Die Liebe der Baumeisterin - Heidi Rehn

  • Die Liebe Der Baumeisterin von Heidi Rehn
    erschienen 2013 im Knaur Verlag
    747 Seiten incl Glossar und Anhang
    eine kleiner Landkartenausschnitt zu dem in der Handlung vorkommenden Gebiet



    Kuzbeschreibung laut Amazon:


    Preußen, 1544: Unter Herzog Albrecht erlebt das Land eine große Blütezeit. Alles scheint möglich. So will auch die junge Dora ihr Talent leben und als Baumeisterin in die Fußstapfen des weniger begabten Vaters treten. Der aber verheiratet sie aus Geldnot mit dem fast dreißig Jahre älteren Urban. Wider Erwarten wird die Ehe glücklich, und Urban ermutigt Dora sogar, als Baumeisterin zu arbeiten. Ausgerechnet den jungen Nürnberger Baukünstler Veit aber stellt er ihr als Unterstützung zur Seite. Bald schon hegen die beiden verbotene Gefühle füreinander. Als Urban bei einem schrecklichen Unfall stirbt, gerät Veit sofort unter Verdacht, seine Hand im Spiel gehabt zu haben. Zwei Jahre später deckt Dora die wahren Hintergründe von Urbans Tod auf und begibt sich auf eine gefährliche Reise nach Krakau, um den Geliebten vor dem Galgen zu retten...



    Über die Autorin


    Heidi Rehn, geboren und aufgewachsen im romantischen Mittelrheintal, entdeckte schon früh ihre Leidenschaft für Geschichte und Geschichten. Nach dem Studium der Germanistik und Geschichte arbeitete sie zunächst als Journalistin, bevor im Jahr 2000 ihr erster Roman erschien. Seither hat sie das Schreiben nicht mehr losgelassen. Nach drei historischen Kriminalromanen konzentriert sie sich inzwischen ganz auf historische Romane. Sie lebt und arbeitet in München, reist jedoch leidenschaftlich gern zu den Schauplätzen ihrer Romane.



    Meine Meinung:


    Der Schreibstil ist leicht lesbar trotz dem Hauch altertümlicher Sprache der sich oft findet. Zur Erklärung spezieller Ausdrücke zB zur Kleidung oder Bauelemente gibt es ein Gosslar. Ich bin aber fast ohne nachsehen zurechtgekommen ;-). Die fiktiven Figuren sind zum Teil an gut recherchierte wirklich nachgewiesen gelebte Personen angelehnt, was der Geschichte ein Stück Authentizität gibt. Es ist sehr angenehm das der Roman nicht von überzogenen Dramen und an den Haaren herbeigezogenen Handlungen und Liebesverwicklungen tropft :grin, was ich persönlich so gar nicht leiden kann. Auch die Auflösung der Handlungsfäden und das Ende sind durchaus nachvollziehbar und glaubhaft des es so gewesen sein *könnte*.


    Fazit: Ein sehr gelungener historischer Roman dem man seine Geschichte auch wirklich abnehmen kann das es so gewesen sein könnte :-)

    :weihnachtsbaum


    c0624.gif Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg--Jenny Colgan

    Chroniken von Deverry 2 --Katharine Kerr
    Drachenelfen , die Windgängerin -- Bernhard Hennen

  • Preußen im 16. Jahrhundert, die Schauplätze sind vor allem Königsberg und Krakau.


    Geschildert wird das Leben der Familie Selege. Vater Wenzel muß aus Geldnot seine Tochter Dora mit dem wesentlich älteren Urban verheiraten. Wie damals üblich, muß die Tochter trotz ihres eigenen Hausstands ins Elternhaus kommen, um Bier zu brauen. Dora hingegen hat eine Leidenschaft für die Baukunst und die Braukunst und die damit zusammenhängende Arbeit ist für sie eher eine Strafe. Bei ihrem Bruder Jörg verhält es sich gerade umgekehrt, er soll in die Fußstapfen des Vaters treten und Baumeister werden, ihn zieht es aber eher zur Braukunst.


    Dora bekommt durch ihren Ehemann Unterstützung, er lässt sie das neue Haus planen. Da sie als Frau in diesem Metier von den Handwerkern nicht akzeptiert wird, stellt er ihr Veit zur Seite. Dieser ist er vor Kurzem zusammen mit ihrem Bruder Jörg und dessen Frau Gret aus Nürnberg gekommen. In Veit sieht Dora den Mann aus ihren Träumen. Als Urban auf der Baustelle wegen einer Nachlässigkeit getötet wird, flieht Veit.


    Nun fragt sich der Leser wie geht es weiter, bekommen sich die Beiden oder wer steckt hinter den Intrigen, die Urban mit seinem Leben bezahlen musste? Wie könnte es gewesen sein? Was für Geheimnisse gab es in Nürnberg und wer ist der Vater von Gret?



    Der Schreibstil war flüssig und angenehm zu lesen. Die Seiten flogen nur so dahin. Dem Buch merkt man die intensive Recherche und die Leidenschaft der Autorin für die Zeit und die Architektur an. Sie hat es geschafft, durch ihre Erzählweise die Örtlichkeiten und Bauten so zu schildern, daß ein Kopfkino ablaufen konnte. Die einzelnen Figuren werden so beschrieben, daß man sie gut vor Augen hat, mit ihnen durchs Leben geht, sich mit ihnen freut und auch bangt.



    Zum Ende noch ganz kurz: Das Cover finde ich passend und geschmackvoll. Das Glossar war sehr hilfreich, ebenso positiv fand ich die Nachbemerkungen der Autorin, die Landkarte und natürlich das Lesebändchen. Das Personenregister möchte ich nicht unerwähnt lassen, hier wurden die historisch belegten Personen besonders gekennzeichnet.


    Alles in allem ein unterhaltsames Lesevergnügen!




    Ich habe das Buch im Rahmen der Leserunde mit Autorin gelesen und möchte mich nochmals bei Wolke und dem Verlag für das Buch bedanken - der Autorin für ihre schnellen und ausführlichen Antworten auf unsere Fragen/Anmerkungen.

  • Preußen im 16. Jahrhundert.


    Aus Geldnot verheiratet der Vater die junge Dora an den fast dreißig Jahre älteren Urban. Dieser ermutigt sie ihr Talent als Baumeisterin zu nutzen und stellt ihr den jungen Nürnberger Baukünstler Veit als Unterstützung zur Seite. Bald schon hegen die beiden verbotene Gefühle füreinander. Bei einem furchtbaren Unfall stirbt Urban und Veit macht sich aus dem Staub und gerät dadurch natürlich unter Verdacht, mit dem Unfall in Verbindung zu stehen.


    Zwei Jahre später begibt sich Dora auf eine gefährliche Reise nach Krakau um die wahren Hintergründe von Urbans Tod aufzudecken und um Veit zu entlasten.


    Das Buch liest sich flüssig und ich fühlte mich gleich ins 16. Jahrhundert hineinversetzt. Die einzelnen Personen wurden so glaubhaft beschrieben, dass ich immer wissen wollte wie es denn jetzt weiter geht. Mich hat nur am Anfang des Buches die Schwärmerei von Dora gestört. Das war mir zu viel.


    Ich vergebe 9 Punkte und freue mich schon auf nächstes Jahr und auf ein neues Buch der Autorin.

  • Zum Inhalt wurde ja schon einiges gesagt.
    Ich durfte das Buch auch in der Leserunde mit der Autorin lesen, danke nochmal dafür und danke an den Verlag für das Freiexemplar!


    Ich hatte am Anfang etwas meine Probleme mit dem Buch. Ich habe einfach keinen richtigen Zugang zu den handelnden Personen gefunden, da deren Verhalten für mich teilweise einfach nicht nachvollziehbar war und für mich nicht wirklich in die Zeit gepasst haben.
    Als dann aber Urban gestorben war und Dora aufbricht, das Geheimnis um ihren Mann und dessen Tod zu lösen, hat es mich gepackt und ich habe das Buch gerne zu Ende gelesen.
    Am Ende hat sich ja auch alles stimmig gefügt und sogar Figuren, die anfangs eher unsympathisch waren, zeigten noch ihre positiven Eigenschaften und fanden einen passenden Platz im Leben.


    Als ganzes gesehen hat mir das Buch, nach einem holperigen Anfang, gut gefallen und es hat mich gut unterhalten!

  • Kurzbeschreibung (Quelle:Amazon)
    Preußen, 1544: Unter Herzog Albrecht erlebt das Land eine große Blütezeit. Alles scheint möglich. So will auch die junge Dora ihr Talent leben und als Baumeisterin in die Fußstapfen des weniger begabten Vaters treten. Der aber verheiratet sie aus Geldnot mit dem fast dreißig Jahre älteren Urban. Wider Erwarten wird die Ehe glücklich, und Urban ermutigt Dora sogar, als Baumeisterin zu arbeiten. Ausgerechnet den jungen Nürnberger Baukünstler Veit aber stellt er ihr als Unterstützung zur Seite. Bald schon hegen die beiden verbotene Gefühle füreinander. Als Urban bei einem schrecklichen Unfall stirbt, gerät Veit sofort unter Verdacht, seine Hand im Spiel gehabt zu haben. Zwei Jahre später deckt Dora die wahren Hintergründe von Urbans Tod auf und begibt sich auf eine gefährliche Reise nach Krakau, um den Geliebten vor dem Galgen zu retten...


    Produktinformation
    • Gebundene Ausgabe: 752 Seiten
    • Verlag: Knaur HC (1. November 2013)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3426653133
    • ISBN-13: 978-3426653135


    Biografie
    Heidi Rehn, geboren und aufgewachsen im romantischen Mittelrheintal, entdeckte schon früh ihre Leidenschaft für Geschichte und Geschichten. Nach dem Studium der Germanistik und Geschichte arbeitete sie zunächst als Journalistin, bevor im Jahr 2000 ihr erster Roman erschien. Seither hat sie das Schreiben nicht mehr losgelassen. Nach drei historischen Kriminalromanen konzentriert sie sich inzwischen ganz auf historische Romane. Sie lebt und arbeitet in München, reist jedoch leidenschaftlich gern zu den Schauplätzen ihrer Romane.



    Meine Meinung:


    Ich habe das Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen.
    Die Autorin ist mir von anderen Büchern her bekannt und ich mag ihren Schreibstil.
    Auch bei diesem Buch wurde ich nicht enttäuscht.
    An die anfangs ungewöhnlichen Ausdrücke der alten Sprache habe ich mich schnell gewöhnt, zumal im Anhang des Buches entsprechende Erklärungen waren. Die Autorin hat es verstanden, die Geschichte mit Hintergrundinformationen und einer Portion Romantik geschickt miteinander zu verknüpfen.
    Einige Passagen erschienen mir persönlich etwas zu ausführlich beschrieben, das hat aber dem gesamten Lesegenuss nicht geschadet. Schnell habe ich mich durch die 750 Seiten gelesen.
    Mir hat das Buch gut gefallen und von mir gibt es 9 vom 10 Eulenpunkten.


    Vielen Dank an Wolke und den Verlag für das Freiexemplar und an die Autorin für die geduldige Beantwortung aller Fragen. Es hat Spaß gemacht und ich freue mich schon jetzt auf das nächste Buch von Heidi Rehn.

  • Im Jahr 1544 geschieht in Preußen so einiges und Herzog Albrecht spielt eine große Rolle auch wenn er davon nicht weiß.
    Zu dieser Zeit erlebt Preußen auch seine Glanzzeit.
    Dora lebt zusammen mit ihrem Mann Urban dem Kammerherrn des Herzogs in Königsberg.
    Urban unterstützt Dora dabei als Baumeisterin zu arbeiten, auch wenn es nur Planungen für ihr zukünftiges Haus ist.
    Doch dann passiert ein schwerer Unfall und Dora ist sich ihrer Sache nicht so sicher wie sie es sein sollte und dann fehlt auch noch der Baumeister der Dora von Urban aus bei ihrer Arbeit auf der Baustelle unterstützen sollte.


    Die Autorin Heidi Rehn hat wieder einen wunderbaren Historischen Roman geschrieben, der wieder in Königsberg spielt.
    Auch hier ist es zwar eine fiktive Geschichte, die aber trotzdem mit wahren Begebenheiten gespickt ist.
    Auch hier ist es wieder eine Starke junge Frau, die entgegen der damaligen geltenden Traditionen sich sehr mit dem Beruf eines Baumeisters beschäftigt und darin auch Unterstützt wird bis ein Unfall passiert.
    Ebenso ist auch etwa kriminalistisches dabei wo etwas aufgedeckt wird was man vielleicht gar nicht glauben will oder kann.
    Da dies nicht der erste Roman der Autorin ist der in Königsberg spielt, konnte man dies auch an den Beschreibungen der Stadt und ihren Bewohnern anmerken. Denn inzwischen hat Heidi Rehn schon ein sehr gutes Gespür für die Stadt.
    Aber auch die Figurenbeschreibungen waren sehr detailreich so dass man sich alle sehr gut vorstellen konnte und man die Figuren beim Lesen auch vor Augen hatte.
    Gut gefallen hat mir auch, dass es Personenwechsel immer nur zu Beginn eines neuen Kapitels gab und man so einfach nicht durcheinander kam.
    Nur vielleicht hätte man auch als die Geschichte dann in zwei Städten spielte zu Beginn des Kapitels die Ortsbezeichnung angeben können.
    Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt, so dass man durch die Angaben zu Beginn des neuen Teiles immer wusste in welchem Jahr und wo der nächste Abschnitt spielt.
    Da ich nun mit diesem Buch fertig bin, bin nun doch gespannt wo wohl bzw. in welchem Jahrhundert wohl das nächste Buch der Autorin spielen wird. Denn dass es wieder in Königsberg oder Preußen spielt, dessen bin ich mir eigentlich sehr Sicher.
    Alles in allem hat mir das Buch wirklich gut gefallen und ich habe einige schöne Tage mit dem Buch in Königsberg und Krakau verbracht.

  • Dora Selege lebt mit ihrer Familie 1542 in Königsberg. Der Vater ist ein eher erfolgloser Baumeister, der Bruder soll einer werden, obwohl ihn die Baukunst überhaupt nicht reizt und interessiert. Dafür hat Dora ihre Freude an dieser Kunst und widmet dem Buch ihres berühmten Ahnen deutlich mehr Zeit, als dem zweiten Erwerb der Familie, der Brauerei. Zwar kann sie ihrem Bruder damit helfen, doch für den Vater ist dies ein Dorn im Auge. Um so eher möchte er Dora verheiraten, damit sie diese Flausen vergisst und sich endlich etwas anständigem widmet. Dora ist mit dem Bräutigam gar nicht einverstanden. Handelt es sich um Urban Stöckel, ein Mann, der im gleichen Alter wie ihr Vater ist.


    Zwei Jahre später hat Dora sich mit der Situation arrangiert und bringt ihrem Mann sogar so etwas wie Liebe entgegen. Kinder blieben beiden bislang verwehrt, aber noch besteht Hoffnung. Auch für Dora hat sich einiges verbessert, sie darf sich weiter der Baukunst widmen und ihr Mann unterstützt sie in ihrem Tun. Urban ist von ihrem Können so überzeugt, dass er sie beauftragt, ihr gemeinsames neues Haus zu planen. Damit auch alles seine Richtigkeit hat, stellt Urban zusätzlich den jungen Veit Singeknecht ein. Dieser soll Dora unterstützen und gegenüber der Handwerkszunft für den Bau verantwortlich sein. Alles geht gut, bis sich Dora und Veit ineinander verlieben. Dann geschieht ein Unglück auf der Baustelle. Urban verunglückt tödlich und Veit, in dem man schnell den Schuldigen sieht, muss fliehen. Für Dora bricht eine Welt zusammen. Nicht nur der Ehemann ist tot, nein, Dora trägt auch noch ihr gemeinsames Kind und konnte es ihm nicht mehr sagen. Auf dem Totenbett dagegen werfen Urbans letzte Worte viele Fragen für Dora auf. Und dann ist da noch die ungeliebte Base dritten Grades von Urban, die Dora das Leben mehr als schwer macht.


    Von Veit verlassen, mit einem Kind und einer missgünstigen Verwandten sieht Dora schwere Zeiten auf sich zukommen. Doch die Zweifel an Veits Schuld wachsen. Immer mehr Hinweise häufen sich dagegen. Dora fasst einen folgenschweren Entschluss. Sie will den Unfall, alles was damit zusammenhängt aufklären und bringt sich dabei selbst in tödliche Gefahr.


    Die Autorin Heidi Rehn entführt den Leser ins 16. Jahrhundert nach Preußen. Der Leser lernt Dora und ihre Familie kennen. Schnell wird einem Dora sympathisch. Mit ihrer Art weiß sie den Leser für sich einzunehmen und zu fesseln. Aber auch Doras Bruder Jörg oder der Vater nahmen ihren Platz im Kopfkino ein. Beide Männer bleiben aber deutlich blasser als der später dazukommende Veit. Auch Ehemann Urban wird dem Leser schnell sympathisch, obwohl man eigentlich recht wenig von ihm weiß.


    Die Geschichte gliedert sich in drei Etappen. Die erste Etappe stellt Doras Leben vor ihrer Hochzeit dar. Danach folgt eine Etappe, die zwei Jahre später angesiedelt ist und Doras Leben an der Seite von ihrem Ehemann Urban zeigt. Die letzte Etappe spielt wieder zwei Jahre später und stellt auch den Höhepunkt der Geschichte dar. In dieser Etappe überschlagen sich die Ereignisse regelrecht. Dora macht sich auf die Suche nach Veit, der sich augenscheinlich in Krakau befindet, und gerät dabei selbst in Gefahr. Dabei wollte sie doch nur das Unglück auf der Baustelle aufklären und Veit entlasten.


    Auch wenn ich zu Beginn einige Probleme mit dem Schreibstil hatte, konnte ich mich doch während der zweiten Etappe mit dem Schreibstil anfreunden und in die Geschichte eintauchen. Da die Autorin viel Wert auf die Sprache und Begriffe der damaligen Zeit legt, konnte man sich problemlos im Kopfkino in der guten Stube von Dora wiederfinden. Aber auch die Fachbegriffe in der Baukunst und dem Bierbrauen kommen nicht zu kurz. Die Autorin hat hier sehr gut recherchiert und bringt dem Leser nicht nur die Baukunst des 16. Jahrhunderts ein wenig näher, sondern auch bei der Bierbrauerei darf der Leser einen Blick hinein werfen. Für alle Fälle gibt es am Ende des Buches ein umfangreiches Glossar mit Erläuterungen zu den einzelnen Begrifflichkeiten.


    Die Geschichte mag zwar erfunden sein, aber der Rahmen, in dem die Geschichte angesiedelt ist, ist authentisch. In den Nachbemerkungen geht die Autorin sehr detailliert darauf ein, was erfunden und was der Wahrheit entspricht.
    Zur besseren Orientierung gibt es am Ende des Buches auch noch eine einseitige Karte, mit der man den Weg Doras von Königsberg nach Krakau nachvollziehen kann.


    Über 700 Seiten ist das Buch dick und dennoch kommt es dem Leser deutlich weniger vor. Gerade das letzte Drittel zieht derart an Spannung an, dass das Buch viel zu schnell ausgelesen ist. Ein Lesebändchen ergänzt den positiven Eindruck des Buches.


    Fazit:
    Ein spannender und gut recherchierter Roman, der nebst einer Liebesgeschichte auch Intrigen, Verrat und Hoffnung in sich vereint und dem Leser einige schöne Lesestunden beschert.

  • Titel: Wenn das Schicksal dich voll und ganz erwischt...


    Wir schreiben das Jahr 1542 als der Leser die wissbegierige Dora Selege kennenlernt, die sich über alle Maßen für die Baukunst ihres Urahns interessiert. Die 16-jährige Dora lebt völlig unbeschwert im Hause ihres Vaters, bis dieser sie mit Urban Stöckel verheiraten will. Dora fügt sich ihrem Schicksal und erstaunlicherweise verliebt sie sich in ihren Ehemann, der so alt wie ihr Vater ist. Doch dann hat sie eine Begegnung, die alles verändert, denn sie lernt den Freund ihres Bruders kennen: Veit Singeknecht und verliebt sich trotz ihrer Liebe zu ihrem Ehemann in den jungen Mann, denn von ihm hat sie schon so oft geträumt. Leider meint das Schicksal es nicht gut mit ihr und schlägt auf böse Weise zu, so dass ihr Leben in Gefahr gerät und nicht nur ihres...


    Heidi Rehn gelingt es mit diesem seitenstarken Werk umfassend die Zeit Herzog Albrechts und das Preußen dieser Zeit detailliert zu beschreiben, so dass der Leser die Geschehnisse bildlich vor Augen hat. Man kann sich die geschilderten Orte gut vorstellen und hat beinahe das Gefühl selbst dort gewesen zu sein. Zudem berichtet sie nicht nur von einer zarten Liebe, sondern auch von Hass, Lügen, Intrigen und den Wirren der damaligen Zeit.


    Im Mittelpunkt steht nicht nur der Charakter der Dora Selege, sondern auch andere Verwandte und Freunde ihrerseits dürfen wir als Leser begleiten, mit ihnen fühlen und leiden, uns an ihrem Leben erfreuen. Ich fühlte mich gut in die Zeit hineinversetzt und las gespannt, was das Schicksal für die Protagonisten als nächstes auf Lager hat.


    Das Geschriebene ließ sich gut lesen und mir gefiel, dass oft alte Begriffe benutzt worden sind, die durchaus den eigenen Wortschatz noch bereichern können. Öfter selbst mal benutzen werde ich von nun an wohl die Begriffe Maulschelle und Zungenklaffer.


    Das Einzige, was mir nicht so ganz zusagte und mit dem ich einige Schwierigkeiten hatte, weil meine Interessen danach nicht gerichtet sind, waren die ausführlichen Schilderungen von Bauwerken, wie man diese baut, was zum Bau dazu gehört usw. Dies langweilte mich zwar nicht, aber alles verstanden habe ich davon leider nicht.


    Fazit: Ein gelungener historischer Roman, der gut zu unterhalten weiß und ein Buch, welches ich gern weiterempfehle. Dies war zwar mein erstes Buch der Autorin, wird aber sicher nicht das letzte gewesen sein.


    Bewertung: 8/10 Eulenpunkte

  • Preußen zur Zeit Herzog Albrechts. In der Familie Selege sind die Rollen klar verteilt: die Männer bauen und die Frauen brauen. Die jüngste Generation, die Geschwister Dora und Jörg, will sich diesen Zwängen aber nicht unterwerfen, schließlich sind bei ihnen die Talente genau umgekehrt verteilt. Dora würde gerne Baumeisterin werden und Jörg hat ein Händchen fürs Brauen. Als Dora mit dem wesentlich älteren Urban verheiratet wird, findet sie in ihm nicht nur einen Mann, der sie liebt, sondern der auch ihre besondere Begabung fördert. Dora liebt ihn auch, verfällt aber nach einem prophetischen Traum dem jungen Baumeister Veit. Als sie endlich selbst als Baumeisterin arbeiten darf, kommt es zu einem Unglück, bei dem Urban getötet wird. Veit gerät unter Verdacht, seinen Rivalen ermordet zu haben. Dora setzt nun alles daran, die Unschuld des Geliebten zu beweisen.


    Leider bin ich mit Dora nie wirklich warm geworden. Zu teenagerhaft erschien mir die Liebe zu Veit, obwohl sie ja im ausgehenden Mittelalter mit Zwanzig schon eine gestandene Frau sein müsste. Die Art und Weise, wie sie diese Liebe zu Veit als gegeben hinnimmt und im Hinblick auf ihre Stellung als Frau eines herzoglichen Kammerherren nicht wirklich zu unterdrücken sucht, sondern in ihm ihre einzig wahre Liebe sieht, weil sie einen Traum hatte, in dem er vorkam, erschien mir sehr unrealistisch. Natürlich gab es Liebe, die sich außerhalb der gesellschaftlichen Norm abspielt, zu jeder Zeit, aber zum Bild einer Frau, die den Bau eines Wohnhauses verantwortet, passte es für mich irgendwie nicht, dass sie sich gar keine Gedanken über die Konsequenzen gemacht hat. Die Nebenfiguren sind liebevoll und bis ins Detail ausgestaltet und ist es nicht ganz verwunderlich, dass mir zwei davon besonders ans Herz gewachsen sind, die beiden Mägde Renata und Elßlin.


    Heidi Rehn hat ein unglaubliches Wissen über die Zeit und das Sujet, über das sie schreibt. Dieses bringt sie in den Roman ein, was manchmal dazu führt, dass Beschreibungen etwas überschwenglich ausfallen. Trotzdem liest sich der Roman sehr gut und man erfährt eine Menge sowohl über die Baumeisterei als auch das Brauen zu jener Zeit. Auch Beschreibungen der Städte kommen nicht zu kurz und sind sehr informativ.


    Ein Roman,dermir,obwohl ich Schwierigkeiten mit der Hauptfigur hatte, doch gefallen hat, weil er das große Potenzial der Autorin zeigt.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Nachtgedanken ()

  • Königsberg, 1544. Die junge Dora lebt mit ihrem Vater und ihren Brüdern zusammen. Am liebsten würde sie in die Fußstapfen des Vaters und seiner Vorgänger stoßen und Baumeisterin werden. Doch ihr traditionsbewusster Vater ignoriert die Begabung seiner Tochter auf diesem Gebiet, denn das Häuserbauen ist Männersache. Dora soll sich um den Haushalt und das Bierbrauen kümmern, wie es sich für eine Frau gehört. Verkehrte Welt, denn ihr Bruder Jörg ist völlig überfordert von den Erwartungen des Vaters, was die Baukunst angeht und würde sich seinerseits viel mehr lieber dem Brauen widmen.


    Dora wird eines Tages von ihrem Vater mit der Nachricht überrascht, dass er einen Bräutigam für sie gefunden habe. Zuerst ist sie entsetzt von der Aussicht, den deutlich älteren Urban Stöckel heiraten zu müssen, doch zwischen dem ungleichen Paar entspinnt sich eine tiefe Liebe und Urban ermutigt Dora sogar, ihre Talente als Baumeisterin einzusetzen.


    Doch eines Nachts legt sie, einem alten Aberglauben folgend, die Blüten der Schafgarbe unter ihr Kopfkissen. Die Legende besagt, dass man dann von seiner wahren Liebe träumen würde. Und der Mann, der Dora im Traum erscheint, ist nicht ihr Gemahl Urban! Erst tut sie den Traum als Unfug ab, doch als kurz darauf ihr Bruder Veit aus Nürnberg zurückkehrt und seinen Freund Veit Singeknecht mitbringt und ihr vorstellt, ist sie geschockt, ist doch dieser Veit der Mann aus ihrem Traum!


    Dora ist hin- und hergerissen zwischen der Liebe und Achtung für ihre Mann Urban und den wilden Gefühlen, die Veit in ihr erweckt. Schließlich ist sie verheiratet und es gibt keine Aussicht auf eine Beziehung mit Veit. Doch dann geschieht eines Tages ein schreckliches Unglück.


    Die Autorin erzählt hier eine spannende Liebesgeschichte vor der Kulisse einer Blütezeit der Baukunst in Preußen. Detaillierte Beschreibungen der Gebäude lassen diese geradezu vor dem inneren Auge des Lesers erscheinen und zeigen die Faszination für die Architektur der damaligen Zeit.


    Die Hauptfigur Dora blieb mir persönlich leider eher fremd und streckenweise wirkte sie auf mich etwas überspannt, aber die Ereignisse und Geheimnisse rund um sie und ihre Familie haben mich durchaus gefesselt.


    Ich habe bisher noch kein Buch von Heidi Rehn gelesen, aber nach der Lektüre dieses Buches sind einige auf meine Wunschliste gewandert, da mir der Schreibstil hat und die fundierte historische Recherche sehr gut gefallen haben.

  • Kein Mensch ist unbedingt der, den er auf den ersten Blick zu sein scheint. (Seite 129)


    Meine Meinung


    Preußen ist mir natürlich ein Begriff, die Geschichte des noch jungen Staates jedoch weniger. Zwar habe ich vor sehr vielen Jahren einiges darüber gelernt, doch das ist längst im Dunkel der verblaßten Erinnerung verschwunden. So schien mir dieses Buch eine geeignete Möglichkeit zu sein, dieses verlorene Wissen aufzufrischen.


    Die Autorin schreibt in sehr schön anschaulicher Sprache, so daß ich von daher relativ schnell in die Geschichte hinein kam. Auch die Figuren wurden rasch vor meinem geistigen Auge lebendig. Insgesamt empfand ich das Buch, auch an den schlimmen Stellen, „warm“ erzählt, dennoch bin ich nicht so ganz warm damit geworden. In das Buch ist eine Menge an Recherchearbeit eingeflossen, was sich zum Beispiel durch zeittypische Ausdrücke - wir sind um die Mitte des 16. Jahrhunderts - bemerkbar macht. Und genau da ergab sich für mich ein Problem: denn die Begriffe, etwa für damalige Kleidungsstücke oder Architekturdetails, erzeugten bei mir nicht unbedingt eine Stimmung der Zeit, sondern machten mir im Gegenteil mehr als deutlich, wie weit entfernt jene Zeit doch ist, wie anders alles war, wie fremd mir das ist. Ich habe bisher nur wenige Bücher, die in diesem Jahrhundert spielen, gelesen, aber keines zeigte mir die Distanz zu heute so überdeutlich auf wie dieses, wodurch mir das ganze Buch hindurch selbst eine mentale Distanz blieb, die mich nicht restlos eintauchen ließ.


    Die Geschichte selbst entwickelte sich für mich folgerichtig, die Figuren handelten glaubhaft, und manche Eigenheiten und Besonderheiten hat die Autorin im Nachwort bzw. in ihren Kommentaren zur Leserunde als historisch belegt erklärt. Dabei macht man als Leser immer wieder die Erfahrung, daß nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Geschickt legt die Autorin so manche falsche Fährte, die nicht nur die Figuren auf unzutreffende Gedanken kommen läßt. Am Ende jedoch sind alle losen Fäden verknüpft und die offenen Fragen beantwortet. Zwar gibt es immer wieder vereinzelt Anspielungen auf den etwa hundert Jahre früher spielenden Roman „Gold und Stein“, in dem die Urahnen eines Teils der hiesigen Figuren die Hauptrolle spielen, jedoch ist „Die Liebe der Baumeisterin“ auch ohne das frühere Buch (das ich selbst bisher nicht gelesen habe) verständlich und in sich abgeschlossen.


    Ergänzt wird das Buch durch ein Nachwort sowie ein Glossar, in dem alle Begriffe erläutert werden. Hilfreich ist auch das Personenverzeichnis, in welchem historische Persönlichkeiten als solche gekennzeichnet sind. Eine Landkarte, auf der sich die im Verlauf der Handlung geschilderten Reisen nachvollziehen lassen, ist ebenfalls enthalten.


    Viel wichtiger, als die Tradition der Alten nur halbherzig fortzuführen, ist es doch, einen eigenen Weg daraus abzuleiten und ihn dann voller Leidenschaft zu beschreiten. (Seite 726) Dies läßt sich sehr gut auch als Quintessenz des Buches und als etwas, was auch für uns heutige Geltung hat, herauslesen. Vieles im Buch mag zeittypisch sein, doch Dinge wie die Fortentwicklung der Tradition bis hin zum Generationenkonflikt sind damals wie heute aktuell. Insofern vermag das Buch über die eigentliche Handlung hinaus Denkanstöße zu geben.



    Kurzfassung


    Ein gut lesbarer Roman zur Zeit der Gründung Preußens, der mir auch die „Entfernung“ zu jener Zeit verdeutlicht hat.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ein anspruchsvoller, spannend erzählter historischer Roman.


    Mit diesem Buch hatte ich so meine Schwierigkeiten. Das lag zum einen an der ungewohnten Sprache, die ein gewisses Maß an Konzentration erfordert. Zum anderen an den detaillierten Schilderungen, die zwar liebevoll bis ins letzte Detail gehen und sicherlich exakt recherchiert sind, mir aber doch immer wieder zu langatmig wurden und meinen Lesefluss eher ins Stocken gebracht haben. Die handelnden Figuren waren mir zwar nicht unsympatisch, so richtig warm geworden bin ich mit ihnen aber auch nicht. Motivationen und Absichten waren mir manchmal eher unverständlich, Standpunkte wechselten aus meiner Sicht häufig unvermittelt bei ein und derselben Person und so fiel mir die Identifikation und das "Mitfiebern" hier nicht so leicht. Die Handlung an sich fand ich dagegen sehr spannend insbesondere im 2. und 3. Teil, die Auflösung am Ende ist auch sehr gut gelungen.


    Insgesamt bin ich somit mit dem Buch dann doch ganz zufrieden - würde es aber nur denen weiter empfehlen, die genügend Zeit haben, sich wirklich hinein zu vertiefen.

    It’s not enough for the phrases to be good; what you make with them ought to be good too. - Aldous Huxley