Bernhard Sinkel - Augenblick der Ewigkeit

  • Kurzbeschreibung:


    Genial und skrupellos, Liebling der Musikwelt und des Nazi-Establishments – der Roman einer beispiellosen Karriere


    Die grandiose Lebens- und Liebesgeschichte des gottbegnadeten Dirigenten Karl Amadeus Herzog – ein erzählerisches Bravourstück über die Gier nach Ruhm und Erfolg, über Schuld und Verrat – ein einzigartiges Porträt des 20. Jahrhunderts. Als Karel Bohumils über alles geliebter Vater am Vorabend des Ersten Weltkrieges vor seinen Augen erschossen wird, ahnt keiner, dass dieser kleine Klavierspieler der größte Dirigent des 20. Jahrhundert werden wird. Außer vielleicht Franziska Wertheimer, deren Familie in Karlsbad kurt. Zwei Jahre später ist es dieses Fränzchen, das seine Eltern davon überzeugt, den kleinen Karel mit nach Wien zu nehmen und ihm die Ausbildung zukommen zu lassen, die seiner außergewöhnlichen musikalischen Begabung entspricht. Damit beginnt die Lebensreise dieses Musikers, der nichts weniger will, als den Olymp für sich zu reklamieren. Und es beginnt die tragische Liebesgeschichte zwischen Karl und Franziska, die zueinander nicht finden können.


    Meine Meinung:


    Nach etwa 50 gelesenen Seiten war ich mir sicher, hier einen großen Roman in Händen zu halten. Diese Euphorie blieb leider über die insgesamt 540 Seiten nicht bestehen, dennoch war es eine lohnende Lektüre.


    Erzählt wird das Leben des (fiktiven) Karl Amadeus Herzog, von seiner Kindheit an mitsamt dem schrecklichen Erlebnis, wie sein Vater vor seinen Augen erschossen wird, über seine bereits in Kindheitsjahren fußende Freundschaft und Liebe zu Franziska Wertheimer, seine musikalische Ausbildung zunächst zum Konzertpianisten und dann zum Dirigenten, sein kometenhafter Aufstieg während der Nazi-Zeit, als er sich menschlich betrachtet alles andere als glorreich verhält bis hin zu seinen beiden Ehen.


    Vom Aufbau her ist dieser Roman sehr geschickt konstruiert; es gibt eine Ebene in der Gegenwart – der 80. Geburtstag Herzogs steht bevor und es ist ein innovatives Konzert geplant -, die immer wieder flüssig in längere Rückblenden übergeht. Diese Übergänge sind wirklich sehr ausbalanciert und gekonnt eingeflochten, ein großer Pluspunkt dieses raumgreifenden Romans.


    Weniger gefallen haben mir die üppigen, detailverliebten Ausschweifungen in Form von Landschaftsbeschreibungen, Häusern und auch einige der musikalischen Sequenzen – so schön der Autor zu formulieren in der Lage ist, so sehr lenkt dieses Blendwerk vom eigentlichen Inhalt ab und bläht den Text vom Umfang her unnötig auf. Womit wir auch schon bei meinem größten Kritikpunkt angelangt wären: „Augenblick der Ewigkeit“ ist für den gebotenen Inhalt einfach zu lang, es stellen sich beim Lesen deutliche Ermüdungserscheinungen ein.


    Ansonsten habe ich allerdings nichts Tragisches zu bemängeln, die Figurenzeichnung ist gelungen, die Dialoge sind glaubhaft, das Verhalten und Agieren der Personen ist größtenteils realistisch und der Schreibstil ist – abgesehen von den oben erwähnten ausufernden Beschreibungen – angenehm zu lesen.