Augenstern - Harry Mulisch

  • Taschenbuch: 114 Seiten
    Verlag: Rowohlt
    1986 geschrieben, 1989 erschienen


    Originaltitel: De Pupil
    Übersetzt von Martina den Hertog-Vogt


    Kurzbeschreibung:
    Ein achtzehnjähriger Tankstellengehilfe wird von einem Rolls-Royce Phantom II aufgelesen und zum "Augenstern" einer reichen alten Dame, die auf Capri ein großes Haus führt. Sie ist die Witwe des Erfinders der Sicherheitsnadel. Doch das stilvolle Luxusleben im Palazzo bricht für den plötzlichen Dandy, der nun endgültig Schriftsteller werden will, jäh wieder zusammen. Der Traum eines Taugenichts ? Wirklichkeit ? Eine phantastische autobiographische Erinnerung von Harry Mulisch.


    Über den Autor:
    Harry Mulisch, geboren am 29.Juli 1927 in Haarlem, Sohn eines ehemaligen Offiziers aus Österreich-Ungarn, welcher im Zweiten Weltkieg mit den deutschen Besatzern kollaborierte, und einer Jüdin aus Frankfurt; seine später geschiedenen Eltern sprachen Deutsch miteinander. Mulisch verfasste zwischen 1947 und 1959 einige Romane und literarische Artikel und Rezensionen in niederländischen Zeitungen (Berichterstatter u.a. für "Elseviers Weekblad"). Die Teilnahme am Eichmann-Prozeß verarbeitete er in der Reportage "Strafsache 40/61", das 1963 mit dem Vijverberg - Prijs ausgezeichnet wurde. Seither schrieb er Romane, Erzählungen, Gedichte, Dramen, Opernlibretti, Essays, Manifeste und philosophische Werke. Spätestens mit seinem in sechzehn Sprachen übersetzten politischen Roman "Das Attentat" wurde er weltberühmt, die Verfilmung von Fons Rademaker erhielt einen Oskar. Für sein literarisches Schaffen erhielt er 1995 den Niederländischen Literaturpreis.
    Harry Mulisch starb 2010 im Alter von 83 Jahren.


    Mein Eindruck:
    Von Harry Mulisch schätze ich seine Romane Das Attentat und Siegfried, aber auch die Verfilmung seines Epos Die Entdeckung des Himmels.
    Die relativ späte Novelle Augenstern erzählt von einem niederländischen jungen Mann, der Schriftsteller werden will. In Zeiten des Krieges muss er fliehen. Er begegnet einer reichen alten Dame in einem Rolls Royce, die er fortan begleitet.
    Madame Sasserath ist die Witwe des Erfinders der Sicherheitsnadel und damit sind sie angeblich reich geworden. Einer von vielen obskuren Ideen, die so typisch für Harry Mulisch sind.


    Diese Freundschaft zwischen einem 18jährigen und einer über 80jährigen ist anrührend, aber nicht konkurrenzlos, denn es gibt noch mehr Vertraute der alten Dame. Doch er bleibt ihr Augenstern!


    Ein autobiographisches Element wird nahegelegt und das Werden eines Schriftstellers gezeigt. Diese Phase, auf die Mulisch auch spöttisch zurückblickt, ist wichtig für die Entwicklung.
    Harry Mulisch zeigt, wie gut er schreiben kann.


    Der überschwängliche Erzählton ist originell, die Handlung interessant und rasant gestaltet.


    Schade nur, dass Harry Mulisch am Ende die Handlung zugunsten eines literarischen Kniffs praktisch aufgibt. Das hat mich sehr enttäuscht, da der Autor meiner Meinung nach seine Novelle so verrät.


    Am Ende bleibe ich daher ratlos zurück. Meine Wertschätzung für diesen Autor tut dies jedoch keinen Abbruch.