Gebundene Ausgabe: 70 Seiten
Verlag: W. Fischer, Remseck (April 1986)
Illustrationen von Kurt Schmischke
Kurzbeschreibung:
Der sechzehnjährige Norbert Wilm, seine fünfzehnjährige Schwester Ilse und ihr gleichaltriger Vetter Helmut stehen vor einer fast unlösbaren Aufgabe: Sie sollen die wertvolle Pferdezucht der elterlichen Farm vor den räuberischen Hottentottenbanden retten, die die deutschen Farmer in Südwestafrika mit Krieg überziehen. Es wird eine Flucht ins Ungewisse, obwohl Vater Wilm, der als Soldat bei der Schutztruppe steht, einen Treffpunkt vereinbart hat. Die Gefahren der Wildnis, des Busches mit seinen gefährlichen Tieren, die Tücken der unwegsamen Landschaft und nicht zuletzt die sie verfolgenden Schwarzen lassen die gewagte Flucht eigentlich fast hoffnungslos erscheinen. Aber die drei, nur begleitet von einem treuen und furchtlosen Eingeborenen, ziehen zu allem entschlossen in ihr großes Abenteuer. Ihr Schutzengel hat alle Hände voll zu tun, dass er die jungen Farmerkinder vor dem Schlimmsten bewahrt. Als aber Helmut nach einem Überfall vermisst wird, scheint das traurige Ende gekommen zu sein.
Über den Autor:
Hans W.Ulrich schrieb die Göttinger Jugendbände Flucht ins Ungewisse und den 2 Fortsetzungen sowie Die Abenteuerreihe der Rasselbande
und die Abenteuerromane Schmuggler wider willen und Notruf an alle
Mein Eindruck:
Ein Jugendbuch von 1966, das in Deutsch-Südwest-Afrika in der Zeit des Kolonialkriegs während der Jahre 1904 bis 1908 angesiedelt ist. Historisch interessierte Leser möchten sich gerne damit beschäftigen, so bin auch ich auf das Buch gestoßen, aber bei diesem Buch gibt es diverse Probleme.
Der Autor kündigt im Vorwort an, sich eng an die geschichtlichen Tatsachen zu halten. Ausschlaggebend dürfte aber wohl die Perspektive sein, die befremdend auf mich wirkt. Ein Jugendbuch, das unkritisch mit der geschichtlichen Vergangenheit umgeht, ist sehr fragwürdig.
Hans W. Ulrich begeht auf krasse Art Geschichtsverfälschung.
Der Autor entwirft ein verherrlichendes Bild der Siedler, die aus Deutschland stammen. Hart arbeitende und ehrliche Menschen, die sich gegen die aufständigen Herero wehren müssen.
Dass die Herero durch die Diskriminierungen und Demütigungen durch die Kolonialherren zum Aufstand bewegt wurden, wird nicht erwähnt.
Im Mittelpunkt steht der Siedler und Soldat Johann Wilm und sein sechzehnjähriger Sohn Norbert sowie dessen Schwester Ilse und Vetter Helmut.
Da ist man als Leser schon unangenehm angerührt, wenn Norbert die Hottentotten als faul und aufsässig bezeichnet oder Vetter Helmut gegen die Knallkaffer wettert.
Norbert wünscht sich sogar, dass der Krieg auch in seiner Gegend ausbricht, damit er sich als junger Soldat gegen die Aufständischen beweisen kann.
Etwas merkwürdig gestaltet sind die Eingeborenen, die für die Siedler arbeiten. Piet spricht in einem Slang, ebenso wie die Hottentottenfrau Recha.
Sie werden keineswegs als gleichwertige Menschen zu den Siedlern betrachtet.
Nun würden diese Ausrutscher nicht so ins Gewicht fallen, wenn das Buch als Abenteuergeschichte nicht so gut funktionieren würde.
Die Kinder sind schließlich von den Eltern getrennt auf der Flucht vor den aufständische, bleiben aber immer tapfer. Der Autor betreibt da eine Umkehrung der Opferrolle.
Kinder oder jugendliche Leser könnten also durch die Lektüre denken, die damaligen Vorgänge wären in Ordnung gewesen, aber dabei wird vollkommen ausgeblendet, dass es damals zum Völkermord an den Hereros kam. Deutschland hat dieses schlimme Massaker nicht als Völkermord anerkannt, dabei kamen 80% der Hereros ums Leben. Hans W.Ulrich gehörte also offensichtlich ebenfalls zu den Uneinsichtigen. Das Buch ist übelkeitserregend!
Es gab sogar noch 2 Fortsetzungen um Die Abenteuer der deutschen Farmerskinder.
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