'Trapez' - Seiten 139 - 297

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  • Seid Ihr sicher, dass für dieses Buch eine so "große" Leserunde nötig ist?


    Thema im zweiten Teil ist der schöne Körper, für einen "Flieger" einer Trapezgruppe muss es ein für das Fliegen zweckmäßiger Körper sein. Neben der toll recherchierten und ausführlich beschriebenen Logistik eines Zirkus und der Jahresplanung der Trapez-Gruppe wird nun deutlich, dass Tommy sich für ein Leben als Profi entschieden hat. Tommy ist beruflich ein Santelli und trägt mit Verantwortung für das ganze Team. Als Jüngster in der Truppe muss er die ungeliebten Lehrlingsarbeiten übernehmen. Als Profi schuldet er seinem Pflege-Vater und Trainer absoluten Gehorsam. Pubertäre Experimente sind für Profis (ob Musiker, Sportler oder Athlet) nicht vorgesehen. Was auch passiert, die Vorstellung spielt immer die erste Rolle. Logisch; denn sonst könnten die Besucher ihr Geld zurückverlangen und der Ruf des Unternehmens wäre ruiniert. Inzwischen ist deutlich geworden, dass Tommys erste sexuelle Erfahrungen mit Mario damals kein Missverständnis waren - und dass Mario sich klar darüber ist, dass Sex mit Minderjährigen gegen das Gesetz verstößt. Andeutungen über das plötzliche Ende von Marios College-Ausbildung in der Vergangenheit erhalten damit einen völlig anderen Zusammenhang.


    Auch in diesem Teil finde ich die Übersetzung nur mäßig. Einige Stellen lehnen sich zu dicht an den englischen Originalsatz an, um als gutes Deutsch gelten zu können. Wer würde einem Verletzten sagen "du brauchst Stiche", anstatt: Deine Wunde muss genäht werden? (S. 208) Die Rechte für die deutsche Taschenbuchausgabe sind offenbar verkauft worden, ohne dass der Text vor dem Druck noch einmal korrigiert
    wurde.


    edit: Das Buch (engl. 1979) erschien zuerst als Paperback in der lambda edition (1985), erst danach als Lizenzausgabe bei Fischer/Krüger (gebunden 1986) und Heyne (1988).

  • Die Scheinwerfer durchdringen und verschlucken die auf der Fahrt über dem Asphalt wallenden endlosen Nebelschwaden? :lache

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Zitat

    Original von maikaefer
    Die Scheinwerfer durchdringen und verschlucken die auf der Fahrt über dem Asphalt wallenden endlosen Nebelschwaden? :lache


    Danke, maikaefer!


    Mensch, da hätte ich ja auch selbst drauf kommen können. Die Nebelschwaden in der kalifornischen Tiefebene. Ja, klar!
    Die wurden ja schließlich auch schon vom berühmten Amerika-Reisenden Carl Mai eindringlich beschrieben.


  • genau die lese ich auch, aber mir gefällt jetzt vieles an dem Buch nicht mehr :-(


  • Eigentlich war das doch schon bei der ersten Erwähnung klar und da wir ja wissen worum es im Buch geht, konnte man das sehr wohl ahnen. Gut, dass Mario erstmal so tut asl könne man es vergessen ist seinem schlechten Gewissen zuzuschreiben. Schließlich ist Tom minderjährig und er kennt ja seine Einstellung nicht. Auch mit dessen Einverständnis wäre es wohl immer noch strafbar. Er will wohl auch verhindern, dass Tom sich zu sehr an ihn hängt.

  • Tja,


    auf Seite 179 habe ich mich noch über einen einzelnen Satz mokiert, auf den Seiten 180/181 ist es schon eine ganze Szene.


    Ich störe mich an Sex-Szene zwischen Mario und Tommy auf dem Autorücksitz, und zwar nicht, weil ich etwa prüde bin, sondern weil es mir so abstrus vorkommt, was da geschieht:


    Das Auto fährt durch die Nacht. Am Steuer sitzt Marios Onkel Antonio, auf dem Beifahrersitz Marios Großvater Tony. Beide sind nahe Verwandte von Mario, wissen also, dass der 20-Jährige sich nicht für Mädchen interessiert, da sollten sie ja eine gewisse Vermutung hegen.


    Mario auf dem Rücksitz drückt Tommy an sich mit den Worten: "Hier, lehn dich gegen meine Schulter [...]. Lehn dich zurück und ruh dich aus, Kleiner."
    Denkt Angelo am Steuer sich nichts dabei?


