leila hat, das immer stärkere Vergessen des eigenen, schwach ausgeprägten „Ich‘s“ und das bereitwillige Auffüllen der eigenen Leere mit dem Leben einer Lebensmüden kommt authentisch daher und ist hervorragend geschrieben.


    „Ich bin Tess“ ist dabei viel weniger ein Internet Roman, als ein psychologisches Abenteuer, dass so nur durch das Internet stattfinden kann. Hier wird manipuliert, betrogen und gelogen. Die eigene Identität mutiert im virtuellen Raum zur Knetmasse oder einem Rettungsring in der Beziehungslosigkeit. Ganz nach Belieben. So ergeht oder gestaltet es auch Leila, die von sich und ihrer tiefen Entwicklungsstörung weniger weiß, wie von dem Ausgehverhalten und dem Männergeschmack einer wildfremden Frau.


    Ich habe dem Roman im Grunde wenig vorzuwerfen. Das Leben der Hauptfigur hat mich einfach gepackt. Allerdings wird durch die gewählte „Ich“-Erzählperspektive Potenzial bei dem meiner Meinung nach nicht minder interessanten Tess und Adrian verschenkt. Lottie Moggach hat es anders entschieden und mir einen sehr unterhaltsamen Roman geschenkt.

  • Ich habe wie einige hier auch ein bisschen mit mir gehadert, ob ich das Buch nun gut oder schlecht finden soll.
    Es gibt einige gute Szenen wie zum Beispiel die mit dem Internet Forum in dem auf sehr intelligente und gut durchdachte Weise kommuniziert wird. Dort wird über Gott und die Welt gesprochen, dennoch immer mit ein bisschen Philosophie und Psychologie. Dass es dann auch noch ein separates Forum gibt, bei dem quasi nur Ehrenmitglieder schreiben können fand ich auch interessant.
    Leila war für mich als Person sehr schwer zu ertragen. Sie ist naiv, vertraut somit fast jedem und meiner Meinung nach ist sie einfach nur nervig. Wie kann man seinen gut bezahlten und sicheren Job aufgeben nur weil man die Aussicht auf was anderes hat?
    Ehrlich gesagt war ich wirklich kurz davor das Buch wegzulegen und nicht mehr weiter zu lesen. Dennoch habe ich durchgehalten und muss sagen: Das Ende ist richtig gut! Eine unerwartete Wendung mit der sich so einiges aufklärt. Ob dieses Ende aber den schwachen Anfang rausreisst, weiß ich ehrlich gesagt nicht...

  • Ich bin Tess
    - meine Meinung-
    Leila lebt nach dem Tod ihrer Mutter allein in einer kleinen Wohnung. Sie arbeitet, von zu Hause aus, für einen Bekannten als Computer Softwaretesterin. Menschenscheu und einzelgängerisch wie sie ist, verlässt sie die Wohnung nur zum Einkauf.
    Gleichgesinnte finde sie in einem Internetforum, in dem philosophische Fragen erörtert werden. Da lernt sie auch Adrian kennen, den Moderator des Forums, der ihr das Gefühl gibt, etwas Besonderes zu sein. So ist sie nach einem Treffen mit ihm auch aufgeschlossen, für einen ungewöhnlichen Vorschlag. Sie soll die Identität eines Menschen im Netz übernehmen, der sich umbringen möchte.
    Der Debütroman der Autorin Lottie Moggach stellt eine interessante Frage, wie genau kennen wir die Menschen, mit denen wir zumindest virtuell verbunden sind, wie schnell kann ein absolut Fremder uns ersetzen, sofern er einiges über uns weiß. Auch wenn das Thema faszinierend ist, am Anfang musste ich mich regelrecht zwingen weiterzulesen. Die durchaus interessante Geschichte, aus der Sicht von Leila erzählt, war teilweise etwas sehr langatmig. Erst ab der Hälfte des Romans konnte mich die Story mitnehmen.
    Ich finde die Idee hinter diesem Buch sehr gut, die Umsetzung, hat mich weniger überzeugt.
    Es fiel mir schwer Empathie für Leila zu empfinden, ich empfand ihre Handlungen teilweise als zu widersprüchlich.


    Fazit: Eine durchaus interessantes Buch, mit einer schwachen ersten Hälfte, der vielleicht authentisch ist, da die "Ich-Erzählerin" Leila autistische Züge aufweist. Dieser Anfang hat es mir schwer gemacht, in die Story einzutauchen. Ich glaube, dass die gleiche Story, aus Adrians Sicht erzählt, spannender wäre.


    Ich vergebe 7 Eulenpunkte

  • Irgendwie drücke ich mich gerade vor dieser Rezension, weil ich gar nicht weiß, was ich schreiben soll ... :gruebel


    Vielleicht fange ich einfach mal damit an, dass mir das Buch eigentlich ganz gut gefallen hat. Ah, und schon weiß ich nicht weiter. Aber irgendwie ist das symptomatisch für dieses Buch. Der Anfang ist recht zäh und es hat mich einige Anstrengung gekostet, wirklich am Ball zu bleiben, wobei ich das Thema von Beginn an interessant fand. Aber dadurch, dass Leila, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, dies vollkommen emotionslos tut, wird es einfach extrem schwierig, zu der Protagonistin eine wie auch immer geartete Bindung aufzubauen.


    Dennoch ist es das Buch wert, bis zum Ende gelesen zu werden, bietet es doch eine wirklich interessante Geschichte, die zum Nachdenken anregt und auch einige offene Fragen hinterlässt. Und im Nachhinein empfinde ich es sogar als angenehm, dass das Thema nicht reißerisch aufbereitet wurde, sondern mit einer gefühlsmäßigen Distanz, obwohl es für das Lesevergnügen sicher hilfreicher gewesen wäre, mehr Spannung und Emotion in den Plot zu bringen.


    Ich glaube, dieses Buch war nach "In einem Boot" von Charlotte Rogan erst mein zweites aus dem Script 5 Verlag und komischerweise gab es - trotz unterschiedlicher Autorinnen - hier gewisse Ähnlichkeiten, in der Art, die Geschichten zu erzählen. Die emotionale Distanz der Ich-Erzählerinnen und die offenen Enden waren in beiden Fälle gewöhnungsbedürftig.


    7 von 10 Eulenpunkten von mir.

    With freedom, books, flowers and the moon, who could not be happy? - Oscar Wilde


    :lesend Rock My World - Christine Thomas

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  • Hmm undimir hat das Buch so gar nicht gefallen. Ich kann ja verstehen wenn einer nicht weiter leben will udn auch warum wird in dem Buch deutlich, aber das ist auch schon alles. Mich hat das Buch gar nicht mitgerissen, weder Kopf Kino noch irgendwelche anderen Emotionen konnten mich beim lesen packen. Der Erzählstil ist nüchtern und es waren mir zuviele Stränge die ich nicht aneinander reihen konnte. Vielleicht bin ich aus der Zielgruppe raus?


    Dabei finde ich das Thema schon interessant. Aber die Autorin hat mich nicht abgeholt,schade.

  • Auch ich bin nach einigen Tagen sacken lassen immernoch hin und her gerissen, wie mir dieses Buch gefallen hat.


    Zu erst einmal fehlt mir die Lebendigkeit im Buch. Leila erzählt ihre Geschichte in einem ellenlangen Monolog und alles plätschert nur so vor sich hin.
    Doch das Thema an sich war sehr interessant, und so hab ich weitergelesen. Leila soll Tess' Internetidentität für mehrere Wochen annehmen, weil Tess aus ihrem Leben "auschecken" will, ohne ihre liebsten zu verletzen. Das kommt Leila ganz recht, denn sie igelt sich seit dem Tod ihrer Mutter nur noch zu Hause ein.
    Die Kapitel beginnen meist in Spanien und nach und nach erfährt der Leser, wie sie dort hingekommen ist und welches Ziel Leila dort verfolgt.


    Sehr gut hat mir Leilas Charakterentwicklung im Buch gefallen, auch wenn einige Nebenpersonen doch recht blass bleiben.


    Am Schluss nimmt die Geschichte dann doch nochmal an Fahrt auf und das Ende überraschte mich positiv. Es ist eben nicht alles schwarz oder weiß ..


