Der Feigling und die Bestie - Baris Müstecaplioglu

  • x Autor: Baris Müstecaplioglu
    x Übersetzerin: Monika Demirel
    x Titel: Der Feigling und die Bestie
    x Originaltitel: Korkak ve Canavar (Perg Efsanileri)
    x Reihe: Die Legenden von Perg, Band 1
    x Genre: Fantasy
    x Erscheinungsdatum: 07. Oktober 2013
    x bei binooki
    x 301 Seiten
    x ISBN: 3943562247
    x Erste Sätze: Prolog. “Reißt euch ein wenig zusammen, ich will schließlich nicht wegen eines dummen Gerüchts zu spät zu der Hochzeit kommen!”, herrschte Hakul seine Familie an, die ängstlich am Eingang des Tunnels wartete. “Wenn es aber stimmt?”, fragte seine Frau Alme, die ihren kleinen Sohn fest an der Hand hielt. Ihrer Miene nach sorgte sie sich mehr um ihr Kind als um sich selbst.


    Klappentext:


    [...]


    Perg, eine Welt aus vielen Inseln, war eine friedliche Welt, bis das Buch Tshermons in den Besitz Lord Asubers gelang. Es ist das Buch des Teufels und vergiftet Asuber mit jedem Zauber, den er daraus liest, bis er in seinem Streben nach Macht unersättlich wird. Es kommt zum Krieg und das Paradies wird zur Hölle. Eher unfreiwillig geraten die Helden in diesen Kampf um Leben und Tod: Der Ritter Leofold, der Bauer Guorin, der alte Zauberer Geryan, und später der Prom-Bogenschütze Nume. Ihr gemeinsames Ziel, die Macht von Asuber zu zerstören, führt sie in verschiedene Länder, auf Pirateninseln, in Festungen, Tempel und uneinnahmbare Häfen.


    Rezension:


    Als Fantasyfan kam ich am als ‘erster türkischer Fantasyroman’ beworbenen “Der Feigling und die Bestie” – dem ersten Band der vierteiligen “Die Legenden von Perg”-Reihe – von Bar1_ Müstecapl1olu nicht vorbei. Und nun frage ich mich, ob mit mir etwas nicht stimmt – denn bisher fand das Buch jeder toll… jeder außer mir.


    Ich kann gar nicht ganz genau benennen, wo das Problem lag – ich empfand es einfach so, als würde über der Geschichte permanent ein Nebel liegen, oder ein Seidentuch – ich las die Story um diese kleine Heldengruppe zwar, aber ich war nicht mitten drin und fühlte mich mehr wie ein Beobachter in der Ferne… bei Nebel.


    Es lag schätzungsweise daran, dass der Schreibstil mich nicht angesprochen hat. Er war zu nichtssagend und hat mich nicht gefesselt. Ich könnte mir vorstellen, dass es vielleicht daran liegt, dass eine Übersetzung vom Türkischen ins Deutsche schwerer umsetzbar ist, als z.B. vom Englischen ins Deutsche. Die Satzkonstruktionen lasen sich für mich irgendwie… exotisch… so seltsam aufgebaut und teils ziemlich verschachtelt.


    Dabei ist die Idee der Geschichte eigentlich richtig gut – ein Typ der unfreiwillig zur Bestie wurde, ein einfacher Bauer, der einfach nur ein Feigling ist und nichts von sich hält, ein Zauberer, ein Bogenschütze und später noch ein unendlich süßes Wesen, das ich sofort ins Herz schloss, verbünden sich trotz ihrer extremen Verschiedenheit um das Böse zu zerstören. Aber leider schaffte es die Gruppe nicht, mich mit in ihre Welt zu ziehen und ehrlich gesagt, quälte ich mich ziemlich durch und las das Ganze nur aus Ergeiz fertig…


    Ich denke aber, dass Leser, die das Buch gerne mal ausprobieren würden, dies tun sollten. Es ist anders geschrieben und jemand hat es mit “Der Herr der Ringe” verglichen. Mit Tolkiens Schreibstil kann ich genauso wenig anfangen und trotzdem wird er von anderen geliebt – also könnte “Der Feigling und die Bestie” anderen High-Fantasy-Fans durchaus sehr gefallen.


    Fazit:


    Die Geschichte kam nicht bei mir an und blieb schwammig und im Nebel versunken – wer aber z.B. Tolkien mag, sollte es trotzdem mal versuchen.


    Bewertung:


    4 von 10 Sternen

  • Ich habe mir das Buch zugelegt, weil ich die Idee, die hinter Binooki steht, so spannend finde und weil ich immer neugierig auf originelle Fantasy bin.


    Leider konnte ich mit der Geschichte nichts anfangen. Überhaupt nichts.
    Die Idee dahinter ist nun nicht neu, eben deswegen kommt es auf die Umsetzung an.
    Der Weltenentwurf ist spannend, aber es fehlen auch entscheidende Informationen, z.B. über die Nicht-Menschen, die sich da auch tummeln. Auch werden oft und oft Details aneinandergereiht, als wären sie dem Autor just beim Schreiben eingefallen. Für die Geschichte haben sie dann keine Bedeutung mehr. Sie sind ebenso schnell wieder fort, wie sie berichtet wurden.
    Die auftretenden Ungeheuer sind gruselig, aber da sie bei näherer Betrachtung keine andere Funktion haben, als die Helden unentwegt in eine schreckliche Bedrängnis nach der anderen zu bringen, verfliegt der Gruseleffekt bald. Das ist einfach zuviel.


    Auf Dauer genügt auch der Spannungsbogen nicht, selbst wenn die Gruppe getrennt wird. Es wird ihnen eben Schreckliches widerfahren. Und noch etwas Schreckliches. Und noch schrecklicheres ...


    An die Figuren kommt man beim Lesen nicht recht heran. Sie werden eher von außen geschildert. Ihr Innenleben beschränkt sich aufs Leiden.
    Grundsätzlich wird viel zu viel erzählt, vorgegeben und damit vorgekaut. Die Leserin sieht zu, ist aber nicht beteiligt. Man erlebt nicht, lebt überhaupt nicht in dieser fremden Welt.


    Ich habe nach etwa der Hälfte fast nur noch geblättert. Das lag nicht nur daran, daß die Spannung verflogen war, sondern auch an der sehr schwachen schriftlichen Umsetzung.
    Einiges davon muß am Autor liegen, nicht weniges wird doppelt und dreifach gesagt. Dazu kommt der oben schon erwähnte gedankenlose Umgang mit Details. Die Dialoge unterscheiden sich kaum vom Rest, die SprecherInnen erzählen vor allem, was ihnen passiert ist. Danach erzählt der Autor, was ab diesem Moment mit seinen Hauptfiguren passiert. Alle haben die gleiche Stimme, die des Autors.
    Es gibt keine Geheimnisse, deren Lösung die Leserin unbedingt kennen möchte. Mir ist leider bald jeder Grund dafür verloren gegangen, warum ich gerade diese Geschichte von der Rettung der Welt (schon wieder mal!) lesen soll.


    Nicht gelungen ist die Übersetzung. Die Übersetzerin hat keinen eigenen Ton für diese Geschichte gefunden. Nicht modern, nicht märchenhaft, nicht episch, gar nichts. Es klingt fast lieblos.


    Was es mit der Verschnelzung von westlichen und östlichen Erzähltraditionen auf sich haben soll, mit denen der Verlag wirbt, hat sich mir ebenso wenig erschlossen. Auch das kann aber in der Übersetzung verlorengegangen sein


    Wenn aus dieser Geschichte ernstzunehmende Fantasy werden soll, müssen sowohl Autor als auch Übersetzerin noch einiges an Nachdenken wie schierer Schreibarbeit investieren.
    Mir reicht vorerst die Anstrengung, die ich aufbringen mußte, um dieses Buch zu überstehen.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus