Kurzbeschreibung:
Maxim Billers erster Erzählungsband machte Furore, weil er die Realität jüdischen Lebens in Deutschland beschrieb und dazu auf eine bis dahin nicht gekannte Weise: mit beißendem Sarkasmus und doch voller Zuneigung, mit sicherem Gespür für das Komische im Tragischen, für einen nie alltäglichen Alltag. Eine verwickelte, in sich geschlossene Welt tut sich auf, die mit ihren Schmerzen, Freuden und Tabus allerdings nicht allein eine jüdische ist, sondern das kompakte Modell des menschlichen Mit- und Gegeneinanders überhaupt. Maxim Billers Figuren sind die Überlebenden des Holocaust und ihre Kinder und Enkel: vereinsamte Alte, von Verfolgungs- und Größenwahn besessene Kulturkosmopoliten oder Geschäftsleute. Vor allem die Jüngeren sind hin und her gerissen zwischen Schuldgefühlen und dem Aufbegehren gegen die Eltern, zerrissen im Kampf gegen aufrichtige Antisemiten und heuchlerische Philosemiten, immer auf der Suche nach einer eigenen jüdischen Identität. Es sind Geschichten, die mit ihrem unpathetischen Ton in der Tradition amerikanischer Erzähler wie Philip Roth stehen vor allem aber sind es Geschichten, mit denen Biller direkt auf unser Herz zielt.
Meine Meinung:
Auf Maxim Biller wurde ich aufmerksam durch das autobiographische „Der gebrauchte Jude“. Der Eindruck, den ich dort von diesem Autor gewann, bestätigt sich in dem vorliegenden Erzählungsband:
Maxim Biller schreibt unkonventionell, unerschrocken und nimmt keine Rücksichten darauf, wie sein Werk wohl angenommen wird. 13 Erzählungen sind in diesem Band versammelt, jede von ihnen ist auf ihre Art tragikomisch, hintersinnig, aber auch deutlich und direkt.
Es geht um das Leben der Juden im heutigen Deutschland, um jüdische Lebensläufe und Verhaltensweisen und um das Zusammenleben von Menschen im Allgemeinen. Dabei schont Biller seine Figuren wahrlich nicht und scheint auch kein Bedürfnis haben, sie in einem guten Licht erscheinen zu lassen, ganz im Gegenteil – hätte ein Nichtjude diese Geschichten geschrieben, wäre ihm die Bezeichnung „Antisemit“ wohl gewiß.
Natürlich haben mir nicht alle Geschichten gleich gut – oder gleich schlecht – gefallen, wie immer in einem Sammelband gibt es stärkere und schwächere, insgesamt jedoch überwiegt ein guter Gesamteindruck, auch wenn ich wohl nicht bei allen Geschichten die letztliche Bedeutung in ihrer Gänze verstanden habe.