Die Rebellin von Shanghai - Tereza Vanek

  • Shanghai im Jahre 1900. Charlotte ist die Adoptivtochter der deutschen Viktoria ihrem halb-chinesischen Ehemann Jinzi. Charlotte wurde westlich erzogen, vom Äußeren her ist sie aber eine Chinesin. Bisher war ihr dies nie so wirklich bewusst, aber nun verliebt sie sich in einen englischen Offizier und ihre Herkunft erweist sich nun als Problem. Dem jungen Mann wird sowohl von seiner Familie als auch von seinen Vorgesetzten nahegelegt, sich nicht zu nah mit einer Chinesin einzulassen, wenn ihm sein beruflicher und gesellschaftlicher Erfolg am Herzen liegt. Als er daraufhin mit Charlotte Schluss macht, entschließt sie sich, sich auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter zu machen und begibt sich auf eine gefährliche Reise nach Peking, wo sie mitten in den Wirren des Boxeraufstandes landet.


    Parallel zu Charlottes Geschichte wird ein zweiter Handlungsstrang erzählt, in diesem geht es um die junge Deutsche Elsa Skerpov, die aus Hamburg nach Shanghai kommt und dort erst einmal Unterkunft bei Viktoria und Jinzi findet. Aus beruflichen Gründen führt auch ihr Weg sie weiter nach Peking und die Lebenswege von Elsa und Charlotte kreuzen sich immer wieder.


    Anhand dieser beiden ganz unterschiedlichen Frauen erzählt die Autorin Tereza Vanek auf äußerst spannende und detailreiche Art und Weise die Geschichte Chinas in dieser aufregenden Zeit.


    Das in seinen uralten Traditionen verhaftete Riesenreich wird mit der steigenden Macht der westlichen Staaten konfrontiert und ist gezwungen, einen Weg zu finden, um weiterbestehen zu können. Verschiedene Gruppierungen haben hierzu ihre unterschiedlichen Ansichten und Pläne und letztlich führt diese Uneinigkeit das Reich und die Hauptstadt in einen Strudel der Gewalt, in dem die beiden Protagonistinnen auf verschiedenen Seiten um ihr Leben kämpfen müssen.


    Mir hat sehr gut gefallen, wie die Autorin diese beiden Geschichten verknüpft und so von zwei Seiten aus die damalige Situation erzählt und beleuchtet. So ergibt sich eine wundervoll erzählte Darstellung unterschiedlicher Kulturen und Sichtweisen und am Ende ein Hoffnungsschimmer, dass beide vielleicht nicht für immer unvereinbar sein müssen.


    In einem ausführlichen Nachwort geht die Autorin darauf ein, was historisch belegte Fakten sind und was ihrer Phantasie entsprungen ist und gibt für den interessierten Leser wertvolle Tipps zur weiteren Lektüre über die damalige Zeit.


    "Die Rebellin von Shanghai" setzt die Geschichte aus "Das Geheimnis der Jaderinge" fort, man kann diesen zweiten Teil aber auch problemlos eigenständig lesen, denn im ersten Band ging es vielmehr um das Leben und Schicksal von Charlottes Mutter Viktoria.

  • ISBN-10: 3937357815
    ISBN-13: 978-3937357812
    Sprache: Deutsch
    Gebundene Ausgabe: 680 Seiten
    Verlag:Bookspot
    Erscheinungsdatum: 01. Dezember 2013



    Über die Autorin:
    Tereza Vanek wurde 1966 in Prag geboren und wuchs in München auf. Dort studierte sie Anglistik, Romanistik und Slawistik. Im Anschluss an ihr Studium erwarb sie den Doktortitel Dr. phil. Ihre Romane überzeugen durch Liebe zum Detail und historische Genauigkeit. Die Autorin lebt und arbeitet in München.



    Zum Inhalt:
    Shanghai anno 1900: Das neue Jahrhundert scheint Viktorias Adoptivtochter Charlotte zunächst die große Liebe zu bringen. Doch ihre Hoffnung, die Ehefrau eines englischen Offiziers zu werden, stellt sich bald als Illusion heraus. Tief enttäuscht macht das dickköpfige Mädchen sich auf die Suche nach ihrer wahren Herkunft und gerät so in den Sog des Boxeraufstandes. Gleichzeitig trifft Elsa Skerpov, die Nichte von Viktorias früherer Zofe, in Shanghai ein, um ein neues, selbstständiges Leben zu beginnen. Die Aussicht auf eine gut bezahlte Stelle bringt sie nach Peking, wo die Animositäten zwischen Chinesen und Ausländern schon bald eskalieren. In einem belagerten Stadtviertel muss Elsa gemeinsam mit Menschen verschiedenster Nationen ausharren und auf ihre Rettung hoffen. Als sie entführt wird und sich plötzlich allein in der feindseligen Stadt wiederfindet, lernt sie einen Chinesen hoher Abkunft kennen. Während ihr Leben durch eine scheinbar aussichtslose Liebe vollends aus der Bahn gerät, fühlt sich Charlotte von der Brutalität des Aufstandes zunehmend abgestoßen und gerät zwischen die Fronten.



    Meine Meinung:
    Für mich war es das erste Buch der Autorin, ich habe "Das Geheimnis der Jaderinge" nicht gelesen und hatte deswegen erst Bedenken die Zusammenhänge nicht so gut zu verstehen. Aber es war gar kein Problem. Ich bin sehr schnell in die Geschichte rein gekommen und hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, das mir eine Vorgeschichte fehlt. Dieser Roman ist also völlig unabhängig vom ersten Band zu lesen.


    Das Buch hat mich wirklich begeistert! Die Autorin hat eine tolle Art alles sehr anschaulich, lebendig und bildreich zu schildern. Ich fühlte mich beim Lesen richtig hineinversetzt in das quirlige Shanghai, ich konnte es nicht nur sehen sondern auch riechen, schmecken und fühlen!
    Die Geschichte der beiden Mädchen Elsa und Charlotte ist sehr fesselnd und bewegend geschrieben. Ich habe zum Teil richtig mit ihnen mitgefiebert und mitgehofft.
    Die einzelnen Charaktere sind sehr detailliert und liebevoll gezeichnet. Es hat mir gefallen, dass die Hauptpersonen alle nicht perfekt sind, sondern wie im richtigen Leben auch alle Schwächen und Fehler haben. Das macht sie aber sehr glaubwürdig und sympathisch.
    Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Erzählperspektiven geschildert, dadurch ist das Buch auch sehr abwechslungsreich.
    Und das tollste ist, dass man während dem unterhaltsamen Lesen ganz nebenbei so viel über China lernt, z.B. über die Geschichte, die Menschen mit ihrem Aberglauben und den Sitten und Gebräuchen.
    Das Ende des Romans ist recht offen gehalten, das hat mir persönlich aber gut gefallen da der eigenen Phantasie noch Raum gelassen wird. Und man kann so hoffen, dass es irgendwann noch eine Fortsetzung geben wird!
    Es hat mir sehr viel Spaß gemacht das Buch zu lesen, vor allem auch da die Leserunde so toll von der Autorin begleitet wurde.


    Erwähnen möchte ich noch die sehr schöne Aufmachung des Romans: das Cover ist mit Liebe gestaltet, es gibt einen Plan vom Gesandtschaftsviertel in Peking, eine Zeittafel, ein Personenverzeichnis und ein sehr interessantes Nachwort der Autorin.


    Von mir bekommt dieses tolle Buch eine ganz klare Leseempfehlung!

  • Ich habe das Buch auch in der Leserunde gelesen und kann es nur wärmstens empfehlen.


    1900 - vor 114 Jahren geschah der Boxer-Aufstand in China. Und doch weiß man einfach zu wenig von der Zeit. Hier gab es spielerischen Geschichtsunterricht. Sehr schön Karten von Peking, das Namensregister am Anfang und die chronologische Aufstellung wichtiger Ereignisse.
    Ich hatte auch viel gegoogelt und u.a. festgestellt, dass die letzte Fabrik die Schuhe für Lotusfüsse herstellt erst 1988 geschlossen wurde. Es leben heute noch Frauen mit Lotusfüsse in China :yikes


    Hut-zieh vor Tereza

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

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  • Zitat

    Original von Lesebiene
    Ich hatte auch viel gegoogelt und u.a. festgestellt, dass die letzte Fabrik die Schuhe für Lotusfüsse herstellt erst 1988 geschlossen wurde. Es leben heute noch Frauen mit Lotusfüsse in China :yikes


    Hut-zieh vor Tereza


    Die sind aber schon alt. Meines Wissens ist diese (Un)-Sitte jetzt wirklich ausgestorben.


