Shanghai im Jahre 1900. Charlotte ist die Adoptivtochter der deutschen Viktoria ihrem halb-chinesischen Ehemann Jinzi. Charlotte wurde westlich erzogen, vom Äußeren her ist sie aber eine Chinesin. Bisher war ihr dies nie so wirklich bewusst, aber nun verliebt sie sich in einen englischen Offizier und ihre Herkunft erweist sich nun als Problem. Dem jungen Mann wird sowohl von seiner Familie als auch von seinen Vorgesetzten nahegelegt, sich nicht zu nah mit einer Chinesin einzulassen, wenn ihm sein beruflicher und gesellschaftlicher Erfolg am Herzen liegt. Als er daraufhin mit Charlotte Schluss macht, entschließt sie sich, sich auf die Suche nach ihrer leiblichen Mutter zu machen und begibt sich auf eine gefährliche Reise nach Peking, wo sie mitten in den Wirren des Boxeraufstandes landet.
Parallel zu Charlottes Geschichte wird ein zweiter Handlungsstrang erzählt, in diesem geht es um die junge Deutsche Elsa Skerpov, die aus Hamburg nach Shanghai kommt und dort erst einmal Unterkunft bei Viktoria und Jinzi findet. Aus beruflichen Gründen führt auch ihr Weg sie weiter nach Peking und die Lebenswege von Elsa und Charlotte kreuzen sich immer wieder.
Anhand dieser beiden ganz unterschiedlichen Frauen erzählt die Autorin Tereza Vanek auf äußerst spannende und detailreiche Art und Weise die Geschichte Chinas in dieser aufregenden Zeit.
Das in seinen uralten Traditionen verhaftete Riesenreich wird mit der steigenden Macht der westlichen Staaten konfrontiert und ist gezwungen, einen Weg zu finden, um weiterbestehen zu können. Verschiedene Gruppierungen haben hierzu ihre unterschiedlichen Ansichten und Pläne und letztlich führt diese Uneinigkeit das Reich und die Hauptstadt in einen Strudel der Gewalt, in dem die beiden Protagonistinnen auf verschiedenen Seiten um ihr Leben kämpfen müssen.
Mir hat sehr gut gefallen, wie die Autorin diese beiden Geschichten verknüpft und so von zwei Seiten aus die damalige Situation erzählt und beleuchtet. So ergibt sich eine wundervoll erzählte Darstellung unterschiedlicher Kulturen und Sichtweisen und am Ende ein Hoffnungsschimmer, dass beide vielleicht nicht für immer unvereinbar sein müssen.
In einem ausführlichen Nachwort geht die Autorin darauf ein, was historisch belegte Fakten sind und was ihrer Phantasie entsprungen ist und gibt für den interessierten Leser wertvolle Tipps zur weiteren Lektüre über die damalige Zeit.
"Die Rebellin von Shanghai" setzt die Geschichte aus "Das Geheimnis der Jaderinge" fort, man kann diesen zweiten Teil aber auch problemlos eigenständig lesen, denn im ersten Band ging es vielmehr um das Leben und Schicksal von Charlottes Mutter Viktoria.