Der große Baum - Herbert von Hoerner

  • Verlag: Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart
    Ausgabe von 1965


    Kurzbeschreibung:
    Drüben, jenseits des Moores, dort, wo umsäumt von dichtem Ellerngebüsch wieder der Hochwald beginnt, steht sie, die alter Kiefer, der Baum.


    Über den Autor:
    Herbert von Hoerner (1884 - 1946) war ein deutschbaltischer Schriftsteller und Maler.


    Mein Eindruck:
    Diese Erzählung ist schon alt, von 1938 und sie trägt sogar den Ton des 19.Jahrhundert. Das lässt sich vielleicht darauf zurückführen, dass Herbert von Hoerner auch als Übersetzer tätig war und russische Autoren wie Gogol, Puschkin und Turgenjew übersetzte. Das hat ihn vermutlich beeinflusst. Es hat auch diese Erzählung eine entsprechende Atmosphäre.


    Angesiedelt ist die Erzählung in Lettland, anscheinend zu einer Zeit als der deutsch-baltische Adel das Land verwaltete. Die Deutschen sind die Herren, die Letten die Diener.


    Ein alter Gutsherr fährt mit seinem 5jährigen Enkel und Erben in seinen Wald, wo der Junge einen großen, hunderte von Jahren alten Baum bewundert.


    Der Gutsherr spricht mit seinem lettischen Buschwächter Egli, der sich um den Wald kümmert und nicht begeistert davon ist, dass der Holzhändler Laibe seine Bäume fällen will. Doch der alte Baum soll verschont bleiben.


    Nach der Rückfahrt geht der Junge verloren, ohne das es zunächst jemand merkt. Er verläuft sich im Schneesturm, gerät durchs Moor und landet wieder im Wald.


    Die Naturbeschreibungen, insbesondere die Passagen im Schnee sind wildromantisch geschildert. Ebenso eindrucksvoll die Schilderungen der Emotionen der Menschen, der Gutsherr in Trauer und Schuldgefühl, weil er seinen Enkel verloren glaubt, seine Frau, die sich als die stärkere im Glauben erweist oder auch der kleine Alexander, der sich auf seinem Irrweg in seinen Gedanken von der Imagination seiner Kinderfrau leiten lässt.


    Man muss diese Erzählung natürlich wohl eingeordnet in einer Tradition sehen und entsprechend kritisch lesen. Wer damals in der Zeit zwischen 1930 und 1945 so schrieb, wurde natürlich gerne von den Nazis als einer der ihren vereinnahmt, aber Herbert von Hoerner war eigentlich unpolitisch und man sollte dieser Erzählung keineswegs nationalsozialistisches Gedankengut unterstellen.
    Ich habe dieses kurze Buch gerne und am Stück gelesen, dadurch entfaltet sich die Atmosphäre und die Handlung in soghafter Form.