Taschenbuch: 304 Seiten
Verlag: Fischer
Originaltitel: Summertime
Kurzbeschreibung:
Mit Sommer des Lebens gewährt uns J. M. Coetzee überraschend Einblick in seine entscheidenden Lehrjahre als Schriftsteller. Aus Amerika zurückgekehrt, tuscheln die Verwandten hinter seinem Rücken: warum lebt er nur wieder hier in Südafrika bei seinem Vater und betoniert den Hof? Den Kopf voll Büchern und wilden Plänen, eine akademische Karriere, die nicht ins Laufen kommt, eine verheiratete Frau, die von dem rätselhaften Langhaarigen fasziniert ist, eine brasilianische Tänzerin, deren Tochter Nachhilfe braucht, schließlich die Cousine Margot und ein missglückter Ausflug ins Feld, der großen offenen Steppe, in der die Coetzee schon immer ihr Vieh hüteten.
Voller Ironie und Witz dreht Coetzee die Erzählperspektive um: nicht er schildert die Geschichte, sondern ein junger Autor, der ihn nie kennengelernt hat, aber nun an seiner Biographie schreibt. Um Stoff zu gewinnen, interviewt er die Frauen dieses Sommers. Auf seinem Tonband sammeln sich ungeschminkte Porträts eines Künstlers als junger Mann, der über sein eigenes Begehren stolpert, aber schließlich die Stimme findet, deren Unbestechlichkeit wir so bewundern.
Über den Autor:
J M. Coetzee, der 1940 in Kapstadt geboren ist und von 1972 bis 2002 als Literaturprofessor in seiner Heimatstadt lehrte, gehört zu den bedeutendsten Autoren der Gegenwart. Er wurde für seine Romane und sein umfangreiches essayistisches Werk mit vielen internationalen Preisen ausgezeichnet, u. a. zweimal mit dem Booker Prize, 1983 für ›Leben und Zeit des Michael K.‹ und 1999 für ›Schande‹. 2003 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen.
Coetzee lebt seit 2002 in Adelaide, Australien.
Über die Übersetzerin:
REINHILD BÖHNKE wurde 1944 in Bautzen geboren und ist als literarische Übersetzerin in Leipzig tätig. Sie ist Mitbegründerin des sächsischen Übersetzervereins. Seit 1988 überträgt sie die Werke J. M. Coetzees ins Deutsche, weiter hat sie u.a. Werke von Margaret Atwood, Rebecca Miller, Nuruddin Farah, D.H. Lawrence und Mark Twain ins Deutsche übertragen.
Mein Eindruck:
Ein erstaunliches Buch, das indirekt an die Romanautobiographien Der Junge und Die jungen Jahre anschließt.
Bei der Ernsthaftigkeit, die Coetzees Werk kennzeichnet, war ich.zunächst über Verspieltheit der Buchstruktur erstaunt. Coetzee nutzt bei dieser Art von Biographie Stilmittel, die man früher mal als Postmodern bezeichnet hätte. Sie sind auch geprägt von großer Selbstironie.
Der Biograph von J.M.Coetzee, der in diesem Buch angeblich vor kurzen in Australien verstorben sein soll (!), interviewt einige Personen, die Coetzee in der Zeit Anfang bis Mitte der siebziger Jahre gekannt haben.
Dadurch ergibt sich ein vielfältiges, ambivalentes Bild über den Nobelpreisträger als junger Mann Anfang 30, wobei die Eindrücke über ihn rein subjektiv gehalten sind.
Eingerahmt werden die Interview-Passagen durch Auszüge aus Coetzees Notizbüchern.
In der Summe funktioniert die Buchkonstruktion gut, auch wenn es Abschnitte gibt, die ich mehr mochte als andere.
Ich habe das Buch aufgrund seines Stils, seines Abwechslungsreichtums und der sprachlichen Qualität sehr gerne gelesen.