Hier kann zu Kapitel 23 - Ende geschrieben werden.
'Betty Blue' - Kapitel 23 - Ende
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Tja, heftig, kann ich nur sagen...
ER geht unter die Räuber. Später erfahren wir dann doch noch etwas aus seiner Vergangenheit, nämlich dass er früher schon klaute. Mehr nicht.
Betty landet da, wo sie mal hätte vorstellig werden sollen, bevor es, so wie es zum Schluss kam, zu spät ist. Ich fand es wirklich schlimm, wie sie enden musste. Da konnte auch nicht mehr die absolute Ausrichtung ihrers Lovers auf sie allein etwas ändern. Wie sie da in der psychiatrischen Abteilung lag, angegurtet, ruhiggestellt und weit ab von der Welt und sich selbst und das ohne Rückkehr - das hat sie nicht verdient, auch wenn ich sie nicht besonders mochte. Sie war eine Getriebene, und sie war krank.
Mittlerweile glaube ich doch, dass es nicht nur Abhängigkeit war, die die beiden verband, sondern Liebe, eine Art Liebe jedenfalls. Spätestens nachdem ER ihr zur endgültigen und für sie einzig noch möglichen Freiheit verhilft, ist das klar.Ach, und sein Buch erscheint, und er schreibt auch wieder, was Betty allerdings nicht mehr erlebt.
Ein beeindruckender Roman, der mich wohl noch eine Weile beschäftigen wird.
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Mit dem Roman "Verraten und Verkauft" gibt es anscheinend eine quais-Fortsetzung! Bin aber nicht ganz sicher! Weiß jemand mehr?
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Da das mein erster Djian war, kenne ich den von dir genannten Roman nicht.
Jetzt muss ich noch etwas ganz anderes fragen:
Ist Djian der Ich-Erzähler? Zumindest in groben Zügen, denn umgebracht wird er seine große Liebe ja wohl nicht haben. War es der Autor selber, der seine Geliebte, sein Alles verloren hat?
Weiß da jemand etwas? -
Ich kannte bisher auch nur Auszüge und ein kurzes Stück von Djian aus dem Französischkurs....
Clare, autobiographisch ist eher der Teil mit dem Schriftsteller, der zunächst abgelehnt wurde. Sein erstes Werk hat er auch mit dem Hinweis, es stünde außerhalb der Literatur - « en-dehors de la littérature » - und könne nicht veröffentlicht werden, zurückbekommen.
Was ich nicht wusste ist, dass er auch viele Songtexte geschrieben hat.
Er ist seit 1993 mit einer Malerin verheiratet, mit der er drei Kinder hat.
Eine ausführliche Biographie habe ich leider nur auf französisch gefunden, aber auch Wiki hat was zu erzählen.
http://www.philippedjian.com/biographie/ -
Alleine für diese letzten Kapitel hat es sich gelohnt, den Roman zu lesen.
Diese Strandszene mit dem toten Fisch und seinem Entschluss, Betty nicht als "toten Fisch" weiterleben zu lassen....
Da habe ich jetzt noch eine Gänsehaut.Ich bin da sehr zweigeteilt - auf der einen Seite, ja, kann ich nachvollziehen. Betty selbst hätte nie so leben wollen. Auf der anderen Seite hätte ich versucht, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, sie vor sich selbst zu beschützen und ihr ein echtes Leben zu ermöglichen. In psychiatrischer Hinsicht sind die 80er auch lange her. Heute gäbe es sicher mehr Möglichkeiten, Betty zu helfen.
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Zitat
Original von Rumpelstilzchen
...Auf der anderen Seite hätte ich versucht, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, sie vor sich selbst zu beschützen und ihr ein echtes Leben zu ermöglichen. In psychiatrischer Hinsicht sind die 80er auch lange her. Heute gäbe es sicher mehr Möglichkeiten, Betty zu helfen.Die Frage ist, ob sie diese psychiatrische Behandlung gewollt hätte...
Ich glaube, er hat sie da schon ganz richtig eingeschätzt. Sie wollte ja scheinbar nicht mal ins Krankenhaus, geschweige denn zu einem Arzt. ER hat es sogar vermieden, diese Thema überhaupt anzuschneiden. Ganze schön verfahrene Situation.
