Urlaub 2014

  • Dann versuche ich es mal mit der Fortsetzung! :-)


    Die nächsten Stunden (jedenfalls schien mir die Zeit undendlich lange) werden nervenaufreibend. Der erste Abschleppwagen ist ein paar Zentimeter zu kurz, weshalb ein anderer gerufen werden muss, der erste bleibt aber bei uns. Der Verkehr wird immer dichter und wir stehen da in unseren Warnwesten, während alles an uns vorbeidonnert und die Sonne langsam untergeht. Die Landschaft ist so wunderschön, die Berge und diese Kegelbäume werden in weiches Licht getaucht. Die Kinder zerlegen die Maisstauden, die am Weg wachsen, ich reiße ihnen Feigen ab, damit sie sie zerlegen können. Mir wird ganz warm ums Herz, weil sie so ganz ohne Angst sind, während ich innerlich tausend Tode sterbe. Eine Freundin von mir kam mal bei einem Auffahrunfall ums Leben, während sie so auf den Abschlepper wartete. Der kommt irgendwann und jetzt ird es wirklich groovy. Niemand spricht englisch und (natürlich) wir auch kein italienisch. Es ist echte Milimeterarbeit, das riesengroße Gefährt auf den Abschleppwagen zu hieven. ( Mit Herrn rienchen drinne) Der Reifen ist total zerfetzt. Nichts ist mehr davon übrig. Aber es klappt und ich sitze schließlich mit den Kindern beim Abschlepper vorne (anschnallen geht nicht- ist aber auch "not importante" :lache), der ölverschmiert ist und immer lächelt, an jeder Ampel oder Mautstelle sagt er was zu den Kindern, streichelt sie mal kurz am Arm. Wir verstehen ja nix, aber es ist so beruhigend und ich entspanne mich langsam und merke erst jetzt, dass ich seit Stunden eine 2 Liter- Wasserflasche in der Hand festklammere. Ich würde gerne was Nettes sagen, aber die Sprache steht im Weg und irgendwie ist das auch gar nicht nötig. Das Schweigen ist mit diesem Mechaniker gar nicht unangenehm. Er fährt das Riesending von Auto ganz sicher durch enge Gässchen und Straßen, über uralte Brücken über wundervolle Flüsse, als hätte er sein ganzes Leben nix anderes gemacht. es ist mittlerweile neun Uhr abends, aber anscheinend hat die komplette Werkstattbesatzung auf uns gewartet. Sowas wie ein Azubi hilft uns aus dem Auto, kocht uns einen doppelten Espresso mit viel Zuccker, Signora, bringt Erdbeeren und Saft für die Kinder, schließt das Wohnmobil an Strom an. Ich war kurz vorher noch einkaufen, der Kühlschrank ist voll mit Leckereien. Eine Frau ruft im einzigen Hotel an im Ort, wir bekommen noch zwei Zimmer. Aber wir dürften auch in der Werkstatt schlafen, wenn wir möchten. Auf dem Hof. Die Reifen (wir brauchen zwei) sind nach viel Telefoniererei gefunden und werden Morgen sofort abgeholt und montiert. Um halb zehn ist alles fertig! Ich bin so dankbar in dem Moment für soviel selbstverständliche Herzlichkeit, dass ich kurz denke, zu träumen. Wir nehmen das Hotel und der Chef fährt uns mit seinem Siebensitzer hin. es ist eineienhalb Straßen weiter, nach dreißig Sekunden sind wir da. :lache "Hotel Centro" in ...???... Wo sind wir überhaupt? Keine Ahnung! In der Toskana! Auf dem kleinen Marktplatz bolzen eine Handvoll Kinder, eine kleine Bar spielt Musik. Man sieht uns an, wie bunte Hunde, oder auch kariert- gescheckte. Wie wir da so vorrüber ziehen, in unser Quartier. Bepackt mit Carrefour- Einkaufstüten und Kuscheltieren unter dem Arm. :lache
    Das Jungszimmer in diesem total verwinkelten Bau ist ohne fenster, aber mit Samt an der wand, hey! Man muss erst eine Tür öffnen, um ans Klo( links rum) und zur Dusche (rechts rum) zu kommen und um ein Fenster (geradeaus) zu öffnen. Es führt in einen Hof. Eher einen Schlauch. Oder eher Schacht. Gegenüber
    guckt grade auch einer auch dem Fenster. Guckt weiter. Ich auch. Mal winken. Winkt zurück.


    Wir treffen uns auf dem Mädchenzimmer zum Abendessen. Das ist oben und ganz hübsch. Okay, in die Ecken darf man nicht gucken, aber es ist dunkel. Das Bett ist bequem. Mit Blick über die Dächer. Und Sterne. Es gibt Brot, Käse, Wein, Obst. Lecker. So sitzen wir da und essen, gucken im Fernsehen total seltsame, italienische Sendungen, von denen wir nix verstehen, die aber irgendwie superlustig sind. Was für ein Tag. In der nacht schrecke ich von einem furchtbaren Geschreie auf. meine Tochter spricht nur im Schlaf irgendwas vor sich hin, das Geschrei aber kommt von draußen. Also gehe ich ans Fenster und erschrecke mich fast zu Tode, als da zwei grüne Katzenaugen aufblitzen. Die am Morgen immer noch da sind. Ein tiefschwarzes Vieh schleicht auf dem Dach, schnurrt und möchte sehr zur Freude der Kinder Zuwendung haben. Die Sonne strahlt, der Blick über diese Dächer auf Berge und Dorf ist einfach atemberaubend schön. Wir legen den langen Weg zur Werkstatt zu Fuß zurück (Jeder, aber wirklich jeder guckt uns an, als habe er noch nie einen Menschen gesehen. ich sage oft "Buongiorno", was ganz freundlich lächelnd erwiedert wird. Eine alte dame streichelt meiner Tochter ganz lieb über den Kopf, was ihr überhaupt nicht komisch vorkommt oder unangenehm ist. An einer Brücke, die über einen glasklaren, türkisfarbenen Fluss führt, trinken wir einen Cappuccino. Aus einer schweren Porzellantasse, jeder darf sie mit rausnehmen aus der kleinen Bar. Bringt ja jeder zurück. Das Wohnmobil ist fertig und so packen wir unsere Sachen zusammen. Die komplette Mannschaft ist wieder da und fragt, wie es uns geht, wo wir jetzt hinwollen usw. Ich soll mir keine Sorgen machen, sagt der Chef, jetzt ist alles gut. Wir kommen gut nach hause. ganz sicher. Ich möchte gerne ein bisschen Trinkgeld geben, aber sie wollen nicht. Partout nicht. Ich soll für den Zwanziger lieber Gelati kaufen. :lache Als wir fahren, winken alle.


    Und nun? ich bin mir sicher- ich will nicht mehr in den Bergen rumgurken mit dieser Riesenkiste, ich bin ein bisschen abergläubisch. Vielleicht war das ein Zeichen. Ich brauche Zivilisation. Also fahren wir auf direktem Wege zum Gardasee, auf den Piani Di Clodia. Auf den ersten Blick hat das mit "Camping" nicht viel zu tun. Wir suchen uns einen Platz direkt im Zentrum, in der Nähe von einem der Spielplätze. Es gibt einen Miniclub und Minidisco am Abend. In unserem unmittelbaren Umfeld ein Porsche Cayenne, Pick- Ups und sonstige Luxuskarrossen en masse. Satellitenschüsseln an den Wohnwagen und aufgedonnerte Ehefrauen. Man spricht deutsch. (Ihr habt das Wohnmobil nur gemietet? das ist gar nicht Eures? Kann man sowas mieten? Man KANN alles. Nur sterben MUSS man. :lache) Und doch- es ist prima. Die Kinder genießen es, mit den Fahrradern rumzudüsen, von einem Spielplatz zum nächsten zu flitzen, andere Kinder um sich zu haben, in der Minidisco zu tanzen. Meine Tochter zockt am letzten Abend beim "Stopptanzwettberb " alle ab und wird "Stopptanzprinzessin". :lache Und wir... wir genießen das auch. Und bleiben hier die restlichen sechs Tage einfach. Und komischer Weise sind auch alle versnoppten SUV- Fahrer in unserer Umgebung total nett. Ich finde den Gardasee toll. An einem Tag regnet es richtig schlimm, aber wir haben ein großes Shoppingcenter entdeckt, was wir ansteuern. Ich nehme mir mal ein bisschen was mit. (Siehe Foto- ist allerdings nicht vollständig! :grin)


