Kunstdiebe - Buchtipps gesucht

  • ...und ein Vorschlag aus dem Bereich Regiokrimi:


    Greetsieler Glockenspiel v. Bernd Flessner


    Die Greetsieler Woche. Kultureller Höhepunkt der Sommersaison eines bekannten ostfriesischen Fischerdorfes. Einen Tag vor der Eröffnung treffen sich die beteiligten Künstler zur gemeinsamen Besichtigung einer der beiden Greetsieler Windmühlen. Auch Mona, Lebensgefährtin von Kommissar Greven, ist mit von der Partie.
    Doch was als fröhliche Einstimmung und Auftakt zur Ausstellung gedacht war, endet abrupt mit einem tragischen Unfall. Jann ter Fehn, Enfant terrible der ostfriesischen Kunstszene, stürzt von der Galerie. Als während der Eröffnungsfeier eines der rätselhaften Bilder des Opfers gestohlen wird, hegt Greven Zweifel am Unfalltod des Künstlers. Zwar pfeift ihn der Staatsanwalt umgehend zurück, aber Greven ermittelt heimlich weiter. Der Schlüssel scheint in dem Motiv des gestohlenen Bildes zu liegen, doch von dem ist nur ein leerer Rahmen übrig geblieben. Was war auf diesem Bild zu sehen?

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Eigentlich hatten Martin und seine Frau Kate sich von London aus aufs Land zurückgezogen, um dort endlich ungestört die Bücher zu beenden, an denen sie beide schon viel zu lange schreiben. Martin, der vom Unialltag reichlich angefressene Philosophiedozent, hat sein Projekt schlicht verbummelt. Kate dagegen hatte Babypause. Vier Monate Einsiedelei sollen sie wieder in die alten Gleise zurückbringen. Und wahrscheinlich wäre es auch so gekommen -- hätte Martin nicht in dem heruntergekommenen Herrenhaus ihrer Nachbarn ein Gemälde entdeckt, das dort achtlos ein Loch im Kamin abdeckt.


    Martin ist sich sicher: das Bild ist ein echter Bruegel, ein verschollenes Meisterwerk und Millionen wert. Natürlich behält er das für sich. Denn Martin, der selbsternannte Kunstexperte, ist entschlossen, das Bild in seinen Besitz zu bringen und müßte er es dafür stehlen. Zuerst jedoch muß er sich selbst beweisen, daß er mit seiner Vermutung recht hat. Eine heikle Aufgabe, denn Kate -- im Gegensatz zu ihm studierte Kunsthistorikerin -- ist mehr als skeptisch gegenüber seiner „Entdeckung...


    Das verschollene Bild ist auf den ersten Blick ein Kriminalroman und als solcher gekonnt in Szene gesetzt. Von der ersten Seite an macht Frayn den Leser zum Komplizen seines Helden und dessen leidenschaftlichem Begehren. Genüßlich breitet er Martins labyrinthische Gedankenspiele aus, seine Skrupel, seine Selbstzweifel, die Abgründe seiner hypnotischen Hingabe.


    Der Krimi ist aber nur ein Aspekt der Geschichte. Wie beiläufig verknüpft Frayn nämlich das Schicksal seines Helden mit dem des Mannes, den Martin für den Maler des Bildes hält: Pieter Bruegel. Und der historische Exkurs in dessen Welt ist keineswegs nur eine gelehrte Dreingabe. Frayn schafft das Kunststück, daß die Hintergrundgeschichte im Antwerpen des 16. Jahrhunderts bald genauso wichtig und interessant wird, wie die Geschichte im Vordergrund.


    Das verschollene Bild ist ein Roman, dessen Sog man sich schwer entziehen kann, ein geistreiches und gleichzeitig witziges Buch -- Unterhaltung auf hohem Niveau. --Christian Demand