Der Distelfink – Donna Tartt

  • Erscheint im März 2014 in der deutschen Übersetzung


    Zur Autorin:
    Donna Tartt wurde in Greenwood, Mississippi, geboren. Während ihres Studiums am Bennington College begann sie mit der Arbeit an ihrem ersten Roman "Die geheime Geschichte" und schrieb sich damit unter die wichtigsten zeitgenössischen Autorinnen Amerikas. Ihr zweites Buch "Der kleine Freund" begeisterte erneut Leser sowie Kritiker und stürmte die internationalen Bestsellerlisten. Heute lebt Donna Tartt abwechselnd in Charlottesville, Virginia, und Manhattan.


    Zum Inhalt:
    Es passiert, als Theo Decker dreizehn Jahre alt ist. An dem Tag, an dem er mit seiner Mutter ein New Yorker Museum besucht, verändert ein schreckliches Unglück sein Leben für immer. Er verliert sie unter tragischen Umständen und bleibt allein und auf sich gestellt zurück, sein Vater hat ihn schon lange im Stich gelassen. Theo versinkt in tiefer Trauer, die ihn lange nicht mehr loslässt. Auch das Gemälde, das seit dem fatalen Ereignis verbotenerweise in seinem Besitz ist und ihn an seine Mutter erinnert, kann ihm keinen Trost spenden. Ganz im Gegenteil: Mit jedem Jahr, das vergeht, kommt er immer weiter von seinem Weg ab und droht, in kriminelle Kreise abzurutschen. Und das Gemälde, das ihn auf merkwürdige Weise fasziniert, scheint ihn geradezu in eine Welt der Lügen und falschen Entscheidungen zu ziehen, in einen Sog, der ihn unaufhaltsam mit sich reißt ...


    Meine Meinung:


    Was für ein großartiges Buch. Und was für eine Punktlandung für mich, dass mein letztes Buch des Jahres nicht nur mein Monats- sondern auch mein Jahreshighlight ist. Und wo soll ich anfangen?


    Donna Tartt hat eine wunderbare Geschichte geschrieben, die sehr detailliert aber nie langatmig oder langweilig ist. Ich habe praktisch vier Tage im Stück nur dieses Buch gelesen. Eat Sleep Read war mein Tagesablauf.


    Tartts Dialoge sind nie hölzern, ihre Beschreibung nie zu viel oder zu blumig sondern immer punktgenaue Beobachtungen, ohne zu versachlichen. Wie talentiert Tartt ist zeigt auch, dass es mich auf fast 800 Seiten nie rausgerissen hat, mit Gedanken wie „so redet doch kein Mensch“ oder mit Widersprüchen in Handlung oder Charakterisierung der Figuren. Die übrigens wunderbar sind. Selbst die Unsympathen.


    Dieses Buch hat alles: Familiendrama, Krimi, Romantik und auch immer unerwartete Wendungen.
    Für mich hat sich das Thema „Kunstszene in der Literatur“ ein bisschen (aber rein zufällig) zu einer Art roten Faden in diesem Jahr entwickelt. Angefangen mit Anne Sinclairs Biografie über ihren Großvater, den Kunsthändler Paul Rosenberg, über die Thriller von Daniel Silva und auch natürlich die Nachrichten zum Thema Gurlitt…Themen wie Provenienz, Fälschungen, alte Meister der Niederlande tauchten immer wieder auf.


    Das einzige Thema, mit dem ich ein bisschen gefremdelt habe, ist der fast permanente und selbstverständliche Drogenkonsum einiger Figuren. Da habe ich überhaupt keinen Bezug zu und auch keine Interesse, auch kein literarisches. Das nimmt mir persönlich zu viel Raum ein im Roman, auch wenn Tartt es hier wieder schafft, es nie langweilig zu schreiben. Magisch. Selbst dafür kann ich keinen Punktabzug geben.


    Douze points von mir. Achso, gehen ja nur 10. Die aber mit voller Begeisterung.


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  • Ich habe die englische HC-Ausgabe gelesen, die innen einen kleinen Druck des Gemäldes von Fabritius hat, so eine Art Lesezeichen. Sehr nett.


    Zur Übersetzung kann ich daher nichts sagen, ich hoffe aber sehr, dass sie der Autorin gerecht wird *Daumen drück*


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  • Gebundene Ausgabe: 1024 Seiten
    Verlag: Goldmann Verlag (10. März 2014)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3442312396
    ISBN-13: 978-3442312399
    Originaltitel: The Goldfinch
    Preis: 24,99€


    Kurzbeschreibung:
    Es passiert, als Theo Decker dreizehn Jahre alt ist. An dem Tag, an dem er mit seiner Mutter ein New Yorker Museum besucht, verändert ein schreckliches Unglück sein Leben für immer. Er verliert sie unter tragischen Umständen und bleibt allein und auf sich gestellt zurück, sein Vater hat ihn schon lange im Stich gelassen. Theo versinkt in tiefer Trauer, die ihn lange nicht mehr loslässt. Auch das Gemälde, das seit dem fatalen Ereignis verbotenerweise in seinem Besitz ist und ihn an seine Mutter erinnert, kann ihm keinen Trost spenden. Ganz im Gegenteil: Mit jedem Jahr, das vergeht, kommt er immer weiter von seinem Weg ab und droht, in kriminelle Kreise abzurutschen. Und das Gemälde, das ihn auf merkwürdige Weise fasziniert, scheint ihn geradezu in eine Welt der Lügen und falschen Entscheidungen zu ziehen, in einen Sog, der ihn unaufhaltsam mit sich reißt ...


    Ablauf und Handlung:
    Erzählt wird die Geschichte von Theodore Decker.
    Das ganze spielt sich in einem Zeitraum von 15 Jahren ab.
    Er verlor mit 13 Jahren seine Mutter unter tragischen Umständen.
    Wie sein Leben eine neue Wendung nahm , als er das Gemälde "Der Distelfink" nahm und es fortan sein Leben beinflusste.


    Die Autorin beschreibt sehr ausführlich und eindrucksvoll, die Geschichte des Theo Decker.
    Man könnte meinen, es handle sich hier um ein Familiendrama, aber das trifft es nicht ganz.
    Die Geschichte ist voller Selbstzweifel, unverarbeitetem Traumata, Drogenexzessen, selbstzerstörerisches Handeln und aussichtsloser Liebe.
    Aber am Ende wird dem Protagonisten sein Leben viel klarer und er beginnt zu handeln.
    Es ist ein sehr düsteres Buch, das Licht kommt nur selten durch.
    Aber auf seine eigene Art und Weise wird uns die Hauptfigur trotzdem sympathisch.
    Ein sehr tiefgründiger Sinn der hinter der Geschichte steckt.
    Es genügt nur ein winziger Augenblick um unser Leben in eine völlig andere Richtung zu leiten.
    Es liegt in unserer Hand wie wir unser Leben gestalten und ob wir so werden wie unsere Vorfahren.
    Die Geschichte wird aus der Sicht von Theo geschrieben.


    Meine Meinung:
    Ich habe dieses Buch in einer Leserunde gelesen.
    Keine leichte Lektüre, ich hatte Probleme reinzufinden.
    Eine tiefgründige Geschichte, die zum nachdenken anregt.
    Ein Buch, das uns auf die Schattenseiten des Lebens aufmerksam macht.
    Nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Entschluss gelangt, das mir dieses Buch sehr gut gefallen hat.
    Ich konnte mich zwar nicht in die einzelnen Personen reinversetzen, jedoch hat mich die komplette Geschichte in den Bann gezogen und nachdenklich zurückgelassen.
    Der Schreibstil war relativ trocken, ein Umstand der mich eigentlich stört. Aber hier hat es sehr gut gepasst.
    Ich kam relativ gut voran, einfach weil zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkam, es war immer eine gewisse Spannung vorhanden.
    Den Titel fand ich sehr passend. Der Distelfink hat eine zentrale Rolle, da Theo sein Leben mehr oder weniger von ihm bestimmen lässt.
    Der Einblick in die Kunstszene fand ich sehr interessant und informativ.

  • Inhalt
    Alles war Theos Schuld. Seine Mutter ist zu einem Lehrergespräch in die Schule bestellt worden und nimmt sich deshalb frei. Nur wegen des dummen Termins befinden Mutter und Sohn sich exakt in dem Moment in einer Kunstausstellung, als dort eine Bombe explodiert. Theo kommt inmitten der Gebäudetrümmer neben einem sterbenden alten Mann wieder zu sich. Obwohl er die letzten Worte des Sterbenden nicht genau versteht, nimmt Theo im allgemeinen Durcheinander das ungerahmte niederländische Gemälde Der Distelfink mit aus dem Museum, wie der Mann es ihm gesagt hat. Theos Mutter überlebt den Bombenanschlag nicht. Auch wenn der Dreizehnjährige formal Großeltern und einen getrennt lebenden Vater hat, muss für das frisch verwaiste Kind kurzfristig eine Unterkunft gefunden werden. Aufgenommen wird Theo von den Barbours, den Eltern eines Klassenkameraden aus der Grundschule. Ein Hinweis des sterbenden Welton Blackwell führt Theo zu Hobie, der mit Blackwell gemeinsam einen Antiquitätenladen führte. In Hobie findet der Junge einen unkomplizierten Gesprächspartner, der immer für ihn da ist. Theo kämpft weitgehend auf eigene Faust mit seinen Schuldgefühlen und dem Trauma der Explosion, das er mit Alkohol- und Medikamentenmissbrauch verdrängt. Durch Theos Vagabundieren zwischen seinem leiblichen Vater in Las Vegas, den Barbours und Hobie kann er erfolgreich verdrängen, dass seine Posttraumatische Belastungsstörung nie konsequent therapiert worden ist. Eine zweifelhafte Rolle in Theos Leben nimmt Boris ein, der kriminelle Sohn eines Berufsganoven, mit dem Theo in Las Vegas ziellos in den Tag hinein lebt, ohne dass ein Erwachsener auf das Abgleiten der Jungen in Sucht und Kriminalität aufmerksam wird.


    Seit der Explosion und dem Tod von Theos Mutter sind fast 10 Jahre vergangen. Zentrales und sorgfältig gehütetes Objekt bleibt für Theo Der Distelfink. Die Chance zur Rückgabe des Bildes an das Museum hat Theo längst verpasst. Hobie hat sich immer nur für die Restaurierung alter Möbel interessiert und den Verkauf seinem Kompagnon überlassen. In die Lücke, die sein getöteter Geschäftspartner hinterließ, rückt nun Theo nach, der sich mit beachtlicher Geschäftstüchtigkeit dem Antiquitätenhandel widmet. Doch die beschaulich wirkende Teamarbeit von Hobie und Theo kann kaum darüber hinweg täuschen, dass Theo ein schwer traumatisierter Mann ist, noch immer auf der Suche nach einer Familie. Ärger mit einem schwierigen Kunden und das überraschende Auftauchen von Boris führen Theo schließlich in die Niederlande und in eine ausweglos scheinende Situation.


