"Missing Link" von Walt Becker
Ich habe das Buch schon mal kurz im Was-lest-Ihr-gerade-Thread erwähnt. Hier also meine abschliessende Rezension.
Eine junge und natürlich sehr attraktive Archäologin findet bei Ausgrabungen in Afrika ein humanoides Skelett, dass nur 4 Finger aufweist und vergrösserte Augenhöhlen hat. Um den Hals hat es ein Artefakt unbekannten Materials und unbekannter Herkunft. Sie beschliesst ihren Ex, ebenfalls Archäologe und Experte für solche aussergewöhnlichen Funde, um Rat zu fragen. Gemeinsam mit dem Finanzier der Ausgrabungen, ein dubioser Millionär, der pikanterweise auch noch der aktuelle Liebhaber der Archäologin ist, folgt das Wissenschaftlerteam einem Hinweis, der sie alle in den Dschungel Südamerikas führt. Dort hoffen sie die Antwort auf die Herkunft des Skeletts und die Bedeutung des Artefakts zu finden. Es wird eine Reise in die Frühgeschichte der Menschheit und einem schicksalshaften Fund...
"Missing Link" ist Heftchenroman-Niveau im Hardcover-Gewand. Walt Becker hat einen Schreibstil, der m. E. gerade mal so als durchschnittlich zu bezeichnen ist. Die Charaktere wirken wie Abziehbilder aus bekannten Hollywood-Produktionen. Da ist die Archäologin, die anfänglich gerade mal mit dem Hämmerchen umgeht und im Verlauf der Geschichte auch schon mal aus einem fahrenden LKW mit dem schweren MG feuern kann. Der smarte Ex-Lover, der sie immer noch liebt und nicht nur eine Koryphäe in Archäologie, alten Sprachen und Anthropologie ist, sondern auch mit Springfluten, Hängebrücken und allerlei Schurken fertig wird - und dann gibt's auch noch böse Bösewichter, die fies und gemein die Helden wegen schnöden Profits bedrohen. Dann noch ein Schuss Geheimdienst und Special Forces dazugemischt, eine Brise alter Ruinen und Dschungelambiente und schon hätten wir eine zwar nicht originelle, aber durchaus verfilmbare Vorlage für einen x-beliebigen Abenteuerstreifen. Aber leider konnte es der Autor nicht lassen, alle möglichen Prä-Astronautik-Theorien mit religiösen Überlieferungen mit in die Story zu packen. Dadurch soll wahrscheinlich so etwas, wie Tiefgang erreicht werden, führt aber m. E. nach nur dazu, dass die eh schon unglaubwürdigen Handlungsträger sich auch noch mit allerlei (Pseudo)Wissenschaftskram herumschlagen müssen, der viel zu schade für so eine oberflächliche Behandlung ist und im Rahmen so eines Buches natürlich nur lächerlich wirkt.
Ein Gutes hat das Buch aber, Schutzumschlag-Freunde aufgepasst: in der Sonderausgabe vom Weltbild ziert ein recht gelungenes Cover den Umschlag. Und nur deswegen darf das Buch bei mir auch eine zeitlang mit ins Regal.
Die Leute, die die Schutzumschläge eh wegwerfen, die können das Gleiche natürlich dann auch mit dem Buch tun. :]
Gruss,
Doc
PS: Nachdem es kein SciFi und auch kein Krimi ist, denke ich mal, dass es in Belletristik noch am Besten aufgehoben ist.