Dreikönigsmord - Bea Rauenthal

  • Bea Rauenthal: Dreikönigsmord




    Klappentext:
    Eine skelettierte, fünfhundert Jahre alte Leiche? Das ist ja wohl verjährt, denken Hauptkommissarin Jo Weber und ihr streitlustiger Kollege Lutz Jäger. Bis sie sich plötzlich im Mittelalter wiederfinden, als Kaufmannswitwe und Kneipenwirt. Um zurück in die Gegenwart zu können, müssen sie den Mordfall lösen! Ohne moderne Spurensicherung und Genanalyse scheint ihnen das zunächst unmöglich. Schnell ist ihr größtes Problem allerdings nicht mehr der Mörder, sondern die Inquisition: Jo und Lutz müssen aufpassen, dass sie nicht bald auf dem Scheiterhaufen brennen. Werden sie es schaffen - zurück in die Zukunft?



    Allgemeines:
    Es handelt sich um den ersten von vorerst drei geplanten Bänden um Jo Weber und Lutz Jäger.



    Beurteilung:
    Ich liebe Zeitreiseromane und so konnte ich an einem deutschen Zeitreise-Krimi unmöglich vorbeigehen, erst recht bei dem lockeren Klappentext!
    Leider erwies sich der Einstieg als etwas zäh und Hauptkommissarin Jo Weber war mir denkbar unsympathisch. Andererseits lebt die Geschichte ja erst durch den Gegensatz zwischen Jo Weber und ihrem Kollegen Lutz Jäger. Zum Glück gewinnt die Geschichte an Fahrt, nachdem die beiden erst einmal im Mittelalter gelandet sind und wird - besonders im letzten Drittel - noch einigermassen spannend. Insgesamt wurde jedoch viel Potential verschenkt und für echte Zeitreise-Fans ist das Buch deshalb nur eingeschränkt zu empfehlen, denn die Zeitreise an sich (sowohl Ankunft als auch Rückkehr) wird nur am Rande und sehr schnell abgehandelt. Übrig bleibt ein solider Mittelalter-Krimi, der zwar stellenweise spannender hätte sein können, sich aber flüssig lesen läßt.


    Fazit: nicht für Zeitreise-Liebhaber, sondern eindeutig ein Fall für Fans von mittelalterlichen Krimis.





    Kategorie: Krimi / Mittelalter / Zeitreise
    Taschenbuch
    List
    348 Seiten
    ISBN 354861180X bzw. 9783548611808

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Das habe ich vorgestern auch beendet und mir persönlich hat es richtig gut gefallen.
    Schon die innovative Idee, einen Zeitreisekrimi zu schreiben finde ich genial.
    Ich liebe beides - Zeitreiseromane und Krimis. Daher ist es für mich natürlich perfekt :grin



    Nachdem Kommissarin Jo aus dem Bett geklingelt wird, sich auch noch herausstellt, daß sie mit ihrem so ungeliebten Kollegen zu einem Leichenfund muß, da ansonsten niemand verfügbar ist, ist es um ihre, eh schon leicht ungehaltene Stimmung, total geschehen.


    Kaum bei Kloster, dem Fundort der Leiche, angekommen, stellt sich dann auch noch heraus, daß es sich nicht um eine aktuelle Leiche, sondern eine handelt, die schon ein paar Jahrunderte auf dem Buckel hat.


    Super für Jos Laune... Ihr Kollege Lutz hingegen sieht das alles wesentlich gelassener.
    Die Rückfahrt treten beide gemeinsam an und als Jo abgelenkt durch ein Telephonat ist, passiert es auch schon. Das Auto verünglückt auf der winterlich eisigen glatten Fahrbahn durch einen entgegenkommenden Lastwagen.


    Als Jo nach dem Unfall erwacht, befindet sie sich nicht etwa in einem Krankenhaus der Moderne, sondern hat plötzlich eine Magd neben sich sitzen, die hocherfreut ist, daß ihre Herrin endlich wieder erwacht ist.


    Völlig überrumpelt und überfordert mit der momentanen Lage, stellt Jo dann auch noch fest, daß es nicht nur sie, sondern auch ihren ungeliebten Kollegen Lutz Jäger ins Mittelalter des Jahren 1380 verschlagen hat...


    Die beiden müssen sich dann gemeinsam im Mittelalter mit einem Kriminalfall herumschlagen, was gar nicht so einfach ist, wenn einem die modernen Methoden wie DNA Analyse, Tatortsicherung und nicht einmal Fingerabdruckmöglichkeiten bleiben, an die man so gewöhnt ist.


    Ich habe mich teilweise doch sehr amüsiert.
    Jo wird als eine doch relativ zickige Dame dargestellt, im Gegensatz zu ihrem Kollegen Lutz, der selbst im Mittelalter seine Gelassenheit größtenteils beibehält.


    Gerade diese Kontraste machen das Buch zu einem Gnuß. Wenn die beiden aufeinandertreffen, ist es oft herrlich komisch.
    Auch das einstellen auf das so ungewohnte Leben überhaupt in dieser Zeit ist spannend dargestellt.



    Was durch diese Art von Genre natürlich hervorragend funktioniert, daß die moderne Sprache und das moderne Handeln wesentlich realistischer wirkt, als in einem historischen Roman.
    Oft wird ja gerade bei historischen Romanen bemängelt, daß die Protagonisten zu modern erscheinen.
    Das kann hier nicht passieren - die Protagonisten SIND modern, sprich kommen aus dem 21. Jahrhundert.


    Und das sorgt ebenfalls für witzige Dialoge, bzw. Situationen, wenn Lutz versucht, ein paar Mittelalterkindern das Fußballspielen beizubringen oder Jo sich darüber aufregt, daß es in der Zeit wichtiger zu sein scheint, an Wunder, Reliquien und Zauberei zu glauben, als an ihrer Meinung nach wichtigeren Dingen, wie eben die Aufklärung von Morden an "unbedeutenden" Menschen.


    Mir hat das Buch wie gesagt sehr gut gefallen und es hat mich sehr gut unterhalten und macht mich doch sehr neugierig auf die Folgebände.
    Dort hoffe ich dann auch zu erfahren,wie es überhaupt zustande kommt, weshalb die beiden so unverhofft durch die Zeit reisen können, müssen, dürfen.



    Fazit
    Ein Zeitreisekrimi, der beide Genres, Zeitreise und Krimi , meiner Meinung nach gut umsetzt, mit zwei konträren Protagonisten nicht nur für Spannung sondern auch für Humor sorgt.

  • Der Folgeband wird demnächst schon auf vorablesen dabei sein. Hoffentlich habe ich dann mehr Glück . Allerdings darf ich den hier bald
    im Wanderbuchforum mitlesen :-]


    Danke für Eure Eindrücke :knuddel1

  • An ihrem freien Sonntag wird Hauptkommissarin Jo zusammen mit ihrem Kollegen Lutz zu einem Tatort gerufen. Bauarbeiter haben ein Skelett gefunden, das offensichtlich schon einige Jahrhunderte in der tönernen Erde liegt. Zu allem Unglück haben die beiden Kommissare auf dem Rückweg einen Autounfall und finden sich zwei Tage später im ausgehenden Mittelalter wieder. Jo glaubt zunächst noch an einen sehr intensiven Traum, als ihre Magd ihrem Gedächtnis wieder auf die Sprünge hilft. Doch offenbar scheint sie nun im Jahre 1380 die Identität ihrer Ahnin angenommen zu haben, die als Witwe eines Webers in der Nähe vom Dom in Ebersheim lebt. Obendrein berichtet die Magd auch vom Erbstreit mit den Brüdern ihres Mannes, der Jos Problem noch verstärkt. Beim ersten Zusammentreffen kann ihr noch der ortsansässige Wirt helfen, der ihrem Kollegen verblüffend ähnlich sieht. Schnell finden die beiden heraus, dass sie unbedingt den heimtückischen Mord sühnen müssen, um wieder in ihr altes Leben zurückfinden zu können.


    Ein Zeitreiseroman ist immer ein interessantes Gedankenspiel. Wie würden wir uns mit unserem heutigen Wissen in der vergangenen Zeit verhalten? Menschliche Grundbedürfnisse wie Hunger oder ein warmes und trockenes Zimmer waren nicht selbstverständlich zu stillen. Die oft nur schemenhafte Vorstellung der damaligen Gebräuche und vor allem Rechte würden uns in arge Bedrängnis bringen. Die Gelehrten hatten seinerzeit noch keine Kenntnis über viele geologische und physische Zusammenhänge, weswegen sie ihre Erklärung im Aberglauben suchten. Auf der anderen Seite war die Ablenkung vom Wesentlichen des Lebens auch nicht geboten, sodass sich die Frage nach dem Sinn des Lebens bei den meisten gar nicht stellte.

