Ich und Earl und das sterbende Mädchen - Jesse Andrews [ab 14 Jahre]

  • Klappentext:
    Was Greg mag: sich in der Schule so unauffällig zu verhalten, dass er nahezu unsichtbar wird. Gelegentlich mit seinem Freund Earl einen Film zu drehen. Seine Ruhe. Was er nicht mag: die Idee seiner Mutter, der todkranken Rachel beizustehen. Womit er nicht gerechnet hat: Rachel selbst, die keinen braucht, der sie bemitleidet, und die ihre ganz eigene Vorstellung von jenen Tagen hat, die ihre letzten sein könnten …
    Die Taktik des siebzehnjährigen Greg ist ganz klar: Sich möglichst aus allem raushalten, so übersteht man die Highschool-Jahre am besten, ohne in irgendeiner unliebsamen Clique zu stranden. Einzig mit dem zynischen Earl ist Greg befreundet – wobei »befreundet« es nicht ganz trifft. Earl und er haben vielmehr ein gemeinsames Projekt. Sie drehen Filme, in denen sie den Klassikern der Filmgeschichte nacheifern. Als Gregs Sandkastenfreundin Rachel an Leukämie erkrankt und Greg sich »um sie kümmern« soll, sieht er nur eine Chance, dem Auftrag nachzukommen und gleichzeitig seinen Prinzipien treu zu bleiben: Greg und Earl drehen einen Film für Rachel. Und irgendwann währenddessen kommt Greg dann doch aus der sicheren Distanz hinter der Kamera hervor und nimmt von Rachel Abschied …


    Autor:
    (Quelle: Heyne fliegt)
    Jesse Andrews hat einen Harvard-Abschluss und lebte schon in Spanien und Deutschland (wo er in einer Jugendherberge arbeitete). Er kommt ursprünglich aus Pittsburgh, Pennsylvania, und wohnt derzeit in Brooklyn, New York. Ich und Earl und das sterbende Mädchen ist sein Debüt-Roman.
    Eigene Meinung:
    Greg ist einer der Schüler, die froh sind, wenn sie in der Versenkung abtauchen können. er ist nicht sehr hübsch, nicht sportlich und immer einer der ersten beim Wettlauf um Fettnäpfchen. Man könnte jedoch auch sagen, dass er ein Individualist ist. Individuell in seinen Interessen, individuell was die Auswahl seiner Freunde angeht und besonders individuell beim anbaggern von Mädchen. So sehr, dass dies bisher immer nach hinten losgegangen ist.
    Dann bekommt er die Nachricht, dass Rachel, eins der Mädchen, mit der er mal ein bisschen befreundet war, Leukämie hat. Eine Krankheit die sich überall in seinem Körper verteilt und im schlimmsten Fall mit dem Tod endet. Seine Mutter erwartet von ihm, dass er sich um Rachel kümmert, was er dann auch mehr oder weniger willig tut. Und trotz dieser eher negativen Erfahrungen und widrigen Umstände, findet er nach und nach in ein relativ normales Sozialleben.
    Bei mir hinterlässt "Ich und Earl und das sterbende Mädchen" eher gemischte Gefühle. Ich hatte mir viel vom Roman versprochen, vor allem was Gefühl und das gewisse Etwas angeht und das wurde nur zum Teil erfüllt.
    Ich glaube die größten Probleme hatte ich einfach mit der Schreibe. Greg erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive und spricht dabei immer wieder den Leser an. Dies entspricht nicht so sehr meinem persönlichen Geschmack und hätte auch noch ein bisschen besser umgesetzt werden können. Dazu kommt dann noch, dass der Roman an einigen Stellen eher holprig und etwas plump übersetzt war.
    Nichts desto trotz ist "Ich und Earl und das sterbende Mädchen" kein schlechtes Buch. Dem Autor ist es auf jeden Fall gelungen mich laut zum Lachen zu bringen. Das ist nicht so ganz einfach und auch, wenn die Witze manchmal eher auf einem "American Pie"-Niveau waren, haben sie mich immer mitreissen können. Ein bisschen getreu dem Motto "Sex sells" lesen wir zwar häufig Titten, Muschi und Fick dich, aber es passt einfach total gut in den vom Autor kreierten Rahmen.
    Auch die Charaktere mochte ich ganz gern. Greg ist ein 17-jähriger Protagonist, der ein bisschen nerdig ist und sich mit seiner Unbeholfenheit nicht unbedingt ins Herz seiner Mitschülerinnen redet, aber ganz sicher von Lesern gemocht wird. Ebenso sein Freund Earl, der in einer großen Familie aus Halb-, Stief- und Vollgeschwistern lebt und deshalb schon früh gelernt hat sich durchzubeißen.
    Am Ende des Buches gelingt es dem Autor dann mich nicht nur zum Lachen zu bringen, sondern auch ein wenig an tieferen Gefühlen zu rühren.
    Fazit:
    "Ich und Earl und das sterbende Mädchen" ist ein Debütroman, von dem ich mir ein bisschen mehr Authentiziztät gewünscht hätte, ebenso wie das gewisse Etwas, das eine Geschichte mit der Grundidee wie dieser, unvergesslich macht. Protagonist Greg konnte mich jedoch häufig zum Lachen bringen, was dem Jugendbuch wieder ein paar Pluspunkt beschert.

  • Greg ist ein typischer Teenager, unsicher in dem was er tut und in dem was er will. Zusammen mit seinem besten (und einzigen) Freund Earl dreht er Filme, zeigt sie aber niemanden. Als er eines Tages erfährt, dass seine damalige Freundin Rachel an Leukämie erkrankt ist und seine Mutter ihn zwingt sich wieder mit ihr anzufreunden, tut er dies widerwillig und verbringt mit Rachel und Earl viel, viel Zeit. Rachel ist auch die erste die ihre Filme sehen darf...


    Vorab: Wer hier ein Buch im Stile von "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" erwartet, der wird schwer enttäuscht werden. Die Geschichte wird aus Gregs Sicht erzählt und direkt zu Beginn auf Seite 8 erklärt er dazu "Falls das eine korrekte Wiedergabe eurer Gedanken ist, solltet ihr das Buch am besten gleich in die nächste Tonne treten und dann so schnell wie möglich wegrennen". Und damit hat er absolut recht. Greg selbst sagt, dass dies kein Krebsbuch ist. Jedenfalls kein typisches. Irgendwie hat er recht und irgendwie auch wieder nicht. Ich finde schon, dass es ein Krebsbuch ist, allerdings eher eines, was die Sicht eines unwillig Beteiligten schildert, der unbedarft an diese Dinge ran geht, wenig emotional ist und sich selbst erst noch begreifen muss: aus der Sicht des Teenagers Greg nämlich.


    Greg ist wie gesagt die Hauptfigur in diesem Buch, aus dessen Sicht wir die Geschichte mitbekommen. Er ist unsicher und versucht generell jedem gefällig zu sein, ohne jedoch seine eigene Individualität zu entwickeln oder überhaupt erst zu entdecken. Er hat mit den typischen Teenager-Problemen zu kämpfen, nämlich in der Schule nicht zu sehr aufzufallen um nicht gedisst zu werden, irgendwie mit seinen Eltern und Schwestern klar zu kommen und überhaupt seinen eigenen Weg zu finden, zu verstehen, wer er überhaupt ist. Natürlich spielen auch Mädchen eine große Rolle und auch wenn er noch keine großen Erfahrungen in dieser Sache hat, ist es ihm eine Herzensangelegenheit, wie natürlich jedem Jungen in seinem Alter. In dieser Situation wird er von seiner Mutter dazu gedrängt wieder Kontakt mit Rachel aufzunehmen, die schwer erkrankt ist, wahrscheinlich sterben wird, und mit der er seitdem er sie damals noch im Kindesalter ziemlich verletzte hat, keinen Kontakt mehr pflegte. Greg legt sich also mächtig ins Zeug um dem Wunsch seiner Mutter nachzukommen und es gelingt ihm sich wieder mit Rachel anzufreunden. Zunächst ist auch alles gut, die beiden und schließlich auch Earl kommen gut miteinander aus. Greg weiß zwar, dass Rachel wahrscheinlich sterben könnte und findet dies auch schlimm und traurig, aber - so wird es in der Geschichte deutlich - er versteht eigentlich nicht, was dies genau bedeutet. Erst im Laufe der Zeit, wenn es Rachel schlechter und schlechter geht, wird aus Gregs Verhalten deutlich, dass er langsam zu begreifen beginnt.


    Ich kann verstehen, dass das Buch zu Beginn ziemlich nerven kann, denn Greg erläutert wirklich Dutzende von Malen, dass er nix kann und nix ist und auch nicht versteht, dass jemand diesen Stuss, den er da schreibt überhaupt lesen kann. Das ist am Anfang noch recht amüsant, fängt dann aber doch schnell an zu nerven. Auch mich hat dies zwischenzeitlich genervt, aber ich fand den Schreibstil ganz angenehm flüssig und auch den ungewöhnlichen Aufbau des Buches interessanter, so dass ich einfach weiter lesen musste. Dieses Buch drückt nicht auf die Tränendrüse indem es vom Leiden der Kranken erzählt und vom Leid und der Trauer der Angehörigen, ich finde, hier geht es viel subtiler vor. Zwischen den Zeilen wird dem Leser zu verstehen gegeben, wie sehr Greg mit der gesamten Situation überfordert ist, wie sehr er eigentlich mit sich selbst beschäftigt ist und das nicht aus egoistischen Gründen, sondern weil er selbst erst erwachsen werden muss, an dieser Situation, in die er hinein gedrängt wurde, aber verzweifelt und am Ende bricht. Und das hat mich wirklich gerührt. Nicht zu Tränen, muss ich gestehen, wie es bei anderen Büchern dieser Art der Fall war, aber es hat mich gerührt.


    Insgesamt fand ich dieses Buch schon recht gut und vor allem aber auch viel realistischer als andere Krebsbücher, weil hier die Protagonisten einfach als das beschrieben wurden, was sie waren: Heranwachsende, die ihren Weg erst noch finden müssen.

  • Die Story an sich klingt super, was auch der Grund dafür war, dass ich dieses Buch unbedingt lesen wollte. Anfangs fand ich es auch noch nett, obwohl mich der Schreibstil (Greg spricht den Leser oft an, klingt pseudocool) schon da nicht umgehauen hat. Zu Beginn musste ich auch noch einige Male lachen oder schmunzeln, denn Gregs Humor ist meistens gut.


    „Ich würde mich wirklich steigern müssen, um nicht der mieseste Freund in der Geschichte sterbender Mädchen zu werden.“ (S. 165)


    Doch je weiter ich im Buch kam, umso mehr fehlte mir etwas: vielleicht die Tiefe der Geschichte, vielleicht ein gewisser Spannungsverlauf oder viele lustige Szenen. Ich kann es gar nicht genau sagen, ich weiß nur, dass mir das, was das Buch mir geboten hat, nicht ausreichte.


    Dazu kommt, dass Greg nun mal Filmemacher ist und sowohl einige Filme, die er gedreht hat, in einer Art Drehbuch zusammenfasst, aber auch manche seiner Erlebnisse den Lesern auf diese Weise präsentiert. Viele mögen das als besonders gelungenes Stilmittel empfinden – meinen Geschmack hat es schlichtweg nicht getroffen.


    „Ich und Earl und das sterbende Mädchen“ ist kein schlechtes Buch und ich habe es auch nicht ungern gelesen, ich habe aber viel mehr erwartet und kann im Nachhinein nur sagen, dass mir die Geschichte und Figuren egal sind. Deswegen gibt es auch ganz durchschnittliche 5 von 10 Sternen.


    Ich rate euch trotzdem, auch andere Rezensionen zu dem Buch zu lesen, denn ich weiß, dass es auch viele positive Stimmen gibt.

  • Zuerst ist Gregs Art gewöhnungsbedürftig. Dann tirfft man Earl und Greg scheint auf einmal nicht mehr das schrägste Kerlchen im Universum zu sein.
    Es sind zwei unreife Kinder, die mit einer Situation konfrontiert werden, die das schlechteste aus ihnen rausholt. Und manchmal aus Versehen auch was Gutes.


    Der Schreibstil ist arg unreif, aber das passt sehr gut zu Greg. Er ist wie er ist. Redet viel über Kotze und was ihm noch so wichtig erscheint. Will immer jemanden in die Fresse hauen (meistens sich selbst) und hasst die Highschool.
    Dass seine Mutter ihn zwingt, sich mit einem sterbenden Mädchen zu beschäftigen, bringt sein ganzes Leben durcheinander.
    Sein (seiner Meinung nach) genialer Plan, unsichtbar durch die Oberstufe zu kommen, wird ruiniert und er kommt immer wieder in Situationen, mit denen er nicht umgehen kann. Es wird ungemütlich für ihn. So ist das Leben.


    Ich bin ein Fan von ungewöhnlichen Figuren und darum hat das Buch mir gefallen. Ein bisschen viel Kotze, aber ansonsten gut.



    8 Punkte



    ASIN/ISBN: 3453267842

    Viele Grüße
    Inks



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