Titel: Zoopolis. Eine politische Theorie der Tierrechte
Autoren: Sue Donaldson/Will Kymlicka
Übersetzt aus dem Englischen von: Joachim Schulte
Verlag: Suhrkamp
Erschienen: Oktober 2013
Seitenzahl: 608
ISBN-10: 3518586009
ISBN-13: 978-3518586006
Preis: 36.00 EUR
Das vorliegende Buch beschäftigt sich mit einer (neuen) politischen Theorie des Tierrechts. Es geht um Ethik und Moral, es geht darum welche „Rechte Tiere einfordern können“, es geht darum ob sie den Menschen „untertan oder gleichberechtigt“ sind. Es geht um eine neue Sichtweise im Hinblick auf die Beziehung zwischen Mensch und Tier.
Dieses Buch ist sehr interessant, es wird ganz sicher polarisieren, es provoziert – aber es gibt auch sehr interessante Denkanstösse. Und es macht auch deutlich, dass es oftmals an Respekt vor anderen Lebewesen fehlt und das vieles was Tieren angetan wird aus reiner Gedankenlosigkeit passiert.
Leider machen die Autoren dann aber den Fehler und glorifizieren. Immer wieder tragen sie ihre vermeintlichen Sachargumente zu emotional vor, so das vieles fundamentalistisch und fast schon ein wenig fanatisch rüberkommt. Und auch in der Auseinandersetzung mit anderen Ansichten machen sie es sich zu leicht. Sie picken sich einzelne Dinge heraus, Dinge die in ihre Theorie und Überlegungen passen, gehen aber oftmals nicht auf die Gegenargumente in ihrer Gänze ein. Da wird dann leider auch einiges aus dem Zusammenhang gerissen.
Man führe sich aber trotzdem einfach mal folgendes vor Augen:
Seit den 60ziger Jahren hat sich die Weltbevölkerung fast verdoppelt. Die Population der freilebenden Tiere ist im gleichen Zeitraum jedoch um ein Drittel zurückgegangen. Trotzdem wächst die Massentierhaltung immer weiter um den Nahrungsbedarf der Menschen zu decken. So werden heute pro Jahr rd. 56 Millarden Tiere zu Nahrungszwecken getötet. Die im Wasser lebenden Tiere sind dabei übrigens nicht mitgezählt.
Hier muss sicher etwas geändert werden. Massentierhaltung sollte durch artgerechte Erhaltung ersetzt werden. Eine Forderung, die wenn sie dann Wirklichkeit werden würde, schon sehr viel verbessern würde.
Aber den Denkansatz zu vertreten, der Mensch hätte nicht das Recht sich Tier in irgendeiner Form nutzbar zu machen – der wirkt dann doch etwas weit hergeholt und unrealistisch.
So versteigen sich die Autoren zu folgender These:
„Welches sind die Implikatoren der Entscheidung, Tiere als Personem oder als Selbste mit unverletzlichen Rechten anzuerkennen? Ganz einfach ausgedrückt, bedeutet dieser Schritt, dass man einsieht, dass sie keine Mittel zu unseren Zwecken sind. Sie sind nicht auf die Erde gekommen, um uns zu dienen, zu ernähren oder zu trösten. Vielmehr haben sie ihre eigene subjektive Existenz und folglich ihre eigenen gleichen und unverletzlichen Rechte auf Leben und Freiheit, weshalb es verboten ist, sie zu schädigen, zu töten, einzusperren, zu besitzen und zu versklaven.“
Dieses wollen die Autoren ausnahmslos auf alle Tiere angewendet wissen – auch auf Ratten. Wobei sie aber der Beantwortung der Frage aus dem Weg gehen, inwieweit auch Insekten in ihr Tierbild passen. Gilt das was für den Löwen gilt auch für die Mücke? Dazu leider keine Antwort. Was nicht ins Bild passt wird eben ausgespart und totgeschwiegen.
Und dann kommt einiges in diesem Buch so richtig knüppeldick.
Da wird gefordert, Tiere den Menschen in Bezug auf die Staatsbürgerschaft quasi gleichzustellen. Wobei der Begriff der Staatsbürgerschaft ausschließlich philosophisch-politisch gesehen wird. Eine rechtliche Beurteilung dieser Vorstellung fehlt fast völlig. Und es wird sich auch nicht gescheut, in diesem Zusammenhang Tiere, Kinder und Behinderte auf eine Stufe zu stellen.
Sicher wäre es sinnvoller gewesen einen besseren und effektiveren Tierschutz zu fordern. Tiere aber als Nachbarn, Freunde, Mitbürger und Angehörige einer eigenen Gemeinschaft zu sehen – schiesst dann doch übers Ziel hinaus. Da wirkt dann schon einiges naiv und ziemlich unrealistisch.
Was bleibt als Fazit?
Dieses Buch bietet einen durchaus interessanten Denkansatz – unabhängig davon das einiges doch völlig überzogen scheint. Nichtsdestotrotz macht dieses Buch aber auch eines deutlich – die Sichtweise der Menschen auf die Tiere muss sich in vielen Punkten ändern. Tiere sind Lebewesen, die auch von den Menschen mit Respekt behandelt werden sollten.
In jedem Falle bietet dieses Buch aber eine wunderbare Diskussionsgrundlage – denn das was dort aufgeschrieben wurde ist im Ansatz sicher nicht ganz falsch. 8 Eulenpunkte für ein wirklich sehr lesenswertes Sachbuch.