Band 61: Der Derwisch - Karl May

  • Kurzbeschreibung
    In Tunis und im Wilden Westen spielt der erste Teil dieses dreibändigen Romans. Er schildert die Schicksale einer deutschen Familie, deren Mitglieder durch die Ränke von Verbrechern in die ganze Welt zerstreut wurden. Auch hier ist wieder der spleenige Sir David Lindsay mit von der Partie.


    Der erste Band einer Trilogie führt uns wieder rund um den Globus. Es handelt sich um die Überarbeitung eines weiteren Kolportageromanes "Deutsche Herzen - Deutsche Helden". Im Grunde ist es wieder eine Familiensaga, die zum Teil in Nordafrika, zum Teil im Wilden Westen spielt. Mit dabei sind einige Figuren, die uns schon in anderen Romanen begegneten. Die Handlung ist sehr spannend geschrieben.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Meine Meinung:
    Der leicht schrullige Sir David Lindsay ist auf seiner Suche nach einem Abenteuer in Konstantinopel angekommen. Er weiß auch schon genau, welcher Art sein nächstes Abenteuer sein soll: Inspiriert durch Mozarts Oper möchte er unbedingt eine Haremsfrau entführen. Das gestaltet sich nicht ganz einfach, denn Lindsay ist keine sehr unauffällige Erscheinung. Doch bald schon kann er in Aktion treten, denn er trifft seinen verschollen geglaubten Neffen Hermann Adlerhorst wieder, der seit Jahren auf der Suche nach seiner Familie ist, die einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Er verspricht ihm seine Hilfe und bald schon finden sie gemeinsam Erstaunliches heraus.


    Wenn man die Zeit berücksichtigt, in der Karl May diese Geschichte geschrieben hat und daher über einige politisch nicht ganz korrekte Formulierungen hinwegsieht, kann man sich bei "Der Derwisch" herrlich amüsieren. Dazu tragen nicht nur die liebevoll gezeichneten, skurrilen Figuren bei, sondern auch die zügige Erzählweise, die trotz ihres Detailreichtums nie an Tempo verliert. An der ein oder anderen Stelle ist es mir ein bisschen zuviel des Zufalls gewesen, und auch den abrupten Sprung von Europa in den Wilden Westen zu dem anderen Neffen Lindsays ohne Vorankündigung fand ich sehr verwirrend. Gottseidank habe ich bereits den zweiten Band der Trilogie vorliegen, sonst hätte ich mich wirklich geärgert, weil ich wissen möchte, was das Schicksal mit der Familie Adlerhorst noch vorhat und dieser Band quasi mitten im Satz endet. Es wird übrigens an vielen Stellen auf vorherige Karl May-Bücher Bezug genommen (ohne dass jedoch der Sinn verloren geht, wenn man sie nicht kennt), so dass es evtl. doch empfehlenswert ist, die Bücher in der numerierten Reihenfolge zu lesen.