ZitatAlles anzeigenOriginal von Rabarat
Mein Problem bleibt, dass es sich dabei um aktive Sterbehilfe handelt!
Wir gehen großen gesellschaftlichen Problemen entgegen, ein besonders schweres ist es, dass die Medizin ein immer längeres Leben ermöglicht, für viele aber nur ein Leben in Pflege.
Wenn wir alle alt sind und unseren mehr oder weniger schweren Demenz mit uns herumtragen, werden andere darüber entscheiden, wie lange man "uns" das noch antun kann.
Auch ein Demenzkranker stirbt, wenn man ihn nicht füttert. Auch bei einem Demenzkranken wissen wir nicht, wie es innen aussieht - und wenn er außerdem auch schon mal einen Schlaganfall hatte, der ihn der Sprache beraubt hat, dan kann er nicht einmal mehr nach nahrung verlangen. Hat er deshalb keinen Hunger mehr?
Sorry, aber der Vergleich hinkt gewaltig. Ich habe einige leichte bis schwere Demenzfälle in der Familie erlebt, einen erleben wir gerade ganz akut.
Nicht einen dieser 'Fälle' haben wir in ein Heim abgeschoben. Hauptproblem war eigentlich bei allen, dass sie unheimlich mobil waren und das auch nachts. Wie oft haben wir meine Oma 'eingefangen', wie oft wurde sie von der Polizei nach Hause gefahren. Sie war dann immer guter Dinge, sie hat die Fahrten mit den jungen Männern sehr genossen. Es brachte offensichtlich mehr Abwechselung in ihr Leben als das Zusammensein mit uns oder der Fernseher. Niemand von ihnen musste gefüttert werden, alle hatten/haben ein halbwegs funktionierendes Langzeitgedächtnis nur mit der Kurzzeit haperte es gewaltig. Manchmal haben wir uns schlapp gelacht, ein andermal war uns zum Heulen zumute. Alle haben am Alltag auf ihre eigene Art teilgenommen.
Hätten wir sie in Alten-/Pflegeheime abgeschoben, sie wären wahrscheinlich ruhig gestellt worden. Das ist üblich und erst das macht diese Menschen zu hilflosen und pflegebedürftigen Menschen, die am Ende nicht einmal genügend Motivation haben ihr Essen zu sich zu nehmen.
Bei Alzheimer sieht die Sache anders aus aber bis zu einem bestimmten Stadium kann man auch mit diesen Menschen noch 'umgehen'. Aber die Pflege zu Hause bis zum Ende ist fast unmöglich, das ist eine 24stündige Aufgabe, die kaum einer bewältigen kann im privaten Umfeld.
Schlaganfälle können unterschiedliche Folgen haben. Meine 2. Oma war nach einem Schlaganfall körperlich überhaupt nicht eingeschränkt, sie konnte sich jedoch nicht mehr artikulieren. Sie verstand alles, sie wollte antworten und es kamen vollkommen fremde Laute heraus. Das machte sie wütend und traurig. Wir haben dann in einem Mischmasch aus Worten und Zeichensprache komuniziert, es ging irgendwie und wenn es mal gar nicht funktionierte, dann haben wir sie in den Arm genommen. Sie konnte Gefühle zeigen und annehmen und wenn man nicht gerade reden musste, dann hat sie ihr Leben bis zum Schluß genossen. Sie starb mit 86 Jahren.
Es bringt irgendwie nix wenn wir hier alle Krankheitsbilder miteinander vermengen, jeder Fall ist doch sehr individuell zu betrachten. Es gibt mit Sicherheit auch große Unterschiede zwischen Komapatienten und ich denke, die sind per Gutachten eben so dargestellt worden, dass die Richter zu diesem Urteil kamen.
Gabi