    Es freut mich, dass dir das Buch gefallen hat.


    Viele Grüße


    Tereza

  • Gebundene Ausgabe: 680 Seiten
    Verlag: Bookspot
    Auflage: Fortsetzung von "Das Geheimnis der Jaderinge" (1. Dezember 2013)
    Sprache: Deutsch
    Preis: 17,95 €


    Über die Autorin
    Tereza Vanek ist gebürtige Tschechin, in München aufgewachsen und seit 2007 veröffentlichte Autorin. Den Traum vom Schreiben hatte sie schon mit 14, doch musste sehr viel Zeit vergehen, bis er wahr wurde.
    Vorher ging sie brav zur Schule, studierte Sprachen, lebte einige Zeit im Ausland und schlug sich mehr oder weniger begeistert mit den verschiedensten Jobs durchs Leben. Doch der Drang zu schreiben ließ sie nicht los, so dass sie sich schließlich doch ernsthaft ans Werk machte - und dann viel schneller einen Verlag fand als angenommen. Ihr besonderes Interesse beim Schreiben gilt historischen Ereignissen, ungewöhnlichen Frauengestalten und der Begegnung von Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen. Ansonsten wohnt sie wieder in München mit Mann, Stieftochter, vier Katzen und fünf Papageien.


    Kurzbeschreibung
    Shanghai anno 1900. Das neue Jahrhundert scheint Viktorias Adoptivtochter Charlotte zunächst die große Liebe zu bringen. Doch ihre Hoffnung, die Ehefrau eines englischen Offiziers zu werden, stellt sich bald als Illusion heraus. Tief enttäuscht macht das dickköpfige Mädchen sich auf die Suche nach ihrer wahren Herkunft und gerät so in den Sog des Boxeraufstandes. Gleichzeitig trifft Elsa Skerpov, die Nichte von Viktorias früherer Zofe, in Shanghai ein, um ein neues, selbstständiges Leben zu beginnen. Die Aussicht auf eine gut bezahlte Stelle bringt sie nach Peking, wo die Animositäten zwischen Chinesen und Ausländern schon bald eskalieren. In einem belagerten Stadtviertel muss Elsa gemeinsam mit Menschen verschiedenster Nationen ausharren und auf ihre Rettung hoffen. Als sie entführt wird und sich plötzlich allein in der feindseligen Stadt wiederfindet, lernt sie einen Chinesen hoher Abkunft kennen. Während ihr Leben durch eine scheinbar aussichtslose Liebe vollends aus der Bahn gerät, fühlt sich Charlotte von der Brutalität des Aufstandes zunehmend abgestoßen und gerät zwischen die Fronten.


    Mein Leseeindruck
    Die Rebellin von Shanghai entführt den Leser in eine völlig andere Welt und eine andere Zeit. Man verfolgt das Schicksal zweier junger starker Frauen, die nicht immer vernünftig handeln, dabei aber authentisch bleiben. Charlotte ist die Tochter von Viktoria und Jinzi, über deren Geschichte man im Vorgängerband "Das Geheimnis der Jaderinge" lesen kann. Elsa ist ein einfaches aber ehrgeiziges Mädchen aus einem schlechten Hamburger Viertel, das ihre Heimat überstürzt verlassen muss. Mit Elsa und Charlotte lässt die Autorin ihre Leser an gewaltigen Umbrüchen im historischen China teilhaben, an den Boxeraufständen in Peking, ein verzweifeltes Aufbäumen des alten Chinas der Mandarine gegen das Christentum und die europäischen Einflüsse. Dabei findet sich Elsa auf der Seite der Europäer wider, die ihr Leben gegen die Einheimischen verteidigen müssen und Charlotte fast widerwillig auf der Seite der Aufständischen. Am Ende der Geschichte haben beide Frauen Lektionen für´s Leben erfahren. Es gibt kein Schwarz und Weiß, kein Falsch und kein Richtig, nur unendliches Leid, das der Krieg mit sich bringt. Inmitten all der Zerstörung kommen auch die Gefühle nicht zu kurz. Beide Protagonistinnen verlieren ihr Herz. Tereza Vanek schafft es einen derart mitzureißen, dass man förmlich den Staub auf der Zunge spürt, Schweiß und Blut riechen kann. Am Ende taucht man nur widerwillig aus der Geschichte auf und kehrt in die Gegenwart zurück. Wenn der Geschichtsunterricht in der Schule nur ein Bruchteil so mitreißend gewesen wäre, wie mein Ausflug mit Tereza Vanek, dann wäre mir bestimmt mehr davon im Gedächtnis geblieben.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

