Aus den Schatten

  • Aus den Schatten


    „Lasst mich in Ruh! Ihr bekommt mich nicht!“ schrie er aus Leibeskräften in den Raum hinein.
    „Geht weg! Ihr werdet mich nicht bekommen. Eure List, eure Versprechen! Verschwindet!“ der junge Mann, gerade mal 25 Jahre alt wälzte sich auf deinem Bett von einer Seite auf die andere. Die Hände umkrallten die dünne Bettdecke, zogen und zerrten daran. Unter Wahnvorstellungen kämpft er um sein jämmerliches Leben.
    „Geht weg! Geht weg!“ kreischt er und spuckte vor Zorn gegen die Wand. Wo er gerade eben noch ein kleines Männchen gesehen hatte. Die kleinen Schatten mit ihren Hörnern und Dreizacken die durch den kleinen Raum hüpfen und ihm wirre Gedanken zu flüsterten.
    „Lasst mich in Ruh!“ weinte er gegen denn erbitterlichen Kampf um sein Inneres Selbst. „Warum lasst ihr mich nicht einfach in Ruh!“
    Seine Augen waren Blutunterlaufen vor Anstrengung, Angst und Müdigkeit. Doch er konnte nicht schlaffen, zu laut waren die Stimmen in seinem Kopf die ihm in den Wahnsinn trieben.
    „Teufel! Ihr Teufelspack! Geht weg! Ich werd euch nichts sagen!“
    Seine Schreie und Rufe blieben natürlich nicht unbemerkt, aber im städtischen Gefängnis, in dem er einsitzt, war dies nichts mehr Neues. Man reagierte nicht mehr darauf, am darauf folgenden Tag würde er so wie so in die Geschlosseneabteilung überwiesen werden. Dann konnte die Station wieder in ruhe schlafen, ohne seinem Geschrei.
    Als es jedoch schlagartig ruhig in seiner Zelle war, wurde der Wärter doch etwas Misstrauisch. Dies war nicht Üblich. Diese plötzliche Stille.
    „Madison?“ rief der Wärter durch die verschlossene Tür. Doch er bekam keinerlei Antwort. Hecktisch fummelte er an seinem Gürtel herum um den Schlüssel für die Zelle zu lösen. Mit zittrigen Händen öffnete er die Tür und forderte nicht, wie es Vorschrift war, einen weiteren Kollegen an.
    Was er in der Zelle jedoch vorfand raubte ihm für einen Moment den Atem. Der Häftling hatte in seinem Wahn der Verfolgung und des Teufels, sich kurzerhand seinen Gürtel um den Hals geschnallt und das andere Ende an den Gittern vor dem Fenster befestigt.
    Sein schlaffer Körper hing mit grotesk herausgestreckter Zunge unter dem Fenster und der Schatten des Mondlichtes zauberte ihm zwei kleine Hörnchen auf den Kopf.

  • Wirklich spannend geschrieben... Würd gerne wissen wie es weiter geht und was es mit den Halluzinationen auf sich hatte... :-)

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Genau dieser letzte Satz ist mir bis heute in Erinnerung geblieben, das musste ich jetzt einfach schnell hier reinschreiben. Gratuliere Mary, gefällt mir wirklich. :-)

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen