Organspende in Österreich

  • Dass in Österreich bei der Organspende die Widerspruchslösung gilt, hat sich wohl schon herumgesprochen. Dass diese aber nicht nur für österreichische Staatsbürger oder Menschen mit österreichischen Wohnsitz gilt, sondern auch für alle, die sich gerade in Österreich aufhalten, hat mich doch sehr bestürzt. siehe Transplantationsgesetz
    Wieviele nichtsahnende verunfallte Skifahrer, Bergsteiger etc. werden so unfreiwillig zu Organspendern?
    Weiß jemand von euch, ob das auch tatsächlich so in der Praxis gehandhabt wird?

  • Zitat

    Weiß jemand von euch, ob das auch tatsächlich so in der Praxis gehandhabt wird?


    Ja. Hatte im Frühjahr in Südtirol einen kleinen Skiunfall, und als ich nach Hause kam, musste ich feststellen, dass ich nur noch eine Niere besaß. Ist aber nicht weiter schlimm, sagt mein Hausarzt.


    :schlaeger


    Opt-Out ist die einzige vernünftige Lösung. Und warum sollte man dagegen sein, dass ein sterbenskranker Österreicher weiterleben darf? Wenn man selbst dahin ist, können einem solche Nationalitätenidiotien doch egal sein, endlich.

  • Zitat

    Original von made
    Wieviele nichtsahnende verunfallte Skifahrer, Bergsteiger etc. werden so unfreiwillig zu Organspendern?
    Weiß jemand von euch, ob das auch tatsächlich so in der Praxis gehandhabt wird?


    Keine Ahnung, fände ich aber völlig okay.


  • Mein Problem hat nichts mit Nationalitäten zu tun. Natürlich soll ein Österreicher auch deutsche Organe erhalten. Wenn ich mich für Organspende entscheide, dürfen keine Unterschiede welcher Art auch immer gemacht werden.


    Mir geht es darum, dass Menschen bei Grenzübertritt unwissentlich zum Organspender werden, Menschen, die sich womöglich noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt haben oder sogar gegen Organspende sind, dem aber nicht explizit widersprochen haben, da sie das nicht für nötig gehalten haben.

  • DraperDoyle : Äh. Ja. Tirol halt. ;-)


    made : Wenn Du in ein anderes Land kommst, gelten für Dich immer die Gesetze dort. So kann es Dir z.B. in einigen asiatischen Ländern passieren, dass Du in der Todeszelle landest, wenn Du ein paar Gramm Dope in der Tasche hast. Du kannst Dich nicht darauf zurückziehen, dass das in Deinem Heimatland straffrei wäre.

  • Zitat

    Original von made
    Mir geht es darum, dass Menschen bei Grenzübertritt unwissentlich zum Organspender werden, Menschen, die sich womöglich noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt haben oder sogar gegen Organspende sind, dem aber nicht explizit widersprochen haben, da sie das nicht für nötig gehalten haben.


    Das Leben ist kein Wunschkonzert.


    Und wem das soooo wichtig ist, dass KEINE Organe entnommen werden, der sollte sich wirklich vorher schlau machen.


    Um das ganze Thema zu entabuisieren, finde ich Österreichs Ansatz vollkommen richtig.

  • Tom, da gebe ich dir recht.


    Deshalb finde ich, dass Aufklärung nicht falsch ist. Ich wollte diese Information hier nur unter die Leute bringen.


    Klar, wenn ich in exotische Länder reise, muss ich mit allem möglichen rechnen, aber bei Österreich macht man sich da nicht so viele Gedanken Andere Länder wenden diese Widerspruchslösung nur auf eigene Landsleute an, während bei Ausländern Angehörige befragt werden.

  • Zitat

    Original von made
    Dass in Österreich bei der Organspende die Widerspruchslösung gilt, hat sich wohl schon herumgesprochen. Dass diese aber nicht nur für österreichische Staatsbürger oder Menschen mit österreichischen Wohnsitz gilt, sondern auch für alle, die sich gerade in Österreich aufhalten, hat mich doch sehr bestürzt. siehe Transplantationsgesetz
    Wieviele nichtsahnende verunfallte Skifahrer, Bergsteiger etc. werden so unfreiwillig zu Organspendern?
    Weiß jemand von euch, ob das auch tatsächlich so in der Praxis gehandhabt wird?


    Nee, keine Ahnung. Ich bin durch Schluchtenscheißergebiet Österreich bisher immer nur gaaaaanz schnell durchgefahren...


    mit dem Threadtitel solltest Du allerdings mal eine Bewerbung bei Axel Springer in Erwägung ziehen. :-)

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Ich würde folgenden Threadtitel vorschlagen:


    ORGANKLAU BEI ÖSTERREICH-TOURISTEN

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Stellt euch vor:
    Mein Mann ist erklärter Organspendegegner, sowohl als Spender als auch Empfänger. Er hat klipp und klar gesagt: "Ich will das nicht!" Wir waren schon öfter in Österreich, ohne an diese Widerspruchslösung zu denken. Wenn ihm da etwas passiert wäre, hätte ich womöglich nichts tun können, um seinen Willen durchzusetzten. Ich hätte nur dasitzen können und warten, bis die Ärzte mit ihrer Arbeit fertig sind. Ich weiß nicht, wie ich damit hätte fertig werden können. Für mich ist diese Vorstellung absolut unerträglich!


    Und so etwas passiert womöglich immer wieder.

  • Zitat

    Original von made
    Kann ich mir nicht vorstellen, dass das nicht anerkannt wird.


    Soweit ich das verstanden habe, wird es nicht anerkannt.


    Seit ich das weiß, ist Österreich für mich als Reiseland gestorben. Nicht zuletzt nach der Lektüre dieses Buches:
    Herzloser Tod - Das Dilemma der Organspende von Ulrike Baureithel und Anna Bergmann
    bin ich zum Gegner der Organspende geworden - in beide Richtungen.


    In diesem Buch findet sich auch die Beschreibung der Verhältnisse im Ausland, z. B. Österreich, wo mir diese Regelung zum ersten Mal begegnet ist. Gerade nach Lektüre dieses Buches, in welchem - wenn ich das richtig entsinne - auch genau solche Fälle beschrieben werden, finde ich den alten Threadtitel "Österreich-Touristen als Organspender" zutreffender als den jetzigen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Genau das Buch lese ich gerade! :wave Ich werde die Passage noch einmal genau durchlesen. Außerdem ist das Buch schon ein paar Jahre alt. Vielleicht hat sich was geändert.


    Man kann sich aber auch als Ausländer in die Widerspruchsdatei in Österreich eintragen lassen.

  • So wie ich das verstehe, reicht es aus, wenn der Widerspruch gegen die Organentnahme schriftlich vorliegt.
    Sicherheitshalber würde ich mich aber vor einem Urlaub in diesem schönen Land in die Widerspruchslister eintragen lassen.


    Übrigens ist Österreich nicht das einzige Land mit einer Widerspruchslösung, die auch für Ausländer gilt, die sich im Land aufhalten.
    Eine Übersicht gibt es hier: http://www.transplantation-inf…land_gesetze/gesetze.html