Das Schwert des Normannen von Ulf Schiewe

  • Ich muss gestehen, ich hatte mir mehr von dem Buch erwartet, bei all der Begeisterung die Ulf Schiewe hier im Forum entgegenschlägt. Es hat sich nett gelesen und ein Riesenkompliment muss ich dafür aussprechen, dass er sich ein unausgelutschtes und sehr interessantes Thema ausgesucht hat und dass er absolut nicht davor zurückschreckt, seine Figuren "politisch unkorrekt" handeln zu lassen. Auch sehr schön, dass um Gilberts Abstammung (bislang?) nicht viel Aufhebens gemacht wurde und dass er gleich von Anfang an mit "fester Freundin" kommt, statt sich rettungs- und hoffnungslos in irgendeine unpassende Dame zu verlieben, um die dann nach zig Windungen und Wendungen doch noch zu bekommen. OK, nicht, dass das mit der festen Freundin einfacher wäre, aber zumindest mal eine andere Herangehensweise.


    Das Buch hat sich auch nett und relativ von selbst gelesen, aber das Buch an sich und vor allem die Figuren blieben für mich komplett flach. Es wird einfach nur geschildert, was gemacht wird, aber für mich war da kein Funken Leben in den Figuren. Interessanterweise war Gaitelgrima die einzige, die einen Anflug davon gezeigt hat, aber der Titelheld blieb mir vollkommen fremd und somit herzlich gleichgültig, aber auch seine Gefährten. Das ganze Buch hat sich für mich leider reichlich oberflächlich angefühlt. Von daher bin ich echt gespalten, ob ich weiterlesen soll. Inhaltlich würde es mich schon interessieren, was auch für andere Romane Schiewes gilt, thematisch. Aber wenn die ebenfalls so flach bleiben? Bleiben sie?

  • „Das Schwert des Normannen“ ist ein historischer Roman von Ulf Schiewe, der 2013 im Knaur Taschenbuch Verlag erschienen ist.
    Normandie im 11. Jahrhundert: Robert de Hauteville hat bei politischen Intrigen auf das falsche Pferd gesetzt und muss aus der Normandie fliehen. Er beschließt, einigen seiner Brüder zu folgen, die als Söldner nach Süditalien gezogen sind. In seinem Gefolge befindet sich der 17-jährige Gilbert, der selbst als fünfjähriger von den Hautevilles entführt wurde und von ihnen aufgezogen wurde. Die fortgesetzten Beutezüge gegen Kirchen und Klöster lassen den Papst und die ihn unterstützenden Lombarden einen Feldzug gegen die Normannen starten, der zur Schlacht bei Civitate führt, deren Ausgang das Schicksal der Normannen in Süditalien bestimmt.
    Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Gilbert in der Ich-Form. Durch den Verzicht auf den allwissenden Erzähler ist der Leser sehr viel näher an der Figur dran und „erleidet“ Gilberts Schicksal um so intensiver. Allgemeine Informationen werden in vielen Gesprächen eingestreut, ohne das die Entwicklung der Geschichte gestört wird. Dadurch ist Gilbert und damit der Leser gut über die allgemeine Lage und den politischen Hintergrund informiert.
    Roberts ältere Brüder sind bei seiner Ankunft auf gutem Wege durch Einheirat in den örtlichen Adel sesshaft zu werden. Roberts marodierende Söldnertruppe stört dabei gewaltig und es kommt zu Reibereien innerhalb der Normannen. Diese werden erst durch die anstehende Schlacht mit den zahlenmäßig überlegenen Truppen der Allianz aus Papst und Lombarden beendet.
    Ulf Schiewe verbindet gekonnt historische und fiktive Geschehnisse zu einer fesselnden Geschichte. Die Hauptfigur Gilbert entwickelt sich nachvollziehbar und glaubhaft von einem bedingungslosen Gefolgsmann Roberts zu einem selbstständigen jungen Mann, der auch in der Liebe den ein oder anderen Rückschlag erleidet. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen vermittelt der Autor die allgegenwärtige Gewalt der damaligen Zeit, die auch das Handeln der Hauptfigur bestimmt. Im Anhang erläutert Ulf Schiewe, welche Elemente historisch sind und welche fiktiv und auch an welchen Stellen er die historischen Fakten für die Geschichte angepasst hat.
    Durch dieses Buch habe ich eine Menge über eine Geschichtsepoche erfahren, die mir bisher fremd war. Während der gesamten knapp 400 Seiten kam nie Langeweile auf und ich hoffe sehr, dass Herr Schiewe die Geschichte der Normannen in Italien fortsetzen kann.