    Fazit
    "Der Distelfink" ist ein Roman mit Überlänge, der schwelgerisch in die Beschreibung von Gegenständen und Arbeitsabläufen eintauchen lässt. Fünf pralle Lesetage habe ich mit Theo und seinem Bild verbracht. Theos Erlebnisse werden so genau beschrieben, als würde man die Details eines Gemäldes mit der Lupe betrachten. Will man statt der Nahaufnahme das Gesamtbild sehen und zu Theos traumatisierter Persönlichkeit vordringen, muss man bis zum dramatischen Ende durchhalten. Hobie mit seinem selbstvergessenen Herumbasteln an Antiquitäten und seiner lässigen Haltung gegenüber Theos Eskapaden war für mich dabei ein besonderer Sympathieträger. Indem Donna Tartt Theo als Icherzähler auftreten lässt, beschränkt sie den Blickwinkel des Lesers über den größten Teil der Handlung auf das, was Theo in der jeweiligen Situation von sich preisgeben will. Das Rätseln darüber, ob Theo wohl sein Problem mit dem unterschlagenen Bild lösen kann, fand ich trotz des sehr weit gespannten Handlungsbogens ausgesprochen spannend.


    9 von 10 Punkten

  • Donna Tartt: Der Distelfink (The Goldfinch)


    Die Geschichte beginnt mit einer Explosion: Theo Decker, New Yorker, dreizehn Jahre alt, besucht mit seiner Mutter eine Ausstellung alter holländischer Meister, als in den Räumen des Museums eine Bombe hochgeht. Seine Mutter kommt dabei ums Leben; der Junge verlässt, verwirrt und desorientiert, im allgemeinen Durcheinander unbemerkt das Museumsgebäude, in der Tasche ein kleines, unermesslich wertvolles Gemälde aus der Ausstellung, das Porträt eines angeketteten Vogels. Nach der Explosion ist für Theo nichts mehr wie vorher. Er hat keine Familie, denn der Vater hat ihn und die Mutter schon seit langem verlassen, und die Großeltern kennt er kaum; sie wollen ihn nicht. So kommt er zunächst im Haushalt eines Schulkameraden unter, dann taucht plötzlich doch noch der Vater auf – ein alkohol- und medikamentensüchtiger Berufsspieler – und nimmt ihn mit nach Las Vegas, wo der Junge, weitgehend sich selbst überlassen, der allgemeinen Wohlstandsverwahrlosung erliegt. Erst mit sechzehn kehrt Theo nach New York zurück. Inzwischen ist er selbst medikamentenabhängig, von Panik- und Depressionsanfällen geplagt; das Unglück im Museum hat er nie verwunden. Auch als Erwachsener (der Roman endet, als Theo Ende zwanzig ist) bleibt er instabil - inzwischen Antiquitätenhändler und genialer Verkäufer gefälschter Möbel. Kurioserweise ist es ausgerechnet das kleine Vogelporträt, das ihn auf Umwegen in den Abgrund reißt. Die Verbindung mit einem Jugendfreund, dem Gangster Boris, mündet am Ende in das, was man wohl (wenn man nicht allzu viel verraten will) eine „blutige Eskalation“ nennen muss. Der Roman endet zwiespältig, nicht ohne Hoffnung für die Zukunft, aber mit einem Zug Resignation, der kaum besser ist als gar keine Hoffnung.


    „Tue nichts, was du nicht rückgängig machen kannst“ ist einer der Lehrsätze, die sein Freund und Wahl-Vater, der sympathische Möbelrestaurator Hobie, dem Ich-Erzähler Theo beibringt (eigentlich auf den Restaurationsprozess bezogen). Theos persönliche Fehlentscheidung – die Mitnahme des Vogelbildes aus dem Museum – ist zu diesem Zeitpunkt bereits geschehen und nicht mehr rückgängig zu machen. Das Porträt des „strammen kleinen Gefangenen“, wie Theo es beschreibt, „ein Fingerhut voll Tapferkeit … nicht scheu, nicht einmal hoffnungslos, hält er entschlossen seine Stellung“, ist zugleich die Freude und der Fluch seines jungen Lebens. Der Besitz des Bildes hält ihn im Zustand dauernder Unruhe (es befindet sich auf der Liste gestohlener Kunstwerke und kann ihm fünfzehn Jahre Knast einbringen), aber es ist auch die einzige greifbare Verbindung zu seiner Vergangenheit, nachdem sogar das Haus, in dem er mit seiner Mutter gewohnt hat, abgerissen wurde, um einen Luxusblock Platz zu machen …


    Wie schon in ihren früheren Romanen, „Die geheime Geschichte“ und „Der kleine Freund“, arbeitet Donna Tartt mit einigen Mitteln des Kriminalromans; so baut sie mehrere unerwartete Wendungen ein (von denen zumindest eine so genial erdacht ist, dass ich mich beim Lesen vor Begeisterung geschüttelt habe), aber „Der Distelfink“ ist ebenso wenig ein Krimi wie seine Vorgänger. Es ist vor allem ein Entwicklungsroman über den Versuch eines entwurzelten Jugendlichen, so etwas wie Beständigkeit zu finden in einer Welt, in der die Erwachsenen fast ausnahmslos Gescheiterte sind, verzweifelt damit beschäftigt, so zu tun, als wäre alles in Ordnung.