Ich sehe Betty eher so: Lichterloh brennen, heiß und intensiv, nicht zurücksehen, auch nicht an das Morgen denken, keine halben Sachen, und wenn man verbrennt, dann soll es eben so sein. -
Zitat
Original von Rumpelstilzchen
Ich kannte bisher auch nur Auszüge und ein kurzes Stück von Djian aus dem Französischkurs....Clare, autobiographisch ist eher der Teil mit dem Schriftsteller, der zunächst abgelehnt wurde. Sein erstes Werk hat er auch mit dem Hinweis, es stünde außerhalb der Literatur - « en-dehors de la littérature » - und könne nicht veröffentlicht werden, zurückbekommen.
Was ich nicht wusste ist, dass er auch viele Songtexte geschrieben hat.
Er ist seit 1993 mit einer Malerin verheiratet, mit der er drei Kinder hat.
Eine ausführliche Biographie habe ich leider nur auf französisch gefunden, aber auch Wiki hat was zu erzählen.
http://www.philippedjian.com/biographie/Über seine Ehe mit der Malerin und seinen drei Kindern, denen er auch je einen Roman gewidmet hat, habe ich auch gelesen.
Hätte ja sein könnenJetzt müsste ich vielleicht am ehesten Herrn Palomar fragen: Hat jemand die Romane gelesen, die er seinen Kindern gewidmet hat?
"Rückgrat - seinem Sohn Loïc
"Pas des deux" - seiner Tochter Clara
"Matador" - seiner Tochter Lou-AnneEinen Roman von Djian würde ich schon noch lesen, irgendwann im nächsten Jahr. Ich würde ihn dann bei "Querbeet" für eine LR vorschlagen.
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Zitat
Original von Clare
Jetzt müsste ich vielleicht am ehesten Herrn Palomar fragen: Hat jemand die Romane gelesen, die er seinen Kindern gewidmet hat?
"Rückgrat - seinem Sohn Loïc
"Pas des deux" - seiner Tochter Clara
"Matador" - seiner Tochter Lou-AnneEinen Roman von Djian würde ich schon noch lesen, irgendwann im nächsten Jahr. Ich würde ihn dann bei "Querbeet" für eine LR vorschlagen.
Die habe ich alle noch nicht gelesen. Ich würde sicher wieder mitlesen.
Es gibt auch einen ganz aktuellen Roman "Wie die wilden Tiere", den habe ich mir bestellt.
Er müsste heute ankommen.Einen och neueren Roman gibt es auch noch, doch der ist noch nicht ins Deutsche übersetzt. Für den hat Djian sogar einen Preis gewonnen!"
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Der neueste hat den schönen französischen Titel: Love Song.....
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Wow, echt krass das Ende.
Wobei in solchen Geschichten ja meistens leider einer sterben muss.
Der Erzähler hat die ganze Story hindurch immer wieder "Schwein", kommt meistens, genau wie in der Schluss-Szene auch, mit einem blauen Auge davon.Er geht erstaunlich gut mit Bettys Tod um - und damit, dass er eigentlich einen Mord begangen hat.
Dass zum Schluss der Kater mit ihm spricht, heißt für mich so viel, dass er auch ist...Sorry, ich kann das ganze Buch nicht so dicht an mich heranlassen, wie es hier der ein oder andere vielleicht tut. Und deswegen versuche ich auch, nicht alles allzu ernst zu nehmen.
Der Grundtenor jedoch, nämlich dass diese Generation sich nach etwas verzehrt und nicht recht weiß, wonach und wie sie damit umgehen soll (ich bin der Meinung das hat sich bis heute nicht geändert), ist mir nicht entgangen. -
Es gibt da einen Interpretationsansatz, vom Autor in einem Interview selbst ins Spiel gebracht:
ZitatAls ich Betty Blue schrieb, war ich mir nie sicher, ob das zwei verschiedene Personen sind. Für mich waren das zwei Seiten von ein und derselben Person, wenn man so will von einer femininen und einer maskulinen. Die weibliche Seite sagte: "Geh in die Welt hinaus, mach was …" In einem Buch kann man so was inszenieren, die Gespräche sind wie ein innerer Dialog.
