Picus, 2012
Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
Kurzbeschreibung:
In Odessa irrt ein junger Mann ziellos umher. Er ist schmutzig, er stinkt, er läuft einem Hund hinterher. Sein Name ist Anatol Grigorjevic, und er ist letzte Nacht aus seinem Grab gestiegen. Irina, seine Nachbarin, hat ihn wieder zum Leben erweckt. Da sie, die unglücklich in einen Toten Verliebte, nicht weiß, dass ihr Wiederbelebungs versuch erfolgreich war, irrt sie nun genau wie Anatol planlos durch ihr Leben, von Odessa quer durch die Ukraine und wieder zurück, auf der Suche nach Sinn. Den findet auch Anatol in seiner Rastlosigkeit nicht, auch wenn er zwischendurch vermeint, der Hund, den er Celobaka nennt und der ihn seit seiner Auferstehung auf beinah magische Weise begleitet, wüsste genau, wohin der Weg führe ...
In ihrem außergewöhnlichen Roman, der an die fantastisch-absurde Tradition eines Bulgakov gemahnt, gelingt es Cordula Simon nicht nur, zwei Menschen in ihrer Einsamkeit geradezu schmerzhaft zu porträtieren, die surreale Geschichte eines wieder zum Leben Erweckten ist üppig gefüllt mit ukrainischen Impressionen, bizarren Charakteren und kafkaesken Situationen. Ein beeindruckendes Debüt!
Über die Autorin:
Cordula Simon, geboren 1986 in Graz, aufgewachsen in der Oststeiermark. Studium der deutschen und russischen Philologie in Graz und Odessa. Mitglied der Literaturgruppe plattform. Veröffentlichungen in verschiedenen Zeitschriften (u.a. »manuskripte«, »ZEIT Campus«). Erster Preis beim ZEIT Campus Literaturwettbewerb 2009, manuskripte-Förderpreis 2010, Gustav-Regler-Förderpreis des Saarländischen Rundfunks 2011. Zurzeit wohnhaft in Odessa. »Der potemkinsche Hund« ist ihr erster Roman.
Mein Eindruck:
Ein begrabener Mann entsteigt seinem Grab.
Das erste Kapitel ist bemerkenswert geschrieben, man wird es nicht so schnell vergessen.
Der Leser folgt dann dem wieder auferstandenen Anatol mit seinem Hund zusammen auf dem Irrweg durch die Ukraine (Odessa, Kiew).
Dann gibt es auch Kapitel mit Irina, einer Frau, die mit einem Experiment für diese Auferstehung mit verantwortlich ist.
Mal gibt es auch ein Kapitel, in dem ein Kollektiv spricht. Das hat mir besonders gut gefallen.
Cordula Simon setzt auf Atmosphäre, die sie mit dem Schauplatz und ihrer unkonventionellen Sprache erzeugt.
Die Autorin wagt stilistisch etwas, manchmal ist es etwas mühsam zu lesen, aber größtenteils doch gelungen..
Die Figuren hingegen haben mir nicht gefallen. Anatol steht fast den gesamten Roman umstandsbedingt neben sich und bewegt sich auch emotional zombiehaft durch das Buch. Irina wirkt leider zu unsympathisch, als das man die Passagen mit ihr viel Spaß gemacht hätten.
Es gibt neben guten Abschnitten auch einiges an Leerlauf und langatmigen Szenen.
Zudem fragt man sich als Leserlange und teilweise auch vergeblich, worauf die Autorin hinaus will. Ich schließe aus dem ganzen, dass Sprache und Atmosphäre wichtiger waren als eine schlüssige Handlung. Immerhin funktionieren die Schilderungen der Gesellschaft.
Fazit: Kein perfekter, aber ein interessanter Roman, sprachlich fordernd. 8 Punkte!