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  • Auch ich habe das Buch in der Leserunde mit Begleitung der Autorin gelesen.


    Zum Inhalt wurde ja schon viel geschrieben, deshalb hier nur mein persönlicher Eindruck.


    Durch die mitreißende Schreibweise konnte ich eintauchen in das Buch. Entführt wurde ich in ein Land, mit dem ich mich bisher nie beschäftigt hatte. Ich habe einiges gelernt über China und auch über die Geschichte Chinas. Ich habe mitgefiebert, mitgelitten und gehofft, dass alles doch noch ein gutes Ende nimmt.


    Nach dem - für meinen Eindruck - offenen Ende hoffe ich evtl. auf eine Fortsetzung und bedanke mich bei Tereza für die tolle Begleitung durch die Leserunde.


    Ein ganz tolles Buch das schon mal auf meiner Liste der Buchhighlights für 2014 landet :anbet und von mir die vollen 10 Punkte erhält.


    Viele Grüße :wave

  • Tereza Vanek: Die Rebellin von Shanghai – Roman, München 2013, Edition Carat/Bookspot-Verlag, ISBN 978-3-937357-81-2, Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen, 680 Seiten, mit Personenregister, Zeittafel und Karte des Gesandtschaftsviertels in Peking, Format: 21,8 x 14,6 x 5 cm, Buch: EUR 17,95, Kindle Edition: EUR 9,99.


    Shanghai im Jahr 1900: Die 17-jährige Chinesin Charlotte ist die Adoptivtochter der Deutschen Viktoria Huntingdon, geb. Virchow, und des Halbchinesen Jinzi. Sie besucht die Mädchenschule der Missionare, die Eltern leiten ein Waisenhaus.


    Charlotte wird zu einer jungen Dame der westlichen Gesellschaft erzogen, ist intelligent, gebildet, kultiviert und spricht mehrere Sprachen. Dass sie trotzdem nicht dazugehört und immer eine der verachteten „Chinks“ sein wird, wird ihr schmerzlich bewusst, als ihr Freund, der britische Offizier David Stuart, sein Eheversprechen bricht. Eine chinesische Ehefrau würde für ihn das gesellschaftliche Aus bedeuten.


    Charlotte ist verletzt, verzweifelt und voller Wut auf ihre Adoptiveltern, derentwegen sie zwischen den Kulturen steht. Aus Trotz beschließt sie, sich mit einem Freund aus Kindertagen, dem Waisenjungen Shao Yu, einer Gauklertruppe anzuschließen und nach Peking zu gehen. Dort will sie ihre leibliche Mutter ausfindig machen, die Prostituierte Dujuanhua („Azalee“).


    Das Leben bei der Künstlertruppe unter der Leitung des grobschlächtigen Kriegers Quantou ist hart für die verwöhnte Charlotte. Und in der der pockennarbigen Dienerin Niuniu hat sie eine Feindin, die zu allem fähig ist. Die Gruppe schließt sich der Boxerbewegung hat, die das Land von der Herrschaft der „fremden Teufel“ befreien will. Charlotte ist entsetzt. Mit dem blutigen Gemetzel, das die Aufständischen anrichten, will sie nichts zu tun haben. Sie will wieder heim nach Shanghai. Doch so einfach werden Quantou und seine Leute sie nicht ziehen lassen. Zusammen mit der Köchin Mayi schmiedet Charlotte Fluchtpläne ...


    Während Charlotte Huntgindon, die Tochter aus gutem Hause „von Federn auf Stroh“ kommt, arbeitet Elsa Skerpov, 23, in Hamburg an ihrem sozialen Aufstieg. Sie ist die Nichte von Viktoria Huntingdons ehemaliger Zofe und stammt aus einfachsten Verhältnissen. Vater und Brüder schlagen sich als Kleinkriminelle durchs Leben.