Ich bin bei dieser These skeptisch, denn ich habe beim Lesen nie an so etwas gedascht.
Was haltet ihr davon?
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Soll heißen, der Erzähler hat sich letzten Endes von seiner, wenn auch heißgeliebten, weiblichen Seite befreit?
Ehrlich gesagt, hört sich das für mich an, als ob sich der Herr Djian das hinterher erst so überlegt hat.
Das ist dann jedenfalls eine Idee, auf die ich beim Lesen selbst nie gekommen wäre. Und die ich merkwürdig und verwirrend finde. -
Beim Lesen ist mir der Gedanke gar nicht gekommen, ich finde es ein bisschen künstlich hinein interpretiert.
Als Ansatz ist das gar nicht uninteressant, nur frage ich mich, was man als Autor gewinnt, wenn man den Gegensatz in zwei Personen verpackt. Klar, die Ambivalenz lässt sich erstmal leichter aushalten. Es ist ja eine Anforderung von außen und nicht aus dem eigenen Innern.
Man kann sozusagen die Persönlichkeitsspaltung länger verdrängen.
Wenn man das Problem schon benennen und thematisieren will, dass unterschiedliche Persönlichkeitsanteile verschiedene Wünsche und Bedürfnisse haben (und so ein bisschen kennt das ja jeder) und das zu Spannungen führt, zu Verdrängungen und sonstigen Abwehrmechanismen, vielleicht auch bis zum Wahnsinn, dann ist es ja gerade das reizvolle, zu erzählen, wie und ob das in einer Person zu integrieren ist oder eben nicht.
Natürlich könnte man auch gleich anfangen, psychoananlytische Fachliteratur zu studieren.... -
Eine Frage habe ich vergessen.
Auf Seite 369 sagt der Erzähler: "Ich versuchte, an nichts zu denken, ich versuchte, in Abrahams Haut zu schlüpfen"
Hat jemand eine Ahnung, was Abrahams Haut da soll? -
Zitat
Original von Rumpelstilzchen
Eine Frage habe ich vergessen.
Auf Seite 369 sagt der Erzähler: "Ich versuchte, an nichts zu denken, ich versuchte, in Abrahams Haut zu schlüpfen"
Hat jemand eine Ahnung, was Abrahams Haut da soll?Ich kann das auf meiner Seite 369 nicht finden, aber egal.
Es bezieht sich auf eine Geschichte in der Bibel im Alten Testament.
Von Abraham wurde gefordert, dass er seinen Sohn Isaak opfern soll. Im letzten Moment wird er von einem Engel aufgehalten und dafür belohnt, dass er zu diesem Opfer für GOTT bereit gewesen wäre.Ich denke, gemeint ist die Einsicht in das Notwendige, das Unausweichliche, das der Erzähler empfindet in Bezug auf Betty.
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Zitat
Original von Herr Palomar
Es gibt da einen Interpretationsansatz, vom Autor in einem Interview selbst ins Spiel gebracht:Ich bin bei dieser These skeptisch, denn ich habe beim Lesen nie an so etwas gedascht.
Was haltet ihr davon?
An so etwas habe ich beim Lesen auch nicht gedacht. Aber wenn der Autor selbst das so sagt...
Wenn die weibliche Seite die weltoffene ist, die aktive, die Seite, die hinaus will und alles erleben, was zu erleben ist, was ist dann die Männliche Seite?
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Danke Clare, das macht natürlich Sinn!
Vermutlich habe ich einfach eine andere Ausgabe als du. -
Zitat
Original von Clare
Wenn die weibliche Seite die weltoffene ist, die aktive, die Seite, die hinaus will und alles erleben, was zu erleben ist, was ist dann die Männliche Seite?-Beschützerinstinkt
-körperliche Gewalt(anwendung)
-sich mit wenig zufrieden geben?
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Das mit der körperlichen Gewalt konnte die weibliche Seite aber auch recht gut....