Susann Julieva – Café der Nacht

  • Susann Julieva – Café der Nacht


    • Broschiert: 328 Seiten
    • Verlag: Dead Soft Verlag; Auflage: 1 (15. November 2013)
    • ISBN-13: 978-3944737249
    • Preis: 13,95 Euro (print), 5,99 Euro (ebook)


    Klappentext:


    Zwanzig Jahre nach seiner Schließung ist das legendäre „Café der Nacht“ in Vergessenheit geraten. Einst war es kreative Keimzelle einer Aufsehen erregenden Künstlergemeinde, die Ikonen hervorbrachte, wie den genialen Schauspieler Dean Monroe, der viel zu jung verstarb. Als Maxim die mysteriöse Nachricht erhält, dass er neuer Besitzer des Cafés werden soll, beginnt eine aufregende Reise zurück in seine Vergangenheit, in der er mit alten Freunden, vor allem aber mit der Erinnerung an Monroe, seiner großen, unerfüllten Liebe konfrontiert wird. Je tiefer Maxim gräbt, um den Rätseln des Cafés der Nacht auf die Spur zu kommen, desto stärker wird ein unglaublicher Verdacht: Ist Monroe vielleicht gar nicht wirklich tot und war sein frühes Ableben nur inszeniert? Gibt es am Ende für ihre Liebe eine zweite Chance?


    Zur Autorin:


    Susann Julieva schreibt m/m und andere LGBT Romane, manchmal leicht und charmant, manchmal etwas düsterer - aber stets mit Happy End. Sie schreibt in verschiedenen Genres, unter anderem Romance und Paranormal. Susann veröffentlicht Bücher auf Deutsch und Englisch.
    Sie lebt in Deutschland, gehört einer verrückten Katze, und ist sicher, dass Schokolade die Antwort auf alle Fragen ist.


    Meine Meinung:


    Das „Café der Nacht“ ist das Zentralgestirn dieser Geschichte. Sternengleich hält es mit seiner Masse die einzelnen Figuren, die das Café umkreisen, auf ihren Umlaufbahnen. Manchmal kollidieren diese Figurenplaneten miteinander, geraten ins Trudeln, werden jedoch wieder auf eine stabilere Ebene gebracht.


    Sämtliche Personen, die diesen Roman bevölkern, sind liebevoll gezeichnet, vielschichtig dargestellt, niemals eindimensional oder blass. Ob das Donna ist, das mürrische Goth-Mädchen mit den lila gefärbten Haaren oder Nona, die quirlige Sängerin mit der engelsgleichen Stimme; egal ob der Barkeeper Rufus, der immer die Ruhe und den Überblick bewahrt oder die mütterliche Besitzerin des Cafés, Dela (und das sind noch längst nicht alle Figuren) – ich liebe sie alle!


    Zitat:
    „Unter der Erdoberfläche brodelte es. Auf den ersten Blick war das Gewölbe ein unüberschaubarer Taumel aus Farbe, Bewegung, Lachen und Klang. Es war, als wäre die Lebensfreude zu einem riesigen Ballon angeschwollen und in eine Horde trinkfester Paradiesvögel zersprungen.“


    Mit der Kulisse des Cafés taucht man gleichsam ein in die Welt der Künstler: Malerei, Varieté, Schauspielerei, Kabarett, Gesang, Theater, Musik. Eine Welt voller Prickeln, aufgeladener Emotionen und weit jenseits normalen, spießbürgerlichen Alltags.


    Erzählt wird die Geschichte in personaler Perspektive, meist aus Sicht von Maxim Meinig. Ein sanfter, zurückhaltender Mensch, der die anderen beobachtet, statt selbst zu leben. Der charismatische und schwierige Schauspieler und Kabarettist Dean Monroe hat es ihm angetan. Brillant, gutaussehend, selbstbewusst ist er all das, was Maxim bei sich selbst vermisst. Er wagt es deshalb auch nur, Monroe aus der Ferne zu bewundern. Niemals sieht er sich diesem Manne ebenbürtig.
    Und gerade dieser leise Weg führt ihn in das Herz des exaltierten Künstlers. Der wiederum seine ganz eigenen Gründe für die Mauern hat, die ihn umgeben, die Dean Monroe niemanden überwinden lässt.


    Wie eine große Familie sind die Menschen, die im „Café der Nacht“ leben und als Leser wird man Teil dieser Gemeinschaft, leidet, liebt und sehnt mit den Figuren.
    Das Buch bedient zwei Zeitebenen: Die Gegenwart, in der der schüchterne Maxim zum erfolgreichen Theaterkritiker avanciert ist und die Vergangenheit, die 20 Jahre zurückliegt und Maxims Ankunft im „Café der Nacht“ zeigt. Immer abwechselnd und eindeutig gekennzeichnet erhält der Leser Einblick in das Geschehen. Zum Ende hin verquicken sich die beiden Zeitstränge und runden eine mitreißende, emotionale Geschichte wunderbar ab.


    In der Schauplatzbeschreibung stürzt sich die Autorin bisweilen in eine plüschige Schriftform mit einem Übermaß an Adjektiven und Partizipien. Doch gerade sie passen zu dem Flair dieser Geschichte, der ein Hauch von 20er-Jahre-Glamour anhaftet.
    Die Dialoge sind lebhaft und flüssig gestaltet, mit humorvollen Bonmots.


    Das Buch atmet Melancholie und Sehnsucht, es hat mich bezaubert. Es ist ein Buch zum Schwelgen, zum Genießen, zum sich Verzehren, zum Abtauchen, zum Wohlfühlen. Viel zu schnell war es ausgelesen, denn man möchte die Gesellschaft der Figuren nicht mehr missen.


    Ich gebe 9 von 10 Punkten.