Verlag: Goldmann
Originaltitel: La petite fille aux yeux sombres
Übersetzer: Irene Kuhn, Ralf Stamm
Kurzbeschreibung:
Der zwanzigjährige Jacques Panier misstraut der Liebe, da sie seiner Ansicht nach nur profanen Zwecken dient und versucht ihren Tücken mit Willenskraft zu entkommen. Doch was können die stärksten Vorsätze gegen den überwältigenden Zauber einer Frau ausrichten? Wie ist es möglich, Enthaltsamkeit zu üben und jegliche Regung des Herzens zu unterdrücken, wenn man täglich um dieselbe Stunde ein wunderschönes weibliches Geschöpf mit verführerischen dunkelbraunen Augen an sich vorübergehen sieht? - Marcel Pagnol hat diese Geschichte einer Liebe als junger Mann geschrieben, doch lässt sie bereits den später berühmten Schriftsteller ahnen, seine poetische Kraft, seinen Humor und seine nachsichtige Beurteilung uneingestandener menschlicher Schwächen. Die sich an den Roman anschließende Erzählung „Die Geheimnisse Gottes“ datiert aus einem späteren Abschnitt des Pagnolschen Schaffens. Sie gibt ein Beispiel der „wunderbaren Wege Gottes“ und offenbart die Tiefe der Humanität, die dem Autor zeitlebens eigen war.
Über den Autor:
Marcel Pagnol, geboren am 28. Februar 1895 in Aubagne bei Marseille und am 18. April 1974 in Paris gestorben, studierte Literaturwissenschaft in Aix en Provence und war von 1946 an Mitglied der Académie française. Seine ersten großen Erfolge hatte er ab 1928 mit Theaterstücken, danach wandte er sich dem Filmschaffen zu. Erst mit sechzig Jahren begann er, seine Jugendgeschichte aufzuschreiben, mit der er Weltruhm erlangte: »Eine Kindheit in der Provence« umfaßt die beiden weltberühmten Klassiker »Marcel« (1957) und »Marcel und Isabelle« (1958).
Mein Eindruck:
“Das Mädchen mit den dunklen Augen” ist ein leichter, kleiner Roman des französischen Romanciers Marcel Pagnol, der durch die Verfilmungen seiner Romane noch bekannt ist. (Der Ruhm meines Vaters, Das Schloss meiner Mutter).
In einem Vorwort zur Unterrichtung des Lesers erfährt man von René Pagnol, Bruder des Autors, bemerkenswertes zur Entstehungsgeschichte des Romans. Marcel Pagnol war in den zwanziger Jahren Redakteur einer literarischen Zeitschrift. Um entstehende Leerstellen zwischen Artikeln zu vermeiden, schrieb er diesen Roman, der 1921 in Fortsetzungen an diesen Stellen erschien.
Ein Roman, sozusagen nur aus Zweckmäßigkeit in aller Eile entstanden und in der Schnelle wohl auch wenig überarbeitet. Dennoch hat das Ergebnis einiges zu bieten, zum Beispiel eine gediegene Erzählform. Es wird vom Leben und Liebe des jungen, leicht exzentrischen Dandys Jacques Panier berichtet. Da Jacques zu bescheiden ist, wird von seinem Freund, dem Philosophen, berichtet. So entsteht ein Blick von Außen, der theoretisch neutral sein könnte, aber die Gebrochenheit dieses Stils fordert vom Leser doch selbst nachzuvollziehen, was er von Jacques hält.
Zwischendurch gibt es dann doch Passagen, in denen Berichte von Jacques Panier selbst geschoben werden. Ein verspielter, origineller Stil.
Schwerpunkt der Handlung ist natürlich die Begegnung Jacques mit einer jungen Frau, die ihn sehr beeindruckt. Doch sein von Schopenhauer geprägtes Weltbild lässt ihn die Liebe ablehnen.
So wird das nichts mit den Beiden, wenn nicht Jacques Freunde (Der Dichter, der Philosoph, der Mathematiker) nachhelfen und ein Rendezvous arrangieren.
Ob es ein Happy End geben wird, verrate ich nicht!
Die Geschichte könnte kitschig sein, wenn sie nicht auf so ironische Art erzählt würde.
Für sein Alter hat der Roman eine auffallende Frische und Leichtigkeit, die einen hervorragenden Lesefluss ergeben.
Wäre der Roman auf geschickte Art seiner Redundanzen beraubt ergäbe sich eine perfekte Novellenform.
Als Zugabe wird in dieser Taschenbuchgausgabe noch eine Kurzgeschichte mit dem Titel “Die Geheimnisse Gottes” von Marcel Pagnol hinzugefügt, die ebenfalls sehr lesenswert ist.