    Insgesamt gebe ich dem Buch gute 6 Punkte.

    Wenn du den roten Faden verloren hast, halte nach einem anderem ausschau, vielleicht ist deiner BUNT
    (Das Leben ist (k)ein Ponyhof - Britta Sabbag)

  • MEINE MEINUNG


    Leila ist Mitte 20 und weiß nichts mit ihrem Leben anzufangen. Tess ist Ende 30 und würde ihres gerne beenden. Sie ist manisch-depressiv und kommt mit ihren Stimmungsschwankungen nicht mehr klar. Sie träumt schon seit Langem von Selbstmord, aber bisher hat sie sich nicht getraut. Sie wollte es ihrer Familie nicht antun. Doch dann wird sie Leila vorgestellt. Leila soll alles über Tess lernen, um ihr Leben zu übernehmen. Online, versteht sich. Facebook, Emails, Foto-Updates. Um all das soll Leila sich nach Tess "Auschecken" kümmern.



    Ich weiß nicht recht, wo ich mit meiner Kritik anfangen soll. Ich habe das Buch für eine Leserunde bekommen und hatte am Anfang gänzlich andere Erwartungen. Zunächst einmal bin ich bei Script5 von einem Jugendbuch ausgegangen. Das ist es nicht. Und dann hätte ich gedacht, dass es ... na ja ... emotional in irgendeine Richtung ausschlagen würde. Ein Psychothriller, weil jemand Leila auf die Schliche kommt. Ein Drama, weil etwas schief geht. Irgendetwas, das beim Leser Gefühle auslöst. Aber nein.



    Ich bin Tess ist ... langweilig. Zäh wie Kaugummi. Trocken. Hölzern. Nüchtern. Ich weiß noch immer nicht, wo nun der Sinn in dieser Geschichte liegt. Klar, es zeigt auf, wie leicht es im digitalen Zeitalter ist, die Identität von jemand anderem anzunehmen, wie anonym die Welt ist, dass ein Selbstmord mehr oder weniger nicht auffällt. Dass eine Frau einfach so Suizid begehen kann, ohne dass irgendjemand aus ihrer Familie merkt, dass die Person, die mit ihnen kommuniziert, nicht ihre Tochter ist. Aber was hier spannend und interessant klingt, ist es auf dem Papier nicht.



    Leila schreibt ihre Geschichte auf und sie sagt am Anfang selbst, sie will es nüchtern und ohne persönliche Empfindungen machen. Dieses Vorhaben gelingt auch, nur leider macht das den Roman so staubtrocken. Leila erzählt alles nach, wir erleben kaum etwas, das gerade passiert. Wir bekommen Informationen über Informationen, aber nicht die, die wirklich interessant sind. Nacherzählung über Nacherzählung, Input ohne Ende, aber absolut keine Spannung. Es ist eine Ansammlung an Informationen, an Notizen, der jegliche persönliche oder emotionale Note fehlt. Im letzten Drittel wird es etwas besser, aber noch lange nicht gut, und es kommt auch viel zu spät. Es dauert lange, bis es anfängt, interessant zu werden, aber fesseln konnte es mich zu keinem Zeitpunkt. Ich habe es immer wieder weggelegt, zwischendurch etwas anderes gelesen und dann weitergemacht. Das Ende ist wieder sehr enttäuschend, ihm fehlt jegliche Überraschung, jeglicher Twist im Plot. Alles endet mehr oder weniger so, wie man es erwartet, keine Figur überrascht, es gibt keine Enthüllungen, nichts. Das einzige, was mich interessiert hätte, bleibt offen. Ich habe selten ein so unbefriedigendes Ende gelesen.
    Wenn ich das Buch nicht für eine Leserunde bekommen hätte, hätte ich spätestens nach den ersten 50 Seiten abgebrochen. Und wer mich kennt, weiß, dass ich nur selten abbreche.



    Die Idee ist gut, die Geschichte soll zeigen, wie wir heutzutage im Zeitalter von "sozialen" Netzwerken mit dem Thema Identität umgehen, wie es unsere Wahrnehmung verändert hat, wie leicht es ist, die Identität eines anderen anzunehmen. Keine neue Idee, aber trotzdem eine aktuelle und gute. Die Umsetzung ist aber leider zum Einschlafen langweilig.







    2 von 5 Disteln bzw. 4 von 10 Eulenpunkten


    Cover 1 Punkt, Idee 1 Punkt, Plot 0 Punkte, Figuren 0 Punkte, Sprache 0 Punkte



    ~*~ Script5 ~*~ 349 Seiten ~*~ ISBN: 978-3-8390-0158-5 ~*~ Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag ~*~ 17,95€ ~*~ 17. Februar 2014 ~*~

  • Auch ich habe dieses Buch im Rahmen der Leserunde lesen dürfen.
    Nachdem ich es beendet habe brauchte ich allerdings erstmal ein bisschen Zeit zum Nachdenken, was ich von diesem Buch denn wohl halte.


    Die Grundidee fand ich eigentlich sehr interessant (logisch, sonst hätte ich mich nicht für diese LR angemeldet).
    Jemand möchte aus dem Leben scheiden, seinen Freunden und Familie aber nicht weh tun und engagiert jemanden, der sein Leben online übernimmt und niemandem wird wehgetan.
    Abwegig? Das würde doch eh nie funktionieren?Hmm, ich weiß nicht... heute dreht sich ja viel um soziale Netzwerke, manch einer der vielleicht auch mal einen Brief schrieb, schreibt stattdessen nun eine kurze PN bei Facebook und im Gegensatz zur Email kann man hier ja auch noch chatten, wenn man will.
    Und wie oft telefoniert man wirklich noch mit seinen Freunden? Whats app, SMS, Facebook, Email etc. werden viel häufiger genutzt.
    Was ich damit sagen will: so unrealistisch finde ich die Idee gar nicht... und ich denke das könnte vielleicht sogar wirklich funktionieren...


    Wie gesagt, die Grundidee war super...
    Leider bin ich mit der Hauptfigur Leila nicht wirklich warm geworden... ich bin kein wirklich Fan der Ich-Perspektive und werde es wohl auch nicht mehr werden. Leila berichtet extrem emotionslos was passiert ist... und oft habe ich gedacht "Mädel, interessiert dich das eigentlich gar nicht wirklich, was du da tust? Ist dir nicht bewusst, was du da für einen Job machst?"


    Ich habe Angst zu viel vom Inhalt zu verraten und mag daher gar nicht weiter in die Tiefe gehen, was mich zum Teil sehr gestört hat.


    Erst zum Ende hin wurde es so spannend, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte (am Anfang des Buches konnte ich das Buch zwar auch nicht aus der Hand legen, aber das war mehr der Hoffnung geschuldet, wann ich denn endlich in der Geschichte so richtig ankomme und wann es spannend wird).
    Das Ende war gut und hat mich dann doch positiv überrascht, aber ich denke, wenn ich dieses Buch nicht zu LR bekommen hätte, dann wäre ich gar nicht erst so weit gekommen.


    Schade, die Idee war toll, aber die Umsetzung nicht wirklich meins.


    Alles in allem gebe ich dem Buch 6 Punkte, da mich das Ende dann doch überzeugen konnte.

  • "Ich bin Tess", das denkt vor allem in Beziehung auf Connor die 23jährige Leila.
    Wie sie dazu kommt ist genauso abstrus wie die ganze Geschichte.


    Durch ein Internet forum, das besonders Philosophiebegeisterte anspricht lernt sie Adrian kennen, der sie, so sagt er aus Vielen als etwas Besonderes herausgesucht hat. Für eine ganz spezielle Aufgabe. Sie soll Lebensmüden den Ausstieg ermöglichen, indem ise sie möglichst lange am virteullen Lben erhält.
    Leila stürzt sich vehement in dies Aufgabe und glaubt zuletzt fast selbst, Tess zu sein.


    Ein gefährliches Pflaster auf das sich die Autorin mit diesem Buch begibt. Vora llem durch die sehr nüchterne Erzählweise macht sie es dem Leser nicht leicht das Buch, oder die Personen zu mögen. Auch die Sprunghaftigkeit mit der sie die Schauplätze wechselt verlangt dem Leser Einiges ab.
    Trotzdem, und entgegen der meisten Meinungen hier hat mir das Buch gefallen. Ich finde auch nicht, dass Tess autistische Züge hat, denn sie lernt es ja zum Schluss langsam aufzutauchen aus ihrer virtuellen Welt und am realen Leben teil zu haben.


    Durch den engen, weltabgeschiedenen Kontakt zu ihrer kranken Mutter hat sie es nie gelernt mit andern Menschen zu kommunizieren und sich mit Leuten zu treffen. Die Umstände in der Story aber erfordern es, das sie sich langsam öffnet.


    Diese Entfaltung schildert Lotti Moggach sehr sensibel, die Auflösung des "Falles" für jene die dahinter einen Thirller vemuten, ist schlüssig.
    Ich denke eher es handlet sich um einen, wenn auch kurzen Zeitraum umfassenden, Entwicklungsroman mit psychologischen Hintergrund, der durchaus auch für Jugendliche geeignet ist.


    Mir hätte es gut gefallen hätte die Autroin die Leserunde begleitet.


    Ich gebe 7 Punkte

  • Meine Meinung:
    Ich musste das Buch erst einmal etwas sacken lassen und in Ruhe über das Gelesene nachdenken, bevor ich diese Rezension schreiben konnte. Manchmal hilft etwas Abstand und oft sieht man am Ende vieles nicht mehr so dramatisch. In diesem Fall hat es jedoch wenig gebracht, so dass sich meine Meinung über das Buch im Nachhinein nicht verändert hat. Warum das so ist? Das ist schwer zu sagen. Vielleicht hätte mir in der Beschreibung des Buches ein kleiner Hinweis zum Charakter der Hauptperson geholfen, so dass ich als Leser etwas vorgewarnt bin. Eigentlich beschwere ich mich meistens, dass der Klappentext zu viele Informationen enthält. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass ich auch mal das Gegenteil anmerke. Aber jetzt ist es tatsächlich so weit. Vielleicht hatte der Verlag Angst, dass sich das Buch schlechter verkauft, wenn er Leilas Wesen in der Buchbeschreibung erwähnt. Doch ohne diese Information wurden bei mir Erwartungen an eine andere Geschichte geweckt. Erwartungen, denen das Buch leider nicht gerecht wurde.


    Eigentlich mag ich Bücher, die in der Ich-Perspektive geschrieben sind. Auf diese Weise bekomme ich als Leser in der Regel einen guten Einblick in das Gefühlsleben der Hauptfigur und bin ihr sehr nahe. Bei diesem Roman war das allerdings nicht der Fall. Denn mit Leila wurde ich einfach nicht warm. Ihre Art und Weise die Geschichte zu erzählen war mir zu emotionslos und an manchen Stellen auch etwas zu detailliert. Einen Einblick in Leilas Gefühlsleben gab es fast gar nicht, weil sie eine gewisse Kälte ausstrahlt und sich eher auf statistische Fakten verlässt als auf ihre Gefühle. So kam es im Laufe der Geschichte zu mehreren peinlichen Situationen, wo ich nur fassungslos mit dem Kopf schütteln konnte. Auf der einen Seite ist Leila hochintelligent und geht an die Herausforderungen mit analytischem Verstand heran, aber auf der anderen Seite verhält sie sich für ihr Alter sehr unreif, was sich wahrscheinlich auf die fehlenden Sozialkontakte zurückführen lässt.


    Aufgrund von Leilas emotionslosen Erzählstils hat die Geschichte immer wieder Längen. Besonders in der ersten Hälfte fällt es schwer das Buch nicht zur Seite zu legen sondern weiter zu lesen. Ich denke, dass wahrscheinlich viele Leser hier abbrechen werden. Nach 150 Seiten sollte es eine Geschichte eigentlich geschafft haben den Leser in ihren Bann zu ziehen. Dieser hier gelingt es erst in der zweiten Hälfte. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich mittlerweile mit Leilas Art arrangierte hatte und ich mich besser auf das Buch einlassen konnte. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich endlich Erklärungen für Leilas Handeln bekam und sich so langsam alles auflöste.


    Dank Leilas detaillierten Beschreibungen konnte ich mir sehr gut die involvierten Personen und Handlungsorte vorstellen. Allerdings konzentrierte sich die Beschreibung der anderen Figuren hauptsächlich auf das Äußere, was irgendwie auch nicht verwundert, da es Leila schwer fällt Kontakt zu anderen Personen aufzubauen. So wird der Ich-Erzähler für die Entwicklung der Figuren zur größten Schwäche des Buches. Da Leila in ihrem Leben wenig Kontakt zu anderen Personen hatte und die meisten Situationen analytisch betrachtet, fehlt die Grundlage für tiefe Charakterbeschreibungen. Daher bleiben alle Figuren sehr blass.


    Am Ende lässt mich „Ich bin Tess“ zwiespältig zurück. Auf der einen Seite finde ich es bewundernswert und mutig, dass Lottie Moggach so ein Buch als Erstlingswerk veröffentlicht hat. Dass sie während der gesamten Geschichte Leilas Erzählstil durchhält, ist wirklich eine beachtliche Leistung. Auf der anderen Seite hat mich gerade dieser Erzählstil mit dem Roman nicht warm werden lassen. So interessant die Handlung auch später wurde, die negativen Eindrücke aus der ersten Hälfte überwogen. Daher gibt es von mir nur eine mittelmäßige Bewertung.


    Edit hat einen Rechtschreibfehler bereinigt.

  • Dieses Buch durfte ich im Rahmen einer Leserunde lesen, vielen Dank dafür an Woke und den Verlag.


    Leider fand ich nur schwer Zugang zur Geschichte und sie konnte mich irgendwie nicht wirklich fesseln. Das Thema an sich hat mich interessiert aber der sehr nüchterne Stil, die mir bis zum Schluss unsympathische Protagonistin sowie die vielen offenen Fragen die für mich blieben liessen mich ener enttäuscht zurück.


    Zwischenzeitlich wollte ich schon aufgeben, das habe ich nicht gemacht, und wurde insofern belohnt, dass die Geschichte zum Ende hin packender wurde, besser als die erste Hälfte. Dennoch. Ein wirklicher Lesegenuss war es für mich leider nicht.

  • "Ich bin Tess" von Lottie Moggach erzählt die Geschichte von Leila und Tess. Naja, eigentlich berichtet Leila, was sich in ihrem Leben, im Leben von Tess und in der Phase nach dem "Auschecken" von Tess ereignet hat.


    Leila ist Anfang Zwanzig, lebt alleine in einer Wohung, nachdem ihre Mutter gestorben ist und verbringt viel Zeit im Internet. Dort lernt sie auf einer Seite namens Red Pill einen gewissen Adrian kennen, der ihr einen Vorschlag unterbreitet. Sie soll jemandem dabei helfen, aus dem Leben der geliebten Menschen langsam zu verschwinden, weil sich diese Person wünscht, Selbstmord zu begehen. Dieser jemand ist Tess. Der Plan sieht folgendes vor: Nach Tess' Selbstmord soll Leila ihre Identität übernehmen. Ganz einfach, oder?


    Ich fand die Erzählungen von Leila im Rückblick betrachtet doch recht passend für den Zustand, in dem Leila sich nach dem Tod ihrer Mutter und der vorangegangenen schwierigen Zeit befindet. Leila hat wenig Erfahrung im Umgang mit anderen Menschen und das merkt man. Ihr Verhalten ist häufig merkwürdig, ja sogar absurd. Und doch fesselt die Geschichte den Leser.


    Was passiert als nächstes? Was ist mit Tess geschehen?


    Die Idee des Romans an sich ist schon sehr gewagt. Es geht ja gleich um mehrere Fragen. Sterbehilfe, ja oder nein? Wo beginnt Sterbehilfe? Wann kann man eine solche Entscheidung "bewusst" treffen? Manipulation anderer Menschen durch zwielichtige Gestalten im Internet... ich fand, dass Lottie Moggach das ganz gut umgesetzt hat. Die Handlung regt zum Nachdenken an, auch wenn ich mehr als einmal von Leilas Verhalten, von der Wahrnehmung ihrer Umwelt und ihren Ansichten irritiert war.


    Vielleicht hat es aber auch gerade einen solchen Charakter gebraucht, der dazu bereit war das "Projekt" durchzuführen. Auch das Ende, das Raum für Spekulationen lässt, erscheint mir für "Ich bin Tess" angemessen.


    8 von 10 Punkten von mir.

    "Ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns."

    Franz Kafka, Brief an Oskar Pollak, 27. Januar 1904






    :lesend

  • Einleitung/ Info


    Moggach, Lottie
    Ich bin Tess
    Originalsprache: englisch (Übersetzung von Jessika Komina, Sandra Knuffinke)
    Gebundenes Buch, 352 Seiten, 17,95 €
    Verlag: Script5
    ISBN: 978-3839001585


    "Ich bin Tess" ist der erste Roman der freiberuflichen Journalistin Lottie Moggach.


    Handlung


    Tess möchte ihrem Leben ein Ende setzen; weil sie aber ihren Freunden und ihrer Familie das Leid ersparen möchte, was ein Selbstmord mit sich bringen würde, hofft sie auf Leilas Hilfe. Leila soll sich online als Tess ausgeben und die Beziehung zu all ihren Freunden und Bekannten langsam einschlafen lassen.


    Covergestaltung und Buchtitel


    Der Buchtitel hat mich angesprochen, aber ich kann nicht ganz erklären warum. In Verbindung mit dem Klappentext finde ich ihn jedenfalls gut gewählt. Das Cover gefällt mir nicht so, aber das ist eine subjektive Sache. Schlecht finde ich die Idee der Gestaltung eigentlich nicht.


    Positives


    Leila als Hauptperson war mir grundsätzlich sympathisch, zumindest ihr Gegenwarts-Ich, das auch kritisch hinterfragt und selbstreflektierend schreibt. Zum Zeitpunkt bevor und als sie Tess kennen lernte scheint sie mir recht unreflektiert und irgendwie arrogant.
    Mir gefällt auch der Anriss grundlegender ehtischer und philosphischer Fragen. Mir gefiel das Konzept des Buches, aber ich war enttäuscht, dass bei den philosophischen Themen nicht mehr in die Tiefe gegangen wurde und man auch Leilas Ansichten dazu nicht ausführliuch erfährt.
    Der Schluss des Buches gefiel mir wieder gut und ich habe das Ende mit Spannung gelesen. Ich empfand die Lösung als überraschend und passend.


    Negatives


    Aufgrund der Leseprobe war ich sehr gespannt und hatte eigentlich auch keine Probleme in die Geschichte zu finden. Im zweiten Drittel des Buches hatte ich dann aber plötzlich Mühe, obwohl sich das Buch trotzdem leicht weglesen lies. Vorallem wegen den vielen vielen offenen Fragen, deren Antworten sich nur nach und nach ergaben, war ich jedoch etwas genervt.
    Einige Passagen im Mittelteil des Buches empfand ich als so unrealistisch und weltfremd, dass sie mich gestört haben.
    Eigentlich schätze ich auch Bücher mit einem sachlichen Schreibstil und anfangs hat mir die trockene, nüchterne Erzählweise von Leilas Gedanken gut gefallen, aber nach einer Zeit hatte ich doch immer mehr Mühe damit und konnte mir gar nicht richtig erklären warum. Ich glaube, es war mir hier einerseits zu viel und andererseits zu wenig sachlich, ohne dass ich näher beschreiben kann, wie dieser Eindruck entsteht. Ich glaube, ich mag eine sachliche Erzählperspektive, wenn dadurch die Gefühle kontrastreich hervorgehoben werden, quasi durch ihre sachliche Nennung akzentuiert. Hier ist es jedoch „einfach nur“ sachlich, ohne dass man dabei einen anderen Blickwinkel geschenkt bekommt.


    Fazit


    Insgesamt hat mir das Buch zwar einigermaßen gut gefallen, aber so richtig vom Hocker gerissen hat es mich nicht. Vorallem wegen der Längen im zweiten Drittel des Buches kann ich leider nur knappe 6/10 Eulenpunkte vergeben.