Autor
Nikos Kazantzakis (* 2. März 1883 in Iraklio, Kreta; † 26. Oktober 1957 in Freiburg im Breisgau) war einer der bedeutendsten griechischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. In mächtigen Bildern und einer wortgewaltigen Sprache, die an Homer erinnert, schrieb Kazantzakis viele Romane und Theaterstücke. Weltberühmt wurde er durch den Roman "Alexis Sorbas". Am 28. Juni 1956 erhielt Kazantzakis den Internationalen Friedenspreis in Wien.
Inhalt
Der Kern des Buches ist ein Theaterstück. Es spielt in China Anfang des 20. Jahrhunderts. Zwei gegensätzliche Strömungen bekämpfen sich. Auf der einen Seite ist das rückwärtsgewandte, ahnen- und göttergläubige Leben, Obrigkeitsdenken, buddhistische Resignation, an dessen Spitze der alte Landesherr steht, auf der anderen Seite sein Sohn und seine Tochter, die den "weißen Dämonen", also den westlichen Errungenschaften wie Technik, Emanzipation und politischem Handeln, anhängen.
Regelmäßig tritt der Blaue Fluss, der Jangtse, über die Ufer. Auf Veranlassung des Sohnes waren mit Hilfe der Europäer Dämme errichtet worden. Doch dieses Mal ist die Flut so stark, dass die Dämme brechen. Aber auch die Götter und Ahnen können nicht helfen. Während der Zeit des Hoffens und Bangens machen die Personen eine Entwicklung durch. Am Ende steht für einige die Erlösung.
In die Handlung des Theaterstückes sind drei Visionen eingefügt, die den Weg Buddhas darstellen. Parallel zu diesen Visionen durchläuft der Landesherr eine ähnliche Entwicklung. Zuerst ist er im Leben und Leiden verhaftet, dann verliert er alles, was er hat, ringt um das Leben, bis er schließlich den Tod akzeptiert. Er überwindet Furcht und Hoffnung und gelangt zur Erlösung.
Doch die Aussage, dass die Erlösung im Nirwana liegt, bleibt nicht so stehen. Denn schon im Prolog spricht der Poet zum Leser/Zuschauer und erklärt, dass dieses Theaterstück seine Schöpfung, ein Hirngespinst ist. Alles Leben ist ein Spiel, nur ein Dunst. Alle Geschehnisse sind in die Kunst eingebettet.
Er ruft den Magier, i.e. die Phantasie und Imagination des Poeten, auf, das Theaterstück aufzuführen.
Meine Meinung zu dem Buch lässt sich sehr knapp formulieren: ein Kunstwerk!
Zwar ist die Handlung sehr einfach, und auch das Leben und die Lehre Buddhas kann man in einschlägigen Bücher besser verständlich als hier nachlesen. Doch der Autor verwebt seine persönlichen Aussagen in ein Geflecht von zwei parallelen Ebenen, der Handlung und den drei Visionen, eingebettet in die Imagination des Poeten. Dazu eine dichterische Sprache voller Bildern und Metaphern.
Manche Stellen habe ich zwei- oder dreimal gelesen, teils zum Verstehen, teils zum Genießen. Und es war sicher nicht das letzte Mal, da es noch vieles zu entdecken und verstehen gibt.
Äußert hilfreich zum Verständnis ist das ausführliche Nachwort. Der Leser erfährt, wie tief das Werk von der Biografie des Autors durchdrungen ist. Manche Aussagen lassen sich dadurch besser entschlüsseln. Die Erlösung des Künstlers braucht aktive Teilnahme am Leben und langes Ringen, um später aus der Distanz das Leben betrachten zu können.