Über die Autorin:
Sabine Wassermann wurde 1965 in Simmern geboren und studierte Kunst an der Städelschule in Frankfurt am Main. Das Interesse an der griechischen Sagenwelt und der Antike brachte sie zum Schreiben. Sie lebt als Malerin und Schriftstellerin in Bad Kreuznach, wo sie 2001 mit dem Förderpreis für Kunst und Kultur ausgezeichnet wurde.
Kurzbeschreibung des Buches:
Anno Domini 1066: Heimatlos und ihrer Freiheit beraubt, landet die junge Fränkin Sophia in der Wikingerstadt Haithabu. Im Haus der Hurenwirtin Svana trifft sie auf Askell. Der Nordmann mit tiefschwarzem Haar tätigt am Ende einer Handelsreise noch einen letzten Kauf: Sophia wird seine Sklavin.
Unsichere Zeiten führen Askell, Sophia und den ebenfalls versklavten Benediktinermönch Aidan über die raue See in die unwirtlichen Wälder des Nordens. Blutige Kämpfe und gefährliche Intrigen lassen Sophias Hoffnung auf ein Leben in Freiheit schwinden. Doch das Schicksal hält noch einige Wendungen bereit. Wo Furcht und Verachtung waren, wachsen allmählich Vertrauen und Zuneigung. Deren Stärke muss sich jedoch in einer letzten Herausforderung erst noch beweisen ...
Weitere Werke der Autorin:
Goldhorus (2000)
Der Zorn des Seth (2003)
Herrin zweier Länder (2004)
Die Teufelsmalerin (2007)
Das gläserne Tor (2007)
Das Zeichen des Ketzers (2008)
Die eiserne Welt (2009)
Wer hält sich schon den Mann im Keller (2010)
Die Wikingersklavin (2013)
Homepage der Autorin:
http://www.sabinewassermann.de/home.html
Inhalt des Buches:
Askell der Schmied möchte seine Handelsreise beenden und nach Hause zurückkehren. Jedoch nicht, ohne noch einen letzten kauf durchgeführt zu haben. Es zieht ihn in das Hurenhaus von Svana. Die Hurenwirtin ist bekannt für gute Mädchen. Askell möchte sich aber nicht vergnügen, er sucht eine dauerhafte Fellwärmerin.
Der Zufall spielt ihm in die Hände, denn Svana hat an diesem Tag eine Fränkin ins Haus bekommen. Das Mädchen wurde von Svana von einem Kunden zur Begleichung seiner Schulden angeboten. Svana hat das Angebot akzeptiert, auch wenn sie nicht weiß, was sie mit diesem verschüchterten Ding, das nicht sprechen mag, anfangen soll.
Nach kurzer Begutachtung kauft Askell das Mädchen Svana ab. Ob er den Handel bereuen wird? Und wird sich Sophia in ein Leben als Sklavin und Fellwärmerin fügen?
Meinung zu dem Buch:
In ihrem neuen historischen Roman entführt die Autorin Sabine Wassermann die Leser nach Norden ins Jahr 1066. In der Wikingerstadt Haithabu trifft die verschleppte Sophia auf den Nordmann Askell. Ihre Familie wurde grausam ermordet, ebenso ihr Verlobter und sie verschleppt und an eine Hurenwirtin verkauft. Sophia hat über diese ganzen schrecklichen Ereignisse ihr Sprache fast ganz verloren. Als Askell sie dann auch noch als Fellwärmerin erwirbt, hat sie nur noch einen Gedanken: Flucht. Sei es ein Entkommen aus den Fängen des Nordmannes oder ein Entkommen aus dem Leben. Doch Akell bemüht sich um sie und macht ihr weder das eine noch das andere leicht.
Als dann auch noch der Benediktinermönch Aidan von Askell als weiterer Sklave gekauft wird, hat Sophia zumindest einen Gesprächspartner und Leidensgenossen. Tief im katholischen Glauben verwurzelt, findet Aidan seinen Weg durch die schlimmen Ereignisse, die über ihn hereinbrechen und geben so auch Sophia ein wenig Hoffnung. Aber Aidan will mehr, er will Askell vom rechten Glauben überzeugen und so prallen hier zwei Welten aufeinander.
Der Roman spielt vor dem Hintergrund der gewaltsamen Christianisierung Skandinaviens und der Eroberung Englands durch Wilhelm den Eroberer. Zwar bekommt man das zweite nur am Rande mit, kann aber durch dieses Wissen, das Handeln der Wikinger besser verstehen und auch die Geschichte zeitlich besser einordnen.
Sophia die als Sklavin zu den Wikingern kommt und ihren Platz nicht wirklich finden kann, wird dem Leser schnell sympathisch. Er kann das Leid, das ihr nicht zuletzt durch den Überfall und die Verschleppung erfahren ist, gut nachvollziehen. Auch ihre Zerrissenheit, zwischen Glaube und Stellung macht ihr zunehmend zu schaffen. Zwar wurden viele Wikinger getauft, jedoch sind sie nur zum Schein konvertiert und hängen immer noch ihrem alten Glauben an. Sophia weiß oft nicht, wo sie hingehört, wie ihre Stellung ist und wird dadurch immer unsicherer. Durch diesen Scheinglauben, findet sie ihren einzigen Halt nur in Aidan, der tief im Glauben verwurzelt ist und Sophia damit immer wieder stützt.
Aidan, ein geschundener Benediktinermönch, gerät eher zufällig in die Fänge Askells. Doch er nimmt sein Schicksal als Prüfung Gottes hin und versucht, nicht zu zweifeln. Im Gegenteil, er betrachtet sein Schicksal als Mission, die Wikinger zu missionieren und allen voran Askell. Sehr farbig und glaubhaft malt die Autorin Aidan, so dass man sich den Benediktiner gut vorstellen kann und selbst seine Gottverbundenheit spürt.
Askell, ein Nordmann, der nebst seiner Schmiede noch Handel treibt, kauft Sophia und Aidan als neue Sklaven für seinen Haushalt. Fest in seinem Glauben an Thor verwurzelt, hat er kein Ohr für Aidans Bemühungen. Aber auch keine Zeit dafür, denn bei der Rückfahrt wird er brutal von der eigenen Mannschaft überfallen und von Bord gestoßen. Der Plan, ihn damit zu erledigen, scheitert zwar, doch Askell muss von da an auf der Hut sein. Irgendwer möchte ihn tot sehen und Askell muss schnell herausfinden, wer das ist, bevor dieser sein Ziel erreicht. Auch Askells Glaube kann der Leser gut nachvollziehen, jedoch blieb mir Askell selbst immer etwas blass und geheimnisvoll. Zu Beginn als Hauptprotagonist eingeführt, geriet er im Text immer mehr in den Hintergrund.
Die Geschichte startet mit einem Prolog, in dem Sophia von der Hurenwirtin abgekauft wird. In neunzehn Kapiteln wird dann der Weg von Sophia, Aidan und Askell bis zu Askells Zuhause beschrieben. Dabei teilt sich das Buch noch zusätzlich in folgende Abschnitte:
- Die Gefangene
- Die Versklavte
- Die Geliebte
Grob beschreiben diese Abschnitte Sophias Stellung in ihrem Leben. Der Spannungsbogen steigt nach einer kurzen Einführung durch den Prolog langsam an. Der Leser darf sich erst in aller Ruhe zurecht finden und Sophia, Askell und Aidan kennen lernen. Ihren bisherigen Lebenslauf erfährt er nicht oder nur bruchstückhaft. Als es dann zum Anschlag auf Askell kommt, erreicht der Spannungsbogen seinen Höhepunkt, denn ab da überschlagen sich die Ereignisse. Hier hätte ich mir an mancher Stelle gewünscht, dass etwas mehr der ausführlicher geschrieben worden wäre. Manche Szenen oder Szenenwechsel gingen mir zu schnell. Ein Zeitsprung trug dazu bei, dass ich erst dachte, es wurde etwas vergessen.
Ein Epilog sorgt für ein langsames Ausklingen. Jedoch weiß ich nicht, ob noch ein Folgeband vorgesehen ist oder nicht. Das Buch endet ohne einen Blick in die Zukunft, so dass es durchaus möglich ist, dass die Geschichte von Sophia, Askell und Aidan fortgesetzt wird.
Das Ende selbst ist in sich rund und schlüssig. Die Handlungen der Protagonisten und der Kampf zwischen den beiden Glaubensrichtungen sind nachvollziehbar beschrieben. Gewaltszenen werden angerissen, aber nicht bis ins blutigste Detail beschrieben, ebenso die Liebesszenen. Hier wird vor allem auf die Fantasie des Lesers gesetzt.
Ein Glossar rundet das Buch ab. Das tolle und auch passende Cover, sowie ein Lesebändchen werten das Buch noch zusätzlich auf. Es findet sich sogar am Ende des Buches eine Leseprobe zu einem weiteren Buch aus dem Bookspot-Verlag.
Fazit:
Gefangen in einer Welt aus Traditionen und Glaubenseifer, schafft es eine junge Frau, sich ihrem Schicksal zu stellen und ihren Weg durch Glaube, Liebe und Freundschaft zu bahnen. Eine Empfehlung für Leser von historischen Romanen, die sich zu den Mythen des Nordens entführen lassen wollen.