"Dornenherz - Jedem Ende wohnt ein Anfang inne" - Jutta Wilke (ab 14 J.)

  • Gebundene Ausgabe: 224 Seiten
    Verlag: Coppenrath, Münster; Auflage: 1 (2. Januar 2014)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3649613700
    ISBN-13: 978-3649613701
    Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 - 17 Jahre


    Kurzinhalt:


    Seit dem Unfalltod ihrer Schwester vor einem Jahr ist Anna wie gelähmt und droht, sich ganz und gar darin zu verlieren, den Eltern die verstorbene Tochter ersetzen zu wollen. Bei einem Streifzug über den Friedhof wird sie von einer geheimnisvollen schwarzen Katze angelockt, die sie zu einer längst vergessenen Lichtung führt. Die Wege sind mit Moos bewachsen. Efeu rankt über die verwitterten alten Grabsteine. Und inmitten all dessen erblickt Anna mit einem Mal eine Engelsstatue umgeben von einem Meer aus weißen Rosen. Wie magisch angezogen, tritt sie näher an den Engel heran und berührt eine der weißen Blüten zu seinen Füßen. Nicht ahnend, dass sie damit eine schicksalhafte Wendung in Gang setzt …


    Autoreninfo:


    Geboren am 7. März 1963 wuchs ich in Ronneburg auf, einem kleinen Dorf am Fuß einer alten Burg. Meine Berufswünsche während der Schulzeit waren so vielfältig wie das Leben. Ich wollte Zoodirektor werden oder mindestens einen Zoobesitzer heiraten, ich wollte Missionarin werden (der Reisen wegen), träumte von einer Schauspielausbildung und büffelte Latein und Griechisch, um Theologie studieren zu können. Ich strebte eine Karriere als Journalistin an und veröffentlichte schon damals kleine Texte in unserer örtlichen Tageszeitung. Der Redakteur einer größeren Zeitung riet mir vorab zu einem "vernünftigen" Studium, so dass ich schließlich nach meinem Abitur Jura studierte. Anschließend arbeitete ich 12 Jahre als Rechtsanwältin, bevor ich meine Robe endgültig an den Nagel hängte.


    Eigene Meinung:


    Titel: Hast du wirklich die richtige Entscheidung getroffen?


    Bevor ich zum Inhalt des Buches komme, möchte ich erst einmal dessen gelungene Gestaltung loben. Das Cover ist so märchenhaft wie der Inhalt des Buches und zudem startet jedes Kapitel mit einem Gedicht über Rosen, was ich als etwas Besonderes empfunden habe.


    Doch nun zum Inhalt:


    Anna ihr Leben steht Kopf, seitdem ihre große Schwester Ruth bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Die ganze Familie existiert nur noch, anstatt zu leben. Am ersten Todestag der Schwester geht Anna nicht an das Grab der Schwester, sondern folgt einer mysteriösen Katze und stößt dabei nicht nur auf den Rosenengel, sondern auch auf Phil. Wird sich damit Annas Leben verändern?


    Jutta Wilke erzählt hier nicht nur eine zauberhafte Liebesgeschichte, die zum Träumen einlädt, sondern berichtet auch über das Sterben und wie das Fehlen eines Familienmitgliedes eine ganze Familie durchrütteln und deren Leben verändern kann.


    Der Leser begleitet im Buch nicht nur Anna in der Gegenwart, die versucht den Tod ihrer Schwester zu verwinden, sondern nimmt auch an der Lebensgeschichte Johannas aus der Vergangenheit teil. Beide Geschichten finden am Ende zu einem schlüssigen Abschluss zusammen.


    Man merkt, dass das Buch für Jugendliche geschrieben ist, aber auch als Erwachsener kann man sich an der zarten, ersten Liebe in diesem Buch erfreuen. Man fühlt mit den Charakteren und kann ihr Handeln voll und ganz verstehen.


    Fazit: Ein Buch, welches von der ersten Seite an verzaubert. Lesenswert!


    Bewertung: 9/10 Eulenpunkte

  • *Rezensionskopie von Vorablesen.de*


    Die Geschichte um Anna, die um ihre tote Schwester trauert und sich dabei fast verliert, ist in der Ich-Form geschrieben. Alle Ereignisse werden ausschließlich aus ihrer Perspektive erzählt.


    Dornenherz gehört zu den Geschichten, die mich mit einer gespalteten Meinung zurücklassen. Auf der einen Seite nutzt die Autorin eine einfühlsame Sprache, die Atmosphäre ist dicht, die Trauer von Anna fühlbar, Zauber liegt in den Seiten. Die Seiten lesen sich mehr oder weniger von alleine. Die Idee ist gut.


    Auf der anderen Seite zerstört die Autorin dies alles durch viel zu wenige Seiten. Für die Einführung und das Kennenlernen der Charakter ist kaum Zeit, alle Akteure bleiben oberflächlich dargestellt. Es gibt auch nur wenig handelnde und auftauchende Figuren, das hat etwas von einem Theaterstück. Die Entwicklungen der Figuren bleiben undnachvollziehbar, vor allem, da die gesamte Geschichte wenig Szenen hat. Das Geschehen passiert wie durch ein Fernrohr, sehr fokussiert und ohne Ausschmückungen, hier gibt es keinen roten Faden, sondern der rote Faden ist selbst bereits die komplette Geschichte. Nach 200 Seiten ist alles vorbei, bevor richtig etwas passiert ist. Atemlos ist man durch das Geschehen gerannt, das auch nur wenige Tage einnimmt. Mir war das leider zu wenig und zu kurz, um glaubhaft zu sein.


    Fazit: Wunderbare Sprache, aber leider nur leichte Jugendkost.


