'Menon' - Seiten 39 - 55

  • Wenn aber alles was lebt auch beseelt ist, warum nicht auch Viren? Viren kann ich mit Impfstoffen abtöten. Was ich töten kann, muss voher gelebt haben.


    Und was heisst "leben" überhaupt?
    Ein Amöbe bedeutet Leben. Ein Einzeller auch. Bakterien vermehren sich, leben. Es gibt kristalline Strukturen, die sich "fortpflanzen" und sich somit vermehren. Der Mensch an sich besteht aus einer aberwitzigen Anzahl von Atomen, die wiederum Zellen, die wiederum all das bilden, was wir Leben ausmachen.


    Genau die gleichen Atome sind es aber, die auch einen Kieselstein formen oder einem Sandkorn seine Struktur geben.


    Was bedeutet also schon Leben? Ist es nicht die Seele, die den Menschen aus der Masse von Leben hervorhebt?


    Ich bin mir nicht sicher, ob das alles noch mit Platon zu tun hat, deswegen entschuldige ich mich schon mal vorab für das evtl. offtopic.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Iris
    Das heißt es. Alle Lebewesen -- auch die Pflanzen -- sind besselt, denn Seele ist das, was das Leben mitbringt (war das jetzt im Phaidon oder im Phaidros :gruebel), und die Funktion, die Leben bedingt ist letztlich nichts anderes, als die Fähigkeit, unterscheiden zu können (i.e. den Widerspruchssatz anwenden zu können).


    Das war im Phaidon [105c-d]


    "Was muss dem Leib innewohnen, wenn er leben soll?"
    "Eine Seele"
    "Und ist das immer so?"
    "Ja selbstverständlich."
    "Wird also die Seele, wovon sie auch immer Besitz ergreift, immer das Leben mit sich bringen?"
    "Ja, das wird sie."


    Und vorher [ 66e-67c] sagt er: "Ist es denn nicht das, was wir als "Tod" bezeichnen: die Erlösung und Befreiung der Seele vom Leib?"


    Aber das ist schon wieder ein anderes Thema...


    lg Iris

  • Zitat

    Original von Doc als Gast
    Wenn aber alles was lebt auch beseelt ist, warum nicht auch Viren? Viren kann ich mit Impfstoffen abtöten. Was ich töten kann, muss voher gelebt haben.


    Und was heisst "leben" überhaupt?


    Doc, wenn du mein voriges Posting nochmal durchliest, dann beantworten sich diese Fragen von selbst.


    "Viren abtöten" ist eine unangemessene Ausdrucksweise. Viren kann man quasi unschädlich machen, indem man die molekularen "Andockbrücken" zu den Zellen (das, was die Zelle mit körpereigenen Andockstellen verwechselt) oder die Oberfläche des Virus beschädigt oder molekular verändert. Ein Virus ist eine passive biologische Struktur, die selbsttätig keine Lebensfunktion erfüllt, weshalb auch viele Biologen Viren nicht als Lebewesen bezeichnen. Ein Virus hat keinen Stoffwechsel, es bewegt sich nicht, und es vermehren sich nicht selbst.
    Wenn ein Virus auf eine Zelle trifft, nimmt die Zelle es bereitwillig durch die Menbran auf, weil sie es mit etwas Vertrautem verwechselt. Dann baut sie es in ihre Stoffwechselprozesse ein, wobei das Virus vollständig in seine Bestandteile aufgelöst wird. Wenn dann Viren-RNA in den Replikationsprozeß der Zelle gerät, baut sie aus ihren Bestandteilen solange Viren, bis sie daran zugrundegeht. Bei der Auflösung der zerstörten Zelle werden die von ihr replizierten Viren in die Umgebung entlassen, wo andere Zellen auf sie treffen, sie aufnehmen ...
    Der aktive Part in diesem Prozeß ist die Zelle, nicht das Virus.