    Elsa ist clever und willensstark und hat ein Händchen für Zahlen. Sie arbeitet als Hilfskraft im Kontor einer Brühwürfelfirma und erweckt mit ihrer Zielstrebigkeit den Neid eines Kollegen. Heute würde man sagen: Er mobbt sie. Schließlich schiebt er ihr die Schuld an einer Straftat in die Schuhe. Um nicht ins Gefängnis zu müssen, verlässt Elsa mit Unterstützung ihrer Tante das Land in Richtung Shanghai, wo sie fürs erste bei den Huntingdons unterkommt und im Kontor von Viktorias Ziehsohn Deiwei arbeitet.


    Als sich Elsa die Chance bietet, zur Schreibkraft in der deutschen Gesandtschaft aufzusteigen, greift sie zu. Wenn sie schon in Peking ist, kann sie dort nach der untergetauchten Charlotte Huntingdon suchen. Schließlich steht sie in der Schuld ihrer Familie, die ihr so großzügig Starthilfe im neuen Land gewährt hat.


    Das Leben in China ist nicht einfach für eine junge, alleinstehende Frau aus Europa. Als Helfer in der Not erweist sich für Elsa gleich mehrfach ein junger chinesischer Adeliger, der Mandschubannermann Wenrou. Er ist in den USA aufgewachsen und sieht den Reformstau in seiner Heimat. Er sieht auch die Korruption, die Vetternwirtschaft und die Intrigen am kaiserlichen Hof. Doch kann er daran genau so wenig ändern wie an seiner unglücklichen arrangierten Ehe mit der Adeligen Qingbai.


    Doch nichts bleibt, wie es war. Das Leben aller Beteiligten wird durch den Boxeraufstand gründlich durcheinandergewirbelt, keiner bleibt von Not und Unglück verschont. Elsa erlebt die Belagerung der Gesandtschaft mit, Charlotte verschanzt sich mit französischen Nonnen in der Pekinger Nordkathedrale und auch für den Mandschubannermann Wenrou kommt alles anders als gedacht ...


    Wäre das Buch ein Film, würde sicher die Warnung eingeblendet: „nicht geeignet für Personen unter 16 Jahren!“. Denn der sorgfältig recherchierte Roman enthält ganz schön brutale Szenen. Aufstände und kriegerische Auseinandersetzung sind nun einmal blutige Angelegenheiten, und die Autorin beschönigt nichts.


    Die Geschichte des Boxeraufstands wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt: Charlottes Gauklertruppe und die Adeligen am Hof sind das reaktionäre Moment. Sie wollen alles so haben wie vor dem Kontakt mit den Ausländern. Raus mit den fremden Teufeln und bitte keine Veränderungen! Elsa Skerpovs Kollegen in der Gesandtschaft sehen China mit den Augen „überlegener“ Europäer und Wenrou, der Ost und West kennt, würde gerne das beste aus beiden Welten miteinander vereinen. Und so haben wir hier These, Antithese und Synthese.


    DIE REBELLIN VON SHANGHAI ist keine Liebesgeschichte mit exotischem Historien-Dekor. Das ist ein handfester historischer Roman, der uns anhand des Schicksals verschiedener Personen einen Teil der chinesischen Geschichte und Kultur nahebringt. „Bei meiner Darstellung der Ereignisse bin ich so weit wie möglich historischen Fakten gefolgt“, schreibt die Autorin in ihrem Nachwort (Seite 677), „musste aber manchmal zusammenfassen oder Einzelheiten auslassen, da die Schicksale meiner fiktiven Figuren natürlich im Vordergrund standen. Die meisten meiner Nebenfiguren sind allerdings historisch belegt (...).“


    Historische Wahrheit trifft hier auf Fiktion, Spannung auf Romantik – und es ist jederzeit nachvollziehbar, was die handelnden Personen umtreibt, auch wenn der Leser ihre Ansichten nicht immer teilt. Von dem umfangreichen Personenregister braucht sich niemand abschrecken zu lassen. Es dient als eine Art „Sicherheitsnetz“: Es ist da, falls man doch mal einen Namen nicht gleich einordnen kann. Aber man braucht es im Grunde nicht. Autor und Leser haben die verschiedenen Handlungsstränge gut im Griff. Es ist immer klar, wer wo was warum macht.


    China als Schauplatz hat den Vorteil, dass es literarisch noch nicht so überlaufen ist. Shanghai und Peking sind auch für Vielleser frische exotische Schauplätze, die Tereza Vanek für uns sehr bildhaft zum Leben erweckt. Ein mitreißendes Lesevergnügen, bei dem man sogar noch etwas lernen kann.


    Dem Roman DIE REBELLIN VON SHANGHAI geht der Band DAS GEHEIMNIS DER JADERINGE (ISBN 978-3-937357-53-9) voraus. Beides sind eigenständige Werke, man muss Band 1 nicht kennen, um Band 2 zu verstehen. Doch wer mehr über die Vorgeschichte von Charlottes Adoptiveltern, das ungewöhnliche deutsch-chinesische Ehepaar Viktoria und Jinzi Huntingdon, wissen will, dem sei DAS GEHEIMNIS DER JADERINGE ebenfalls ans Herz gelegt.


    Die Autorin
    Dr. Tereza Vanek , geb. 1966 in Prag, wuchs in München auf. Dort studierte sie Anglistik, Romanistik und Slawistik. Sie lebt und arbeitet in München und hat mehrere, überwiegend historische Romane veröffentlicht.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Nachdem ich schon Terezas "Jaderinge" sehr mochte, war ich nun natürlich sehr gespannt auf den Nachfolger. Ich sag es gleich: Mit gefällt auch die "Rebellin" ausgesprochen gut, vielleicht sogar noch ein bisschen besser – was mit Sicherheit an der Figur der Elsa lag, meinem erklärten Liebling.
    Tereza ist es wieder wunderbar gelungen, einem dramatischen Abschnitt der Geschichte Chinas in Verbindung mit den Kolonialmächten Leben einzuhauchen. Ich fieberte mit den Figuren mit und freute mich darüber, noch vieles über den Boxeraufstand zu lernen. (Und werde mich demnächst sicher mal etwas genauer mit der Hunnenrede und von Waldersee beschäftigen, etwas, was ich schon lange tun wollte, aber immer wieder vergessen habe.)
    Ich wünsche sowohl den Jaderingen als auch der Rebellin noch viele, viele Leser!

    Ship me somewhere's east of Suez,
    where the best is like the worst,
    where there aren't no ten commandments
    an' a man can raise a thirst


    Kipling

  • Ganz, ganz heimlich hoffe ich auf eine Fortsetzung der Geschichte um Charlotte und Elsa, würde die doch hoffentlich die Zeit berühren, in der mein Vater in Quindao geboren wurde und mein Großvater Professor in Woosung bei Shanghai an der Tung Chi Universität war.


    Dieses Buch beleuchtet deshalb für mich einen Teil Vorgeschichte meiner Familiengeschichte, etliche Menschen, die in das Geschehen des Boxeraufstandes verwickelt waren, die in der deutschen Gesandtschaft festsaßen habe ich als Kind noch kennengelernt. Natürlich war ich in dem Alter nicht in der Lage mich mit dem Thema auseinanderzusetzen, aber es begründet meine Faszination dazu und die Tatsache, warum ich etliche Sachbücher und Romane über die Ereignisse in Peking gelesen habe.


    Hätte ich mir alle sparen können, sowohl die Sachbücher, als auch die Romane. Mit diesem wunderbaren Buch von Tereza Vanek ist die Geschichte zum einen historisch korrekt und detailliert- zum wichtigeren, aber auch emotional, persönlich so packend geschildert, dass der Leser keine warums mehr sucht, sondern aus den verschiedenen Perspektiven der beteiligten Parteien deren Motive und Handlungen versteht. Kein historischer Roman der Sorte- genau so könnte es gewesen sein, sondern einer der seltenen Art- genau so wars.

  • Vielen Dank für Eure Rezensionen, Steffi und Beo.