    Aber.. wir müssen ja noch zurück. Durch die Alpen. Der Brenner. Ich bin da schon zweimal rüber und ich hasse ihn. Auf der Hinfahrt sind wir über die tauernautobahn, das war gar nicht schlimm. Aber der Brenner mit dem Wohnmobil... herrje. Aber wir müssen. Und so sitze ich da, gucke an manchen Stellen nacn rechts unten und sehe den zefetzten Reifen vor mir. Standstreifen gibts hier nicht. Nur Lkws, denen man permanet ausweichen muss und die in Notbremswegen fahren müssen, wenn sie nicht mehr bremsen können. Oder notfalls in die Betonwände schlittern, um abzubremsen. ich hasse die Berge und die Straßen, die durch sie führen. Sie sind brutal und bedrohlich. Was ist, wenn jetzt der reifen... hör auf. Denk nicht dran. Oder im Tunnel? Und dann die Haarnadelkuven und Serpentinen bei Innsbruck. herr rienchen im ersten Gang. Ich denke an die Schwerkraft und spüre sie auch. Kann man mit sonem Ding eigentlich rückwärts rollen? Und - OH GOTT - Der Reifen!


    Wir sind in Bayern, ich trinke erstmal einen Liter Bier und fahre im Schlaf die komplette Strecke nochmal nach. Unser letztes Ziel liegt in der Bärenschlucht in Pottenstein und es ist wie immer herrlich. Der Bach, der sich durch das Gelände schlängelt und in dem Fische und Enten schwimmen, in dem die Kinder Staudämme bauen können und an dem man morgens frühstücken kann.


    Fazit:
    das war ein toller Urlaub und auf jede schlechte Erfahrung kommen mindestens fünf schöne. Es gibt überall Menschen, die einem helfen. Und um nichts in der Welt möchte ich sie gegen Urlaube im Hotel All in eintauschen. Immer wieder! ;-)

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Rienchen, sowas erlebt man wirklich nur, wenn man mitten im Land unterwegs ist. Bis auf einmal habe ich immer nur gute Erfahrungen gemacht, wenn ich im Ausland mal Hilfe brauchte. Viel Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Wenn man mit Kindern unterwegs ist, sind die meist der "Türöffner".
    Schön, dein Bericht. :wave


    Ende des Monats starten auch wir in die Ferien. Wie meistens nach Frankreich, an die Vezère. Höhlen angucken, vielleicht ein bisschen Kanu fahren.

  • So, ich versuche es mal mit den Photos... das sind nur Handyphotos, also keine tolle Qualität.


    Groupie : nee, in Volterra waren wir nicht. ich mag immer nicht Europa in drei Tagen machen. Immer langsam! ;-) Außerdem bin ich gespannt darauf, was Du mit den carabinieri erlebt hast!


    1.) Erste Übernachtung mit dem Wohnmobil in Österreich bei Minus ein Grad und Skipiste


    2-5) Venedig

  • 1+2) Wohnzimmerblicke "Barco Reale"


    3) Gerahmtes Bild in der Bar in San Barontolo- das waren noch "echte" radprofis beim Giro! Erstmal eine flöppen nach dem Berg! :grin


    4) Sonnenaufgang aus dem Zimmer vom "Hotel Centro" aus nach der Reifenpanne


    5) War mal einkaufen und habe für die nächsten jahre genug zu essen!


    Edit:
    Computer bitte umdrehen, um die Bilder richtig sehen zu können!

  • Zitat

    Original von rienchen


    5) War mal einkaufen und habe für die nächsten jahre genug zu essen!


    Edit:
    Computer bitte umdrehen, um die Bilder richtig sehen zu können!


    Auch ohne Umdrehen des Monitors habe ich erkannt, daß die Flüssignahrung eindeutig überwiegt! :lache :lache

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Zitat

    Original von rienchen
    Fritzi, die 1,5 Liter- Chiantiflaschen haben gar nicht mehr aufs Bild gepassst! :lache Kein Wunder, dass das Wohnmobil Schwierigkeiten in den Bergen hatte.


    :grin

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Toller Bericht, rienchen.
    In welchem Shoppingcenter am Gardasee wart Ihr?
    Grand Affi?


    Huhu Salonlöwin! :-)


    Nee, wir waren im Ipermercato des Il Leone di Lonato .


    ich habe da allerdings "nur" so Sachen wie Dolci, Tomatenkonserven (warum die Tomatendosen dort auch immer anders schmecken - es IST so. Mein Favorit sind die passierten Tomaten in 1 Liter Glasflaschen, die man mit einem Flaschenöffner öffnen muss), frische Pasta, Parmesan, verschiedene Salamisorten (alles eingefroren), Fischkonserven, Sugos, Pasten etc gekauft.


    Die Nudeln (okay, bis auf die "Ein- Meter- Oricette- Tricolore :grin), Weine, Schokoladen und Olivenöle habe ich fast alle aus Bäckereien, Mühlen, Restaurants, Läden in kleinen Orten. Das mag ich immer. Alles kleine Betriebe. Und da alles auf italienisch draufsteht und ich nix verstehe, habe ich später so richtig echte "Urlaubsgefühle". ;-)


    Aus Lucca habe ich mir endlich mal ein Olivenölkännchen mitgebracht, das wollte ich schon immer mal haben. Schön. :wave

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Sehr lustig, Frau rienchen! Und was lernen wir aus der Sache?


    1. Urlaub in rollenden Einfamilienhäusern ist eher was für amerikanische Highways
    2. Fahre nie ein Auto, bei dem du nicht selbst die Reifen wechseln kannst
    3. Kinder lieben Autopannen
    4. aber das weißt du ja schon: sei deiner Welt, so gut du kannst, ein Engel, dann wird sie dir trotz aller Mängel, so gut sie kann ein Himmel sein :-]



    Unser Urlaub 2014: 1 Woche irgendwo in Schlesien mit Tommi und Tina. Tommi und Kaya werden angeln, angeln und ab und zu mal angeln, Tina und ich werden im Garten liegen und lesen und mein Mann, tja, der muss sehen, wo er bleibt :lache

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • An die Piazza in Venedig (2. Foto) erinnere ich mich auch noch. Nur nicht so leer, glaube ich. Und die weiße Kirche habe ich auch irgendwo als Foto, nur nicht mit so schönem blauem Himmel. Bei mir war es eher grau, weil ich im Oktober da war.
    Möchte auch wieder nach Bella Italia, vor allem wenn ich so dolle Fotos sehe. Da kommt das Fernweh. :anbet

  • ... den ersten Urlaub haben wir hinter uns - in den Osterferien (jaaaaa, müssen wir nu auch nehmen, dank Junior) waren wir 2 Wochen auf Fuerteventura, meiner absoluten Lieblingsinsel!!! wie die letzten 2 male vorher, gleicher Ort, gleiches Hotel! Wetter war super und alle sind schön knackig braun wieder gekommen... Planerei für nächstes Jahr geht jetzt schon los :grin


    ... im Herbst geht es für Mr. und mich in die USA - ohne Kind! Ziel: Las Vegas - von da aus 8 Tage Grand Canyon, Bryce Canyon, Zion NP und wieder Las Vegas :freude :freude :freude :fiesesgrinsen :fiesesgrinsen

  • Andi, dein Reiseziel für den Herbst klingt wirklich super! Ich kann sehr gut verstehen, dass du dich schon so darauf freust !
    Wir haben vor einen ähnliche Route nächstes Jahr im Frühling zu machen und ich freue mich jetzt auch schon wie wahnsinnig ! :freude :feiern
    Wart ihr schon einmal in Las Vegas und Umgebung?? Für ich wird es das erste mal sein.


    Aber jetzt freue ich mich zuerst auf nächstes Wochenende: da geht es für eine Woche nach Griechenland auf die Insel Kos zum Sonne tanken und relaxen!


    rienchen, deinen Bericht habe ich auch sehr interessiert gelesen.
    Vielen Dank dafür!

  • Las Vegas ist schon strange... :grin Aber man muß mindestens einmal im Casino gewesen sein! Die einarmigen Banditen können süchtig machen - Vorsicht! :lache Und Leute beobachten - herrlich :-]

    ...der Sinn des Lebens kann nicht sein, am Ende die Wohnung aufgeräumt zu hinterlassen, oder?


    Elke Heidenreich


    BT