'Der verbotene Fluss' - Seiten 090 - 179

  • Zitat

    Original von Büchersally
    Lese-rina
    Deine Version ist aber nur halb so spektakulär. :lache


    Da hast du natürlich recht :knuddel1 - bleiben wir also lieber bei deiner!


    Ich weiß nicht ob es damals üblich war, die Häuser nachts abzuschließen. Und es ist Lady Ellens Elternhaus - da wüsste sie sicher eine unverschlossene Nebentür, ein angelehntes Kellerfenster oder einen verschwundenen Schlüssel ...


    Aber wir wissen ja noch gar nichts!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Leider komme ich zur Zeit nicht so viel zum Lesen da alle Kinder das Haus bevölkern.
    Aber der 2. Abschnitt ist nun durch.


    Charlotte gefällt mir weiterhin gut und sie läßt sich auch nichts gefallen sondern behauptet sich in ihrer Rolle. Das sie gut mit Emily zu Recht kommt scheint dem Mädchen ja eine positive Stütz seine zu sein. Besonders in den Augenblicken der Alpträume. Und auch dem Vater gegenüber der sie anscheinend nicht wirklich wahr nimmt. Obwohl er um ihre Erziehung besorgt ist.


    Ich nehme auch an das die Mutter sich selbst umgebracht hat. Hart finde ich es nur das darüber nicht eine Ton verloren werden darf. Wie soll sie es verarbeiten.


    Bin mal gespannt ob Charlotte das Geheimnis lüften wird, sie versucht zumindest dahinter zu kommen.


    So werde nun ins Bett gehen und den nächsten Abschnitt lesen. Möchte gerne wissen wie es weiter geht.

  • Charlotte finde ich sehr gewagt bei ihren Nachforschungen um Emilys Mutter. Hoffentlich kommt das nicht so schnell heraus sonst kann sie schnell ihre Koffer packen.


    Mir kam auch gleich die Idee des Münchhausen Syndroms als Nora von Emilys Krankheiten berichtete. Ich glaube auch nicht das Lady Ellen Selbstmord verübt hat. Ich habe extra noch einmal den Prolog nachgelesen. :-) Sie war auf dem Weg zum Wald, der an den Fluss mündet und meinte jemanden hinter sich gehört zu haben, konnte aber nichts erkennen.... :gruebel


    Zitat

    Original von Donaldduck:


    Sehr mysteriös finde auch ich das Verschwinden von Lady Ellen. Ich vermute, dass sie gar nicht tot, sondern nur irgendwo untergetaucht ist. Schließlich hat man ihre Leiche ja auch nicht gefunden. Das würde dann evtl. das offene Fenster in Emilys Zimmer erklären. Vielleicht kommt Lady Ellen ihre Tochter nachts heimlich besuchen Grübeln


    Das glaube ich auch. Vielleicht war sie Sir Andrew irgendwie mit ihrem Verhalten im Weg, da er in der Öffentlichkeit steht und er hat sie woanders untergebracht ? :gruebel


    Die Unterredung zwischen Sir Andrews und Charlotte ist ja noch glimpflich abgelaufen. Er hat sogar etwas Humor. Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Ich dachte schon sie kann ihre Koffer packen. Da sieht man mal wieder wie klein die Welt doch ist. :-)




    Sehr gespannt bin ich wie sich Tom und Charlotte treffen werden.

  • Zitat

    Original von streifi


    Charlotte mag ich wirklich gerne, allerdings fand ich ihr Verhalten Nora gegenüber manchmal doch zu heftig. vielleicht würde sie da mit einfacher Freundlichkeit, statt mit Drohungen auch weiter kommen.



    Ich bin noch mitten im Abschnitt, aber diese Gedanken hatte ich auch das eine oder andere mal..............muss sie ihre höhere Stellung so extrem betonen? Oder ist es Unsicherheit? Wahrscheinlich will sie aber vielleicht einfach nur klar stellen, wer "hier das Sagen hat".