    Beo: es ist ein weiterer China-Roman geplant und ob es was wird, sollte sich in den nächsten Wochen entscheiden. Momentan ist ja mein Ungarn-Buch erschienen und die Anmeldung zur Leserunde läuft auch schon. (Nur als dezenter Wink mit dem Zaunpfahl :grin)


    Tereza

  • Da tun dir jetzt aber vom Rückschlag die Arme weh, den du meinst sicher die Leserunde zu der ich mich gestern angemeldet habe? Ich bilde mir auf mein Wissen über Geschichte echt was ein, aber von der Dame habe ich überhaupt nichts auf dem Bildschirm, da bin ich schon höchst neugierig.

  • Die Rebellin von Schanghai



    Wir befinden uns um 1900 in Schanghai. Charlotte Chinesischer Herkunft , ist die Adoptivtochter von Viktoria und Jinzi Huntigodon. Sie hat ihren eigenen Kopf und tut gerne was sie will. Sie wird von ihren Eltern über alles geliebt und wächst gut behütet auf.


    Eines Tages gerät sie in eine brenzlige Situation und wird von David Stuart einem englischen Offizier gerettet . Aus dieser Situation entsteht eine Beziehung , es ist Liebe auf den ersten Blick.


    Doch ihre Liebe steht unter keinem Guten Stern , die Gesellschaftlichen Zwänge stehen dazwischen. Ihre Liebe hat keine Chance.


    Dann erfährt Charlotte auch noch , das ihre Leibliche Mutter eine Hure war, eine Welt bricht für sie zusammen. Bei Nacht und Nebel verlässt sie das Elternhaus um ihre wahre Mutter zu suchen.


    Ein Alter Freund SahoYu gibt ihr Unterschlupf , der sich der Boxerbewegung angeschlossen hat.


    Charlotte bleibt , sie steigt zur Kämpferin auf . Hat auch ihre Neider in der Gruppe. Zu Spät erkennt sie das dieser Weg der Falsche ist. Sie sehnt sich nach Hause zurück , auch ist sie noch schwanger von SahoYu der im Kampf gefallen ist. Das bedeutet ihr Todesurteil . Sie versucht zu fliehen, aber der Fluchtversuch Misslingt , man sperrt sie ein. Mayi , die Köchin in der Gruppe , verhilft ihr zur Flucht , gemeinsam fliehen sie. Eine Gefahrvolle und Abenteuerliche Reise beginnt...........


    Auch Elsa im fernen Hamburg hat es nicht leicht , sie findet keine Anerkennung am Arbeitsplatz und man schiebt ihr noch einen Diebstahl in die Schuhe. Elsa kann Dank ihrer Tante nach Shanghai fliehen. Zuflucht und Arbeit findet sie bei den Huntingdons , die nehmen sie Liebevoll auf nur Charlotte verhält sich gerade nicht freundschaftlich zu ihr....


    Elsa möchte unabhängig werden und selbst für sich geradestehen. Sie bewirbt sich bei der deutschen Gesandtschaft als Schreiberin , hier findet sie die Anerkennung und Lob. Endlich kann sie ihren Weg gehen , der kreuzt sich mit dem Chinesen Wenrou . Aus Achtung und Freundschaft wird Liebe , aber auch hier gibt es Widerstände . Dann gerät auch sie in die Boxeraufstände , Wenrou rettet sie als sie in Gefahr gerät und versteckt sie. Sie geraten so gemeinsam zwischen die Fronten.....


    Durch Zufall rettet am Ende ausgerechnet Elsa und David , Charlotte vor dem sicheren Tod ! Obwohl diese Elsa immer abgelehnt hatte. David liebt Charlotte immer noch.


    Sie ermöglicht ihr auch , das sie zu ihren Eltern zurück kehren kann......


    Ob David , Charlotte wieder zueinanderfinden und auch ob Elsa und Wenrou eine Chance bekommen zusammen Glücklich zu werden , muss der Leser selbst herausfinden....



    Mit einer sehr Klaren und Kraftvollen Sprache erzählt die Autorin Tereza Vanek von den Boxeraufständen , von deren Brutalität , dem Sinnlosen Morden und den schweren Kämpfen.


    Von Hunger , Krankheit und Tod . Die Angst und Sorge der Menschen , aber auch deren Begeisterung kann man förmlich spüren. Viele wichtige Faktoren hat sie in die Geschichte eingebaut , der unmögliche Zeitungsartikel des deutschen Kaisers, die Zerstörung der Bahnlinie,


    der Kathedralen und das ermorden von tausenden Christlichen Chinesen.