    Donna Tartt führt ihren Erzähler mit meisterhafter dichter Sprache (und großartig übersetzt) direkt in unser Mit-Gefühl und unsere Sympathie. Allerdings muss man sich mit den Alkohol- und Drogenexzessen des Erzählers abfinden, was möglicherweise die Lesefreude etwas trübt; für meinen Geschmack wurde schon in der „Geheimen Geschichte“ und zum Teil auch im „Kleinen Freund“ zu viel gesoffen und gekokst. Immerhin muss man Theo zugute halten, dass er wegen seiner posttraumatischen Panikattacken auf Medikamente angewiesen ist und auch von Wolke sieben aus erstaunlich gut den Alltag meistert – inwieweit die Autorin hier möglicherweise etwas verharmlost, kann ich nicht beurteilen.


    „Zwischen der Realität auf der einen Seite und dem Punkt, an dem der Geist die Realität trifft, gibt es eine mittlere Zone, einen Regenbogenrand, wo die Schönheit ins Dasein kommt, wo zwei sehr unterschiedliche Oberflächen sich mischen und verwischen und bereitstellen, was das Leben nicht bietet: und das ist der Raum, in dem alle Kunst existiert und alle Magie … und alle Liebe.“


    Volle Punktzahl. Mich hat seit "Perlmanns Schweigen" kein Buch mehr derart in seinen Bann gezogen.

  • Amsterdam. Theo Decker wartet in einem Hotelzimmer. Es ist etwas Schreckliches passiert und sein Hirn wandert 14 Jahre zurück. In jene Tage, die seinem Leben den Stempel aufgedrückt haben. Als er dreizehn ist besucht er mit seiner Mutter in New York eine Kunstausstellung. Eine Bombe explodiert und seine geliebte Mutter existiert von nun an nur noch in seinen Erinnerungen. Bevor sich Theo aus den Trümmern befreit macht er eine sonderbare Bekanntschaft mit einem schwerverletzten älteren Herrn namens Welty, der ihn um etwas bittet. Theo nimmt eines der Ausstellungsstücke an sich. Das Bild „Der Distelfink“, auf dem ein auf ewig gefangener Vogel abgebildet ist. Von nun an fühlt sich Theo allein auf der Welt, verlassen vom alkoholkranken Vater, der nach Las Vegas abgehauen ist und den Erwachsenen, die ihn hin und herschieben, wie ein übrig gebliebenes Möbelstück. Die wohlhabenden Barbours kümmern sich um ihn, doch scheinen sie ganz froh zu sein ihn wieder loszuwerden nachdem der versoffene Vater in New York auftaucht, um den Jungen zu sich zu nehmen und etwas Geld einzusacken. Dabei hatte es in der Stadt jemanden gegeben, der dem jungen Burschen mit Anständigkeit gegenübertrat, den alten Hobie, einem Geschäftspartner von Welty. Und besser noch, es gibt da dieses rothaarige Mädchen, das mit Welty auf der Kunstaustellung gewesen ist.


    So beginnt „Der Distelfink“ von Donna Tartt, einem satte 1000 Seiten langem Buch, das etwas ganz erstaunliches Zuwege bringt, nämlich bis auf wenige zu ausufernde Passagen im Drogenmilieu die Leserschaft bei der Stange zu halten, ja, sie in den Bann zu ziehen. Was einem außergewöhnlichen Schreibstil liegt. Wie zart sie mit ihrem Theo umgeht, als dieser darauf wartet ein Lebenszeichen von seiner Mutter zu erhalten. Wie sie die oberflächlichste Stadt des Planeten, Las Vegas aus der Wüste der Geldgier vor den Augen der Leser auferstehen lässt ist einfach grandios. Zusammen mit seinen Freund Boris, einem Jungen der schon in einem Dutzend Länder gewohnt hat begibt sich Theo auf einen Drogentrip nach dem nächsten. Den Distelfink immer in Reichweite. Von dem teuren Bild kann er sich einfach nicht trennen, es verbindet ihn mit seiner Mutter und der Vergangenheit.


    Nach einiger Zeit strandet er erneut in New York, der Stadt seiner Trauer und steigt über die Jahre zu Hobies Geschäftspartner auf. Theo versucht ein normales Leben anzupeilen, bis die aufgebaute Fassade durch den Distelfink ins Wanken gerät. Der klug durchdachte Entwicklungsroman läuft auf ein Krimi Ende zu. Eine Tatsache, die meiner Meinung nach dem Buch an Tiefenschärfe nimmt und den Schluss in Allgemeinplätzen absaufen lässt. Aber im Grunde ist das nebensächlich. Weil alles andere an Perfektion grenzt und an beste amerikanische Erzähltradition erinnert.


    Besonders imponiert hat mir, wie die Autorin diesen traumatisierten Protagonisten mit seiner ganzen Verletzlichkeit, seinem Minderwertigkeitskomplex, der Verlorenheit eines früh verlassenen in seiner Tragik und Lächerlichkeit zeigt und ihm eine Würde gibt, wie sie jeder Mensch verdient hat. Der Roman hat mich zwar nicht restlos begeistern können, aber ehrfürchtig gemacht.

  • Donna Tartt- Der Distelfink



    "Der Distelfink" ist einer der Romane, die im Gedächtnis bleiben. Atmosphärisch dichte Beschreibungen führen durch eine komplexe Handlung, mit vielen unerwarteten Wendungen.
    Theo Decker, sitzt in Amsterdam in einem Hotelzimmer. Krank, fiebernd und fast paranoid vermeidet er jeden Kontakt zu anderen Menschen und verlässt das Zimmer nur um Zeitungen zu holen.
    Seine Gedanken schweifen in die Vergangenheit.


    Der Ich- Erzähler war gerade 13 Jahre, als ein schrecklicher Terroranschlag in dem Museum, das er mit seiner Mutter besuchte, nicht nur sein Leben aus den Fugen riss.
    Vergeblich versuchte er in den zerstörten Räumen seine Mutter zu finden.
    Ein Besucher, der verschüttet und tödlich verwundet wurde, vertraut ihm einen Ring an und bittet ihn, ein Bild in Sicherheit zu bringen. Das Bild, eines alten Meisters, klein, auf Holz gemalt, zeigt einen Distelfink, angekettet an einem Futternapf.
    Es ist eines der berühmtesten Kunstwerke der Ausstellung. Ein Gemälde, das fortan Theos Leben bestimmt, zu seiner Obsession wird.
    Unter Schock stehend versucht er noch seine Mutter zu finden, verlässt schließlich das zerstörte Gebäude, das Bild verborgen in der Jacke, durch einen Notausgang. Die Hoffnung, dass seine Mutter nach Hause kommt, ist leider vergebens.
    Theo wird ein Fall für die Behörden. Sein Vater, der die Familie verlassen hat, ist für das Jugendamt nicht auffindbar. Seine Großeltern wollen ihn nicht, doch er hat erst einmal Glück und kommt bei der Familie eines Freundes unter.
    Theo bringt den Ring, der ihm übergeben wurde, an die Adresse, die ihm der Sterbende genannt hat und lernt so Hobie kennen, einen Mann, der sein Leben nachhaltig beeinflusst.
    Hobie, ein ausgesprochen sympathischer Mensch, ist mein Lieblingsprotagonist in diesem Buch.
    Theo, der sich die Schuld am Tod seiner Mutter gibt, der depressiv und zutiefst verstört ist braucht Menschen wie ihn, doch das Leben (die Autorin) hat andere Pläne...
    Das Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Zeile gefangen. (habe das Bild und den Maler gegoogelt.) Allein schon die Beschreibung der Restaurationsarbeiten von Hobie sind spannend und belegen umfangreiche Recherchen.
    Die Charaktere sind überzeugend und vielseitig.
    Der Distelfink ist eines der besten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe.


    Ich gebe 10 von 10 EulenPunkten

  • Ich muss ehrlich gesagt zugeben, dass ich das Buch nicht ganz so gut fand wie die meisten hier.


    Ich fand es sehr schwer in die Geschichte reinzukommen und deshalb hat es bei mir auch so lange gedauert bis ich es endlich beendet hatte. Am Anfang nimmt es dann doch sehr schnell an Fahrt auf und man bekommt direkt erzählt wie Theo seine Mutter verliert (<- wahnsinnig gut geschrieben! Konnte mich richtig in ihn hinein versetzen und bekam Gänsehaut).


    Aber als er dann nach Las Vegas zieht nimmt die Geschichte (meiner Meinung nach) wieder ab. Es wird einfach zu viel erzählt, dass nicht wirklich wichtig ist und ich musste mir wirklich zwingen weiter zu lesen…


    Als er dann aber etws älter ist, hat mir die Geschichte wieder besser gefallen. Er gerät in komische Geschäfte, wird depressiv und hat die falschen Freunde.


    Alles in allem war das Buch ganz gut, mein erstes von Frau Tartt, aber ich weiß nicht, ob ich mir noch eins von ihr kaufen würde.. :gruebel

  • Mich lässt das Buch auch etwas zwiegespalten zurück. Zum einen enthält es viele gute Gedanken und Figuren. Theo ist ein schwieriger Held, nicht wirklich sympathisch. Er trifft viele unkluge Entscheidungen, lässt sich gehen und treiben. Vor allem bekommt man ihn nicht von außen zu sehen. Er ist der Ich-Erzähler und er erzählt, aber er beschreibt nur wenige Dialoge, die er führt.Auch tiefere Gefühle und Gedankengänge teilt er uns nicht mit Er komtm fast passiv rüber, wortkarg. Aber man bekommt hin und wieder den Eindruck, das die anderen Figuren ihn andes wahrnehmen. So bleibt man Theo im Grunde fremd.


    Das Buch beginnt sehr gut, der Verlust der Mutter und wie der 13jährige Junge sich zurechtfinden muss ohne direkte Bezugsperson. Später in Las Vegas treten dann Boris und Drogen in sein Leben. Boris war leider eine Figur, die mich schon schnell nervte und der ich nie traute.


    Was mir vor allem an diesem Buch nicht gefallen hat, ist der ausschweifende Erzählstil. Donna Tartt macht viele Worte. Sie schreibt gut, durchaus anschaulich, aber manche Szenen werden unglaublich ausgewalzt und jedes Detail, jedes Wort, fast jedes Blinzeln, werden beschrieben. Das empfand ich als zunehmend anstrengend. Die Autorin scheint auch leider ein wenig verliebt in ihre eigene Schreibkunst zu sein, denn gerade zum Schluß, ist bei aller Schönheit ihrer Worte und ihre Einsichten ins Leben doch fast der Punkt erreicht, wo der Overkill einsetzt.


    Was mir auch nicht so recht klar ist, ist der Zusammenhang zwischen dem Verlust, den Theo und auch andere Personen in diesem Buch erleiden und verarbeiten müssen, und das Thema Kunst. Beides erscheint mir so willkürlich verwoben. Verlust und Schuldgefühle, und eben die Liebe zur Kunst und schönen Dingen, darum geht es in dem Buch. Beides spielt in Theos Leben eine entscheidende Rolle. Und da die Autorin beschlossen hat, das es so sein soll, hat sie das alles in dieses Buch gepackt.


    Ich bin froh, das ich das Buch gelesen habe. Aber genau so froh bin ich, das ich es jetzt beendet habe. Für mich kommt es aber in keinster Weise an Tartts Erstlingswerk "Die geheime Geschichte" heran. Dieses Buch ist und bleibt eins der besten Bücher, die ich gelesen habe. "Der Distelfink" ist mir zu opulent, zu vollgestopft, zwar eloquent, aber doch zu selbstverliebt.


    Bei aller Kritik kann ich aber trotzdem sagen, das dieses Buch eine große Leistung der Autorin ist. Vielleicht ist es ein Meisterwerk, jedenfalls ist es ein Buch das berührt, wie man an den vielen positiven Kritiken hier sehen kann. Auch mich hat es berührt und beschäftigt. Nicht immer im positiven Sinne. Aber es hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Und das ist mehr, als manch anderes Buch, das mir in der Vergangenheit gefallen hat, getan hat.


    Fazit: ein großartiges Buch, das mir zu gleichen Teilen Verdruss und Lesefreude gegeben hat und mir deswegen nur bedingt gefallen hat. Großartig ist es aber trotzdem, irgendwie.

    “Wer kleine Kinder und Hunde nicht mag, kann kein schlechter Mensch sein



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  • Der Distelfink – Donna Tartt


    Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen und es war mein erstes Buch von Donna Tartt.
    Es geht um Theo, ein 13 jähriger Junge (zu Beginn des Buches) des mit seiner Mutter einen Besuch im Museum macht. Dort bricht nach einer Explosion das Chaos aus. Theo wird von einem anderen Besucher gebeten das Bild vom Distelfinken aus dem zerstörten Museum mitzunehmen. Er verliert bei dem Anschlag seine Mutter und damit beginnt in Odyssee für ihn. Wo soll er hin? Wie geht es weiter?
    Er kommt erst einmal bei der Familie eines Schulfreundes unter, den Barbours. Dort geht es ihm den Umständen entsprechend gut. Plötzlich steht allerdings sein Vater vor der Tür und nimmt ihn mit nach Las Vegas. Von da an gleitet Theo immer weiter auf die schiefe Bahn ab. Er hat ständig Freunde die ihm nicht gut tun und kann sich allerdings auch nicht selber aus der Misere befreien. Als sein Vater stirbt kommt er wieder nach New York zurück und lebt seit dem bei Hobie. Ein Freund von dem Mann der ihn damals gebeten hat das Gemälde aus dem Museum mitzunehmen. Dieses Gemälde wird für ihn zum Schicksal.
    Durch seine falschen Freunde steckt er auch in einem andauernden Drogen- und Alkohol sumpf aus dem er zwar immer raus möchte es aber dann doch nicht schafft.


    Am Anfang hat die Geschichte ein gutes Erzähltempo. Doch ab dem Zeitpunkt als Theo mit seinem Vater nach Las Vegas zieht verzettelt sie sich meiner Meinung nach in zu vielen Kleinigkeiten. Mir waren die Beschreibungen von Dingen und Situationen an vielen Stellen zu langatmig, so das ich mich sehr durch die einzelnen Abschnitte durchquälen musste. Im vorletzten Abschnitt wurde es dann nochmal für kurze Zeit besser. Der letzte Abschnitt verlor sich dann allerdings wieder in philosophischem was für meinen Geschmack nicht passt.


    Wenn das Buch im Großen und Ganzen nur halb so lang gewesen wäre, hätte es der Geschichte keinen Abbruch getan und auf das ständige konsumieren von Drogen und Alkohol hat mich auch etwas gestört. Ich glaube ich werde so schnell kein weiteres Buch von Donna Tartt lesen, gefallen hat es mir nicht wirklich.

  • Theo Decker, dreizehn Jahre alt, besucht mit seiner Mutter ein New Yorker Museum. Nach einer Explosion verliert er sie und bleibt auf sich allein gestellt zurück. Erst kommt er bei der Familie seines ehemaligen Schulfreundes Andy unter. Danach nimmt ihn sein Vater mit nach Las Vegas. Dort bekommt Theo Depressionen, fängt an Drogen zu konsumieren und droht in kriminelle Kreise abzurutschen. Später kehrt er zurück nach New York zu dem Möbelrestaurator
    Hobbie, mit dem er sich angefreundet hatte. Er nimmt Theo bei sich auf und später werden beide Geschäftspartner.


    Das Gemälde, welches Theo nach der Explosion entwendet hat und ihn noch nach Jahren fasziniert, droht ihm zum Verhängnis zu werden...


    Dies war mein erstes Buch der Autorin. Obwohl sie sehr detailreich schreibt, fand ich es zu keiner Zeit langweilig. Einzig die Alkohol- und Drogeneskapaden wurden mir irgendwann zu viel. Deshalb hätte das Kapitel "Las Vegas" ruhig etwas kürzer sein können.


    Das Ende fand ich sehr überraschend und für mich gelungen.


    Ich vergebe 8 Punkte.

  • Ich habe das Buch in der Leserunde gewonnen und gelesen, dafür nochmals vielen Dank an Wolke und den Verlag.


    Die äußere Gestaltung des Buches ist sehr gut gelungen.


    Theo hat als dreizehnjähriger Junge ein traumatisches Erlebnis das ihn aus der Bahn wirft. Er bekommt Hilfe, von Personen von denen er es nicht erwartet hätte und trotzdem kommt er auf die schiefe Bahn. Er konsumiert Drogen und macht krumme Geschäfte.


    Irgendwie kommt er aber immer wieder davon. Das Ende des Buches ist überraschend und trotzdem voller Hoffnung, dass für Theo doch noch alles gut werden könnte.


    Von mir bekommt das Buch 8 von 10 Punkten.


    Viele Grüße :wave

  • Auch ich habe dieses Buch im Rahmen einer Leserunde gewonnen und mich sehr über dieses Buch gefreut, wenn auch die Dicke des Buches zunächst etwas abschreckend wirkte, da ich eher dünnere Bücher lese.


    Man begibt sich also in eine Lesewelt, die allein vom Umfang des Buches detailreich sein muss. Dies hat sich bestätigt, wobei ich an der Stelle positiv überrascht war. Wir lernen wundervoll gezeichnete Charaktere kennen, bekommen tiefe Einblicke in die Gefühlswelt des Protagonisten, der im Leben eine Vielzahl negativer Erfahrungen machen muss und ab einem sehr frühen Lebensalter auf sich allein gestellt ist. Der Großteil der Personen haben Ecken und Kanten, insbesondere Theos Freund Boris spielt ebenso eine tragende Rolle in dem Buch. Man lernt diverse Leute schätzen, weil sie zum Teil in einer sehr wunderbaren Art von der Autorin gezeichnet werden. Wohl dosierte Wendungen im Verlauf der Geschichte lassen den Leser nicht auf der Strecke beim Lesen.


    Auf mich wirkt der Protagonist schon recht sympathisch, wenn auch er im Leben sehr viele Fehler macht, wobei ich an der Stelle immer wieder seine Suchterkrankung sehe, die ihn zum korrekten Handeln auch gewissermaßen hindert. Er verliert in einer sehr wichtigen Lebensphase seine Mutter und wird auch an vielen andere Stellen auf die Probe gestellt. Man, bzw. ich, bekommt Mitleid. Das hat in der Leserunde aber eher unterschiedliche Meinungen gegeben. Insgesamt wirkt das Buch sehr düster, man spürt immer einen Hang zu Depressionen beim Protagonisten. Nichts desto trotz ist im Buch auch viel Spannung verpackt, wobei die detaillierten Personenzeichnungen auch manchmal auf Kosten der Spannung gehen, was ich als Leser aber nachvollziehbar fand. Gewisse Längen waren quasi auch vorprogrammiert. Dennoch war man immer neugierig, wann Theo endlich mal Positives erlebt.


    Wer also ein sehr intensives, melancholisches und eher düsteres Lesegefühl haben möchte, dabei sehr authentische Personen kennenlernen möchte, sollte sich nicht von der Seitenanzahl abschrecken lassen. Die Autorin wählt einen tollen Sprachstil, mir gefiel ihre Art des Ausdrucks. Viele Dialoge lockern manche Kapitel wunderbar auf. Die Personen werden meiner Meinung nach so gut gezeichnet, dass sie nachhaltig auf einen wirken und man das Gefühl hatte, einen Kinofilm zu sehen. Das allein ist für mich immer Zeichen eines absolut gelungenen Romans, das dann auch noch sehr konstant auf über 1000 Seiten. Soetwas schaffen meiner Meinung nach nicht viele Autoren.


    Ich vergebe 9 von 10 Punkten, weil ich hellauf begeistert bin, das Buch traurig zurücklasse, weil es zu Ende ist und bei der Punktevergabe manche Längen berücksichtigen muss.

  • Meine Meinung:


    Das Buch hat mich eine ganze Weile begleitet, da ich momentan nicht so viel zum Lesen komme und als Parallelleserin auch noch die eine oder andere Leserunde zwischendrin hatte.


    Für mich war das kein Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen kann. Und ich hatte es nicht vor lauter Spannung neben dem Topf liegen, wenn ich kochen musste. Es hatte eindeutig (zumindest für mich) einige Längen, die ich nicht gerade begeistert verschlungen habe, sondern mich dazu brachten, das Buch erneut zur Seite zu legen. Ein bisschen Kürzen hätte für mich da schon viel gerettet. Was mir leider gar nicht so zugesagt hat, war die exponierte Rolle der Drogen. Das kam mir eindeutig zu ausführlich vor, da hätte mir viel weniger auch gereciht (also an Beschreibung, als Handlung ist es schon passend).


    ABER:
    Ich finde, dass man deutlich merkt, dass die Autorin ihr Handwer beherrscht. Die Figuren sind vielschichtig, authentisch und interessant angelegt. Es sind viele Dinge geschehen, die mich innehalten und nachdenken ließen. Das ist zwar bestimmt kein Buch zum Lachen, aber dafür ist der deprimierende, düstere Grundton wirklich intensiv geworden. Umso besser hat mir dann das Ende gefallen. Ich finde auch den Einblich in die Kunstszene interessant und gelungen.


    Ich bin zwar froh, dass ich das Buch jetzt endlich zur Seite legen und als gelesen markieren kann, aber ich freue mich auch sehr, dass es mich eine Zeit lang begleitet hat!

  • Donna Tartt hat heute den Pulitzer-Preis für "The Goldfinch" gewonnen. Und eine Verfilmung scheint wohl auch schon geplant.


    Zitat

    The Goldfinch, Tartt’s first novel in more than a decade, was clearly worth the wait. It not only won critical raves but has become a bona fide commercial best-seller. A film version produced by Nina Jacobson (The Hunger Games) is in the works.


    http://shelf-life.ew.com/2014/…itzer-prize-winners-2014/

  • Zitat

    Original von uert
    Donna Tartt hat heute den Pulitzer-Preis für "The Goldfinch" gewonnen. Und eine Verfilmung scheint wohl auch schon geplant.



    http://shelf-life.ew.com/2014/…itzer-prize-winners-2014/


    Ich bin zwar noch nicht durch, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Verfilmung nur halb so gut wird.

  • „Der Distelfink“ ist das erste Buch von Donna Tartt, was ich gelesen habe. Ich bin dem Büchereulen-Forum sehr dankbar für diese Vorab-Test-Leserrunde, denn sonst wäre ich wahrscheinlich gar nicht auf dieses Buch gestoßen!


    Zu Beginn fand ich es ein wenig verworren und ich konnte mir auch unter der Inhaltsangabe überhaupt nichts vorstellen. Wie sollte eine Explosion und ein abhanden gekommenes Gemälde einen Jugendlichen in eine Welt voller Drogen und Kriminalität stürzen??


    Doch Donna Tartt versteht es absolut meisterhaft, den Lebensweg des Theo Decker so zu zeichnen, dass man wirklich das Gefühl hat, es hätte gar keine andere Alternative gegeben. Und wie ein roter Faden zieht sich das Bild „Der Distelfink“ durch das Buch und auch durch Theos Leben. Das gefiel mir ganz besonders gut, denn oft haben die Buchtitel mit dem Inhalt des Buches gar nichts zu tun.


    Aber in diesem Fall hat das Gemälde wirklich einen immensen, wenn auch sehr subtilen Einfluss auf das Leben von Theo.


    Außerdem gelingt es Donna Tartt auf unbeschreibliche Weise, die Gefühls- und Gedanken-welt von Theo dem Leser nahe zu bringen. Theo hat so zwiespältige Eigenschaften und Verhaltensweisen, da tun sich soviele menschliche Abgründe auf, dass es die Figur so plastisch erscheinen lässt, als wäre er real!


    Und obwohl das Buch mit über 1000 Seiten ein echt schwerer Brocken ist, hatte ich zu keiner Zeit das Gefühl, dass es sich hinziehen würde. Ich hatte leider immer nur kurze Zeitfenster fürs Lesen zur Verfügung und brauchte daher sehr lange, aber es war nie ein Problem, in die Geschichte hineinzufinden. Meiner Meinung nach machen es gerade die unheimlich authentische Erzählweise und Darstellung der Figuren besonders leicht, jederzeit voll und ganz im Geschehen zu versinken.


    Und als besonderes Highlight muss man Donna Tartts Schreibstil hervorheben – sie hat eine ganz wundervolle Ausdrucksweise, so dass einem einzelne Sätze oder Abschnitte wie ein Stück Schokolade auf der Zunge vergehen!


    10 von 10 Punkten!!!

  • Sechs Tage hat es gedauert, bis ich dieses Buch durchgelesen hatte – sechs Tage, in denen es mich nicht mehr los ließ und mich mit seiner intensiven Sprache beeindruckt und gefesselt hat.
    Es fiel mir nicht immer nur leicht, diese Geschichte von Theo Decker zu lesen, der eigentlich kein besonders sympathischer Held ist. Theo verliert im Alter von dreizehn Jahren auf tragische Weise seine Mutter – die beiden werden bei einem Museumsbesuch Opfer eines Terroraktes.


    In der allgemeinen Verwirrung nimmt Theo ein Bild mit, das ihn noch Jahre begleiten wird. „Der Distelfink“, das kleine Meisterwerk, scheint nach diesem schlimmen Verlust die einzige beständige Komponente in Theos Leben zu sein, das ihm immer mehr zu entgleisen droht. Man erlebt mit, wie er immer wieder die falschen Entscheidungen trifft, kriminell wird und irgendwann sein Leben nur noch im Tablettenrausch ertragen kann.


    Die Handlung an sich ist eigentlich nicht besonders spektakulär. Man könnte sie auch auf wesentlich weniger Seiten schildern, doch Donna Tartt erzählt hier mit solch einer Dichte und einer Liebe für auch noch das kleinste Detail, dass sie damit eben über 1000 Seiten füllen kann, ohne dass die Faszination für ihren Stil auf der Strecke bleibt.


    An manchen Stellen hätte ich mir mehr Tempo gewünscht und auch der ewige Drogenkonsum von Theo hat teilweise gestört, doch letztlich ist das Ganze erzählerisch so rund, dass man das Gefühl hat, jedes weitere Wort würde stören. Und so ist dieses Buch für mich trotz seiner nicht besonders sympathischen Hauptfigur und der sich oftmals recht lang hinziehenden und höhepunktarmen Handlung, ein besonderes Leseerlebnis geworden.


    8 von 10 Eulenpunkten

  • Die Geschichte beginnt mit dem Umstand, dass der 13-jährige Theo mit seiner Mutter ein New Yorker Museum besucht. Dieser Tag soll sein Leben für immer entscheidend verändern. Als er das Museum mit dem von ihm entwendeten Gemälde "Der Distelfink" verläßt, ist nichts mehr wie es vorher war.


    Von da an geht es im Leben von Theo eigentlich nur noch bergab: Trunkenheit, Drogen, Depressionen - das beschreibt die Autorin sehr ausführlich, ebenso zahlreiche Wegbegleiter durch die das Buch für den Leser einige Überraschungen bereit hält.


    Die Autorin versteht es sehr gut, mit Worten umzugehen so dass mir Der Distelfink sprachlich sehr gut gefallen hat. Leider ziehen sich die Handlungsstränge aber teilweise extrem in die Länge ohne das Nennenswertes passiert. So muss ich sagen, dass das Buch in einer deutlich gekürzteren Version mir sicherlich besser gefallen hätte.