Hier könnt ihr Heidi Fragen stellen, die nicht das Buch der aktuellen Leserunde "Die Liebe der Baumeisterin" betreffen.
Fragen an Heidi Rehn
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Nach dem Lesen des ersten Abschnitts stellte sich mir folgende Frage:
Zum Ende des Abschnitts betreiben die Eheleute Stöckel Beischlaf. War es zu der Zeit wirklich üblich, dass sie völlig nackt waren? Ich dachte immer, dass man sich damals nur verhüllt vergnügte und nacktes Fleisch nur in Bordellen zu sehen war...
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Oh, eine knifflige Frage! Pauschal kann man das nicht so eindeutig sagen. Meines Wissens war es vor allem in höheren Schichten (Adelige) bis in die Neuzeit und dann wieder im 17./18. Jahrhundert üblich, dass man beim Beischlaf im Hemd blieb. Ärmere Schichten hatten dagegen meist nur das an Kleidung, was sie am Leibe trugen, zumeist gehörte dazu nicht unbedingt ein Unterhemd.
Urban und Dora gehören eindeutig zur höherrangigen Bürgerschicht und wir befinden uns Mitte des 16. Jahrhunderts. Da war es offiziell zwar üblich, sich nicht nackt voreinander zu zeigen, aber im Dunkeln können sie sich durchaus nackt nebeneinander gelegt haben.
Letztlich ist das eine Vermutung von mir, weil ich da leider auch keine eindeutige Quelle gefunden habe, die das eindeutig beschreibt. Und da es ein Roman ist, habe ich mir erlaubt, das hier einfach nach meinem Gefühl, wie ich das für meine Figuren für richtig halte, zu beschreiben.
Ich hoffe, das beantwortet Deine Frage einigermaßen.
Gutes Weiterlesen!
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Frage:
Ist es historisch überliefert, dass die Herzogin Kleinwüchsige toll fand und einen stets um sich hatte? War für mich schon eine merkwürdige Vorliebe…Edit: Ich habe die Frage mal auf Mitleserwunsch gespoilert, da sie grob mit Abschnitt 3 zu tun hat.
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Wie recherchiert man für ein historisches Buch wenn man die Geschichte möglichst nah an die geschichtlichen Umstände der damaligen Zeit bringen möchte. In Bezug auf das Alltagsleben und die Gepflogenheiten zu der Zeit usw.
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Das ist eine sehr gute Frage, auf die ich jetzt seitenlang antworten könnte. Ich versuche, mich kurz zu halten.
Für mich gehört immer dazu, die Orte des Geschehens "live" zu sehen, auch wenn sie heute anders aussehen als damals. Aber vor Ort erhält man doch immer ein gutes Gefühl, wie es ausgesehen haben könnte.
Sehr wichtig sind mir auch Originalzeugnisse aus der Zeit, was für die fernere Vergangenheit nicht so einfach ist, gerade auch in Bezug auf Königsberg. Aber da habe ich einige Chroniken gefunden (wie erwähnt), außerdem suche und lese ich natürlich über die Zeit allgemein, das sind dann Abhandlungen z.B. über das Alltagsleben im Mittelalter, das Alltagsleben in der Stadt, Frauen im Mittelalter usw. Und dann natürlich auch Bücher über die Herrscher und die Ereignisse, hier also über Herzog Albrecht und Herzogin Dorothea, die Zeit des Deutschen Ordens, Geschichte Preußens und Polens usw.
Und dann gehe ich auch gern in Museen, schaue mir Gemälde aus der Zeit an, aber auch Alltagsgegenstände oder Museen über Spitäler usw.
Letztlich kann man nie ergründen, wie es wirklich war, man kann sich nur annähern und muss gerade für entferntere Zeiten auch Mutmaßungen anstellen, wie es gewesen sein könnte.
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nicigirl85 : Dass die Herzogin Kleinwüchsige liebte und gern auch als Geschenke an Freunde oder andere Herrscher verschenkte, ist historisch überliefert. Ich habe das in einer Biographie über Herzogin Dorothea gelesen und mich gewundert, als ich es in einer Biographie über Herzog Albrecht und in einem Buch über das Leben am herzoglichen Buch auch noch mal fand, war mir klar, dass ich das im Roman verwenden muss.
In meiner Kurzgeschichte "Da waren es nur noch drei" für die Anthologie "Bitterer Nachgeschmack" habe ich das nochmal etwas ausführlicher aufgegriffen. -
Danke für Deine Antwort das hat mich schon lange mal interessiert da ich mich bei blutige Hände direkt in das Viertel in München versetzt gefühlt hab in dem ich mit 12 Jahren mal meine Ferien verbracht hatte
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Das freut mich zu lesen
Wenn Du das "alte" München magst, ist vielleicht auch "Tod im Englischen Garten" etwas für Dich. Darin findest Du meine ganz persönliche, allerliebste Figur (obwohl das wohl doof ist, als Autorin so einen ganz besonderen Liebling zu haben, denn eigentlich liebe ich alle meine Figuren.... :grin)
Danke Dir auch für die Rzei! Freut mich sehr, dass Dir das Buch gefallen und Du Spaß am Lesen hattest.
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Ja an den Tod im Englischen Garten hatte ich gedacht
man darf Lieblingsfiguren haben Du kannst ja mal über die Nachkommen deiner Lieblingsfigur schreiben die dann zufällig die gleichen Eigenschaften haben ..aber eine ganz andere Handlung und auch Zeit
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Leider bin ich da nie so vorausschauend wie manche Kollegen, die mögliche Töchter, Söhne, Enkel und sonstige Nachkommen beim Schreiben auch schon immer gleich verkaufsfördernd im Blick haben. Bei dieser Figur nämlich gibt es definitiv keine leiblichen Nachfahren.... aber "Kinder im Geiste" könnten durchaus mal auftauchen, da bringst Du mich gerade auf eine sehr gute Idee für den nächsten Roman.....(das wird dann der übernächste, der 2015 erscheint :lache)
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echt?.. die bauen nur Figuren ein um sie praktisch später zu vermarkten ... also verstehen tu ich das wenn man ohne hin vorhat zb über mehrere Generationen zu schreiben und jedes Buch einer bestimmten Zeit widmet zB .. aber sonst
ach das müssen doch nicht mal Kinder im Geiste sein.. vielleicht hatte deine Romanfigur auch Geschwister und die haben Kinder und die haben wieder Kinder .. könnte doch auch sein das die Figur Geschwister hatte oder Kinder von denen sie gar nichts wusste soll ja immer mal wieder vorkommen :chen. Wir könnten da jetzt Stammbäume erstellen so das du bis ins Jahr 3000 Romane schreiben könntest
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Ja, solche Stammbäume haben etwas....
Ich mache das ja ganz gern, dass in meinen Büchern mal mögliche Querverbindungen auftauchen. Auch als Leserin von Autoren mag ich das. Da entspinnen sich gleich wieder ganz neue Geschichten...
Meine Wundärztin-Trilogie endet ja auch in Königsberg und da taucht doch tatsächlich eine Familie Singeknecht auf. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt
Gerade überlege ich, ob Figuren aus einem Roman im nächsten nicht mal ganz am Rande auftauchen. Man begegnet sich irgendwo zufällig. Das musst dann keinen Einfluss auf die Geschichte haben, aber für den Leser, der den anderen Roman kennt, ist es vielleicht ein kleiner Wink. Mal schauen