    All diese Überlegungen scheint Bea Rauenthal auch angestellt zu haben. Sie hat daraus eine ungewöhnliche und spannende Geschichte entstehen lassen, die bereits im Prolog die Neugier weckt. Das uralte Skelett weist auf eine Tat im 14. Jahrhundert hin und verbindet die beiden Zeiten wieder miteinander. Für mich scheint es ein gelungener Genremix, bei dem ein historischer Fall mit neuzeitlichem Vorgehen aufgeklärt wird. Die natürlich nicht ernstzunehmende Handlung bedient sich einem humorvollen Sprachstil. Die historische Kulisse ist nur notdürftig beschrieben, sodass der Fokus auf das Verhalten der Kommissare liegt. Stets müssen sie vorsichtig sein, da es seinerzeit überhaupt nicht schicklich war, sich als Witwe mit einem windigen Gastwirt nach der Sperrstunde zu treffen. Auch stellte man in diesem gesellschaftlichen Rang keine Fragen zu Vorgängen in Lusthäusern oder gab gar dem Bischoff Widerworte. All das fügt sich aber zu einem unterhaltsamen Kriminalfall zusammen, der für eine rasante Handlung mit Lesespaß sorgt. Dieser erste Teil einer Serie hat bereits zwei Nachfolger, die demnächst erscheinen. Wir Leser dürfen uns also auf weitere Zeitreisen zu den ungeklärten Mordfällen der Vergangenheit freuen. (8 von 10 Punkten)

  • Wenn ich „Zeitreise“ lese, werde ich sofort hellhörig. Seit ich seinerzeit die Reihe um Jamie und Claire verschlungen habe, bin ich dafür sensibilisiert ;-). Und „Zeitreise-Krimi“ klang erst recht vielversprechend. Doch wie so oft in diesem Genre, waren auch hier meine Erwartungen zu hoch. Letztlich blieb es für mich eine relativ oberflächliche Geschichte mit vielen Klischees, die mir besonders in Zusammenhang mit den „Schwägern“ und deren intrigantem Gebaren ins Auge gefallen sind.


    Jo fand ich überaus nervig und wenig sympathisch - eine richtige Zicke! Nur äußerst selten macht sie sich ein bisschen locker und kommt etwas freundlicher rüber. „Gereizt“ ist das Attribut, das ihr wohl am häufigsten zugeordnet wird, außerdem bissig, spröde, entnervt, ungeduldig, missmutig usw., usw :rolleyes. Der Himmel weiß, was Lutz an ihr findet, denn dass er was an ihr findet gehört zu den vorhersehbaren Komponenten der Geschichte :grin.


    Es gab eine Menge guter Ideen, jedoch wenig Überraschendes und somit fehlte die Spannung.
    Auch sprachlich/stilistisch war das Buch für mich nur Mittelmaß. Ab und zu gab es Dialoge mit einem Humor nach meinem Geschmack, die Grundidee des Romans bietet da einiges an Potential. Doch insgesamt empfand ich den Stil als etwas holprig und den Humor als wenig subtil. Hierzu trug sicher auch die irritierende Angewohnheit der Autorin bei, unentwegt Sätze, die keine Frage beinhalten, mit Fragewörtern (wobei, womit, weshalb….)zu beginnen.


    Trotz meiner zahlreichen kritischen Anmerkungen habe ich das Buch am Ende doch relativ zufrieden zugeklappt. Nicht etwa weil es endlich zu Ende war ;-), sondern weil es mir abschließend irgendwie doch gefallen hat. Vielleicht gerade, weil es so leicht und problemlos zu lesen war und alles kommt wie erwartet. So ein entspanntes Lesen tut auch mal gut.


    Ob ich einen weiteren Teil mit den beiden „Zeitreise-Ermittlern“ lesen möchte, weiß noch nicht so genau. Wie gesagt, war ich am Ende nicht mehr ganz so enttäuscht, aber in die Rubrik „großartiges Leseerlebnis“ kann ich das Buch für mich nicht einordnen.


    Gerade so 7 Punkte

  • Lese das Buch grade und die ersten drei Absätze deiner Rezi, könnten auch von mir sein. Es spiegelt genau meinen Eindruck und mein Empfinden des Buches wieder.
    Es lässt sich zwar gut lesen, aber so richtig spannend ist es nicht und dafür dass die Autorin normalerweise Historische Bücher schreibt, finde ich die Beschreibungen doch sehr oberflächlich. So würde ich schreiben, die eine Vorstellung des Mittelalters hat, aber halt nicht recherchiert hat wie es wirklich war.


    Ob ich das Buch zufrieden zuklappe werden wir sehen.

  • Ich war sehr gespannt, ob es der Autorin gelingen würde, einen Krimi und einen Zeitreiseroman miteinander zu verbinden. Jetzt am Ende würde ich sagen: Es ist ihr so leidlich gelungen. Herausgekommen ist ein gut getarnter Mittelalterroman, in dem sie schriftstellerisch laut Autorenportrait auch hauptsächlich beheimatet ist.


    Zugegeben, ein bißchen anders ist es ja schon, weil die beiden Helden Jo und Lutz aus dem 21.Jahrhundert stammen, und nun in ihrer Art im tiefsten Mittelalter zurechtkommen müssen. Ich mag Mittelalterromane nicht besonders, aber diese innovative Idee hat mir gut gefallen. Zeitreiseromane mag ich sowieso. Und so hätte es ein gutes Buch werden können, wäre da nicht die eine Hauptfigur in Form der Haupkommissarin Jo Weber gewesen. Die nervt wirklich! In ihrer dauerhaft schlechten Laune, gepaart mit Arroganz und Kritiksucht scheint diese Frau so gar nichts Nettes an sich zu haben. Man hofft beim Lesen bis zum Ende auf Besserung, aber die erfährt sie leider nicht. Harte Schale, weicher Kern nimmt man ihr nicht ab, und warum sich Lutz in sie verliebt ist mir schleierhaft!


    Letzterer ist allerdings ein sehr sympathischer Typ, der sich, einmal in die Bredouille dieser Zeitreise geraten, erstaunlich gut damit arrangiert.
    Er hat mich dann auch mit der Geschichte versöhnt. Er und die Auflösung des Falles, die ich gelungen und stimmig fand.
    Gewundert hat mich beim Lesen aber, wie auffällig sich die Beiden in fremden Zeit benommen haben. In Zeitreiseromanen liest man immer, daß die Protagonisten möglichst unauffällig agieren und auf keinen Fall als ,Zukunftler' erkannt werden sollen und wollen. Jede Erfindung zu ihrer Zeit. Nun denn, sie waren ja auch nur zufällig zur falschen Zeit am falschen Ort und könnten wohl deshalb machen was sie wollten.

    Fazit: Ein Buch, das sich gut lesen läßt und mit einer interessanten neuen Idee aufwartet. Ich werde auch den Nachfolger lesen, in der Hoffnung, daß die Heldin netter wird...

  • Also mich hat der Roman nicht so recht überzeugt. Jo fand ich total unsympathisch, Lutz dagegen ganz ok. Das da so viele Leute im Mittelalter rumlaufen und kein Problem mit den Menschen aus der Zukunft haben, finde ich auch eher merkwürdig, auch wenn sich über den Glauben sicher viel erklären lässt.


    Was mir so als Gedanken kam, war dass diese 'Erfindungen' wie z.B: Fußball oder auch die Ballonfahrt doch sicher irgendwo in Archiven oder Aufzeichnungen zu finden sein müssten. Und dass sie auch direkt Leute finden, die sich mit der Idee anfreunden können und mitmachen.


    Und die Idee mit dem Koma find ich auch nur leidlich überzeugend und warum die Psychologen das versuchen als Hirngespinste abzutun. Ist doch mehr wie merkwürdig, dass zwei Leute dasselbe träumen.


    Und wurde das irgendwo erklärt, dass die das Skelet nicht da finden, wo es begraben wurde?


    Da ich das Buch ja als WB gelesen habe, hoffe ich Teil 2 wandert auch, kaufen werde ich es wohl nicht. Von mir 5 Punkte, weil die Idee dahinter originell ist.

  • Die Idee fand ich doch ziemlich gut, eine Zeitreise und einen Krimi zu verbinden. Allerdings war die ganze Geschichte nicht sonderlich spannend. Die Protagonistin war ziemlich unsympathisch, aber diese Darstellung ist auch nicht wirklich neu. Da ich Mittelalterbücher auch sehr gern lese, fand ich es auch sehr unwahrscheinlich, das man sich so verhalten kann, ohne auf zu fallen... usw. Es gab noch mehr Ungereimtheiten, aber das habe ich dann "überlesen". Leider fehlten auch ein Spannungsbogen. So das ich die Geschichte gelesen habe, aber ich hätte es auch einfach sein lassen können. Für das zweite Buch reicht meine Neugier nicht.

  • Mir hat der Roman von Bea Rauenthal, alias Beate Sauer, gut gefallen. Er war vor allen Dingen sehr unterhaltsam, ich musste ein paar Mal richtig schmunzeln, denn wenn Jo und Lutz sich mal wieder einen Schlagabtausch geliefert haben, war auch immer eine Prise Humor dabei.


    Dass Jo nervt, habe ich so nicht empfunden, sicherlich ist sie schon eine sehr eigenwillige Figur, aber in ihrem Handeln ist sie meiner Meinung nach überzeugend. Lutz, als fussballbegeisterter Polizist fand ich auch klasse. Für mich war es ein Buch, welches ich so runtergelesen habe, es hat mich gut unterhalten und mir humorvolle Lesestunden beschert.


    Sicherlich ist das Konzept dieses Buches nicht 100% ausgereift, einige „Zeitreise-Szenen“ hätte ich mir auch gerne anders gewünscht. Zudem hätte ich es toll gefunden, wenn der Konflikt der handelnden Personen so einfach ins Mittelalter versetzt zu werden, mehr ausgestaltet worden wäre. Das Ende ging auch etwas flott und die Psychologen-Nummer hätte auch nicht mehr sein müssen ;-)