'Ein Sommernachtstraum' - 2. Aufzug

  • 2. Akt, 1. Szene


    Nun wird es mysthisch! Erst unterhalten sich eine Elfe und ein Droll, dann treten der Elfenkönig Oberon und die Elfenkönigin Titania auf. Nun wird auch klar, warum Kaiserin Elisabeth in ihren Briefen sich oft als Titania und ihren Mann Kaiser Franz-Josef als Oberon bezeichnet hat! Die beiden stehen sich wie Fremde gegenüber und Titania wirft Oberon eifersüchtig vor, jetzt wieder bei ihr angekrochen zu kommen, wo seine Angebete sich wohl vermählen wolle. Daraufhin reagiert Oberon selbst etwas beleidigt und erinnert sie daran, wieviele Verehrer sie selbst doch habe! Titania schildert in blumiger Sprache, dass sie nie etwas Verkehrtes getan habe und dass durch das Misstrauen alles verwelken und verderben würde. Daraufhin erwidert Oberon, dass sie dann doch damit aufhören könnten, da sie selbst ja dafür verantwortlich wären! Und er würde ja nur das Kind wollen! Das Kind, worum es geht, muss wohl von einer Freundin Titanias stammen, die bei der Geburt starb. Titania wird wütend über diese Forderung und geht, da es sonst nur einem Streit käme.


    Nun unterhält sich Oberon mit dem Droll. Er fragt ihn, ob er noch wisse, wie Amor (Cupido) einmal seinen Pfeil abschoss, das Ziel aber verfehlte und eine Blume traf. Dieser Zauber bewirkte, dass jeder, der von dieser Blume (Kraut) esse, sofort dem Ersten, den er erblickt, in Liebe verfällt. ("Macht Mann und Weib in jede Kreatur, die sie zunächst erblicken, toll vergafft.")


    Oberon weist den Droll an, ihm dieses Kraut zu holen.


    Sein Plan ist, vom Saft dieser Pflanze etwas in Titanias schlafende Augen zu träufeln. Aber nicht, um sie wieder in sich selbst verliebt zu machen (wie ich vermutet hatten), sondern um sie so zu betören, dass sie ihm das Kind als Edelknaben überlässt.
    In dem Moment hört er ein Geräusch und versteckt sich, um zu lauschen.


    Es sind Demetrius und Helena. Helena, die Stalkerin :-), folgt Demetrius auf Schritt und Tritt und erniedrigt sich so sehr, dass sie sogar anfleht, er möge sie wie einen Hund behandeln, Hauptsache, sie dürfe in seiner Nähe sein. Demetrius dagegen ist von soviel Würdelosigkeit angewidert und sagt ihr klipp und klar, dass er nichts von ihr will, und dass sie ihn anwidere und er nur hier sei, um Hermia zu finden.
    Und sie solle ihm nun nicht weiter folgen, sonst würde er ihr noch was antun!


    Die beiden verschwinden.


    Der Droll kommt mit dem Liebestrank zurück. Oberon schildert ihm, wo Titania ihren Elfenschlaf hält und trägt ihm auf, ihr den Liebessaft zu verabreichen - und außerdem auch Demetrius, damit er sich in die verschmähte Helena verlieben solle (Oberon hat wohl Mitleid mit der Stalkerin ;-) .



    2. Akt, 2. Szene


    Titania und ihr Gefolge im Wald - die Elfen singen Zaubergesänge, um Titanias Schlaf vor bösen Geistern und Flüchen zu schützen.


    Nun kommt Oberon und träufelt ihr den Zaubertrank in die schlafenden Augen.


    Um auch mal die Übersetzungen vergleichen zu können, will ich hier seinen Zauberspruch dazu zitieren:


    Was du wirst erwachend sehn,
    wähl es dir zum Liebsten schön;
    seinetwegen schmacht und stöhn,
    sei es Brummbär, Kater, Luchs,
    borstger Eber oder Fuchs;
    was sich zeigt an diesem Platz,
    wenn du aufwachst, wird dein Schatz,
    sähst du gleich die ärgste Fratz!


    Lysander und Hermia erscheinen. Sie haben sich verirrt und sind müde und brauchen erst mal Schlaf. Mit huldvollsten Worten einigen sie sich auf Hermias Bitte, dass Lysander ihr nicht zu nahe kommen solle, um ihre Tugend zu wahren. Also legen sie sich etwas entfernt voneinander nieder und schlafen.


    Da kommt der Droll daher, der ja auf der Suche nach Demetrius und Helena ist. Er hält Lysander für den Gesuchten und beträufelt ihn mit den Liebestropfen. Besonders gefiel mir dabei dieser Vers des Zauberspruchs:


    Die Arme darf nicht liegen nah
    Dem Schlagetot der Liebe da.
    Allen Zauber dieses Taus,
    Flegel, gieß ich auf dich aus.


    Wie´s der Teufel will, kommen nun natürlich Demetrius und Helena daher. Demetrius versucht weiterhin, seine hartnäckige Verehrerin abzuschütteln und geht. Da sieht Helena Lysander liegen und will ihn wecken.


    Lysander, der vom Liebestau verzaubert wurde, ist ab sofort in Helena verliebt.


    "Nicht Hermia, Helena ist jetzt mein Leben.
    Wer will die Kräh nicht für die Taube geben?"


    Doch Helena fühlt sich nun auch noch verspottet und beklagt sich darüber und geht.


    Als Hermia aufwacht und nach ihrem geliebten Lysander sucht und sich von ihm Hilfe in der Wildnis erwartet, ist er bereits verschwunden, um Helena zu suchen.

  • Noch verworrener kann eine Liebesgeschichte einfach nicht sein. Wenn auch mit Magie ;-). Lysander ist hinter Helena her, die hat aber nur Augen für Demetrius, der wiederum Hermia liebt, die aber will Lysander.


    Ich lese Shakespeare übrigens überhaupt nicht gern auf Deutsch. Ich finde, dass seine Sprache auf Englisch irgendwie magischer klingt. Auf Deutsch sind die Zitate zwar auch nicht schlecht, aber in Originalsprache haben sie so einen Charme, den ich nicht beschreiben kann.


    So, jetzt les ich mal noch ein paar Seitchen ...


    Belle, welche Version liest du?

  • Ich bin jetzt auch so weit.
    Das ist ja ein gehöriger Knoten, der da entsteht...


    Oberon ist eifersüchtig auf den indischen Knaben, den Titania unter ihre Fittiche genommen hat. Sie tat das, weil seine Mutter zu ihrer Gefolgschaft gehörte und bei der Geburt starb. Er allerdings beobachtet dieses Verhältnis mit Misstrauen. Ja, so entstehen Shakespear'sche Konstellationen...


    Schade, oder vielleicht auch ganz gut, dass wir nicht erfahren, was für eine Blume das ist, deren Saft beim ersten Anblick Liebe erzwingt :gruebel
    Naja, funktioniert ja auch nur, wenn der Lieberpfeil die Blume trifft... :grin


    Zitat

    Original von Groupie
    ...
    Ich lese Shakespeare übrigens überhaupt nicht gern auf Deutsch. Ich finde, dass seine Sprache auf Englisch irgendwie magischer klingt. Auf Deutsch sind die Zitate zwar auch nicht schlecht, aber in Originalsprache haben sie so einen Charme, den ich nicht beschreiben kann.
    ...


    Ich würde es auch gerne im Original lesen, aber das überfordert, glaube ich, meine Englischkenntnisse, leider.

  • Zitat

    Original von Groupie



    Ich lese Shakespeare übrigens überhaupt nicht gern auf Deutsch. Ich finde, dass seine Sprache auf Englisch irgendwie magischer klingt. Auf Deutsch sind die Zitate zwar auch nicht schlecht, aber in Originalsprache haben sie so einen Charme, den ich nicht beschreiben kann.


    Groupie, das ist mir auch aufgefallen. Die Textstellen die ich auf Enlisch verstehe, klingen wirklich viel schöner als die deutsche Übersetztung!!


    Dieser zweite Akt hat mir richtig gut gefallen!
    Es ist so eine schöne Vorstellung wenn Elfen im Wald bei Mondschein zusammen singen und tanzen! Da wäre ich mal gerne dabei zum zusehen! :-)
    Helena ist ja mehr als furchtbar, wie sie Demetrius nachläuft und ihn anschmachtet. Sie will sich von ihm wie einen Hund behandeln lassen.... Ich finde sie immer noch unsympathisch!
    Und das dann Lysander ausgerechnet Helena erblicken muss, als er die Augen aufschlägt und vom Liebesstaub verzaubert ist macht die ganze Sache dann natürlich sehr verworren.


    Also mir macht das Lesen bis jetzt richtig viel Spaß!! :-] Ich bin froh, dass ich mir die Reclam Ausgabe zugelegt habe mit Englisch und Deutsch. Da kann man so gut vergleichen!!

  • Zitat

    Original von Groupie
    Ich lese Shakespeare übrigens überhaupt nicht gern auf Deutsch. Ich finde, dass seine Sprache auf Englisch irgendwie magischer klingt. Auf Deutsch sind die Zitate zwar auch nicht schlecht, aber in Originalsprache haben sie so einen Charme, den ich nicht beschreiben kann.


    :write
    Ich finde auch die deutschen Namen ziemlich gewöhnungsbedürtig. Allein den Namen Droll :-(, da ist mir Puck doch viel sympathischer.


    Hier passiert ja einiges. Und Oberon scheint ja sehr eifersüchtig zu sein. Mal sehen, was mit der Blume noch so alles falsch läuft.. :lache

  • Zitat

    Original von Clare
    [quote]Original von Groupie


    Ich würde es auch gerne im Original lesen, aber das überfordert, glaube ich, meine Englischkenntnisse, leider.


    Ich dachte auch erst, das wird mir zu schwer - aber erstaunlicherweise komme ich mit der rein englischen Ausgabe ganz gut klar und verstehe alle Zusammenhänge. Außerdem klingt es im Original wirklich schöner:
    "Farewell, thou lob of spirits; I'll be gone.
    Our Queen and all her elves come here anon."

  • Zitat

    Original von Tokala


    Ich dachte auch erst, das wird mir zu schwer - aber erstaunlicherweise komme ich mit der rein englischen Ausgabe ganz gut klar und verstehe alle Zusammenhänge. Außerdem klingt es im Original wirklich schöner:
    "Farewell, thou lob of spirits; I'll be gone.
    Our Queen and all her elves come here anon."


    Ich glaube, ich nehme mir da mal für die nächste Shakespeare-LR vor. :chen
    Es gibt ja auch diese Ausgaben, in denen Original und Übersetzung parallel stehen. Ich möchte den Originalklang schon mal hören.
    Mein Traum wäre ja mal eine Theatervorstellung von Hamlet im Original! :-]


  • Mich wundert, dass hier Lysander von Vernunft spricht: " Mir sagt Vernunft, daß Euch der Preis gebührt."

  • Ich schleiche mich auch mal kurz hier rein. Vor mir liegt die Erich Fried Übersetzung und die finde ich recht gut. Jedenfalls holpert fast gar nichts und Puck heißt Puck....


    Ich habe eine englische Aufführung vom Hamlet vor vielen vielen Jahren in London im Holland Park gesehen. Vom Fenster der Jugendherberge aus. Verstanden habe ich leider eher wenig, aber ich erinnere mich daran, wie eindrucksvoll es klang.

  • Zitat

    Original von Groupie


    Ich lese Shakespeare übrigens überhaupt nicht gern auf Deutsch. Ich finde, dass seine Sprache auf Englisch irgendwie magischer klingt. Auf Deutsch sind die Zitate zwar auch nicht schlecht, aber in Originalsprache haben sie so einen Charme, den ich nicht beschreiben kann.


    Da bin ich ganz deiner Meinung! Droll hört sich doch blöd an! Ich finde die Übersetzungen der Namen grundsätzlich ungünstig. Siehe Holzapfel und Schlehwein in Viel Lärm um nichts. :bonk


    Deshalb bin ich dazu übergegangen Shakespeare auf Englisch zu lesen, ABER mit dem Kindle. Wenn ich mal was wirklich nicht verstehe, erklärt mir die Dictionary Funktion die Bedeutung des Wortes. Ich habs auch mit der Deutsch/Englisch Reclam Ausgabe probiert, aber das war mir zu kompliziert. Wenn man da nur ein einziges Wort nicht versteht, muss man im Deutschen trotzdem den ganzen Absatz lesen um es zu finden.


    @ Clare
    Hier mal ein kleiner Vorgeschmack.
    www.die Seite die man nicht verlinken kann, namens you tube.com/watch?v=RDPT2e26SgY
    www.siehe oben.com/watch?v=HJeZcEojh2U


    Ich liebe die DVDs vom Globe. Mittlerweile hab ich eine ganze Sammlung davon. Nächstes Jahr werd ich nach London zu ner Aufführung von Julius Caesar im Globe fahren. (So ist zumindest der Plan)

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach

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  • Leider reicht mein Englisch für Shakespeare auch nicht aus und die Deutsch-englischen Ausgaben finde ich auch zu kompliziert.


    Der zweite Akt hat mir auch sehr gut gefallen, vor allem die Elfen finde ich toll.
    Die Blume, die für so viel Verwirrung sorgt, ist laut Amerkungen in meinem Hamburger Leseheft übrigens ein Stiefmütterchen.


  • Vielen Dank für den Link!
    Ich habs mir gerade ein bisschen auf you tube angeschaut, es ist richtig gut und lustig gemacht!
    So eine Aufführung im Original in London zu sehen muss wirklich ein Erlebnis sein!! Viel Spaß dabei!

  • Zitat

    Original von Belle Affaire
    Titania wirft Oberon eifersüchtig vor, jetzt wieder bei ihr angekrochen zu kommen, wo seine Angebete sich wohl vermählen wolle.


    Dabei ist mir aufgefallen, dass Shakespeare wirklich die Heldensage von Theseus mit der ganzen Vorgeschichte hier eingebaut hat. Mich wundern diese zahlreichen Anspielungen ein bisschen. War das damalige Theaterpublikum so gebildet, dass es diese Zusammenhänge verstanden hat? Soweit ich weiß, wurde doch eher für das "gemeine" Volk gespielt, oder?



    Zitat

    Original von Rouge
    Helena ist ja mehr als furchtbar, wie sie Demetrius nachläuft und ihn anschmachtet. Sie will sich von ihm wie einen Hund behandeln lassen....


    Helenas Verhalten ist schon grenzwertig! Andererseits lebt das Stück natürlich von der Übertreibung! Aber trotzdem, einen Mann so nachzulaufen - da muss schon sehr viel Verblendung im Spiel sein.


    Aber Lysander ist ja auch alles andere als zimperlich! Wie er über die arme Hermia herzieht! :hau Wenigstens schläft sie und bekommt seine Schmähungen nicht mit!


    Zwar etwas albern, aber durchaus putzig fand ich das Schlaflied der Elfe für die Elfenkönigin. Das hat schon etwas einschläferndes!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Zitat

    Original von Lese-rina


    Dabei ist mir aufgefallen, dass Shakespeare wirklich die Heldensage von Theseus mit der ganzen Vorgeschichte hier eingebaut hat. Mich wundern diese zahlreichen Anspielungen ein bisschen. War das damalige Theaterpublikum so gebildet, dass es diese Zusammenhänge verstanden hat? Soweit ich weiß, wurde doch eher für das "gemeine" Volk gespielt, oder?


    Ich weiß nicht, ob die meisten Zuschauer damals (und heute :lache) die Anspielungen verstanden haben, finde aber, dass die Geschichte auch ohne Vorkenntnisse der Sagen und Mythologien funktioniert.

  • Zitat

    Original von Zwergin


    Ich weiß nicht, ob die meisten Zuschauer damals (und heute :lache) die Anspielungen verstanden haben, finde aber, dass die Geschichte auch ohne Vorkenntnisse der Sagen und Mythologien funktioniert.


    Ehrlich gesagt, ich kenne die Geschichte von Theseus auch nicht. :schaem Nur ein bisschen was von Minotaurus ist mir in Erinnerung.

  • Ich kannte sie auch nicht, bevor ich sie in Wikipedia nachgelesen habe :-]. Shakespeare bildet also ungemein! :lache Und ich gebe gerne zu, dass ich ohne sehr detailliertes Lesen wie hier in der Leserunde einfach darüber hinweg gelesen hätte. Natürlich funktioniert die Geschichte auch ohne Wissen um diese Hintergrundgeschichten, allerdings frage ich mich, wieso sie Shakespeare so zahlreich in seine Geschichte eingebaut hat. Irgendwas muss er sich dabei ja gedacht haben. :gruebel

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021