  • Zitat

    Original von Bücherfrau
    Ihr habt ganz recht - Tom wird 1888 eingeführt, damit wir erleben, wie er sich nach dem Verlust seiner Frau entwickelt. Aus dramaturgischen Gründen funktionierte es nicht, dass er seine Frau gerade erst verloren hat, es musste schon etwas länger her sein. Daher diese Rückblende.


    Über diese zeitliche Differenz bin ich auch zuerst gestolpert habe mir dann aber gedacht, dass es in diese Richtung geht.............

  • In diesem Abschnitt erfährt man ein wenig mehr aus der Vergangenheit Charlottes. Emilys Vater erfährt, warum sie ihre letzte Stelle aufgab. Für die Frauen war es damals sicher nicht leicht. Wenn ich das richtig verstanden habe, war es ja keine wirkliche Affäre. Sir Andrew macht sich ja noch ein wenig darüber lustig. Allerdings finde ich, sie ist mit ihren Nachforschungen etwas mutig und in meinen Augen auch etwas ungeschickt. Sie ist neu in der Gegend und da wird man schon ein bisschen argwöhnischer betrachtet, wenn man viele Fragen stellt. Insbesondere wenn es um Themen geht, die andere gern ruhen lassen wollen. Im ersten Abschnitt habe ich ja schon mal in Erwägung gezogen, dass Lady Ellen noch am Leben ist. Ich glaube nicht, dass sie mit einem anderen Mann weggegangen ist. Sie wird wohl von ihrem Ehemann versteckt gehalten. Vielleicht hält er sie für verrückt. Die Idee mit dem Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom hat schon was. Das könnte ich mir durchaus vorstellen.


    Das Buch lese ich sehr gern. An den übersinnlichen Phänomänen störe ich mich nur minimal. Das ist an sich so gar nicht mein Thema. In erster Linie muss für mich die Welt erklärbar sein. Wobei ich auch zugeben muss, dass es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die (noch) nicht mit gesundem Menschenverstand zu erklären sinnd.

  • Es geht ja wirklich interessant weiter. Mir gefällt, wie sich Charlotte behauptet und mir scheint, dass die Hausangestellten ihr nicht mehr so argwöhnisch gegenübertreten wie zu Beginn.


    Was genau mit Lady Ellen geschehen ist - dazu sind ja schon tolle Überlegungen hier getroffen worden, auf die ich selbst nie gekommen wäre! Das Trippeln auf der Treppe, das Charlotte nachts hört, kann ja auch von einem Tier her rühren, das irgendwo im Gebälk rumläuft. Dass es Lady Ellen selbst sein könnte, die z.B. im Turm festgehalten wird: Interessante Idee. Dass sie aus eigenem Antrieb untergetaucht ist, glaube ich nicht, könnte sie das als Emilys Mutter wirklich übers Herz bringen? Das Verhältnis der beiden zueinander scheint ja doch fester und liebevoller zu sein, als das in diesen Kreisen und zu dieser Zeit üblich war.


    Dass sie sich noch irgendwo aufhält, würde jedoch die Tatsache erklären, dass sie Emily immer mal wieder erscheint. Bei Noras Bericht, dass Emily ihre Mutter am Waldrand entdeckt hatte, bin ich eigentlich davon ausgegangen, dass es sich um einen Baum handelte, der von Emily nicht als solcher erkannt wurde oder so. Aber vielleicht könnte es auch tatsächlich Lady Ellen gewesen sein, wer weiß?


    Aber was mögen die Beweggründe sein? Vielleicht hat Sir Andrew erkannt, dass die übertriebene Fürsorge Lady Ellens ihre Tochter immer wieder krank macht? (Würde für das Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom sprechen.)
    Hoffentlich wird es im nächsten Abschnitt etwas klarer....!


    Zitat

    Original von JaneDoeSie scheint mir depressiv (oder schizophren) gewesen zu sein


    Das habe ich bei der Begegnung mit Tilly Burke (?) im Café auch gedacht, sie sagte ja so etwas ähnliches.


    Zitat

    Original von Vivian
    Charlotte finde ich sehr gewagt bei ihren Nachforschungen um Emilys Mutter. Hoffentlich kommt das nicht so schnell heraus sonst kann sie schnell ihre Koffer packen.


    Das geht mir auch so. Gerade weil in Dorking jeder jeden kennt, dürfte das irgendwann rauskommen. Wobei sie ja versucht, eher diskret zu fragen. Aber Sir Andrew wird das gewiss nicht gefallen. Zumal sie ihm ja schon einmal nicht die Wahrheit erzählt hat, nach dem Ausflug mit Emily.


    Zitat

    Original von streifi
    Ich hoffe mal mit der Aussprache bezüglich ihres Vorlebens ist das Thema bei ihrem Arbeitgeber auch erledigt. Den kann ich auch so gar nicht einschätzen, ich hatte ja schon die Befürchtung, daß es wegen des gemeinsamen Klavierauftrittes Ärger geben könnte.


    Ich hoffe auch, dass Charlotte alle Bedenken bezüglich ihrer vorherigen Stellung ausräumen konnte (und das Friedrich von Benkow Ruhe gibt). Bei dem Klavierauftritt hatte ich auch leichte Bedenken. Wenn Emily sich verspielt hätte, wäre Sir Andrew sicher "not amused" gewesen.


    Zitat

    Original von Vivian
    Sehr gespannt bin ich wie sich Tom und Charlotte treffen werden.


    Oh ja! Die Verbindung ist ja anhand des Zeitungsartikels schon ein wenig hergestellt. Vielleicht soll Tom ja im Haus die "übersinnlichen Phänomene" beurteilen? Aber wer sollte ihn dazu einladen? :gruebel Ich glaube kaum, dass Charlotte ein Theaterstück in London besuchen und ihm so über den Weg laufen wird.


    Weiter geht's! :-)

  • Das Buch hält mich fest im Griff und die Geschichte entwickelt langsam aber sicher einen Sog, dem ich mich nicht so gut entziehen kann. :anbet Wenn nur die Pflichtbesuche über die Feiertage nicht wären.... Ohne sie wäre ich auf jeden Fall schon viel weiter. :grin


    Eure Überlegungen finde ich fast genauso spannend und ich muss gestehen, dass ich selber nicht an das Müchhausen-Stellvertreter-Syndrom gedacht hatte. Allerdings sprechen einige Details tatsächlich für eine solche Erkrankung der Mutter. :gruebel


    Zitat

    Original von LeseBär
    Dass sie aus eigenem Antrieb untergetaucht ist, glaube ich nicht, könnte sie das als Emilys Mutter wirklich übers Herz bringen? Das Verhältnis der beiden zueinander scheint ja doch fester und liebevoller zu sein, als das in diesen Kreisen und zu dieser Zeit üblich war.


    Dieser Gedanke lässt mich auch nicht los. Das was ich bis jetzt von Lady Ellen erfahren habe, zeigt sie als ausserordentlich liebevolle und fürsorgende Mutter - also als eine Person, die nie und nimmer ihr eigen Fleisch und Blut freiwillig zurück gelassen hätte. Aber was ist ihr denn dann zugestossen?


    An Sir Andrew als "Bösen", der seine Frau gefangen hält, kann und mag ich einfach nicht glauben. Hinter seiner kalten Fassade blitzt immer wieder ein herzlicher und verständnisvoller Mensch hervor, wie z.B. bei seiner Unterredung mit Charlotte in bezug auf ihre Vergangenheit in Berlin. Erst war ich entsetzt, wie hart er mit Charlotte umgegangen ist - aber am Ende konnte er mich mit seinem verstohlenen Lächeln wieder für sich gewinnen. Und er scheint seine Tochter aufrichtig zu lieben (auch wenn er seine Gefühle nicht zeigen kann) - also warum sollte er ihr die Mutter vorenthalten?


    Tom's Entwicklung lese ich genauso gerne wie Charlottes Nachforschungen. :-) Ich bin gespannt, ob er als Realist erkennen wird, dass es tatsächlich "Dinge" zwischen Himmel und Erde gibt, die man nicht so einfach erklären kann.


    Auf jeden Fall begeistert mich dieses Buch bis hierhin auf sämtlichen Ebenen! :-]

  • Zitat

    Original von Ayasha
    Tom's Entwicklung lese ich genauso gerne wie Charlottes Nachforschungen. :-) Ich bin gespannt, ob er als Realist erkennen wird, dass es tatsächlich "Dinge" zwischen Himmel und Erde gibt, die man nicht so einfach erklären kann.


    Also ich muss gestehen, dass mich der Handlungsstrang um Charlotte und die Vorkommnisse in (auf?) Chalk Hill ein klein wenig mehr interessieren. Aber ja, auch Toms Entwicklung ist spannend zu lesen. Insbesondere, weil auch die kulturelle Seite Londons und das Leben in der Großstadt zu jener Zeit etwas beleuchtet werden.


    Edit: Was mir bei diesem Abschnitt noch aufgefallen ist; Thema Traumdeutung: Charlotte ist sich ja schon sehr bewusst, dass Träume eines Menschen etwas mit dessen "Innenleben" zu tun haben (ich glaub, so drückte sie es aus). Haben das die Menschen zu dieser Zeit tatsächlich schon so aufgefasst? Freud kam mit seinen Theorien ja erst einige Jahre später in die Öffentlichkeit.

    Aktuelle Lektüre: Jenseits des Grabes - Fred Vargas
    SUB: 98

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  • Freud hat sein Werk über Traumdeutung zwar erst später veröffentlicht, hat aber bereits Jahre vorher daran gearbeitet. Er war auch nicht der "Erfinder" dieser Theorie, sondern hat sie nur als erster niedergeschrieben und veröffentlicht. Auf alle Fälle hat er sie weiterentwickelt. Er fand Erklärungen dazu und stellte Thesen auf, während seine Kollegen sich noch nicht sicher waren, ob es denn überhaupt einen Zusammenhang zwischen Traum und Seelenleben gibt. Die Thesen waren seinerzeit auch nicht bei jedem beliebt, sodass man sie nicht überall kundtun durfte. Insofern konnte Charlotte durchaus davon gehört haben (sie ist ja intelligent und hat eine fundierte Allgemeinbildung).

  • Büchersally : Danke für die ausführliche Info!


    Mir erschien es nur ungewöhnlich, dass Charlotte diesen Zusammenhang zwischen Traum und Seelenleben als so selbstverständlich sieht ("war ihr nicht neu", Seite 163), obwohl die Theorien diesbezüglich zu dieser Zeit doch eigentlich noch nicht so weit entwickelt / erforscht / publiziert sind.

  • Naja, theoretisch kann sich es schon seit ca. 10 Jahren als unausgegorene These gehört haben. Aber dann muss sie sich schon als Kind damit beschäftigt haben. Ich bin mir nicht sicher, wie schnell die Depeschen von Wien nach Berlin gesendet wurden, zumal die vorher angesprochenen Gegner die Veröffentlichung nicht förderten. "nicht neu" waren dann vielleicht 2-3 Jahre?

