'Die Liebe der Baumeisterin' - Seiten 097 - 185

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  • Mir fehlen bei diesem Abschnitt zwar noch gut 30 Seiten, aber bevor es zu spät wird, wollte ich noch meine Eindrücke mit euch teilen.


    Hm zu Beginn des Abschnitts werden zwei Personen erwähnt, die bestimmt noch eine größere Rolle spielen werden. Da haben wir zum Einen Egbert Göllner und dann Veit Singeknechts Vater, der ebenfalls Veit heißt. Urban kennt beide aus seinen Nürnberger Zeiten sehr gut und offenbar waren sie sich nicht so grün.


    Einen tollen Satz musste ich mir aufschreiben, weil er mir so gut gefallen hat: "An den Birken sprang das zarte Frühlingsgrün der ersten Blätter, das im vorwitzigen Licht der Märzsonne ein ganz besonderer Genuss für das vom langen Winter farbentwöhnte Auge war." Wir bewegen uns ja langsam auf den Winter zu und bei dem Satz dachte ich nur so: wenn der Frühling wiederkommt, dann hoffe ich, dass ich genau das empfinde, was dieser Satz aussagt. Die Wortwahl gefiel mir hier einfach außerordentlich gut.


    Gret und Jörg sind mir doch ein recht merkwürdiges Ehepaar, wenn sie ihm doch ständig kontra bietet und er einfach wirklich zu feige ist sich aufzuwiegeln gegen den Vater. Hier mochte ich Gret jedenfalls deutlich mehr, erst recht durch ihre Begeisterung für das Buch, welches sie in der Werkstatt findet. Ich hätte glaube ich genau dasselbe empfunden, wenn ich so ein kostbares Buch unter Staub versteckt finde.


    Auch Urban und Dora sind ein sehr spezielles Ehepaar, denn Urban reagiert für mein Empfinden eher wie eine beleidigte Frau statt wie ein echter Mann. Ich hätte eher erwartet, dass der Ehemann nach so einer peinlichen Aktion seine Frau härter ran nimmt und so nach dem Motto, wenn sie einem anderen hinterher schwärmt, dann wird er ihr das schon austreiben. Aber da Urban Dora so viele Freiheiten gewährt, wird er auch nicht so gemein sein wie es vielleicht für andere Männer (wie beispielsweise Doras Vater) üblich war.


    Die Szene mit Veit und Dora auf der "Aussichtsplattform" fand ich niedlich. Veit scheint sie ja wirklich sehr gern zu haben und dass wo er sie doch nur wenige Male gesehen hat. Warum gibt es so etwas in der heutigen Zeit nicht mehr? *seufz*


    Die krasseste Entwicklung hier: der Dom brennt und Doras Familie wohnt direkt daneben. Hoffentlich werden es alle überleben, aber ich vermute mal, dass jemand dran glauben muss. :-(

  • @nicigirl 85: Oh, da hast Du auch einen meiner Lieblingssätze rausgefischt! Als ich an der Szene war, brach zum Glück draußen wirklich gerade der Frühling aus und von meinem Fenster aus schaue ich direkt in einen Garten mit vielen Bäumen. Da konnte ich das sozusagen "live" beschreiben....


    Tja, Urban ist wirklich ein sehr widersprüchlicher Mensch, der in seinen selbst auferlegten Zwängen gefangen ist. Er ist vor allem mit sich selbst sehr streng und deshalb untersagt er sich Wutausbrüche gegen Dora....


    Die Szene auf der Aussichtsplattform musste einfach sein, denn ich habe in einem Buch über das Königsberger Schloss von dieser Plattform um den riesigen, alten Baum gelesen. Das hat doch etwas sehr Romantisches, denn angeblich gab es diese Plattform über mehrere Jahrhunderte... Und Veit ist doch auch ein sinnlicher Typ. Zumindest male ich ihn mir so aus.... :grin


    Gret ist etwas enttäuscht von Jörgs Verhalten zuhause in Königsberg. Als sie ihn in Nürnberg kennenlernte, weit weg von seinem dominanten Vater, war er etwas anders drauf. Vor allem, weil er dort einfach getan hat, was er am besten kann: Bier brauen. Das ist in Königsberg wieder anders.... Und das bringt Gret einfach auf.
    Die Liebe zu Büchern musste auch irgendwo ihren Platz haben. Bei den Urahnen, in "Gold und Stein", taucht dieses Minnesangbuch auch schon mal bei einem buchliebhabenden Familienmitglied auf. Bücher waren damals sehr wertvoll. Deshalb ist es ein wahrer Schatz, wie man auch daran sieht, was da alles so reingelegt wird :grin


    Gutes Weiterlesen. Der Brand (der wirklich so stattgefunden hat, die SChilderung habe ich den Chroniken entnommen) wird wirklich einiges zerstören.... aber auch Platz für Neues machen!

  • Zitat

    Original von Heidi Rehn
    @Nachgedanken: Aber wenn einen die Liebe überfällt, so wie Veit, vergisst man oft, dass es da noch andere gibt.... Noch dazu, wo er merkt, dass Dora ähnlich empfindet.....


    Ich verstehe Nachtgedankens Einwand, würde aber mit Heidi mitgehen, dass wenn beide spüren, dass sie etwas für einander empfinden, dann durchaus auch mal den anderen "dritten" im Bunde vergessen. Dann fragt sich eben nur: geht man das Risiko mit dem anderen ein oder lässt man die Verliebtheit dahin flattern wie einen Schmetterling. Man muss sich eben entscheiden, ob man der Versuchung erliegt oder nicht...


    Ich denke mal, dass jeden, der länger mit jemanden zusammen oder verheiratet ist, mal jemanden kennenlernt, bei dem man in Versuchung geraten könnte, oder?

  • Zitat

    Original von nicigirl85


    Ich denke mal, dass jeden, der länger mit jemanden zusammen oder verheiratet ist, mal jemanden kennenlernt, bei dem man in Versuchung geraten könnte, oder?


    Das muß denke ich nicht sein, wenn jemand glücklich und zufrieden ist, der guckt nicht nach rechts oder links :chen

  • Richie : Aber so richtig 100% glücklich und zufrieden ist Dora trotz allem ja nicht.... Und dann hat sie noch diesen SChafgarbetraum, versucht sich zwar einzureden, das wäre Urban in jungen Jahren gewesen, aber als Veit dann leibhaftig vor ihr steht, muss sie wirklich heftigst mit sich ringen. Sie will ja gar nicht und es passiert auch nichts, aber trotzdem..... Ich glaube schon, dass es so etwas gibt.....

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Seite 129: Kein Mensch ist unbedingt der, den er auf den ersten Blick zu sein scheint.
    Das scheint mir auf so einige Figuren in diesem Buch zuzutreffen.


    :write


    Ich finde es irgendwie ungewöhnlich, dass ich wirklich noch nicht das Gefühl habe, überhaupt über irgendeine Figur besonders viel zu wissen. Auf der einen Seite schafft das bei mir irgendwie Distanz, ich gehe emotional nicht so mit. Gerade bei Dora und Veit kann ich die Verliebtheitsgefühle irgendwie nicht nach empfinden. Es passt z.B. nicht zu meinem Bild von Verliebtheit, dass sie bei dem Brand an alle anderen denkt, nur nicht an ihn. Auf der anderen Seite finde ich so vielschichtige Figuren total spannend, die können einem selbst dann auch immer mal wieder neue Perspektiven eröffnen. Wichtig ist für mich, dass ich am Ende ein komplettes Bild habe, was ich dann nachvollziehen kann. Es ist schon ok, wenn die Figuren zwischendurch etwas völlig Unvorhergesehenes tun, aber im Nachhinein muss es dann aufgeklärt werden.


    Die Situation "alle unter einem Dach" ist auch sehr spannend und sicher überhaupt nicht lustig für die Betroffenen. Es gefällt mir immer noch gut, wie jeder einzelne so individuell beschrieben wird, dass man die Szene am Tisch richtig bildlich vor Augen hat.


    Ich bin jetzt mal gespannt, ob die Dora-Veit Situation jetzt für mich klarer wird, wo sie nun wohl mehr interagieren werden.

    It’s not enough for the phrases to be good; what you make with them ought to be good too. - Aldous Huxley

  • Hm, sie hat ja nicht freiwillig geheiratet, da ist es eigentlich nicht verwunderlich, wenn irgendwann die Gefühle etwas anderes wollen als die Umstände, von denen man sich vielleicht nur eingeredet hat, daß denen Gefühle zugrunde liegen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Hm, sie hat ja nicht freiwillig geheiratet, da ist es eigentlich nicht verwunderlich, wenn irgendwann die Gefühle etwas anderes wollen als die Umstände, von denen man sich vielleicht nur eingeredet hat, daß denen Gefühle zugrunde liegen.


    Bei dieser Aussage kann ich dir einfach nur voll und ganz zustimmen. Das trifft es denke ich auf den Punkt.

  • So nun habe ich auch noch die letzten 30 Seiten des Abschnitts geschafft.


    Doras Familie bleibt zum Glück verschont, nur deren Haus ist vom Feuer teilweise zerstört worden. Veit wird am Arm verletzt, aber auch nicht lebensbedrohlich.


    Urban ist wirklich sehr großzügig, dass er Doras Familie und Veit in seinem Haus aufnimmt. Nur merkt er offenbar nicht, dass er seine geliebte Ehefrau direkt in die Arme von Veit führt.


    Hm Mathilda ist hier doch sehr merkwürdig zum Schluss. Ich kann sie nicht leiden, aber dumm ist sie nicht. Sie ahnt, dass eventuell zwischen Veit und Dora etwas läuft und auch Gret kommt ihr bekannt vor. Und vor allem was sollen die komischen Blicke zwischen ihr und Doras Vater? Er wird sie doch wohl hoffentlich nicht später noch als Frau nehmen wollen...

  • Brigia : ich finde es wichtig, dass die Figuren vielschichtig angelegt sind. Oft ist es so, dass sie sich beim SChreiben in eine vorher nicht absehbare Richtung entwickeln, weil sich das einfach so im Lauf der Handlung ergibt. Natürlich versuche ich, dass ihr Handeln immer nachvollziehbar bleibt. Aber manches fasst der eine so auf und der andere so und da bin ich dann oft viel zu sehr in meinem Bild, das ich mir von den Figuren gemacht habe, gefangen, um das noch richtig erklären zu können. Genau deshalb aber finde ich Leserunden so spannend, in denen ihr mir begründet, warum ihr was wie empfindet oder versteht oder eben auch nicht nachvollziehen könnt....


    Alle unter ein Dach zu bringen, fand ich einfach eine sehr herausfordernde Situation. Sowohl für die Figuren als auch für mich, denn ich musste den dadurch entstehenden Flohzirkus auch irgendwie in den Griff kriegen.... Es spitzt sich dadurch einiges zu..... :lache

  • SiCollier : Stimmt. Dora hat Urban nicht freiwillig geheiratet und musste sich mit der Situation irgendwie arrangieren. GEfühle kann man halt nicht erzwingen, auch wenn man es noch so angestrengt versucht. Zumindest aber weiß sie sehr früh schon, dass sie es mit Urban weitaus besser getroffen hat, als zunächst befürchtet. Dass dann noch dieser Traum kommt und Veit auftaucht, sind Zufälle, mit denen keiner gerechnet hat....

  • Ich habe den zweiten Abschnitt geschafft. Und ich habe mich durch den Thread hier gearbeitet.


    Viele Gedankengänge habe ich ähnlich. Ich glaube, dass Dora Urban zwar liebt, aber doch nicht die komplette Erfüllung in dieser Beziehung findet. Daher ist es bestimmt einfach, sich neu zu verlieben, zumal ihr Traum sie ja bereits in diese Richtung lenkt. Dass Veit ja scheinbar genauso empfindet, macht die ganze Sache ja noch einfacher.


    Mathilda steckt ja ihre Nase in alle Dinge, vor allem die, die sie nichts angehen. Mit ihr wird Dora wohl noch genug Ärger bekommen.


    Die Reaktion der Bürger auf das Verhalten von Renata nach dem Brand finde ich ja erschreckend.

  • saphiria : Du hast das sehr treffend formuliert: Dora liebt Urban, findet aber nicht die 100% Erfüllung darin :grin


    Die Renata-Episode nach dem Brand basiert ja teilweise auf Berichten aus der Chronik, ich habe es nur noch etwas weiter ausgemalt (was im Roman ja durchaus angebracht ist :grin). Nach allem, was passiert ist, kann man sich sehr gut vorstellen, wie aufgeheizt die Stimmung war und wie leicht da etwas sehr Schlimmes hätte passieren können. Gerade damals war so ein Brand ja wirklich verheerend.