Einer der Oscarnominierungen ist jetzt in unseren Kinos angelaufen. Viele von euch erinnern sich sicher noch an "Gordon Gekko", den skrupellosen Börsenhai, an die Rolle mit der sich Michael Douglas vielleicht endgültig aus dem langen Schatten seines Vaters spielte - in dem Oliver-Stone-Werk "Wall Street".
Warum tut sich Martin Scorsese das an? Was ist so reizvoll daran, einen neuen Gordon Gekko zu kreieren? Nun, die Antwort ist so simpel wie schockierend. Scorsese nimmt Gordon Gekko zwar als Blaupause des Charakters Jordon Belfort, das ist aber auch schon die einzige Gemeinsamkeit. Radikal verbannt Scorsese jeglichen Ansatz einer moralisierenden Interpretationsmöglichkeit und wendet das Thema durch die maßlose Übertreibung der Dekadenz des Lebens zwischen Sex, Drugs und Crime zu einem Schenkelklopfer, der einfach nur Spaß macht. Diese Nichtaussage und das Fehlen einer echten Story sind es allerdings auch, die dafür sorgen, dass ich diesen Film mit gemischten Gefühlen betrachte. Respekt für den Mut das Thema so anzugehen, Respekt vor einem wirklich grandiosen Leonardo di Caprio, aber war es wirklich oscarreif, ihm drei Stunden lang beim vögeln, koksen und Leute anbrüllen zuzuschauen?