Taschenbuch: 224 Seiten
Verlag: Fischer
OT: The Autobiography of my Mother
Aus dem Amerikanischen von Christel Dormagen
Kurzbeschreibung:
70jährig, berichtet die Farbige Xuela Claudette Richardson über ihr Leben, das geprägt ist von Verlusten und besonders von der Abwesenheit der Mutter, die bei ihrer Geburt starb. Diese Lebensbeschreibung einer ungewöhnlichen Frau ist untrennbar mit der Geschichte der karibischen Inseln verbunden, über denen noch immer der Schatten der Kolonialzeit liegt. "Jamaica Kincaid hat eine wahrhaft düstere Meditation über das Leben geschrieben
Über die Autorin:
Jamaica Kincaid, geboren 1949 in St. John auf der Karibikinsel Antigua, verließ ihre Heimat als junge Frau und arbeitete in den USA unter anderem als Dienstmädchen und als Fotografin, um sich ihr Studium zu finanzieren. Danach war sie auch journalistisch tätig. Sie lebt heute mit ihrem Mann und zwei Kindern in Vermont, USA, und hat mehrere Prosabände und Romane veröffentlicht.
Über die Übersetzerin:
Christel Dormagen übersetzte schon Zwei alte Frauen von Velma Wallis, Der Jäger von Julia Leigh, Ein Hausboot in Paris von Lily King, Anne Tyler, Layla Shah, Russell Hoban und andere.
Mein Eindruck:
Ein hartes und stolzes Buch. Es kann auch Kälte ausstrahlen. Das wird transportiert durch die unsentimentale Ich-Erzählerin Xuela, die ohne Mutter aufgewachsen ist, mit einem Vater der nicht mit ihr spricht und einer Stiefmutter, die sie ablehnt.
Aber Xuela ist nicht bereit, die Opferrolle anzunehmen. Sie entscheidet sich für ein selbstbestimmtes Leben ohne emotionale Beziehungen. Sie will keine Liebe geben.
Sie kann auch verletzlich sein, da die fehlende Mutter auch eine Lücke bleibt, doch Xuela ist widerstandsfähig. Kindheit und Jugend vergehen gleichförmig, als junge Frau gab es eine kurze Liebe zu einem Mann, der aber leider verheiratet iwar.
Schauplatz ist die Karibikinsel Antigua (auf der auch die Autorin geboren ist). Folklore wird keine geboten, Lebensbedingungen sind jedoch von der Insel geprägt.
Es handelt sich um einen Roman. Autobiographische Elemente mögen vorhanden sein, werden aber vermutlich nicht eins zu eins abgebildet.
Die Erzählform prägt den Text. Oftmals empfand ich das Lesen als mühsam, bis immer wieder mal ein poetischer Ansatz auftaucht. Der Ton ist kraftvoll und gerade in der Endphase des Buches tauchen ein paar bemerkenswerte Sätze auf. Der Roman vermag schon zu fasziniere, aber ob Literatur wirklich so bitter sein muss?
Der Roman ist zwar schon 1996 erschienen, doch hat immer noch Wirkung. Auch bei den Kritikern der Litprom, die die Wiederveröffentlichung für den Liberaturpreis dieses Jahr nominierten.