Wer kennt sie nicht, diese Sprüche, die wir als Kinder gerne erzählt und weiterentwickelt haben:
Alle Kinder fahren im Bus.
Nur nicht Gunther, der liegt drunter
Wir hatten für unseren notorisch unpünktlichen Klassenkameraden mit den hanebüchenen Ausreden gedichtet:
Alle Kinder sitzen in der Schule.
Nur nicht Peter, der kommt später
In diesem ABC der Schadenfreude sind nun von A wie Annegret bis Z wie Zino genau solche Sprüche versammelt. Das sind altbekannte, wie erwähnter Gunther, aber auch zumindest mir bisher unbekannte Reime. Die Skala der der Schadenfreude reicht dabei von kleineren Misslichkeiten des Lebens bis zu wahrhaft existentiellen Dilemmas.
Großartig sind jedenfalls die witzigen Zeichnungen, in denen „Alle Kinder“ drollige Dinge tun, bis auf den einen armen Wurm, dem Schreckliches passiert. Die sind schlicht und überschaubar, treffen allerdings den Kern des Geschehens genau.
Dieses Buch spaltet offenbar die Elternschaft. Für die einen ist es eine untragbare Sammlung von Bösartigkeiten, die an die niedersten Instinkte der lieben Kleinen appelliert, ihre Moral untergräbt und meilenweit am Erziehungsziel vorbeischießt. Oder gar ihr Seelenheil ernsthaft in Gefahr bringt.
Andere wiederum (und ich muss wohl kaum erwähnen, dass ich mich dazu zähle) trauen auch kleineren Kindern durchaus einen Sinn für schwarzen Humor zu. Natürlich lacht man nicht über den Tod eines Menschen, aber man kann durchaus über Sprachspielereien lachen, die den Tod zum Thema haben:
Alle Kinder freuen sich des Lebens.
Nur nicht Thorben, der ist gestorben
Allerdings muss ich zugeben, dass sehr zartbesaitete Kinder, von denen bisher sämtliche Unbilden, die das Leben so zu bieten hat, ferngehalten wurden und die auch mit Ironie noch nie in Kontakt kamen, dieses Buch vielleicht ein bisschen heftig ist. Deshalb werde ich es wohl eher nicht meinem Neffen schenken.
Edit hat die Altersempfehlung ergänzt. Allerdings möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass zuletzt mein Vater, 76, dieses Buch von uns bekommen hat. Er liebt es 
