Kurzbeschreibung (gem. Amazon)
Würdest du dein Leben aufgeben, um das eines anderen zu übernehmen?
Leila hat Tess nie zuvor getroffen.
Doch sie weiß mehr über sie als irgendjemand sonst.
Tess hat Leila nie zuvor getroffen.
Doch wenn sie unbemerkt aus der Welt scheiden will,
muss sie Leila ihr Leben anvertrauen.
Zu Beginn ist es leicht für Leila, sich online als Tess auszugeben. Niemand durchschaut ihr Spiel.
Doch wie lange lässt sich eine solche Lüge aufrechterhalten?
Okay, nehmen wir uns einmal dieses hypothetische Dilemma vor: Eine Frau leidet an einer Krankheit, die an und für sich nicht lebensbedrohlich ist, aber ihre Lebensqualität stark einschränkt und auch nicht heilbar ist. Nach reiflicher Überlegung kommt sie zu dem Schluss, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Aber sie weiß, dass sie damit ihrer Familie und ihren Freunden großen Kummer bereiten würde und handelt daher nicht. Dennoch wünscht sie sich verzweifelt den Tod und an dieser Einstellung ändert sich auch über die Jahre nichts. Irgendwann kommt sie zu dir und sagt, ihr sei ein Weg eingefallen, wie sie ihren Plan in die Tat umsetzen kann, ohne ihre Familie und ihre Freunde unglücklich zu machen, aber dafür brauche sie deine Hilfe. Was würdest du tun? Würdest du ihr helfen?
über die Autorin (aus dem Klappentext)
Lottie Moggach ist freiberufliche Journalistin, liebt ihre Heimatstadt London und hat ein Faible für das 18. Jahrhundert. In ihrer Freizeit spaziert sie am liebsten mit ihrem Sohn durch die Straßen der britischen Hauptstadt und träumt davon, in einem der gregorianischen Häuser zu wohnen. Dei Idee zu ihrem ersten Roman Ich bin Tess kam ihr vor einigen Jahren, als sie viel zu viel Zeit mit Facebook verbrachte.
meine Meinung
Tess und Leila sind sich nie begegnet und doch kennt Leila Tess besser als irgendjemand sonst. Das ist auch gut so, denn schließlich soll sie sich als Tess ausgeben und dazu muss sie alles wissen. Doch begreift Leila wirklich, auf was sie sich da einlässt?
"Ich bin Tess" ist das Debüt von Lottie Moggach und hat bei mir eingeschlagen wie eine Bombe. Die Geschichte ist anders, die Beweggründe der Figuren sind so kritisch zu sehen wie die Figuren selbst und die Autorin hat mich gekonnt in ein Netz aus Fragen und Grübeleien eingewebt.
Zur Geschichte möchte ich gar nicht mehr Worte verlieren, da der Reiz des Buches darin liegt, dass man als Leser vollkommen unvoreingenommen ran geht. Ich selbst musste beim Lesen schnell meine Erwartungen korrgieren, denn dieses Buch ist weder locker-leicht noch gestaltet sich die Story so, wie ich es vom Klappentext her erwartet hätte.
Erzählt wird das Ganze von Leila aus der Ich-Perspektive. Sie ist mir die gesamte Zeit über weder sympathisch geworden, noch konnte ich für sie Mitgefühl aufbringen. Ihr kalter und sehr sachlicher Erzählstil lassen solche Gefühle auch nur schwerlich aufkommen. Leila gibt wenig von sich selbst preis und so erfährt man erst sehr spät, warum sie das tut, was sie tut. Vieles verliert sich in Andeutungen, denn Leila selbst hält sich beim Erzählen an der kurzen Leine und hasst Ausschweifungen. Zudem ist sie arrogant, selbstgefällig und hält sich für allwissend. Zu sehen, wie ihr Selbstbild mit der Realität kollidiert, entlockte mir doch mal ein schadenfrohes Auflachen.
Obwohl mir die Hauptfigur unsympathisch war, hat mich genau das am Lesen gehalten. Ich wollte einfach wissen, warum Leila das alles tut, was es mit Tess und ihren Plänen auf sich hat und wie die beiden überhaupt zueinander gefunden haben. So ist es auch nicht verwunderlich, dass ich das Werk an einem Tag komplett gelesen habe.
Das Ende lässt mich baff und erschüttert zurück. Das erlebe ich selten bei einem Debüt. Dass Lottie Moggach es geschafft hat bis zum Schluss das große Geheimnis zu wahren, dafür gebührt ihr meine Anerkennung.
Fazit: ein grandioses Debüt, welches nicht zur lockeren Unterhaltung geeignet ist. Wer gern mal nachdenklich beim Lesen ist, kann ohne Bedenken zugreifen.