Real Life - Diana Rautenberg

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    Kurzbeschreibung von Amazon


    Hi, mein Name ist Jojo und mein Motto lautet: Life sucks! Ich bin ein Freak, weiblicher Nerd und Internetjunkie, mit einer Million gestörter Persönlichkeits-Facetten und 'Alienstrichcode' auf den Unterarmen. Mein Therapeut erzählt mir ständig irgendetwas von Integration und sozialer Kompetenz. Aber – ganz ehrlich – ich will das nicht. Ich wähle den Real-Life-Exit, entscheide mich aus tiefster Überzeugung gegen Therapie und Anpassung, und gehe lieber Leveln. Deshalb lautet mein Name von nun an: [Jorden].


    Über die Autorin (Quelle neobooks)


    Über mich:
    Klein, pummelig, hässlich, schlechte Frisur, doofer Schal, überbelichtet - was soll man sagen.... Nicht mal innere Werte nur gemein, vorlaut, politisch stets unkorrekt, neurotisch, chaotisch, psychotisch, idiotisch, zynisch, omnipotent, klugscheißerig, Stalker aus Leidenschaft, selbstüberschätzend, kindisch, vegetarisch, unglücklichster Nichtraucher der Welt, Ein- und wieder Auswanderin Neuseelands, Möchtegernbuddhistin, Misanthrop, devot, dominant, arrogant, schrill, stottert, tippt schneller als sie denkt - kurzum: der liebenswürdige Antiheld


    Beruf, Tätigkeiten, Studium:
    Allerlei Abgebrochenes


    Warum ich schreibe:


    Meist hasse ich es^^ Ich hasse das leere Dokument, ich hasse die stille Tastatur und den blinkenden Cursor, der sich nicht vom Fleck bewegt. Und dennoch... Schreiben ist ein Ventil. Wörter sind Klingen, die durch meine Haut schneiden. Es ist kein Hobby, kein netter Zeitvertreib. Es ist harte Arbeit, mein Leben, mein Antrieb, meine ganze Existenz. Ich schreibe, weil ich es muss.


    Meine Meinung


    Die Protagonistin, eine junge Frau, ist verheiratet und psychisch ziemlich angeschlagen. Sie geht Menschen aus dem Weg, neigt zur Selbstzerstörung und verlässt die Wohnung nur im Notfall.
    Durch ein MultiPlayerOnlineGame, welches sie, gemeinsam mit ihrem Mann, anfängt zu spielen, verlässt sie ihre vier Wände jetzt zumindest virtuell.
    Johanna mag die Welt nicht, wie sie ist und wählt lieber die rote Kapsel. Real Life- Exit- zumindest würde sie es machen, wäre sie in der Matrix. Aber Neo hatte ja nur eine, an die reale Welt angelegte Scheinwirklichkeit...Ihr steht die zauberhafte, gefährliche Welt von SWOUNE offen, inklusive der Wahl einer alternativen Persönlichkeit.
    So erlebt sie Abenteuer, erkundet eine Fantasywelt und lernt Menschen kennen, etwas, was sie sonst vermeidet und...sie verliebt sich.
    Ein sehr guter Sprachstil bringt den Leser näher an Johanna, die sich Jojo nennt und ingame als Seele von Frazer fungiert, den Spielcharacter, den ihr Mann zockt und von dem nicht jeder weiß, das hinter ihm ein Paar steht, das Chat und Kampf trennt.
    Ein spannendes Buch, das dem Leser nicht nur MPOG`s näher bringt. Was ist schon real ...
    Doch Enttäuschungen ingame können genauso schlimm sein, wie reale, etwas, was Johanna ziemlich schmerzlich erfährt.
    Hier schreibt jemand, der sich auskennt, authentisch und greifbar. Empfehlenswert.
    (die Rezension habe ich auch bei amazon eingestellt)




    wie kam ich auf das Buch...


