Die Nöte des wahren Polizisten - Roberto Bolaño

  • Verlag: Hanser, 2013
    Gebundene Ausgabe: 272 Seiten


    Originaltitel: LOS SINSABORES DEL VERDADERO POLICIA
    Aus dem Spanischen von Christian Hansen


    Kurzbeschreibung:
    Amalfitano, ein linker Literaturwissenschaftler aus Chile, lebt nach dem Tod seiner Frau mit Tochter Rosa in Barcelona. Sein spätes Coming-Out und Liaisons mit Studenten sorgen an der Universität für einen Skandal, sodass Vater und Tochter nach Mexiko auswandern, ins Nirgendwo der Grenzstadt Santa Teresa. Hier liest Amalfitano die „imaginären Romane“ des Schriftstellers J.G. Arcimboldi und verliebt sich in den Kunstfälscher Castillo, während Polizeichef Negrete ihn und Rosa längst scheinbar grundlos beschattet. In seinem letzten unvollendeten Roman erkundet Bolano wie in seinem Jahrhundertwerk „2666“ literarisches Neuland - ein Feuerwerk aus Humor, Fantasie und abgründigem Witz.


    Über den Autor:
    Roberto Bolaño, 1953 in Chile geboren und nach dem Militärputsch von 1973 inhaftiert, ging ins Exil nach Mexiko und 1976 nach Spanien. 2003 starb er in Barcelona. Er erhielt zahlreiche Literaturpreise, darunter den National Book Critics Circle Award für die amerikanische Ausgabe seines Romans 2666.


    Über den Übersetzer:
    Christian Hansen, geboren 1962 in Köln, lebt in Berlin und Sóller / Mallorca und übersetzt spanische und lateinamerikanische Literatur, u.a. von Sergio Pitol, Mario González Suárez, Guillermo Rosales und Roberto Bolaño.


    Mein Eindruck:
    Dieser Roman aus dem Nachlass von Bolano ist unfertig, liest sich aber größtenteils wie ein komplettes Buch. Vielleicht hätte eine zum Druck freigegebene Version weniger sprachliche Spielereien und manche Teile wären vielleicht noch ausgebaut, aber eigentlich habe ich das Buch ganz gerne so gelesen wie es ist.


    Ein Vorwort und eine editorische Notiz geben Informationen über die Entstehung und Gestaltung des Werks.


    Streckenweise gibt es auch eine lineare Handlung, man kann anhand dem Leben des Hochschulprofessors Amalfitano und seiner Tochter sowie seinen Bekanten einem roten Faden folgen. Eine wichtige Rolle spielt Padillo, ein extrovertierter Kunstfälscher, der an einem Roman mit dem Titel “Der Gott der Homosexuellen” schreibt.
    Es gibt einen Zusammenhang zum Erfolgsbuch 2666, da die Hauptfiguren dieses Romans auch dort aufgetreten sind und auch konzeptionell sind die Bücher anscheinend vergleichbar. Die Komplexität hält sich aber erfreulicherweise in Grenzen, so dass Die Nöte des wahren Polizisten (das ist laut Bolano der Leser!) nicht so stark ins Gewicht fallen.


    Stilistisch verändert sich das Buch in seinen 5 Teilen mehrmals. Am radikalsten im vierten Teil., dass den Schriftsteller J.M.G. Arcimboldi (auch bekannt aus 2666)und seine ungewöhnlichen Romane vorstellt. Amalfitano hat dessen ersten Roman übersetzt und auch Padillo schätzt dessen Werk.
    Anschließend kehrt der Roman im fünften und letzten Teil wieder zur Handlung um Amalfitano zurück.


    Roberto Bolano war tatsächlich einer der einfallsreichsten und originellsten zeitgenössischen Autoren. Ein Glück, dass es wenigstens nach seinem frühen Tod einen Boom und immer wieder neue Veröffentlichungen gibt.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar


    Roberto Bolano war tatsächlich einer der einfallsreichsten und originellsten zeitgenössischen Autoren. Ein Glück, dass es wenigstens nach seinem frühen Tod einen Boom und immer wieder neue Veröffentlichungen gibt.


    Diese Beschreibung trifft es in meinen Augen sehr gut. Bolano ist nicht einzuordnen und immer für eine echte Überraschung gut. Ich kann mir auch gut vorstellen, das viele mit ihm nichts anzufangen wissen - okay, deren Problem.
    Aber wer sich auf Bolano einlässt, der bekommt nichts Alltägliches geliefert.


    Herzlichen Dank für diese Buchvorstellung.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.