Das Geheinnis der Mutter - Malika Mokeddem

  • Verlag. Donata Kinzelbach
    Broschiert: 142 Seiten
    Aus dem Französischen von Morna Doerr


    Kurzbeschreibung:
    Ausgelöscht aus ihrer Erinnerung hat Selma, die Protagonistin, einen Kindsmord, den sie als junges Mädchen heimlich mit ansah. Begangen hat ihn ihre eigene Mutter. Als junge Erwach-sene verlässt Selma Algerien, ihr Land, ihre Kultur, ihre Fami-lie, um sich in Frankreich ihren Traum zu verwirklichen: Ärztin zu werden. Die traumatische Wahrheit kommt aber wieder hervor, die Konfrontation mit der Mutter wird unausweichlich. „Auch Algerien weist Rekordzahlen an Kindstötungen auf, was aber in keiner Statistik auftaucht. Das Land wird sich davon nur befreien, wenn es Aberglauben und Rückständigkeit überwin-det“, schreibt die Autorin. Ein kompromissloses Buch, in dem Malika Mokeddem mit Algerien abrechnet, ihrem Land, und mehr noch: mit der Mutter. Gnadenlos. Ein bewegendes Buch.


    Über die Autorin:
    Maila Mokkedem (*1949), als Tochter von Nomaden in der algerischen Wüste geboren, studierte in Oran und später in Paris Medizin. Seit 1979 ist sie als Ärztin in Montpellier tätig. In ihren Büchern entwirft sie ein facettenreiches, kritisches Panorama der algerischen Gesellschaft.


    Mein Eindruck:
    Der Todesfall einer Patentin löst bei der Ärztin Selma eine lang vergessene Erinnerung aus. Als sie 3 Jahre alt war, hat sie mit angesehen, wie ihre Mutter in der Wüste von Algerien ein Neugeborenes mit einem Kissen erstickt.
    Um dieses Geheimnis der Mutter zu ergründen, reist sie in ihre Heimat zurück. Zu Verwandten, die sie seit Jahren nicht mehr gesehen hat.


    Selma ist eine beeindruckende Figur, ähnlich angelegt wie Sultana oder Shamsa aus anderen Romanen Malika Mokeddems.
    Alle diese starken Frauen haben etwas von ihrer Schöpferin, die ebenso wie Selma Ärztin ist und aus Algeríen stammt.


    Selmas Begegnung mit ihren Verwandten macht ihr die Verschiedenheit deutlich. Während Selma modern, selbstbewusst und erfolgreich ist, scheinen ihre Verwandten in Traditionen gefangen und anfällig für Fundamentalismus.
    Selma fühlt sich innerlich zerrissen. Dass sie sich solange von der Heimat entfernt hatte, diente auch dem Selbstschutz. Eine Opferrolle lehnt sie konsequent ab.
    Eine Annäherung zwischen Mutter und Tochter bleibt aus.


    Malika Mokeddem hat einen stark sozialkritischen Ansatz, der auch in diesem Buch voll zur Geltung kommt. Dennoch hat mich “Das Geheimnis der Mutter” nicht ganz so stark gepackt wie die Mokeddem-Romane Sultana oder “Suche auf See“. Der Grund darin mag an einem zu übergreifenden Rahmen auf wenig Seiten liegen, der sich nicht die Zeit nimmt ins Detail zu gehen. Es wird zuviel behauptet, zu wenig gezeigt, daher bleibt mancher Schlüsselsatz thesenhaft. Das gilt aber nur für einen Teil des Romans, es bleiben noch genügend gelungene Passagen.


    Fazit: Ein lesenswerter Roman, aber nicht mein Favorit unter den Romanen dieser hervorragenden Autorin!