  • Die Handlung hat mich inzwischen total gepackt. Obwohl ich in den letzten Tagen, bedingt durch diverse Familienfeiern, die bei uns immer noch zusätzlich zu den Feiertagen anfallen, nicht so oft daheim war, habe ich die wenige Zeit genutzt, das zweite Kapitel zu lesen. Charlotte gefällt mir sehr. Ich finde es schön, wie sie mit Emily umgeht, und man spürt, dass ihr wirklich etwas an ihrem Schützling liegt und sie der Kleinen helfen möchte. Bei ihren Nachforschungen geht sie sehr forsch vor, und ich habe immer ein wenig Angst um sie, dass Sir Andrew Wind davon kriegen könnte. Am Ende dieses Abschnitts, als er Charlotte zu sich zitiert hat, wäre mir an ihrer Stelle wohl das Herz in die Hosentasche gerutscht. ;-) Naja, das was er ihr dann zu sagen hatte, war auch nicht gerade angenehmer.
    Ich könnte mir übrigens vorstellen, dass Charlotte irgendwann durch ihre Aufzeichnungen unter der Matratze auffliegt. Dass sie sich alles aufschreibt, ist schon ein wenig gewagt.
    Mittlerweile bin ich auch der Meinung, dass Lady Ellen noch lebt, auch wenn ich mir beim besten Willen die näheren Umstände noch nicht erklären kann. Dass Emily sie im Garten gesehen hat, ist also durchaus vorstellbar. Seltsam ist Sir Andrew's Reaktion auf alles, was mit seiner Frau zu tun hat. Mit Trauer hat das m. E. nichts zu tun. Mir sieht es eher danach aus, als wolle er etwas verdrängen, vielleicht eine unschöne Szene, die es zwischen den Eheleuten gegeben hat. Sein Verhalten ist eher in der Art: "Die ist für mich gestorben". Das gibt jede Menge Stoff zum Grübeln. :gruebel
    Tom und seine Sicht der Dinge mag ich übrigens auch sehr.
    In den kommenden Tagen steht glücklicherweise kein Termin mehr an, so dass ich mich weiterhin mit Genuss dem Buch widmen kann; ich bin schon gespannt.

  • Über das junge Alter von Ellen bin ich auch gestolpert und habe mich ziemlich gewundert...
    Aber vielleicht ist das ja auch ein Versehen?


    Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass Ellen vielleicht ermordert wurde? Oder sie lebt tatsächlich noch. Beides wäre ein Grund dafür, dass ihre Leiche nie gefunden wurde..


    Charlotte ist mir auch ein wenig zu neugierig. Sie lehnt sich ganz schön aus dem Fenster und riskiert dafür ihren Job. Und das, wo sie ja noch nicht so lange dort angestellt ist. Sir Andrew wird über ihre geheimen Recherchen bestimmt nicht erfreut sein..


    Als er ihre Vergangenheit anspricht, reagiert sie ziemlich mutig. Meiner Meinung nach geht ihn das doch gar nichts an... Schließlich hat das beruflich rein gar nichts mit Charlotte zu tun, sondern es ging um ihr Privatleben..


    Ich lese jetzt auf jedenfall gespannt weiter..

    Einige Bücher soll man schmecken, andere verschlucken und einige wenige kauen und verdauen.

  • Zitat

    Original von verena
    Als er ihre Vergangenheit anspricht, reagiert sie ziemlich mutig. Meiner Meinung nach geht ihn das doch gar nichts an... Schließlich hat das beruflich rein gar nichts mit Charlotte zu tun, sondern es ging um ihr Privatleben..


    Nun ja, es war eine andere Zeit. Da gab es keine Trennung zwischen Beruf und Privatleben, zumindest nicht bei Gouvernanten. Sie war durch und durch eine berufliche Person, Privatheit war in ihrer Stellung wohl (fast) nicht vorgesehen. Und da moralisch einwandfreies Verhalten bei (Erziehungs)personal vorausgesetzt wurde, ist schon verständlich, dass Sir Andrew bei solchen Gerüchten erstmal sauer reagiert.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Das siehst du sicher richtig. Und wenn man sich eine ausländische Gouvernante ins Haus holte, was auch ein Statussymbol war, wurde ein einwandfreier Ruf erwartet. Immerhin vertraute man ihr die gesamte Erziehung der Kinder an. Daher ist Sir Andrew über diesen "Skandal" nicht erfreut.

  • Gestern hatte mich wohl - neben einer saftigen Erkältung (mein Dank an meine Minimaus) - auch das Lesefieber gepackt und ich habe das restliche Buch ein einem Rutsch durchgelesen. Jetzt muss ich meine einzelnen Bemerkungen zu jedem Abschnitt zu sortieren. Ich hoffe, es klappt :grin




    Charlotte lebt sich so langsam ein und man bekommt das Gefühl, dass sie wirklich mit Leib und Seele in England angekommen ist. Mit Emily versteht sie sich sehr gut, lediglich der Vater von Emily ist recht abweisend ihr gegenüber.


    Aber Charlotte soll sich ja um Emily kümmern und die macht ihr mehr als genug Sorgen. Um den Alpträumen von Emily auf den Grund zu kommen, besucht Charlotte eigenmächtig den Friedhof und sucht das Grab von Lady Ellen. Dabei erfährt sie, dass es sich um ein leeres Grab handelt. Eine Leiche wurde nie gefunden.


    Im zweiten Handlungsstrang erfährt man die Geschichte von Tom. Sie fängt zeitlich etwas vor der von Charlotte an, holt die Zeitschiene aber schnell ein.
    Tom ist Journalist und ein Skeptiker. Vor allem nach dem Tod seiner Frau widmet er sich vermehrt der Thematik Spiritismus.


    In diesem Abschnitt erfährt man auch den Grund für Charlottes Flucht aus Deutschland.


    Mein Verdacht ist ja, dass Lady Ellen noch lebt und gar kein Geist ist. Denn schließlich wurde ihre Leiche nie gefunden und ein Schal am Flussufer finde ich nicht wirklich aussagekräftig. :gruebel

  • Nach dem 2. Abschnitt bin ich jetzt auch der Meinung, dass Lady Ellen wahrscheinlich noch lebt. Aber ich mag auch nicht glauben, dass Sir Andrew etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hat. Er ist zwar auf den ersten Blick kühl und abweisend, aber es blitzen doch immer wieder andere Seiten an ihm durch und irgendwie ist er mir sympatisch. Besonders nach seiner Reaktion auf den "Skandal". Ich würde mir ja wirklich wünschen, dass er im Verlauf der Geschichte auftaut.


    Das ganze ist natürlich trotzdem sehr mysteriös. Und es ist schon ein bisschen merkwürdig, dass Nora auf einmal nicht mehr im Zimmer neben der Kleinen schlafen darf. Wer schläft denn eigentlich jetzt dort? :gruebel


    Ich freue mich auch auf die Begegnung zwischen Tom und Charlotte. Ich glaube, da treffen zwei verwandte Seelen aufeinander. Wie alt ist Tom eigentlich? Dass Charlotte seine Theaterkritik liest, fand ich super! Dadurch wurde auch gleich unterstrichen, dass sich die beiden Handlungsstränge jetzt zur selben Zeit abspielen.


    Ich freue mich sehr aufs Weiterlesen!

    It’s not enough for the phrases to be good; what you make with them ought to be good too. - Aldous Huxley

  • Zitat

    Original von Brigia
    Und es ist schon ein bisschen merkwürdig, dass Nora auf einmal nicht mehr im Zimmer neben der Kleinen schlafen darf. Wer schläft denn eigentlich jetzt dort? :gruebel


    Niemand, es soll ja bewirken, dass sich Emily abnabelt und alleine schläft. So seltsam fand ich das gar nicht, schließlich ist es eher ungewöhnlich, dass Nora als Kindermädchen überhaupt noch in der Familie ist.


    Toms Alter steht so genau nirgends und es gibt auch keine Anhaltspunkte (zumindest habe ich keine gefunden) - genauso wie bei Charlotte. Es ist also der Phantasie des Lesers überlassen, wie alt er sein soll. Für mich ist er Mitte 35, also ein Alter, in dem er sich (beruflich) gefunden hat, auf der anderen Seite noch nicht zu alt für Charlotte ist.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021