M. C. Beaton, Agatha Raisin und der tote Tierarzt

  • Stille Wasser sind tief...


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    Zugegeben, einem Fan von rasanten, spannenden Handlungen oder komplizierten, atemberaubenden "Whodunits" würde ich dieses Buch nicht empfehlen. Es ist ein sehr beschaulicher Krimi, sozusagen ein "stilles Wasser". Und dessen Tiefen offenbaren sich erst, wenn man von der üblichen Erwartungshaltung an Krimis Abstand genommen hat.


    Ich persönlich finde, die Krimis um Agatha Raisin lesen sich am besten als Teile einer Reihe. Man sollte sie wirklich hintereinander lesen, denn es geht in ihnen viel mehr um die Charaktere und deren Entwicklungen, als um den aktuellen "Fall". Bei diesem Buch lag z. B. der Reiz für mich darin zu sehen, wie gut sich Agatha in dem Dorf eingelebt hat, und wie sehr sie - leider - immer noch in manchem aneckt...


    Sobald ich begriffen hatte, dass das Ganze eher eine Komödie ist, konnte ich mich zurücklehnen und einfach gut unterhalten lassen. Manche Szenen waren der reinste Slapstick! Agatha ist nämlich immer noch in ihren Nachbarn verschossen, und wie die Beiden sich ständig verpassen oder missverstehen, ist teilweise zum Brüllen...


    Auch das Lokalkolorit hat mir ausnehmend gut gefallen. Die Treffen der Frauengesellschaft, Einladungen in teilweise schmierige Pubs, skurrile Charaktere, ältere Damen und ihre Haustiere... ich fühlte mich oft wie in einem "Inspector-Barnaby-Krimi".


    Der Fall an sich...? Den kann man beinahe vernachlässigen. Mehr durch Zufall tun sich Agatha und ihr attraktiver Nachbar James zusammen, um den verdächtigen Tod des Tierarztes aufzuklären. Er, weil er eigentlich eine Schreibhemmung hat; sie, weil sie so mehr Zeit mit ihm verbringen kann. Die Handlung ist dabei ziemlich "klassisch"; die Beiden streunen herum und stecken ihre Nasen in fremde Angelegenheiten. Die Auflösung ist folgerichtig, und ohne große Überraschungen.


    Schön ist allerdings, dass am Ende das Verhältnis der beiden Detektive immer noch ungeklärt ist... ich glaube, hier dürfen wir in weiteren Bänden noch so manches erwarten! Und - auch - deshalb werde ich weitere Bände mit Interesse lesen.

  • Agatha Raisin lebt sich langsam in das beschauliche Leben der Cotswolds ein. Dennoch bereut sie es noch in manchen Momenten, dass sie im Alter von gut 50 Jahren bereits ihre PR-Agentur verkauft hat. Das Leben in Carsely lässt außer Wohltätigkeitsbasaren kaum Abwechslung zu. So ist die Eröffnung einer neuer Tierarztpraxis quasi eine Attraktion. Agatha, die in jedem Mann einen potentiellen Lebenspartner wittert, macht sich natürlich sofort auf, um ihre Katze untersuchen zu lassen. Nach der Enttäuschung mit ihrem Nachbarn James Lacey nimmt sie die Essenseinladung des smarten Tierarztes sofort an. Doch zum romantischen Candlelightdinner kommt es nicht mehr. Während die Polizei, allen voran Inspektor Wong, an einen Unfall glaubt, wittert Agatha ein Verbrechen.


    Die unter dem Pseudonym M. C. Beaton schreibende Autorin setzt mit diesem Krimi ihre Reihe um die 53-jährige Ex-PR-Agentin fort. Die im Original bereits 24 Bände umfassende Serie wurde bereits 1993 in Großbritannien veröffentlicht. Der sich bis heute veränderte Zeitgeist muss daher berücksichtigt werden, um nicht den Spaß zu verlieren. Obwohl auf dem Cover eine Eingruppierung ins Genre Krimi gemacht wurde, darf man nicht zu viel erwarten. So beschaulich wie das Dorf den Anschein macht, so gemütlich geht es dort auch zu. Manches Mal scheint es, als sei selbst die Polizei mit den Ermittlungen überfordert. Nur so ist zu erklären, dass Agatha und James ungestört Zeugen befragen und sich Zugang zu abgesperrten Orten verschaffen können. Auch Geheimnisse werden umgehend hinter vorgehaltener Hand weitergegeben und als Zugezogene hat Agatha ihre Mühe, den Ansprüchen der Gemeinschaft zu entsprechen. Der Lebensstil ist typisch britisch und erfüllt jegliches Klischee.


    Dieser zweite Cosy-Crime führt die Leser noch eingehender in die Welt Raisins ein. Zeitweise drängen sich die privaten Belange der Hobbyermittlerin arg in den Vordergrund. Die Suche nach dem Täter gerät fast in Vergessenheit, während es darum geht, dass Agatha die Herren der Schöpfung mit dem perfekten Aussehen beeindruckt. Das kann auch schon mal auf Kosten einer Sanitäreinrichtung gehen. Überspitzt und stellenweise realitätsfremd lässt die britische Autorin ihre Protagonistin durch Pubs, Pferdeställe und Blumenläden stolpern, immer auf der Suche nach einem Mann fürs Leben und nebenbei einen Mord aufklärend. Die schrullige und selbstbezogene Heldin entwickelt im Laufe der Geschichte allerdings auch nette Seiten, sodass ich dem dritten Band durchaus eine Chance einräume. Unblutig und wie in einem Nebensatz erwähnt werden immer mehr Bewohnern der Idylle der Garaus gemacht. Die Figuren sind inzwischen so angelegt, dass die Einhaltung der chronologischen Reihenfolge erforderlich ist. Wer Spaß an ruhigen Krimis hat, wird sich auch mit dieser Reihe anfreunden können. In England hat sie bereits Kult-Status erreicht.

  • Ich habe es geschenkt bekommen und freue mich schon drauf... :-) Auch im ersten Band war ja ihren privaten Befindlichkeiten schon recht viel Aufmerksamkeit gewidmet worden, so dass ich hoffe, dass es mich bei diesem Band auch nicht stört. Danke für eure Rezis. :wave

  • Auch der zweite Band um die etwas eigenwillige Agtha Raisin konnte mich begeistern. Hier muss ich Büchersally recht geben, das private Leben von Agatha steht hier doch recht im Vordergrund, mich störte das allerdings wenig. Ich mag das ja, gerade bei Cozy Crime.
    Auch diesmal stolpert Agatha über eine Leiche und macht sich auf, den Fall zu klären. Sehr schön fand ich zu lesen, wie Agatha so langsam im Dorf intergriert wurde, jedoch immer noch mit Zweifeln kämpft. Im Vergleich zu Band eins hat auch dieses Buch nichts an flair oder Charme eingebüßt, sodass ich mich bald Band drei widmen werde.