Noch immer ist Becca King auf der Flucht vor ihrem Stiefvater, der seinen Geschäftspartner ermordet hat und dessen Gedanken sie diesbezüglich aufgefangen hat. Seitdem sie ihn zufällig im Motel von Debbie Grieder gesehen hat, musste sie ihre Bleibe dort bedauerlicherweise räumen und schläft jetzt heimlich im Baumhaus auf dem Grundstück von Seths Großvater. Bislang hat sie auch noch kein Lebenszeichen ihrer Mutter erhalten und sie versucht, so gut sie kann, sich ein Leben auf Whidbey Island einzurichten.
Doch die Tatsache, dass sie ihrem Freund Derric zu seinem Schutz nicht verraten will, wo sie derzeit wohnt, sorgt dafür, dass ihre Beziehung auseinanderbricht. Während Becca deswegen zunächst tief verstört ist, wird sie jedoch bald vom alljährlichen Auftauchen einer merkwürdigen Robbe abgelenkt, die eine dubiose Wissenschaftlerin auf die Insel lockt. Ein junges Mädchen wird zudem aufgegriffen, dass nicht nur verletzt, sondern auch anderweitig beeinträchtigt ist und dessen Identität dringend geklärt werden muss. Wird Becca ihr helfen und das Geheimnis lüften können?
Meine Meinung:
Nachdem mir der erste Teil der Reihe so gut gefallen hat, konnte ich nicht umhin, den Folgeband auch zu lesen. Wieder einmal war ich überrascht, wie anders der Schreibstil von Elizabeth George im Vergleich zu ihren Kriminalromanen ist und ich finde, es ist ihr sehr gut gelungen, sich auf ihre jugendlichen Leser einzustellen.
Ich mag die Charaktere dieses Romans unheimlich gern, denn die Autorin hat ihnen allen ein unverwechselbares Gesicht gegeben. Angefangen bei der geheimnisvollen Diana, die selbst über besondere Kräfte verfügt, über den liebenswerten und hilfsbereiten Seth, der sein Selbstbewusstsein viel zu oft an seinen ehemaligen, schulischen Leistungen festmacht, seinen klugen und großzügigen Großvater Ralph, von dem ich mich nur zu gerne adoptieren lassen würde, die übellaunige Jenn, die sich mein Mitgefühl verdient hat, bis zu Debbie Grieder, die dank Becca langsam versucht, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten.
Becca selbst ist inzwischen aufgrund ihrer Situation und der erzwungenen Selbständigkeit merklich erwachsener geworden. Stets ist sie bereit, sich in andere hineinzufühlen und geht auch sonst sehr verantwortungsbewusst mit ihrer Gabe um.
Trotz der geringen Spannung im Vergleich zum ersten Band, wofür vermutlich die Tatsache ursächlich ist, dass hier Beccas Flucht nicht mehr so sehr thematisiert worden ist und sich diesbezüglich auch keine neuen Aspekte ergeben haben, kamen beim Lesen nie Längen auf und ich musste das Buch einfach an einem Stück zu Ende lesen. Erst spät in der Nacht konnte ich dann das Buch zufrieden zuklappen. Die Auflösung des aktuellen Geheimnisses wirkte zwar für mich irgendwie unpassend zum bisherigen Geschehen und eher wie ein Versuch, der Reihe durch Hinzufügen weiterer Attribute mehr Reiz zu verschaffen - was meiner Meinung nach absolut nicht nötig ist - aber dennoch bin ich unheimlich gespannt darauf, wie es weitergeht.
Fazit:
Auch "Whisper Island - Wetterleuchten" von Elizabeth George konnte mich als zweiter Teil der Reihe wieder fesseln. Die tollen Charakteren ließen mich nicht mehr los und ich wollte unbedingt wissen, was das Schicksal noch für sie bereithält. Ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung und hoffe, dann wieder mehr über Becca, ihre Gabe und ihre persönliche Situation lesen zu dürfen.