    Ihre Protagonisten sind sehr lebendig und Bildhaft geschildert. Auch die einzelnen Charaktere mit all ihren Ecken und Kanten , sind gut beschrieben. Sie macht es einem einfach in die Geschichte abzutauchen und sich in die Personen hinein zu versetzen.



    „ Ein Spannendes , facettenreiches und fesselndes Geschichtliches Epos“

  • Shanghai 1900: Die 16-jährige Charlotte wächst wohlbehütet bei ihren Adoptiveltern auf. Ihre Adoptivmutter ist deutscher Herkunft, ihr Vater ist ein Halbchinese.


    Als Charlotte sich in einen englischen Offizier verliebt, schwebt sie zunächst wie auf Wolken. Doch schon bald muss sie erkennen, dass ihre Liebe kaum eine Chance hat.


    Sie beschließt, ihre leibliche Mutter zu suchen und schließt sich dabei einer Gruppe von Aufständischen an. Bald schon gerät sie zwischen die Fronten und muss um ihr Leben fürchten.


    Mein Leseeindruck:


    Literarisch gesehen war ich bisher noch nicht oft in China unterwegs, daher war dieser Roman in vielerlei Hinsicht etwas ganz Neues für mich. Sehr schnell hatte ich mich eingelesen und war fasziniert von der Geschichte. Es geht hierbei nicht nur um Charlotte, sondern auch um die junge Elsa, die aus Deutschland nach China kommt und sich in einer vollkommen anderen Welt zurechtfinden muss.


    Tereza Vanek hat die Geschichte von Charlotte und Elsa sehr bildhaft erzählt. Ich war mittendrin im Geschehen, habe gebangt und gehofft mit den Figuren. Sehr schockierend waren die Kriegsszenen, auch wenn die Autorin sie gar nicht besonders blutig geschildert hat. Aber das Bild der zahlreichen getöteten Chinesen hat sich in meinem Kopf festgesetzt, und ich werde die Geschichte bestimmt noch lange im Gedächtnis behalten.


    Der Roman ist sehr gut recherchiert worden. Mir gefallen die Anmerkungen zu den geschichtlichen Daten und das ausführliche Nachwort der Autorin dabei besonders gut.


    Leider habe ich den Vorgängerband "Das Geheimnis der Jaderinge" noch nicht gelesen. Man kann aber ohne Probleme "Die Rebellin von Shanghai" lesen, ohne den ersten Band zu kennen. Aber ich bin jetzt so neugierig auf den ersten Teil des Romans, der die Geschichte von Charlottes Adoptivmutter Viktoria erzählt, dass ich diesen recht bald lesen möchte.


    Auf jeden Fall kann ich für "Die Rebellin von Shanghai" eine ganz klare Leseempfehlung aussprechen. Es ist ein großartiger, exotischer Roman, der mich sehr fesseln konnte!

  • Erscheint am 01.05.2017 :-]


    Kurzbeschreibung:


    Shanghai 1900. Als uneheliches Kind von ihrer Familie verstoßen, bleibt die junge Russin Anastassia allein in der Stadt zurück, da sie sich einer erzwungenen Heirat widersetzt. Durch Zufall trifft sie auf das chinesische Mädchen Clio, das aus einem Bordell geflohen ist, und die beiden Frauen verbünden sich. Während Clio mit Anastassias Hilfe in einem Missionshaus unterkommt, findet die junge Russin eine Anstellung bei einer wohlhabenden deutschen Familie. Schon bald merkt Anastassia, dass sie Gefühle für Helmut, den Sohn ihrer Arbeitgeber, entwickelt. Doch als der auf Clio trifft, ist er auf der Stelle fasziniert von der schönen Chinesin. Clio dagegen hat ihr Herz bereits verschenkt – ausgerechnet an einen japanischen Offizier und damit an ein Mitglied eben der Besatzungsmacht, vor der Clios Familie aus ihrer Heimat, der Insel Taiwan, floh. Um ihn endlich wiederzusehen, kehrt die Chinesin, begleitet von Anastassia, zurück zur ‚schönen Insel‘, wo Zauber und Gefahr die beiden Frauen erwartet.