David Ballantyne - Sydney Bridge Upside Down

  • Originaltitel wurde übernommen


    Kurzbeschreibung:


    "Am Rande der Welt lebte ein alter Mann, sein Pferd hieß Sydney Bridge Upside Down. Er hatte ein Gesicht voller Narben, und das Pferd war ein alter, lahmer Klepper, und ich beginne mit dem Mann und seinem Pferd, weil sie immer irgendwie dabei waren in jenem Sommer, als hier oben an der Küste die schrecklichen Dinge passierten."


    So beginnt dieser außerordentliche Roman über einen Sommer am Rande der Welt in Calliope Bay. Der dreizehnjährige Harry lebt dort mit seinem Vater und dem kleinen Bruder, er vermisst seine Mutter, die in die Stadt gezogen ist, vielleicht nur für den Sommer, vielleicht für länger. Und während Harry darauf wartet, dass sie zurückkommt, streunt er mit seinen Freunden die steile Küste entlang und erforscht die Ruine der längst verlassenen Fleischfabrik. Im vom Meer heraufwehenden Wind meint Harry die Schreie der Tiere zu hören, die vor langer Zeit dort geschlachtet wurden. Als seine schöne ältere Cousine Caroline ankommt, ist Harry hin- und hergerissen zwischen Kinderspielen und dem Wunsch, sie vor der Zudringlichkeit von Wiggins, dem Fleischer, zu schützen. Mit schrecklichen Konsequenzen.


    Ein neuseeländischer Klassiker, eine Coming-of-Age Geschichte und eine Familientragödie - David Ballantynes großer Roman erstmals auf Deutsche, übersetzt von Gregor Hens.


    Meine Meinung:


    Der 13jährige Harry lebt mit seinem kleineren Bruder Cal und seinem Vater „am Rande der Welt“, in einem Provinznest namens Calliope Bay mit gerade einmal fünf Häusern. Die Mutter ist in die Stadt gezogen, zumindest einmal für den Sommer, ihren Briefen nach allerdings möglicherweise für länger. Harry verbringt seine Sommerferien mit seinem Bruder und seinem Freund Dibs mit Herumstromern in der Gegend; vor allem die verlassene, gefährliche Fleischfabrik hat es den dreien angetan, ist dort zu spielen doch strikt verboten worden. Als Harrys bildschöne, ein paar Jahre ältere Cousine Caroline im Dorf eintrifft, um den Sommer mit Harry und seiner Familie zu verbringen, verschieben sich die Prioritäten. Harry verliebt sich Knall auf Fall und kürt sich selbst zum Beschützer Carolines vor den lüsternen Zudringlichkeiten der älteren Männer. Doch kann dies auf Dauer gutgehen? Und dann zeigt sich allmählich auch noch der wahre Grund für die Abwesenheit der Mutter…


    „Sydney Bridge Upside Down“ habe ich mir gekauft, weil a) der Klappentext vielversprechend klang (ich liebe Coming-of-Age-Geschichten) und b) der Roman als neuseeländischer Klassiker, gar als Klassiker der Weltliteratur betitelt wurde.


    Gut, „Klassiker der Weltliteratur“ ist wohl doch deutlich zu hoch gegriffen, aber das hatte ich nicht anders erwartet. Ich ging eigentlich davon aus, daß das namensgebende Pferd samt schrulligem Besitzer eine größere Rolle spielen würde, doch im Fokus stehen ganz klar Harry und seine Erlebnisse während dieses Sommers. Caroline wird als sexuell reifer Teenager angelegt, die Harry bei den „harmlosen“ Spielchen sofort den Kopf verdreht und auch die Männer in der Umgebung nicht kalt läßt.


    Es gibt einige Todesfälle, vorgeblich Unfälle, wobei es nicht schwer ist, zwischen den Zeilen zu lesen und auch das Geheimnis, das mit der Absenz von Harrys Mutter verknüpft ist, ist dem konzentrierten Leser rasch klar. Das Ende ist etwas unbefriedigend und auch ein wenig offen.


    Sprachlich erfindet Ballantyne das Rad nicht neu, aber da ja ein 13jähriger Ich-Erzähler am Werke ist, darf man natürlich keinen sprachlichen Popanz erwarten.


    Insgesamt ist es kein schlechter Roman, aber ich hatte mir ehrlich gesagt etwas mehr erwartet, zumal es in Neuseeland (Erscheinungsjahr: 1968) ja als absoluter Knaller zu gelten scheint.

  • Titel: Sydney Bridge Upside Down
    Autor: David Ballantyne
    Übersetzt aus dem Englischen von: Gregor Hens
    Verlag: DTV
    Erschienen: Juli 2015 als TB
    Seitenzahl: 333
    ISBN-10: 3423144238
    ISBN-13: 978-3423144230
    Preis: 9.90 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Calliope Bay, ein Sommer in den sechziger Jahren: Der dreizehnjährige Harry stromert mit seinem Kumpel im alten Schlachthof herum, raucht, lauert seiner Cousine Caroline auf, - ist ihr nacktes Herumtollen morgens durchs Haus tatsächlich nur kindliches Spiel? - und wartet darauf, dass etwas passiert. Eine Teenageridylle? Harry erweist sich als unzuverlässiger Erzähler und unberechenbarer Charakter - zwei Menschen kommen zu Tode, die Mutter hat, so scheint es, die Familie verlassen. Auch Harrys Vater ist nicht nur der freundliche, fürsorgliche Mann, für den man ihn zunächst hält. Was hat sich in jenem Sommer in Calliope Bay wirklich zugetragen?


    Der Autor:
    David Watt Ballantyne wurde 1924 geboren und starb 1986. Er war ein neuseeländischer Journalist und Autor. Er zählt zu den berühmtesten Autoren seines Heimatlandes Neuseeland.


    Meine Meinung:
    Ein Roman der sicher nicht alltäglichen Art. Ein Buch das Fragen stellt, aber nur wenige Antworten gibt. Ein Roman durchzogen von einem unterschwelligem Mystizismus. Dieser Roman ist psychologisch ausgeklügelt, nicht unbedingt durchschaubar. Unschuld und das Böse gehen eine Verbindung ein, eine abgründige Verbindung. Ballantyne ist ein wirklich außergewöhnlicher Erzähler, ein Erzähler der genau die Stimmung der damaligen Zeit trifft, der auch das Wesen des minderjährigen Erzählers sehr authentisch rüberbringt.
    DIE WELT schrieb: „Wunderbar rhythmisch, schimmernd, finster.“ Eigentlich ist diesem Urteil nichts mehr hinzuzufügen.
    Ein sehr lesbarer Roman, ein Roman der sich vom Alltäglichen abhebt. 7 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.