Zur Autorin:
Brigitte Kanitz, Jahrgang 1957, hat nach ihrem Abitur in Hamburg viele Jahre in Uelzen und Lüneburg als Lokalredakteurin gearbeitet. Die Heide und ihre Menschen hat sie dabei von Grund auf kennen- und lieben gelernt. Sie tanzte auf Schützenfesten, interviewte Heideköniginnen, begleitete einen Schäfer mit seinen Heidschnucken über die lilarote Landschaft und trabte mit der berittenen Polizei durch den Naturschutzpark rund um Wilsede. Inzwischen lebt und schreibt sie in Italien.
Kurzbeschreibung des Buches:
Maja Glück würde sich an ihrem 30. Geburtstag am liebsten verkriechen, denn nichts läuft in ihrem Leben so wie geplant. Zu dumm, dass ihre Mutter eine Überraschungsparty organisiert hat … Um diese zu überstehen, trinkt Maja ordentlich einen über den Durst – und stolpert so unglücklich über einen Gartenzwerg, dass sie erst im Krankenhaus wieder zu sich kommt. Doch etwas ist anders: Plötzlich hört sie Stimmen, die ihr die unglaublichsten Dinge erzählen. Als sie schon meint, verrückt zu werden, klärt ihr Onkel Humbert sie auf: Maja hat den Fluch der Familie geerbt. Sie kann Gedanken lesen …
Meinung:
Maja kann sich leider nicht mit ihrem Nachnamen anfreunden. Denn als sie an ihrem 30. Geburtstag ein Resumée zu ihrem Leben zieht, sieht es alles andere als glücklich aus. Nicht nur, dass sie wieder Single ist, kaum noch Freunde und einen miesen Job hat, ihre Mutter will sie an ihrem Ehrentag auch noch mit einer Geburtstagsparty überraschen. Und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen, lädt ihre Mutter alle Schulfreunde aus der Grundschule ein.
Auf diesen Schrecken muss Maja erst einmal etwas trinken. Die Begegnung mit dem ein oder anderen Gast lässt sie unvorsichtig werden und schließlich stolpert sie über einen Gartenzwerg und küsst mit ihrem Kopf eine Tischkante. Als sie wieder zu sich kommt, findet sie sich im Krankenhaus wieder. Ihren behandelnden Arzt hält sie zunächst für Legolas oder auch Orlando Bloom genannt. Doch mehr noch verwirren sie die ganzen Stimmen, die sie umgeben. Erst als ihr verrückter Onkel Humbert auftaucht, erkennt sie die Wahrheit. Durch ihren Sturz hat sie den Familienfluch bekommen. Sie kann Gedanken lesen! Aber nicht nur, wenn sie es mag, die Gedanken stürmen regelrecht auf sie ein und bei einer Menschenansammlung wird der Fluch regelrecht lästig. Zwar weiß Maja jetzt, wieso Onkel Humbert manchmal seltsam schaut oder auch laut singt, denn dadurch kann man das Stimmenwirrwar in seinem Kopf dämpfen, aber sie hat keine Ahnung, wie sie diesen Fluch wieder los werden kann.
Zunächst jedoch braucht sie ihn noch, denn ihr Schwager plant nichts Gutes. Ob Maja Schlimmeres verhindern kann, was ist mit ihrer besten Freundin los und wie kann sie diesen Fluch besiegen?
In ihrem neusten Buch entführt die Autorin den Leser nach Schaunbeck, ein kleines besinnliches Dörfchen, in dem jedoch eine Menge los zu sein scheint. Zunächst lernen wir Maja kennen. Die mit Grauen ihren 30. Geburtstag feiern muss, da ihre Mutter scheinbar Gott und die Welt eingeladen hat. Übrigens ohne Wissen Majas und sehr zu deren Verdruss. Als Maja vor einem alten Schulkameraden kurzzeitig die Flucht ergreift, stolpert sie über Karl Dall, dem Gartenzwerg. Dank seines Aussehens, wurde dem Gartenzwerg dieser auffällige und doch bezeichnende Name verliehen. Nun ist er die Ursache dafür, dass Maja durch den Garten fliegt und ihr Kopf mit einer Tischkante nähere Bekanntschaft macht. Bis hierher ist in Majas Leben zwar nicht alles Sonnenschein, aber ertragbar.
Nach dem Aufwachen im Krankenhaus jedoch fängt der Spaß erst an. Zumindest für den Leser. Für Maja weniger, denn sie leidet sehr. Nicht nur unter den Schmerzen der Beule, sondern unter ihrer neu gefundenen Gabe des Gedankenlesens. Das Leid fängt damit an, das die Gedanken regelrecht auf sie einströmen, ohne dass sie sie ignorieren oder steuern kann. Und Maja will wirklich nicht alles wissen, was um sie herum gedacht wird.
Wer will denn schon wissen, was seine Eltern im heimischen Schlafzimmer alles treiben oder was der Chef von einem denkt? Maja ist mit der Situation überfordert und findet lediglich bei ihrem verrückten Onkel Humbert Hilfe. Auch er leidet bereits seit Jahren unter diesem Fluch und berichtet Maja alles, was er im Laufe der Jahre darüber herausgefunden hat.
Die Autorin schafft hier nicht nur eine irrwitzige Situation, sie hat sich auch ausführlich Gedanken dazu gemacht, wie es wohl wäre, wenn man die Gedanken seiner Mitmenschen lesen könnte. Mit allen Folgen und auch Nachteilen. Maja ist eine sympathische Figur, die mit ihrer naiven und tolpatschigen Art schnell liebenswert wird. Leider bleibt Onkel Humbert etwas blass gegenüber Maja. Doch nehmen Maja und die ganzen Gedanken ihrer Mitmenschen sehr viel Raum rein.
Ein Fettnäpfchen jagt das nächste. Maja neigt dazu, selbstironisch zu sein und durch ihren Wortwitz den Leser gekonnt zu unterhalten. Durch ihre Gabe stolpert Maja auch über eine Verschwörung, die ihr Schwager, ihr Chef und ein ehemaliger Schulkamerad verstrickt sind. Natürlich versucht sie, diese zu vereiteln, aber das geht nicht alleine. Nur wie kann sie andere davon erzählen ohne von ihrer Gabe oder Fluch zu berichten? Auch ihre beste Freundin plant etwas seltsames, aber was? Da helfen selbst ihre Versuche, die Gedanken der Freundin zu lesen nicht weiter.
Schnell steuert das Buch auf seinen Höhepunkt zu und ich habe mehr als einmal gelacht und die meiste Zeit gegrinst, so witzig und irrsinnig komisch ist Majas Geschichte. Dabei ist sie keineswegs unlogisch, sondern gut durchdacht.
Fazit:
Eine witzige Unterhaltung für entspannte Lesestunden, die zum Grüben anregt, wie man wohl in Majas Situation reagieren würde.
Anmerkung:
Das Buch ist zur Zeit nur beim Weltbild erhältlich. Im blanvalet erscheint es am 21.07.2014.