    Ich habe vor längerer Zeit die Leseprobe auf neobooks gelesen.
    Die Leseprobe wurde bei neobooks ziemlich kontrovers beurteilt. Ich fand sie sehr gut und authentisch.
    Inzwischen gibt es immer mehr junge Menschen, die den RL-Exit praktizieren, aber noch nicht sehr viel Literatur darüber. Menschen, die für ihr MPOGame Schule , Beruf und Freunde vernachlässigen, die sich nur noch virtuell verabreden...

  • Inzwischen gibt es den zweiten Teil, der mit über 600 Seiten etwa ein Drittel länger ist. Mit dem zweiten Teil ist die Geschichte abgeschlossen.


    - Real Life 2-
    von Diana Rautenberg


    Es geht weiter mit Jojo...
    Nach ihrem Suizid Versuch ist sie in einem Krankenhaus. Dem für sie zuständige Arzt -Tom- gelingt es, ihr Vertrauen zu gewinnen.
    Ihr Therapeut animiert sie zu einem eigenen Char in dem MPOG, das sie mit ihrem Mann gemeinsam spielt (Bisher teilte sie sich einen Char mit Toby ).
    Eigentlich logisch, denn nur so, kann sie endlich "sie selbst" sein.
    Johanna gestaltet ihren ersten eigenen Char, den sie "Jorden" nennt, so, wie sie selbst gern aussehen würde. Ihr neues virtuelles Leben ist reich an Abenteuern, sozialen Kontakten und die Beziehung zu Shen verändert sich. Jojo lebt zwei Leben, real mit Toby verheiratet, den sie auf ihre Art liebt, der ihr den Halt gibt, den sie so dringend braucht; ingame ihre Hinneigung zu Shen, ihrem seelischen Zwilling, mit ständigen "Auf und Abs".


    Real verlässt sie die Wohnung möglichst nicht, ingame durchstreift sie risikofreudig dunkle Wälder, geheimnisvolle Schluchten und Berge, sowie zauberhafte Landschaften mit gefährlichen Bewohnern. Sie hat keine Angst und viele Freunde.
    Das Leben eines Gamers ist richtig Stress. Morgens früh aufstehen, lange "Arbeitszeiten", sozialer Druck, Verabredungen zu gemeinsamen Kämpfen, Freundschaften, Feindschaften, Mobbing, Hilfe- alles dabei.
    Ein reales Treffen der "Gilde" steht an und Jojo, die die Wohnung fast nie verlässt bekommt Panik. Eigentlich möchte sie die Menschen hinter den ihr vertrauten Gildenchars gar nicht kennenlernen- oder vielleicht doch? Ihr Therapeut hilft ihr und das auf ziemlich ungewöhnliche Weise (vor allem die letzte Aufgabe...)
    Hier schreibt jemand, der sich mit der Materie auskennt und der die innere Zerrissenheit einer Borderlinerin und Vollzeit- Spielerin glaubhaft vermittelt. Auch die Szenen im Krankenhaus, die Beschreibung der Mitpatienten, besonders die von "Anto", fand ich gelungen.
    Das Game lernt man vor allem durch Beschreibungen der Landschaft und "Chatverläufe" kennen. Beim "Chat" die dabei eigenen RS- Regeln. Je aufgeregter, desto kreativere Buchstabenanordnung. Die nervigen Kiddis, wie auch die coolen und besonneneren unter den Spielern.
    Wer das (kostenpflichtige) "Spiel" selbst kennenlernen will, lernt, das er täglich mindestens 3-4 Stunden dafür einplanen kann, am Wochenenden sogar noch mehr. (Ausschlafen ist da nicht mehr drin). Sogar die Essens und Hygienezeiten werden untereinander abgestimmt, denn wenn sich gerade alle aufeinander verlassen, kann sich keiner mal für eine Weile ausklinken (und wenn doch, ist man beim nächsten Mal allein...).
    Gelungen finde ich das Ende, einfach perfekt.


    Empfehlenswert für jeden, dem Teil 1 gefallen hat.
    PS: gleiche Rezension auch auf amazon gepostet.