Englischer Originaltitel: Reconstructing Amelia
Klappentext
Als Kate den Anruf von der Schule ihrer Tochter bekommt, ist sie mitten in einem der wichtigsten Meetings ihrer Karriere als Anwältin. Amelia, die bisher nie negativ aufgefallen ist, sei von der Schule verwiesen worden. Gleich hat Kate ein ungutes Gefühl und macht sich voller Sorge auf den Weg. Schon von weitem sieht sie das Blaulicht, ihr Herz schlägt ihr bis zum Hals.
Ihre schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden: Amelia ist vom Dach der Schule gestürzt und hat nicht überlebt. Kate versinkt in Trauer und kann erst wieder einen klaren Gedanken fassen, als sie eine anonyme Nachricht bekommt: „Sie ist nicht gesprungen.“ Von da an versucht Kate herauszufinden, was in den letzten Stunden ihrer Tochter geschehen ist. Wer hat Schuld am Tod von Amelia? Und was ist auf dem Dach tatsächlich passiert?
Die Autorin
Kimberly McCreight hat ihr Jurastudium an der University of Pennsylvania mit Auszeichnung abgeschlossen. Nachdem sie einige Jahre als Anwältin in einer der größten Kanzleien New Yorks gearbeitet hat, widmet sie sich nun ganz ihrer eigentlichen Leidenschaft, dem Schreiben. Sie hat bereits in einigen Magazinen veröffentlicht, „Die letzte Wahrheit“ ist ihr erster Roman. Mit ihrem Ehemann und ihren zwei Kindern lebt sie in Brooklyn, New York.
Kate ist Juniorpartnerin in einer großen Anwaltskanzlei. Mit ihrer 15jährigen Tochter Amelia lebt sie in Brooklyn. Kate leidet darunter, viel zu wenig Zeit für ihre Tochter zu haben, aber sie stehen sich sehr nahe und haben ein gutes Verhältnis. Und Kate glaubt, alles über ihre Tochter zu wissen. Um so größer ist das Erstaunen, als sie Amelia von der Schule abholen soll. Die Zugfahrt von Manhatten nach Brooklyn dauert ewig und Kate ist viel zu spät dran. Und so steht sie fassungslos vor der Schule und muss erkennen, das die Person, die vom Dach gesprungen ist, Amelia war.
Die Geschichte wird in der Gegenwart aus Kates Sicht geschildert. Abwechselnd dazu springt die Handlung ein paar Wochen zurück und schildert Amelias Sicht. Amelia kommt dabei als Ich-Erzählerin zu Wort, was etwas verstörend ist, da man ja sofort weiß, das Amelia tot ist.
Kate bekommt wenige Wochen nach der Beerdigung beunruhigende SMS. Offiziell wir Amelias Tod als Selbstmord behandelt. Aber die anonyme SMS hauptet, Amelia wäre nicht gesprungen. Kate, bisher völlig betäubt vom Schmerz, beginnt die richtigen Fragen zu stellen. Sie kann auch die Polizei überzeugen, das einiges unstimmig ist an den Umständen um Amelias Sprung.
Aus Amelias Sicht erfahren wir, wie der etwas eigenwillige Teenager, dessen Leben bisher in ruhigen Bahnen verlaufen wird, in der Schule in große Schwierigkeiten gerät. Ein geheimer Schulclub will sie als Mitglied. Und obwohl sie von diesen Clubs bisher nichts hielt, lässt sie sich auf die Spielchen innerhalb dieser Gruppe ein.
"Die letzte Wahrheit" ist ein recht vielschichtiger Krimi. Es geht um Geheimnisse, die jeder für sich hegt, geheime Wünsche und auch Selbstbetrug. Kate macht ein großes Geheimnis um Amelias Erzeuger. Diese Heimlichtuerei ist ein Teil der Verwicklungen rund um die Geschehnisse, die zu Amelias Tod führten. Als Leser ist man im Gegensatz zu den Figuren selber als einziger über alles im Bilde. Manche Situationen werden aus Kates und dann auch aus Amelias Sicht gezeigt, und man sieht, wie unterschiedlich Kinder und Erwachsene die Dinge wahrnehmen. Man mag Amelia manchmal schütteln wollen und sie anschreien, das sie jemanden etwas erzählen soll. Aber wenn man an sich selber denkt, als man 15 war, kann man sie wieder verstehen. Ebenso kann man die Fehler, die Kate machte, verstehen. Trotzdem führt jedes Geheimnis, das jeder hier hat, zu dem traurigen Schlußpunkt, das ein junges Mädchen sterben musste.
Einen kleinen Kritikpunkt habe ich auch. Amelia kommt sehr reif daher für eine 15jährige. Sie liest Virginia Woolf und ist sehr begabt. Irgendwie sind fast alle Kinder dieser Schule außerordentlich begabt. Schön sind sie natürlich auch und vor allem sind sie erstaunlich sexuell aktiv. Ein wenig erstaunt war ich doch, das Amelias gleichaltrige Freundin schon mit 9 Jungen Sex gehabt haben sollte. Und andere Mädchen waren wohl ähnlich unterwegs. Diese Begabungen und sexuellen Ausschweifungen kamen mir etwas überzogen vor. Dagegen erschien mir Amelias sexuelle Entwicklung wiederum recht glaubhaft.
Fazit: vielleicht ist das Buch kein richtiger Krimi, obwohl es darum geht, herauszufinden, wie und warum Amelia starb. Es entsteht aber eine gewisse Spannung und das Buch lässt sich gut und zügig weglesen. Ich war schon sehr gespannt, was denn nun tatsächlich auf diesem Dach geschah. Positiv fand ich auch, das nicht zu sehr auf die Tränendrüse gedrückt wird. Das Thema ist beklemmend und Kates Verzweifulung greifbar. Es ist eine tragische Geschichte, die aber nicht in ihrer Tragik schwelgt.
Von mir 9 Punkte.