    Dann befriedigt Mario den 15-jährigen Tommy mit der Hand, Tommy ejakuliert in seine Shorts, und beim nächsten Halt ist nur ein angetrockneter blasser Fleck zu sehen.


    Angelo bemerkt von alldem nichts, er pfeift eine Melodie. Das Pfeifen ist auf dem Rücksitz zu hören, d.h. im Auto ist es nicht besonders laut.


    Die Farbe von Tommys Shorts/Turnhose ist nicht genannt, aber ich nehme mal an, dass sie nicht weiß ist.


    Als "Trapez" entstand, war MZB schon eine routinierte Autorin mit jahrzehntelanger Schreiberfahrung. Bei allem erzählerischen Talent, das sie zweifellos hat: Diese Szene kann ich ihr beim besten Willen nicht abnehmen.

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Seid Ihr sicher, dass für dieses Buch eine so "große" Leserunde nötig ist?


    Jetzt ist sie doch sowieso schon eingerichtet. Und vorher weiß man doch nie, wie groß die Begeisterung für ein Buch ist.


  • Wie an anderer Stelle gesagt, habe ich kein Buch vorliegen und es ist schon längere Zeit her, dass ich das Buch gelesen habe (deshalb "zaungaste" ich hier auch nur).
    Hier verwirrst du mich etwas mit deinen Personenangaben. Wieviele Personen sitzen im Auto? Bei MariA und AngelA tippe ich mal auf Vertippsler, zumal es einmal mit einem pfeifenden "ER" weitergeht. Aber sitzt nun ein Angelo oder ein Antonio neben dem Großvater am Steuer? Oder sitzt man evtl. zu Dritt auf dem Rücksitz? Oder sind es am Ende gar mehrere Sitzreihen (wichtig wegen des Lärmpegels, den du angesprochen hast, mE)?
    Ich habe die Szene nur sehr verschwommen in Erinnerung, erinnere mich aber nicht daran, dass sie mir damals besonders aufgefallen ist (was natürlich nichts heißen muss). Zum Thema "Turnhose" und "Anlehnen": Ich denke, dass sich niemand der Familie vorstellen kann, dass da etwas "läuft", da schließlich alle genau wissen, was es für ein Skandal geben könnte, da ihnen Tommy ja von seinen Eltern anvertraut worden war. deshalb erregte nichts Misstrauen.
    Insgesamt erinnere ich mich, dass mir das Buch ganz gut gefiel, es erinnerte mich etwas an "Salto Mortale". Allerdings wunderte ich mich, dass das Buch zu der Zeit, in der es geschrieben/veröffentlich wurde, nicht viel mehr Aufsehen erregt hat,


    EDIT setzte spoiler

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von maikaefer ()

  • Hallo maikaefer!


    Du hast selbstverständlich recht, die Namen habe ich falsch wiedergegeben, ist jetzt weiter oben korrigiert.
    Da kannst Du mal sehen, wie strubbelich mich diese Szene gemacht hat.
    :lache


    Verwirrend finde ich natürlich auch, dass so viele Leute im Buch ähnliche Namen haben bzw. anders genannt werden, als sie heißen.


    Also: Vier Männer sitzen im Auto. Mario und Tommy haben Sex auf der Rückbank, Papa Tony schläft und Fahrer Angelo merkt nix. Gerade Angelo wird ansonsten aber so dargestellt, dass er ständig anzügliche Bemerkungen gegenüber Tommy macht und von Papa Tony deswegen sogar getadelt wird. Und ausgerechnet Angelo bekommt nicht mit, was auf der Rückbank passiert?


    Im ersten Leseabschnitt ist mir schon aufgefallen, wie seltsam Tommys Verhalten ist (S. 139): Er erlebt sein erstes sexuelles Zusammensein, noch dazu mit einem Mann, er macht sich Vorwürfe und gleich darauf schläft er "abgrundtief". Eigentlich müsste er doch heftig aufgewühlt sein.


    Zum Zweiten nun diese Szene auf den Seiten 180/181.


    Warum das Buch bei seinem Erscheinen nicht mehr Aufsehen erregt hat,
    könnte u. a. daran liegen, dass MZB das junge Alter von Tommy reflektiert und die Liebesbeziehung in ihrer Tiefe schildert. Zudem sind die "Stellen" eher zurückhaltend erzählt. Manchmal sogar so zurückhaltend, dass offenbar nicht nur ich sie mehrfach lesen mussten, um zu verstehen, was da eigentlich passiert.



  • Das gleiche kam mir auch in den Sinn, auch als die beiden später alleine im Wohnwagen sind, und sich vergügen kommt später Angelo dazu, ich bin ja der Meinung, man muss es riechen. Denn der Wohnwagen ist sicher nicht so groß und außerdem wegen des Gewitters alle Fenster geschlossen.


    Aber Angelos Verhalten ist sowieso nicht ganz klar. Ich glaube ja er hat einen Verdacht:

  • Habe jetzt Nadjas erstes Posting und den verbesserten Teil gelesen und die Namen verwirren mich total, ich dachte es wäre Angelo gewesen der fährt. Muss die Szene erst nochmal nachlesen.
    gibt es eine Angela???

    "Leute die Bücher lesen, sind einfach unberechenbar." Spruch aus "Wilsberg "
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  • Entschuldige Findus - ich habe meine Posts nochmal durchgeschaut, jetzt sollten die Namen stimmen.


    Ich sollte so komplizierte Dinge nicht posten, wenn ich parallel dazu Befundbericht schreibe.


    Du hast völlig recht: Angelo fährt, und eine Angela gibt es (meines Wissens) nicht.


    Bei Angelo habe ich auch schon überlegt, ob er einen Verdacht hat, weil er ja gegenüber Tommy ständig die Bemerkungen mit den Mädels macht. Aber wäre Angelo tatsächlich so kaltblütig gewesen? Hätte er es toleriert, dass sein Neffe (Mario) sexuelle Handlungen an dem 15-jährigen Pflegekind Tommy
    vornimmt?

  • Da bin ich ja geruhigt, ja die Situationen kenne ich, wenn man eigentlich was anderes macht und der Kopf nur halb bei der Sache ist :grin



    Ja mit Angelo bin ich mir da wirklich nicht sicher, vorstellen, dass er es toleriert kann ich mir eigentlich nicht, vielleicht will er nur keinen Verdacht äußern der sich nicht bestätigt, oder keine schlafenden Hunde wecken.

  • Zitat

    Original von Findus
    Da bin ich ja geruhigt, ja die Situationen kenne ich, wenn man eigentlich was anderes macht und der Kopf nur halb bei der Sache ist :grin


    Danke für Dein Verständnis, Findus. Nach meinen peinlichen Namensverwechslungen :bonk von heute Morgen habe ich dann doch noch konzentriert gearbeitet und danach konzentriert gelesen. Bis Seite 260 bin ich gekommen, jetzt möchte ich mich von unserer LR abmelden, denn ich werde das Buch nicht weiterlesen.


    Bis Seite 179 war ich durchaus noch angetan, doch dann hat mich das Buch zunehmend enttäuscht, insbesondere bei der Darstellung von Tommys
    Gefühlswelt. Ich bin niemand, der schnell ein Buch in die Ecke schmeißt, aber hier ist für mich eine Grenze erreicht.


    Bitte lasst Euch von meiner Entscheidung nicht die Freude an dem Buch verderben. Mein Respekt gilt Marion Zimmer Bradley weiterhin für ihren Mut, das Thema männliche Homosexualität in einem Unterhaltungsroman anzugehen, und das in den USA vor 35 Jahren. Außerdem finde ich, dass sie die Zirkuswelt der Vierziger/Fünfziger Jahre exzellent recherchiert hat.


    Ansonsten fühle ich mich durch das Buch in vielerlei Hinsicht wie Tommy auf Seite 260, nämlich: "bis an die Schmerzgrenze verwirrt".


    :wave

  • Schade, Nadja, die Diskussion, was MZB mit dem Roman bezweckt und was sie erreicht hat, hätte noch interessant werden können. Ich habe mich auch extrem mit dem Buch gequält und mehr offene Fragen als Antworten gefunden. Z. B. wie es anderen Lesern mit den Gewaltdarstellungen im Buch geht.

  • Danke, Buchdoktor,


    dass ich aufhöre, hat auch noch andere Gründe. Derzeit haben wir in unserer Familie einen sehr tragischen Krankheitsfall, und ich habe der Lektorin meines neuen Verlags zugesagt, bis übernächste Woche einen weiteren Manuskriptteil einzureichen.


    Da fällt es mir schwer, 450 Seiten gegen meinen inneren Schweinehund zu lesen.


    :wave