    Ich vergebe 6/10 Eulenpunkten.

  • Wow, was für ein zauberhaftes Buch! Ich habe es in einem Rutsch durchgelesen, weil ich nicht aufhören konnte. Und so will ich denn auch schnell die Rezension schreiben, solange es noch in meinem Kopf nachhallt.


    Dieses Buch erzählt zwei Geschichten in zwei verschiedenen Zeitebenen. Beide Male heissen die Hauptfiguren (Joh)Anna und Phil(ipp); nur einmal findet das Geschehen 1883 und einmal in der Gegenwart statt.
    Im Jahre 1883 sind Johanna, Tochter aus gutem Hause, und Philipp, Maler und Bildhauer, sehr ineinander verliebt. Doch Johanna ist Leonhard versprochen, dem Sohn eines guten Freundes ihres Vaters. Und zu allem Unglück will die Familie nach Amerika auswandern, weil die Geschäfte in Deutschland sehr schlecht gehen. Johanna geht mit an Bord der "Cimbria", mit einem Blumentopf mit einer weissen Rose als einzige Erinnerung an Philipp. Doch das Schiff sinkt, und kaum jemand überlebt das Unglück. Philipp erschafft eine Statue: einen Engel mit einer Rose in der Hand, der die Züge seiner verstorbenen, geliebten Johanna trägt.
    Eben jene Engelstatue entdeckt Anna auf dem Friedhof. Diese ist umgeben von weissen Rosen, und sie zieht Anna magisch an.Sie beginnt, den Rosenengel zu zeichnen, der ihr sogar ziemlich ähnlich sieht. Dabei nimmt sie zum ersten Mal seit einem Jahr wieder ihre Zeichenutensilien zur Hand. Denn vor einem Jahr ist ihre ältere Schwester Ruth bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Anna gibt sich selbst die Schuld an diesem Unfall, denn Ruth war unterwegs, um sie abzuholen, da sie den Bus verpasst hat. Diese Schuldgefühle nehmen ihr jede Kraft zum Leben. Und unbewußt wird sie immer mehr zu Ruth, um ihrer Familie die tote Tochter zu ersetzen; sie hat sogar Ruths Freund Leon "übernommen" und ihre langen Haare abgeschnitten. Doch dann begegnet sie Phil am Rosenengel und erfährt von der Geschichte der unglücklichen Liebe des Bildhauers. Phil jobbt neben seinem Studium als Friedhofsgärtner, und er hat die weissen Rosen am Fusse des Engels gepflanzt. Er besitzt sogar ein kleines Büchlein mit Rosengedichten. Anna verliebt sich in ihn, doch sie will es nicht wahrhaben. Vielmehr versucht sie, ihre Rolle als Ruth weiterzuspielen und ihre Beziehung mit Leon weiterzuführen. Phil erhält unterdessen die Chance, ein halbes Jahr in England zu studieren.
    Doch dann stösst Anna zufällig in einem Museum auf die Geschichte der "Cimbria" und entdeckt ein Foto von Auswanderern, auf dem auch Johanna mit der weissen Rose zu sehen ist. Und ihr wird klar, dass sie endlich ihr Leben leben muss, wieder zu Anna werden muss und vor allen Dingen Phil wiederfinden muss.


    Das Ganze ist wirklich wunderschön von der Autorin erzählt. Man kann diese traurige Stimmung im Elternhaus von Anna förmlich spüren. Diese Geschichte entwickelt einen starken Sog, dem sich der Leser nicht entziehen kann. Dazu hat Frau Wilke an den Anfang jeden Kapitels ein Rosengedicht gestellt; eine ganz tolle Idee. Diese wunderschönen Gedichte fügen sich nahtlos in die Geschichte ein und unterstreichen die spezielle Poesie dieses Buches. Und ein grosses Kompliment an die Gestalterin des Bucheinbandes. Das ist wirklich sehr gelungen und passt fantastisch zu diesem Buch. Die Buchdeckel werden von Rosen geziert, und vorne sieht man dazu die Engeslsstatue mit der Rose in der Hand. Dazu gibt es einen transparenten Schutzumschlag, auf dem der Engel noch einmal seitenverkehrt abgebildet ist, so dass sich die beiden Engel beim Anlegen des Umschlages anschauen, Das spiegelt wunderbar die zwei Zeitebenen des Buches wieder.


    Ausserdem finde ich es sehr interessant, dass es die Cimbria und ihren Untergang wirklich gegeben hat. Und wenn ich mal in Hamburg sein sollte, werde ich mir dann bestimmt das Auswanderer-Museum mal anschauen.


    Einen klitzekleinen Kritikpunkt hätte ich dann doch noch: es wird von der Autorin zum Schluss nicht aufgelöst, ob es zwischen Johanna und Anna doch eine verwandschaftliche Beziehung gibt, was aufgrund der Ähnlichkeit zwischen Anna und dem Engel ja irgendwie angedeutet wird. Das würde ja dann bedeuten, dass Johanna unter den wenigen Überlebenden des Untergangs der "Cimbria" gewesen wäre. Aber vielleicht gibt es ja noch ein weiteres Buch, in dem Johannas Geschichte weitererzählt wird. Fände ich toll.


    Zusammenfassend gibt es von mir eine absolute Kaufempfehlung für dieses Buch. Ich hatte aufgrund der Leseprobe doch ein bißchen was anderes erwartet, bin aber trotzdem komplett überwältigt worden. Und damit ist auch bewiesen, dass es nicht nur etwas für Jugendliche ist, sondern auch für junggebliebene Erwachsene, die eine gute Geschichte zu schätzen wissen.


    Volle Punktzahl!