Der vergessene Strand - Julie Peters

  • Über die Autorin:


    Julie Peters, Jahrgang 1979, war Buchhändlerin und studierte Geschichte, ehe sie sich ganz dem Schreiben widmete. Heute arbeitet sie als Schriftstellerin und Übersetzerin.



    Weitere Werke der Autorin:


    - Das Lied der Sonnenfänger (2011)
    - Im Land des Feuerfalken (2012)
    - Am Fuß des träumenden Berges (2013)
    - Der vergessene Strand (2013)



    Kurzbeschreibung des Buches:


    Es ist nur ein kleines, unscharfes Schwarzweiß-Foto, das all ihre Hoffnungen zerstört. Amelie kann ihrem Zukünftigen nicht verzeihen, dass er bei einem Seitensprung ein Kind gezeugt und ihr nichts davon gesagt hat. Überstürzt macht sie sich auf eine Reise, um Abstand zu gewinnen. In Pembroke, einem Küstenstädtchen in Wales, will sie sich mit den Recherchen für eine Biografie über eine Countess ablenken, die dort vor über hundert Jahren lebte. Pembroke ist Amelie gleich merkwürdig vertraut. Fast hat sie das Gefühl, schon einmal hier gewesen zu sein. Aber die Einheimischen verhalten sich ihr gegenüber seltsam abweisend. Nur der junge Apotheker Dan ist ihr gleich sympathisch. Und bald erkennt sie, dass sie mehr mit Pembroke und der Geschichte der Countess verbindet, als sie ahnte…



    Meinung zum Buch:


    Amelie arbeitet an einem Buch über eine mutige Frau im 19.Jahrhundert, Beatrix Lambton. Nach ihrem Studium wusste nicht wirklich was mit sich anzufangen und hat sich daher dem Schreiben gewidmet. Das war auch möglich, da Michael sie von Anfang an unterstützte. Michael, eigentlich ihr Dozent und etwa 13 Jahre älter als sie, war mittlerweile ihr Verlobter. Zusammen wollten sie eine Familie gründen, bis Amelie an einem Tag einen Brief in der Post fand, der ihr den Boden unter den Füßen wegriss. In dem Kuvert war neben einem kurzen Schreiben auch ein Bild. Ein Ultraschallfoto – von Michaels Kind mit einer anderen Frau. Sabina, eine Studentin von Michael, war eine Affäre, die Michael allerdings schon längst beendet hatte. Oder etwa doch nicht?


    Jedenfalls bekam diese Frau ein Kind von ihm. Ein Kind, das er sich eigentlich mit Amelie gewünscht hat. Amelie ist sehr verwirrt und erbost, so dass sie schnell einige Sachen zusammenpackt und sich auf den Weg zu ihrer Mutter macht. Diese nimmt sie zwar auf, aber lange kann Amelie dort nicht bleiben. Auch geht ihr die Mutter auf die Nerven, die ständig zwischen ihr und Michael vermitteln will und Amelie drängt, zu ihm zurück zu gehen. Da Amelie einen Hänger bei ihrem Buch hat und ohnehin nach Pembroke fahren wollte, nutzt sie diese Gelegenheit und macht sich auf den Weg.


    Dort angekommen, möchte sich Amelie sogleich in ihre Recherchen stürzen. Doch etwas verwirrt sie erneut. Wieso sind die Bewohner des kleinen Küstenstädtchens in Wales so unhöflich und ablehnend zu ihr? Und wieso glaubt sie ein Haus mit einer blauen Tür wieder zu erkennen?


    Ihre Recherchearbeiten treiben sie in die öffentliche Bibliothek. Dort lernt sie Cedric kennen, der ihr als erster hilft und ihr freundlich begegnet. Aber warum hat sie ständig das Gefühl, dass sie heim gekommen ist? Und dann ist da auch noch der junge Apotheker Dan, der ihr mehr als nur ein freundliches Wort schenkt…



    Julie Peters entführt den Leser nicht nur in ein kleines Küstenstädtchen in Wales, sondern auch zeitweise in die Vergangenheit. Die Geschichte ist in zwei Stränge aufgeteilt. Zum einen begleitet der Leser Amelie auf ihrer Suche nach der Geschichte von Beatrix Lambton, zum anderen wird die Geschichte von Beatrix und ihrer Schwester Anne teilweise erzählt.


    Die Kapitel wechseln sich ab, anhand der Schriftart lässt sich auf den ersten Blick erkennen, ob die Geschichte in der Gegenwart oder in der Vergangenheit spielt. Dabei ist die Geschichte von Beatrix und Anne keineswegs durchgehend, sondern es werden immer nur Auszüge oder Szenen erzählt. Bisweilen sogar nur Briefe zitiert, so dass man die Zusammenhänge sich selbst erschließen muss.


    Die Autorin verwebt geschickt die beiden Stränge miteinander. Am Ende führen sie zusammen und ergeben ein Gesamtbild. Spannend von der ersten Seite an, lässt einen das Buch nicht mehr los. Im letzten Drittel klingt die Geschichte dann langsam aus und lässt den Leser träumend und sinnierend zurück.


    Das Nachwort wurde von Amelie selbst geschrieben und lässt auch hier Platz zum Überlegen, ob die Geschichte wirklich in der auktorialen Erzählweise oder direkt von Amelie geschrieben wurde.


    Amelie wird dem Leser sehr schnell sympathisch, wobei Michael eher blass bleibt und man nicht einschätzen kann, wie man selbst in Amelies Situation reagieren würde. Cedric und Dan lernt man ebenso lieben, wie Jonathan, auch wenn diese Personen hinter Amalie eher zurückstehen. Die Geschichte von Beatrix und Anne berührt und man kann den Konflikt von Anne sehr gut nachvollziehen. Dennoch hätte ich gerne mehr erfahren über die beiden Frauen und ihr Leben.


    Das Cover ist thematisch passen. Ein kleines Haus an einer Küste gelegen, eine Situation wie man sie wohl in Wales finden könnte.


    Der flüssige und eingängige Schreibstil der Autorin, sowie die Zeitwechsel tragen zu einem schnellen Lesetempo bei. Die Geschichte ist in sich logisch, schlüssig und bis zur letzten Seite spannend. Viel Dramatik, Vergangenheitsbewältigung, Liebe und Hass wechseln sich ab, doch am Ende bleibt das gute Gefühl zurück, dass man an einer spannenden Familiengeschichte Teil haben konnte.



    Fazit:


    Eine spannende Reise nach Wales, in die Vergangenheit zweier starker Frauen, die die Zukunft einer Frau in der Gegenwart nachhaltig beeinflusst.

  • Ich liebe ja Romane, die auf verschiedenen Zeitebenen spielen! Vielen Dank für die Rezi, das wandert gleich auf die Wunschliste (hm... wieviele Bücher kann so ein Weihnachtsmann eigentlich tragen?) :grin

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)