    :lesend Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit, Agatha Christie - Miss Marple (Kurzgeschichten von 12 erfolgreichen Autorinnen der Jetztzeit mit Miss Marple), Michael Peinkofer - Die steinerne Krone

  • Das war mein erstes Buch von Ulf Schiewe. Da wir nun schon viel über den Inhalt gelesen haben möchte ich nun etwas verspätet zur Leserunde noch sagen, dass mir das Buch sehr gut gefallen hat, besonders wie Ulf Schiewe uns mitnimmt in diese Zeit. Ich fühle mich zeitlich versetzt und kann mir alles sehr gut vorstellen. Mittlerweile durfte ich auch den nächsten Band lesen, der mir sogar noch etwas besser gefallen hat und ich warte jetzt schon mit Begeisterung auf den neuen dritten Band um Gilberts Weg, der im Jahr 2015 erscheinen wird, den ich definitiv lesen werde. Und in einer Leserunde macht es noch mal so viel Spaß!

  • Ein absolut gelungener Einstieg zu einer Serie!
    Durch die Ich-erzähler-Perseptive habe ich die Erlebnisse von Gilbert sehr intensiv miterlebt und trotz dieser eingeschränkten Sichtweise kommen Hintergrundinfos nicht zu kurz, da diese sehr geschickt in die Dialoge einebaut werden.
    Alles in allem eine sehr sympathische Hauptfigur, von der ich gerne noch mehr lesen werden.
    Schade nur, dass das Ganze so häppchenweise in sehr kleinen Portionen erscheint, mir wäre ein ordendlicher 1000 Seiten (und mehr) Wälzer da deutlich lieber.

  • Zitat

    Original von Zwergin
    Ein absolut gelungener Einstieg zu einer Serie!
    Durch die Ich-erzähler-Perseptive habe ich die Erlebnisse von Gilbert sehr intensiv miterlebt und trotz dieser eingeschränkten Sichtweise kommen Hintergrundinfos nicht zu kurz, da diese sehr geschickt in die Dialoge einebaut werden.
    Alles in allem eine sehr sympathische Hauptfigur, von der ich gerne noch mehr lesen werden.
    Schade nur, dass das Ganze so häppchenweise in sehr kleinen Portionen erscheint, mir wäre ein ordendlicher 1000 Seiten (und mehr) Wälzer da deutlich lieber.


    Kann ich unterschreiben! :-)


    Band 3 der Reihe ist übrigens bei Amazon gelistet:


    Titel: Der Schwur des Normannen


    Erscheinungstermin: 4. Mai 2015

  • 11. Jahrhundert: Robert Guiscard von Hauteville ist auf der Flucht nach Süditalien, wo bereits seine Brüder sich als Kriegsherren einen Namen gemacht haben. Robert hofft, ebenfalls zu Ruhm und Ehre und Reichtum zu gelangen. Er wird begleitet u.a. von Gilbert, seinem 17-jährigen Knappen. Gilbert kam als 5-Jähriger in den Haushalt der Hautevilles; seine Herkunft liegt im Dunkeln. Schnell macht Gilbert sich für Robert unentbehrlich und wird zu einem seiner engsten Vertrauten.


    Mein Leseeindruck:


    Mit gut 400 Seiten ist "Das Schwert des Normannen" der Auftakt einer Serie über die Hautevilles und die Eroberung Süditaliens durch die Normannen.


    Der Roman ist von Anfang bis Ende spannend und informativ und hervorragend recherchiert.


    Die Geschichte wird erzählt aus Sicht des 17-jährigen Gilbert, um deren Herkunft es ebenfalls ein Geheimnis gibt. Sein Dorf wurde überfallen, und der Junge wurde verschleppt. Ich persönlich mag solche Geheimnisse ja furchtbar gerne und bin sehr gespannt, wie es mit Gilbert im nächsten Buch der Reihe weitergehen wird.


    Auch wenn es im Roman hauptsächlich um die (Raub-)Ritter, die Eroberungen und Kämpfe geht, so kommt doch auch die Liebe nicht zu kurz. Sowohl Gilbert als auch Robert verlieren ihr Herz, doch mehr möchte ich dazu noch nicht verraten.


    Es hat mir viel Freude gemacht, diesen unterhaltsamen Historischen Roman zu lesen und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung!