Italienische Küche. Geschichten und Rezepte – Peter Peter

  • Es ist ein kleines Buch, ein Taschenbuch im Wortsinn, fast schon im Format eines Taschenkalenders, mit einem bunten Leineneinband, abgerundeten Ecken und einem Lesebändchen. Auf den ersten Blick eines dieser Geschenkbüchlein, hübsch anzusehen, freundlich gedacht und völlig sinnlos.


    Schlägt man es auf und beginnt zu lesen, stellt man schnell fest, daß man hier nicht mit dem üblichen freundlichen Unsinn, den bekannten Anekdötchen und launigem Geplauder über ‚die‘ italienische Küche zu tun hat. Der Autor, Peter Peter, ist Kulturwissenschaftler und Gastronomiekritiker und nimmt sein Thema bei aller Lockerheit der Präsentation ernst. In einem guten Dutzend Kurzkapiteln stellt er die Entwicklung der italienischen Küche vor. Er baut seine Beschreibung chronologisch auf, beginnend mit den frühen griechischen Kolonien auf Sizilien bis zur Nouvelle Cuisine des modernen Italien. Die Einzelkapitel stellen aber nicht nur jeweils eine Epoche vor, sondern auch Nahrungsmittel, die wichtig waren. So geht es etwa um Wein und Papageienzungen, Gewürze, Nudeln, ganz klar, Sambuca, Fleisch oder Tomaten.


    Eingestreut sind Rezepte aus der jeweiligen Zeit, aus alten Rezeptsammlungen und Kochbüchern. Das macht nicht nur großen Spaß beim Lesen, sondern ist ziemlich interessant, betrachtet man etwa Kochzeiten oder Zutaten, z.B. eher ungewöhnliche Mischungen von geriebenem Käse und Rosinen oder eine Olivenpaste aus der Zeit von ca. 200 v.B.Z., die überaschenderweise ziemlich appetitlich klingt.
    Das Interessante an der Lektüre ist, daß Peter immer versucht, Linien durch die Jahrhunderte bis heute zu ziehen und Zusammenhänge zu zeigen, von alter Küche und heutiger, Küche der Oberschicht und Küche der Armen, der Bedeutung der regionalen Entwicklungen durch die Jahrhunderte. Trotz der Knappheit und des beschränkten Platzes schenkt er einer faszinierende Einblicke und manche Erkenntnisse, etwa, daß Auerbachs Keller zu Goethes Zeiten eine italienische Weinstube war oder daß die Bedeutung des abendlichen Essens in Italien Tradition bis zurück zu den Römern hat.


    Das Büchlein ist reich bebildert, zwar nicht bunt, sondern in schwarz-weiß und graugrün. Letzteres sind vor allem Illustrationen, von Gewürzen, Obst und Gemüse bis hin zu Besteck und Kochutensilien. Die kleinen Seiten sind vollgepackt, Text und Bilder aber so gut verteilt, daß Lesen und Betrachten gleichermaßen Spaß machen. Am Ende gibt es ein Rezept des Autors. Danach folgen zwanzig linierte Seiten für eigene Rezepte und Notizen. Das ist wirklich gut gedacht.
    Mit diesem Büchlein kann man tatsächlich etwas anfangen.



    Anmerkung: Der bei amazon abgebildete Titel ist falsch. Er lautet tatsächlich wie oben angegeben.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus